AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2024
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FOKUS CARROSSERIE<br />
Hochvolt und Fahrassistenzsysteme im Lackierprozess<br />
Lack ist weit mehr als<br />
Rostschutz und Optik<br />
Nicht nur Garagistinnen und Garagisten müssen einiges beachten,<br />
wenn sie mit elektrifizierten Fahrzeugen arbeiten, sondern auch<br />
Carrossiers. Was möglich ist und worauf es bezüglich Hochvolt und<br />
Fahrassistenzsysteme zu achten gilt, verraten zwei Experten von<br />
Lacklieferant und -produzent PPG. Jürg A. Stettler<br />
Nicht nur die Antriebsarten sind einem<br />
raschen Wandel unterworfen, auch beim<br />
Lack geht es rasant voran. Längst ist dieser<br />
mehr als ein blosser Korrosionsschutz. Damit<br />
steigen die Herausforderungen bei Reparaturen,<br />
was gleichzeitig professionellen Betrieben<br />
wiederum Chancen liefert, sich durch Kompetenz<br />
vom Rest des Marktumfelds abzuheben.<br />
Heutige Autos sind vollgepackt mit Assistenzsystemen,<br />
die nicht nur mit der eigenen Bordelektronik,<br />
sondern auch mit anderen Fahrzeugen<br />
und der Umgebung kommunizieren.<br />
«Es werden laufend Signale ausgestrahlt und<br />
eingefangen», erklärt Sven Neumann, Produktmanager<br />
DACH von PPG Deutschland.<br />
«Die Funktionsweise all dieser Assistenten<br />
vom adaptiven Tempomat, über den Spurwechselwarner<br />
bis zum Parkassistent kann,<br />
aber darf eben nicht vom Lack beeinflusst<br />
werden!» Der PPG-Experte, dessen Lacke in<br />
der Schweiz von der Belfa AG in Glattbrugg<br />
ZH beziehungsweise von der Konzerntochter<br />
PPG Switzerland GmbH in Volketswil ZH (zuständig<br />
für den Vertrieb von Nexa Autocolor<br />
sowie Max Meyer) importiert werden, macht<br />
klar: «Lacke sind heute auch sicherheitsrelevant!»<br />
Fehlinterpretationen durch<br />
Alu-Flakes verhindern<br />
Ein gutes Beispiel seien auch Arbeiten an Radarsensoren.<br />
«Hier ist es ganz entscheidend,<br />
dass man die Herstellervorgaben beachtet,<br />
ob betreffend Schichtstärken oder auch, wo<br />
man spachteln darf und wo nicht», so Neumann.<br />
Denn die elektromagnetischen Wellen<br />
müssen durchs Bauteil und die komplette Beschichtung,<br />
träfen dann irgendwo auf ein anderes<br />
Fahrzeug oder Hindernis und müssten<br />
dann wieder durch den kompletten Lackaufbau<br />
zurück zum Sensor. Nur schon ein Transmissionsverlust<br />
des Radarsignals in der Basislackschicht<br />
kann hier massive Auswirkungen<br />
haben: Weil nicht mehr die volle Stärke des<br />
Signals den Sensor erreicht und weil dieser<br />
auf Basis des Signals handelt, kommt es zu<br />
Fehlinterpretationen.<br />
«Ein Grund für Transmissionsverluste sind<br />
simple Alu-Flakes, die für Metallic-Lackierungen<br />
verwendet werden <strong>–</strong> und aktuell sind fast<br />
ein Drittel der neuzugelassenen Autos im Silber/Graumetallic-Bereich<br />
unterwegs. Darum<br />
haben wir bei PPG extra radarfähige Farbtöne<br />
entwickelt», ergänzt er. In deren Formel wurden<br />
die Alu-Pigmente klar reduziert und teils<br />
sogar durch Perl-Pigmente ersetzt, so dass<br />
auch nach einer Reparatur ein störungsfreies<br />
Radar-Signal gewährleistet ist. Inzwischen<br />
gibt es im PPG-Sortiment über 230 so rezeptierte<br />
Farbtöne <strong>–</strong> Tendenz steigend. Neben der<br />
Beschaffenheit des Basislackes kann auch die<br />
Klarlackschicht Einfluss auf die Funktionsweise<br />
von Sensoren haben. Verfügt diese über<br />
hydrophobe Eigenschaften <strong>–</strong> hat also wörtlich<br />
nicht etwa Angst vor Spinnen, sondern vor<br />
Wasser <strong>–</strong> wird die Ansammlung von Wasser<br />
und somit auch Schmutz verhindert. «Das<br />
alles hilft, damit Signale sauber ankommen<br />
<strong>–</strong> darauf achten wir bei PPG und hoffentlich<br />
auch die Experten draussen in den Carrosserie-Betreiben.»<br />
Vor allem bei Metallic-Lacken können zu viele Alu-Fakes in einer Basislackschicht das Signal stören. Foto: PPG<br />
Verdoppelung der Neufarbtöne<br />
Sein Kollege Thomas Leuchten, Business Development<br />
CAR EMEA Automotive Refinish<br />
bei PPG Deutschland, ergänzt: «Lack ist heute<br />
nicht nur im Aussenbereich sicherheitsrelevant,<br />
er spielt vor allem bei E-Fahrzeugen bei<br />
Batteriekomponenten eine immer wichtigere<br />
Rolle.» Der PPG-Experte spricht da von Brandschutzlacken,<br />
welche die Wärmeentwicklung<br />
innerhalb einer Antriebbatterie zu reduzieren<br />
helfen oder im schlimmsten Fall eines Brandes<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>