wellhotel Ausgabe 1-2024
Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty
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Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Branchennews ]<br />
typ auf ein konkretes negatives<br />
Erlebnis ankommt, gibt es<br />
auch generell frustrierte, sich<br />
ausgegrenzt und benachteiligt<br />
fühlende Menschen, die sich<br />
aus Protest zum Beispiel gegen<br />
gesellschaftliche Verhältnisse<br />
berechtigt fühlen, sich einen<br />
Ausgleich auf Kosten anderer<br />
zu verschaffen und dabei geltende<br />
Normen zu verletzen.<br />
Dass sich auf diese Weise die<br />
von ihnen kritisierten Zustände<br />
nicht ändern lassen, spielt<br />
für sie offenbar keine Rolle.<br />
• Gelegenheitsdiebe (Kleinkriminelle):<br />
Stehlen, um sich<br />
durch den Verkauf des Diebesgutes<br />
zu bereichern oder sich<br />
das Geld für einen legalen Erwerb<br />
zu sparen ist ein weiteres,<br />
aber vermutlich nicht das<br />
häufigste, Motiv von Amateur-<br />
Hoteldieben. In solchen Fällen<br />
spielt der Wert der entwendeten<br />
Gegenstände (häufig Fernseher,<br />
Computer, ...) eine Rolle,<br />
sodass sich dieser Tätertyp<br />
überproportional häufig in<br />
5-Sterne-Hotels finden dürfte.<br />
Offenbar rechnen die Täter<br />
dort mit höherwertigen Geräten,<br />
deren Diebstahl sich eher<br />
lohnt als der von Geräten aus<br />
den preiswerteren Häusern.<br />
Ein Untertyp dieser Kleinkriminellen<br />
ist der „Ebay-<br />
Verkäufer“, also jemand, der<br />
(auch) davon lebt, möglichst<br />
viele (und nicht unbedingt<br />
redlich erworbene) Gegenstände<br />
auf Online-Plattformen<br />
anzubieten.<br />
• Kleptomane: Das zwanghafte,<br />
nicht kontrollierbare<br />
Mitnehmen von Gegenständen<br />
ohne Bereicherungsabsicht<br />
(Kleptomanie) ist eine psychische<br />
Erkrankung und dürfte<br />
in Hotels ebenso oft wie in<br />
Kaufhäusern, Boutiquen und<br />
anderen dafür geeigneten Bereichen<br />
vorkommen. Weder<br />
versteckte Kameras noch<br />
Sanktionsdrohungen können<br />
hier Abhilfe schaffen, da die<br />
darunter leidenden Menschen<br />
kein Unrechtsbewusstsein haben<br />
und damit rechnen, nicht<br />
erwischt zu werden.<br />
| Fazit | Zum Thema Hoteldiebstahl<br />
gibt es bislang wohl<br />
auch aufgrund der Schwierigkeiten<br />
einer zuverlässigen Erfassung<br />
beziehungsweise Abgrenzung<br />
von anderen Arten<br />
des Verschwindens von Hoteleigentum<br />
nur wenige strengen<br />
Kriterien standhaltende<br />
Untersuchungen. Bislang<br />
vorliegende Studien beruhen<br />
meist nur auf methodisch angreifbaren<br />
Befragungen von<br />
Hoteliers und Hotelpersonal.<br />
Werden sie dennoch durchgeführt,<br />
so zeigen sich mehrere<br />
Schwächen. Das größte<br />
Problem besteht darin, dass<br />
es schwer ist, den Diebstahl<br />
durch Gäste eindeutig von anderen<br />
Arten des Verschwindens<br />
von Hoteleigentum abzugrenzen.<br />
Das Diebstahlverhalten von<br />
Hotelgästen – soweit ein solches<br />
im behaupteten Umfang<br />
überhaupt vorliegt – ist durch<br />
mehrere Ungereimtheiten<br />
charakterisiert, indem Fälle<br />
von Banalmitnahmen (Kugelschreiber,<br />
Waschlappen, ...),<br />
bizarr erscheinende Diebstähle<br />
(Matratzen, gebrauchter<br />
Toilettensitz) und sehr seltene<br />
sensationelle und eher von<br />
professionellen Dieben als von<br />
Hotelgästen begangene Taten<br />
(Piano, hochwertige Fernseher,<br />
...) in einen Topf geworfen<br />
werden.<br />
Um dem Diebstahl durch<br />
Gäste entgegenzuwirken,<br />
hat jedes Haus seine eigenen<br />
Strategien. Aus sozialwissenschaftlich-psychologischer<br />
Sicht gibt es vor allem ein besonders<br />
für kleinere Übernachtungsbetriebe<br />
geeignetes<br />
Mittel, nämlich das Bemühen<br />
um persönliche Beziehungen<br />
zum Quartiernehmer, um so<br />
einer diebstahlbegünstigenden<br />
emotionalen Distanzierung<br />
entgegenzuwirken. Aber<br />
auch hochpreisige Luxusherbergen<br />
sind in der Lage, emotionale<br />
Beziehungen zu ihren<br />
Gästen aufzubauen, besonders<br />
wenn es sich um Stammgäste<br />
handelt, die als solche erkannt<br />
und für ihre Treue mit Gratifikationen<br />
belohnt werden.<br />
Auf offen gezeigte Zuwendung<br />
und Freundlichkeit mit<br />
schäbigem Verhalten zu reagieren,<br />
fällt den meisten<br />
Menschen schwer.<br />
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