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Christkatholisch_2024-3

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Hintergrund<br />

Junia als Namenspatronin der<br />

Alt-Katholischen Kirche in<br />

Augsburg. Dass hier eine Frau,<br />

noch dazu eine mit dem Titel<br />

«Apostelin», gewählt wurde,<br />

weist auf das alt-katholische<br />

Anliegen hin, den Katholizismus<br />

mit seinen Traditionen in die<br />

moderne Welt hineinzutragen.<br />

Dass in der Alt-Katholischen<br />

Kirche in Deutschland und<br />

der <strong>Christkatholisch</strong>en Kirche<br />

Frauen in allen Bereichen des<br />

kirchlichen Lebens gleichberechtigt<br />

sind, ist eine Frucht<br />

dieses Bemühens.<br />

Fotos: zVg<br />

zu folgen. Dreimal entging sie daraufhin einem Martyrium.<br />

Was nach Wunder und Legende anmutet zeigt<br />

aber einen entscheidenden Aspekt: Eine Christin, die<br />

sich gegen alle Widerstände durchsetzt, sich selbst<br />

tauft, ihre Mission in Kleinasien fortsetzt, als Apostelin<br />

predigt und Paulus’ Segen erhält.<br />

Prof. Eisen erläutert die Bedeutung dieser Dokumente:<br />

«Die Thekla-Akten sind insofern eine Verdichtung<br />

auch von Lebensmöglichkeiten von Frauen in der Antike<br />

und da ist die Eheverweigerung ein Aspekt, der<br />

keine geringe Rolle spielt. Denn Frauen, die nicht verheiratet<br />

waren, hatten möglicherweise andere Möglichkeiten<br />

der Selbstverwirklichung, insofern ist die<br />

Thekla-Akte ein interessantes Dokument des 2. Jh.,<br />

das in der Forschung sehr viel genauer untersucht<br />

werden müsste und könnte.»<br />

Die Prophetinnen Maximilla,<br />

Priscilla und Quintilla<br />

Zeitgleich zu Thekla wirken in Kleinasien auch die<br />

montanistischen Prophetinnen. Ihr Ausgangszentrum<br />

ist Pepuza im Westen der heutigen Türkei. Diese<br />

christliche prophetische Bewegung wird zum grössten<br />

Teil von Frauen getragen und ist über Jahrhunderte<br />

sehr erfolgreich, wie die evangelische Theologin<br />

Heidrun Mader erklärt: Die Bewegung habe sich<br />

wie ein Lauffeuer im gesamten römischen Reich verbreitet<br />

und es habe zwischenzeitlich auch danach<br />

ausgesehen, als könne sie an bedeutendem Einfluss<br />

für das frühe Christentum gewinnen.<br />

Die Frauen vermittelten ihre Inhalte über ekstatische<br />

Prophezeiungen, eine Form, die in dieser Gegend zu<br />

dieser Zeit nicht unüblich war. «Man muss aber sagen,<br />

dass Ekstase zur Prophetie auch im frühen<br />

Christentum schon durchaus dazu gehörte. Sie werden<br />

dabei in eine Art Trance und in körperlicher Erregung<br />

geraten sein. Das berichten uns die Gegner,<br />

und das finden sie suspekt», so Heidrun Mader.<br />

Heute sind drei dieser Prophetinnen namentlich bekannt.<br />

Maximilla, Mitbegründerin der Bewegung, wurde<br />

von ihren Gegnern als wilde ekstatische Frau defamiert,<br />

die angeblich ausschweifend gelebt und sich<br />

stark geschminkt haben soll, sowie schwer mit<br />

Schmuck behangen war. Gegner der Prophetinnen,<br />

u.a. Eusebius von Cäsarea und Epiphanius von Salamis,<br />

wollten die Wirkmacht dieser Frauen mit ihren<br />

Schriften auslöschen. Doch sie bewirkten das Gegenteil.<br />

Um zu zeigen, wie schlimm ihre Feindinnen<br />

sich aufführten, zitierten sie diese und überlieferten<br />

uns damit wertvolle Dokumente.<br />

Die erhaltenen Verheissungen von Maximilla gehören<br />

zu den frühesten theologischen Äusserungen einer<br />

Frau des Christentums. «Der Herr hat mich gesandt<br />

als Anhänger, Enthüller, Deuter dieses Leidens und<br />

des Bundes und der Verheissung, gezwungen, ob ich<br />

will oder nicht, dass die Erkenntnis Gottes bekannt<br />

gemacht wird.» Sie sah sich als Prophetin in der Tradition<br />

von Paulus. Maximilla benennt sich grammatikalisch<br />

mit männlichen Formen. So schreibt sie sich<br />

offenbar selbst männliche Stärke zu. Auch ihre Feinde<br />

begreifen sie scheinbar als stark und jagen sie unerbittlich.<br />

«Ich werde verfolgt wie ein Wolf von den Schafen.<br />

Ich bin kein Wolf, ich bin Wort und Geist und Kraft.<br />

Hört nicht mich sondern hört Christus. Nach mir wird<br />

kein Prophet mehr sein, sondern die Vollendung.»<br />

Von Priscilla, Mitbegründerin der Bewegung, sind keine<br />

Prophezeiungen erhalten. Ebenso wie Maximilla<br />

galt sie Jahrhunderte lang bei ihren Anhängern als<br />

Heldin. Die Sprüche beider Frauen waren weit über<br />

Pepuza bekannt.<br />

Einige Jahrzehnte später zieht in Pepuza die Prophetin<br />

Quintilla die Aufmerksamkeit auf sich. Sie verkündete:<br />

«In der Gestalt einer Frau, in leuchtenden Gewändern<br />

gekleidet, kam zu mir Christus und warf in<br />

mich hinein die Weisheit und offenbarte mir, dass dieser<br />

Ort heilig sei und dass Jerusalem hier aus dem<br />

Himmel herab komme.»<br />

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<strong>Christkatholisch</strong> Nr. 3, <strong>2024</strong>

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