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DAS IST LOS<br />
In Kiel sind Lara Kaufmann (li.)<br />
und Tina Zymni unterwegs, um<br />
die Einwohnerinnen und Einwohner<br />
in Mettenhof und Gaarden bei<br />
Verbraucherfragen zu unterstützen.<br />
Termin über viele Themen informieren und<br />
beraten lassen. Während Vorträgen, Aktionen,<br />
Veranstaltungen und Online-Seminaren vermitteln<br />
die Quartiersmitarbeitenden weiteres<br />
Wissen zu Verbraucherthemen und geben<br />
unabhängige Tipps und Handlungsempfehlungen.<br />
Unterstützt wird das Quartiersteam von<br />
den Fachreferentinnen und Fachreferenten<br />
in der Geschäftsstelle, etwa aus den Bereichen<br />
Recht und Finanzen, Wohnen und Energie,<br />
Lebensmittel und Ernährung oder Verbraucherbildung.<br />
GROSSE NACHFRAGE<br />
IN ALLEN ORTEN<br />
Seit Juli 2023 ist viel passiert. Motivierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter für die Arbeit<br />
<strong>im</strong> Quartier wurden gesucht und gefunden,<br />
Strukturen aufgebaut und Materialien konzipiert.<br />
Auch das Netzwerk an Partnern in den<br />
Stadtteilen ist gewachsen. Allein in Lübeck<br />
sind so bereits acht feste Sprechstunden entstanden.<br />
Landesweit ist die Nachfrage groß. Es<br />
kommen Menschen jeder Altersgruppe, Männer<br />
und Frauen. Es kommen Menschen, die in<br />
Schleswig-Holstein groß geworden sind oder<br />
ein neues Zuhause <strong>im</strong> <strong>Norden</strong> gefunden haben.<br />
Entgegen vieler Vorurteile sind die Ratsuchenden<br />
nicht alle erwerbslos oder Menschen mit<br />
Migrationshintergrund. Im Gegenteil: In die<br />
Sprechstunde kommt die Seniorin, die ein<br />
20 lebensart<br />
Leben lang gearbeitet hat, aber deren Rente<br />
nicht mehr reicht, um die hohe Stromrechnung<br />
zu zahlen. Es kommt der Student, der auf einen<br />
Fakeshop <strong>im</strong> Internet hereingefallen ist und<br />
Geld verloren hat. Es kommt die alleinerziehende<br />
Mutter, der ein Gutschein versprochen<br />
und ein teures Zeitschriften-Abo untergeschoben<br />
wurde. Es kommt die junge Familie, die<br />
mit Sch<strong>im</strong>mel in der Wohnung kämpft.<br />
Die Einwohnerschaft in den Quartieren ist<br />
divers und multikulturell. Sie ist aus unterschiedlichen<br />
Gründen verletzlich. Doch<br />
zeigt sich, dass meist schon das gemeinsame<br />
Gespräch Lösungen für viele Probleme hervorbringen<br />
kann. Nach dieser Überzeugung<br />
handeln die Beratungsteams in den Quartieren.<br />
Jede und jeder Hilfesuchende wird offen<br />
aufgenommen und individuell betreut. Das<br />
kurzfristige Ziel ist die Lösung des akuten Problems.<br />
Langfristig sollen die Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher jedoch auch lernen, sich <strong>im</strong><br />
Konsumalltag besser zurechtzufinden und das<br />
eigene Selbsthilfepotenzial auszuschöpfen.<br />
Deshalb klären die Quartiersmitarbeitenden<br />
über Verbraucherrechte, Gesetzesänderungen<br />
oder neue Betrugsmaschen auf und geben<br />
Tipps zum Geld- und Energiesparen. Durch<br />
dieses Wissen sollen die Menschen künftig<br />
vorteilhafte Kaufentscheidungen treffen und<br />
nachteilige Angebote erkennen können.<br />
STARKER VERBRAUCHERSCHUTZ,<br />
STARKE GESELLSCHAFT<br />
Das Leben mit geringem Einkommen und<br />
vielen Preissteigerungen ist schwierig: Schon<br />
geringe Mehrkosten aufgrund eines untergeschobenen<br />
Vertrags können zu Zahlungsunfähigkeit,<br />
Inkasso-Verfahren, negativem<br />
Schufa-Eintrag und Vollstreckungsbescheid<br />
führen. Diese Abwärtsspirale führt bei<br />
vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />
zu Verzweiflung und <strong>im</strong> Einzelnen sogar zu<br />
Resignation und gesellschaftlicher Abkehr.<br />
„Wenn wir den verletzlichen Teil der Bevölkerung<br />
stärken und Vertrauen in öffentliche<br />
Institutionen und Hilfsmaßnahmen schaffen,<br />
stärken wir damit automatisch die Gesellschaft<br />
insgesamt“, so Stephan Göhrmann,<br />
Sprecher der VZSH. Neben der aufsuchenden<br />
Verbraucherarbeit wird es in den kommenden<br />
Monaten auch darum gehen, das gemeinsame<br />
Engagement innerhalb der Stadtteile für die<br />
Zukunft zu planen. Denn die Finanzierung ist<br />
bislang bis Ende <strong>2024</strong> gesichert, die Probleme<br />
der Menschen jedoch werden darüber hinaus<br />
Lösungen brauchen.<br />
Weitere Informationen sowie alle Sprechstunden<br />
und Veranstaltungen finden Sie auf:<br />
www.verbraucherzentrale-sh.de/<br />
quartiersarbeit