29.02.2024 Aufrufe

Christkatholisch_2024-3

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Thema<br />

Geschichte und Bedeutung<br />

unserer bistumsweiten<br />

Frauenorganisation<br />

Der Verband <strong>Christkatholisch</strong>er Frauen der Schweiz VCF<br />

1916 gegründet, ist der VCF der älteste konfessionelle Frauenverband der<br />

Schweiz neben dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund SKF und<br />

dem Evangelischen Frauen verband Schweiz EFS.<br />

Von Beatrice Reusser, Vorstandsmitglied VCF<br />

Die Geschichte des VCF fügt sich ein in die Entwicklung<br />

der Frauenbewegung und in den Kampf der<br />

Frauen um politische und gesellschaftliche Rechte.<br />

Um sich Gehör zu verschaffen und ihre Anliegen besser<br />

durchsetzen zu können, schlossen sich Frauen<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vereinen<br />

und Verbänden zusammen. Auch die ersten<br />

christkatholischen Frauenvereine entstanden in dieser<br />

Zeit. 1888 wurde der Schweizerische Gemeinnützige<br />

Frauenverein als Dachverband der gemeinnützigen<br />

Frauenvereine gegründet und setzte sich<br />

fortan für die Ausbildung von Frauen in Hauswirtschaft,<br />

Ernährungskunde, Krankenpflege und Erziehung<br />

ein. Gründungsmitglied und erste Präsidentin<br />

war Rosina Gschwind, auch bekannt als Pfarrfrau<br />

und Herausgeberin eines Kochbuchs. Der 1900 gegründete<br />

Bund schweizerischer Frauenvereine BSF,<br />

die heutige Alliance F, vertrat vor allem die politischen<br />

Anliegen der Frauen, insbesondere im Bereich der<br />

Zivil- und Strafgesetzgebung. Der VCF trat 1923 dem<br />

BSF bei.<br />

Gründung und Entwicklung<br />

des VCF<br />

Die Gründung des VCF fiel in das Kriegsjahr 1916.<br />

Ausgehend von Vorstössen des Frauenvereins St.<br />

Gallen fand die Gründungsversammlung in Olten<br />

statt. Erste Präsidentin wurde Aline Ducommun-Merz<br />

(1867-1921) aus Bern. An der ersten Delegiertenversammlung<br />

wurden 1917 die Statuten verabschiedet,<br />

welche folgenden Verbandszweck nennen:<br />

• Pflege der Bande der Freundschaft und Zusammengehörigkeit<br />

zwischen den einzelnen Vereinen<br />

• Förderung des Verständnisses für die Forderungen<br />

der katholischen Reformbewegung und eine<br />

zielbewusstere Anteilnahme am kirchlichen und<br />

sozialen Leben der christkatholischen Gemeinden<br />

und an den Aufgaben der Kirche<br />

• Sammlung der weiblichen christkatholischen Jugend<br />

und deren Hinführung zu tatkräftigen Förderinnen<br />

der Kirche.<br />

In ihrem Bericht an die Synode 1920 formulierte Anny<br />

Peter (Zentralpräsidentin von 1920-1945): «Wir möchten<br />

zu Stauffacherinnen für unsere Kirche werden,<br />

zum Segen der ganzen christkatholischen Bewegung».<br />

Der VCF setzte sich von Anfang an für das<br />

kirchliche Stimmrecht der Frauen ein. Einzelne Gemeinden<br />

hatten dieses ab 1920 eingeführt, aber erst<br />

1954 erhielten die Frauen das Stimmrecht an der Synode.<br />

1960 delegierte Solothurn die erste Frau und<br />

1966 wurde Denise Bindschedler-Robert die erste<br />

Synodalrätin.<br />

1920 gehörten dem VCF 27 Frauenvereine mit 2800<br />

Mitglieder an. 1934 waren es 36 Vereine mit 3600<br />

Mitgliedern. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten<br />

gingen die Mitgliederzahlen zurück und 2013 waren<br />

es noch 17 Frauenvereine mit 1000 Mitgliedern.<br />

2023 gehörten dem VCF noch 11 Frauenvereine an;<br />

von den anfänglich zahlreichen Vereinen der Westschweiz<br />

ist keiner mehr aktiv.<br />

Aufgaben und Tätigkeiten des<br />

VCF und der Frauenvereine<br />

In den ersten Jahrzehnten stand die Fürsorgetätigkeit<br />

im Vordergrund, dies auch wegen der Kriege und<br />

der Wirtschaftskrise der 30er Jahren. Spenden wurden<br />

gesammelt für Bedürftige, Kleidersammlungen<br />

sowie Obst- und Gemüsesendungen in städtische<br />

Gebiete wurden organisiert. 1940 wurde der Mütterfonds<br />

gegründet zur Unterstützung erholungsbedürftiger<br />

christkatholischer Frauen, die auch finanzielle<br />

Hilfe bei ausserordentlichen Ausgaben wie Zahnarztrechnungen<br />

erhielten. Die Unterstützungsgesuche<br />

nahmen nach den 80er Jahren ab. Der Fonds wurde<br />

1991 umbenannt in «Solidaritätsfonds für Frauen» und<br />

erhielt Statuten. Heute werden nur noch selten Anträge<br />

gestellt.<br />

Das Berghüsli sah Anny Peter 1928 als vorfabriziertes<br />

Ausstellungshaus an der Schweizerischen Ausstellung<br />

für Frauenarbeit SAFFA, sie kaufte es und liess<br />

es 1932 bei Heiligenschwendi aufbauen. Es wurde zu<br />

ihrem Rückzugsort und zu einem Ferien-, Kur- und<br />

Tagungszentrum für ihre vielfältigen gemeinnützigen<br />

Tätigkeiten. 1954 übertrug sie es der christkatholischen<br />

Kirche als Stiftung. Bis heute ist das Berghüs­<br />

18<br />

<strong>Christkatholisch</strong> Nr. 3, <strong>2024</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!