wellhotel Ausgabe 1-2024
Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty
Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Branchennews ]<br />
Foto: malkovkosta – stock.adobe.com<br />
Auf offen gezeigte Zuwendung und Freundlichkeit mit schäbigem Verhalten zu reagieren, fällt den meisten Menschen schwer.<br />
›››<br />
Unkenntnis der Rechtslage lässt<br />
sich als Schutzbehauptung allenfalls<br />
beim Entwenden billiger Verbrauchsartikel<br />
oder beim Mitnehmen<br />
von Brötchen, Obst und<br />
anderen Lebensmitteln vom Frühstücksbuffet<br />
(um sich damit später<br />
beim Ausflug oder am Strand eine<br />
Zwischenmahlzeit zu sparen) geltend<br />
machen.<br />
Angenommene geringe Entdeckungs-<br />
und Verfolgungswahrscheinlichkeit:<br />
Es hat sich herumgesprochen,<br />
dass wohl kaum ein<br />
Hotelier wegen eines fehlenden<br />
Handtuchs Anzeige erstattet. Zum<br />
einen ist selbst bei begründetem<br />
Verdacht ein Nachweis oft schwierig,<br />
zum Beispiel, weil manche Gäste<br />
bei ihrer Abreise die Zimmertür<br />
offenlassen, sodass bis zur anstehenden<br />
Kontrolle eine fremde Person<br />
das Zimmer betreten und etwas<br />
daraus entwenden kann. Selbst<br />
wenn ein solcher Nachweis gelänge,<br />
würde häufig der damit verbundene<br />
zeitliche Aufwand den Wert<br />
des gestohlenen Gegenstandes<br />
deutlich übersteigen. Davon gehen<br />
auch potenzielle Täter aus.<br />
Tätertypen und -motive: Ungeachtet<br />
der hier nur angedeuteten<br />
Relativierungen und Einschränkungen<br />
ist davon auszugehen, dass sich<br />
Hotelgäste – in einem nur schwer<br />
genauer feststellbaren Ausmaß –<br />
am Hoteleigentum vergreifen. Zur<br />
Minderung des durch Hotelgäste<br />
verursachten Schwunds kann<br />
es nützlich sein, sich Klarheit über<br />
die Persönlichkeit und die möglichen<br />
Motive potenzieller Hoteldiebe<br />
zu verschaffen. Dabei lassen<br />
sich – ohne den Anspruch auf Vollständigkeit<br />
– mehrere nicht immer<br />
eindeutig abgrenzbare Tätertypen<br />
unterscheiden:<br />
• Souvenirjäger: Das Bedürfnis,<br />
Erinnerungsgegenstände von<br />
einem Urlaubsort und/oder Beherbergungsbetrieb<br />
nach Hause mitzunehmen<br />
ist normal, insofern die<br />
Objekte legal erworben werden. Bei<br />
manchen begehrten, aber nicht im<br />
Handel erhältlichen Dingen (zum<br />
Beispiel Gläser oder Tassen mit dem<br />
Aufdruck des Hotels) ist dies nicht<br />
möglich. Ist die Gelegenheit günstig,<br />
wird das betreffende Objekt<br />
schnell eingesteckt. So geht ein –<br />
vermutlich eher – kleiner Teil der<br />
Diebstähle auf Souvenirjäger zurück.<br />
• Dem Sammler geht es primär<br />
darum, sich durch das Mitnehmen<br />
von Hoteleigentum einen materiellen<br />
Nachweis seines Reiselebens zu<br />
verschaffen, wobei der Geldwert<br />
der Beute (meist Handtücher, Bademäntel,<br />
Gläser, Kugelschreiber mit<br />
Hotellogo) weniger entscheidend<br />
ist.<br />
• „Sportliche“ Klauer und Beutemacher:<br />
Dabei handelt es sich um<br />
Menschen, die oft mangels anderer<br />
verfügbarer Belohnungen gierig auf<br />
jedes noch so kleine Erfolgserlebnis<br />
sind, wie zum Beispiel, mehr oder<br />
weniger bewachte Gegenstände zu<br />
entwenden. Der materielle Wert<br />
dieser Objekte spielt dabei nur eine<br />
untergeordnete Rolle gegenüber<br />
dem Reiz, nicht erwischt zu werden.<br />
• Renommiersüchtige: Deutlich<br />
sichtbar angebrachte Logos hochpreisiger<br />
Hotels auf deren Handtüchern,<br />
Bademänteln, Gläsern, Besteck<br />
und anderen Gegenständen<br />
begünstigen deren Diebstahl. Charakteristisch<br />
für die Täter ist ein<br />
Persönlichkeitstyp, der auf eine<br />
prestigeträchtige Außendarstellung<br />
Wert legt, das heißt, es wird<br />
nur des Protzens wegen gestohlen.<br />
• Rachegetriebene: Aus Gesprächen<br />
– leider sind bisher keine empirische<br />
Daten verfügbar – weiß<br />
man, dass das gebotene Preis-/Leistungsverhältnis<br />
von manchen Hotelgästen<br />
sehr ungünstig beurteilt<br />
wird. Zwar ist uns bisher keine<br />
Untersuchung bekannt, die einer<br />
möglichen Korrelation zwischen<br />
Unzufriedenheit und Diebstahlhäufigkeit<br />
nachgeht, doch erscheint es<br />
plausibel, dass sich unfreundlich behandelt<br />
und/oder „abgezockt“ fühlende<br />
Gäste vermehrt dazu neigen,<br />
ihren Missmut durch Verschwendung<br />
(etwa unnötiger Energie- und<br />
Wasserverbrauch), vandalistische<br />
Akte oder Diebstähle zu kompensieren.<br />
Während es bei diesem Täter-<br />
44<br />
WellHotel