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AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2024

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TECHNIK & UMWELT<br />

Schweizer Wasserstoff-Kongress <strong>2024</strong><br />

Mit H 2 allein ist<br />

es nicht getan<br />

Die Schweizer Wirtschaft wäre bereit, beim Thema Wasserstoff loszulegen.<br />

Vor allem im Mobilitätsbereich gibt’s einige spannende Projekte, aber da<br />

Strategie und oft auch Regulatorien fehlen, geht’s nur schleppend voran,<br />

wie der Schweizer Wasserstoff-Kongress <strong>2024</strong> zeigte. Jürg A. Stettler<br />

Das Interesse der Wirtschaft <strong>–</strong> auch im<br />

Mobilitätsbereich <strong>–</strong> ist gross, Antworten<br />

bezüglich der Nutzung von Wasserstoff (H 2 )<br />

und dessen Rolle auf dem Weg hin zur Klimaneutralität<br />

bis 2050 zu erhalten. Denn Politik<br />

und Gesellschaft wollen, dass die Energieversorgung<br />

möglichst rasch «grüner» wird. Rund<br />

200 Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft<br />

und Politik erörterten am Schweizer Wasserstoff-Kongress<br />

<strong>2024</strong> mögliche Lösungsansätze,<br />

und dies obwohl Laurent Scacchi, Direktor<br />

Westschweiz von Aeesuisse, gleich<br />

zum Auftakt klarmachte: «H 2 ist keine Zauberlösung,<br />

aber nimmt eine wichtige Rolle auf<br />

dem Weg hin zur Klimaneutralität ein.»<br />

Debatten müssten technologieoffen geführt<br />

werden, denn die Wissenschaft sehe nicht<br />

für alle Lösungen H 2 als ideales und probates<br />

Mittel an. Für eine sichere Energieversorgung<br />

Laurent Scacchi, Direktor Westschweiz von<br />

Aeesuisse, konnte mit dem Schweizer Wasserstoff<br />

Kongress <strong>2024</strong> einen Erfolg verbuchen.<br />

müssten sich zudem Versorgungsnetz, Speicherung<br />

und Transport von Energie ändern.<br />

«Hier warten wir bei den Kantonen schon fast<br />

ungeduldig auf die erste Wasserstoff-Strategie<br />

des Bundes», so Vassilis Venizelos, Staatsrat<br />

des Kantons Waadt: «Ein solcher Wandel muss<br />

koordiniert und überlegt erfolgen. Der Aufbau<br />

des H 2 -Netzes in Europa hat längst angefangen,<br />

und es ist wichtig, dass wir ebenfalls ein<br />

Teil davon sind. Dazu muss die Rolle des H 2<br />

im künftigen Energiesystem der Schweiz festgelegt<br />

werden, und es braucht Planungssicherheit<br />

und Regulatorien, die sich nicht alle paar<br />

Wochen oder Monate ändern.»<br />

Anbindung an Hydrogen Backbone<br />

zwingend<br />

Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands<br />

der Schweizerischen Gasindustrie VSG, wies<br />

dann darauf hin, dass das Bewusstsein langsam<br />

Einzug in die Politik gehalten habe und es<br />

nicht nur Klimaneutralität brauche, sondern<br />

eben auch Versorgungssicherheit sowie die<br />

Wirtschaftlichkeit des Systems. «Wir brauchen<br />

alle erneuerbaren Energien und müssen<br />

Wasserstoff als Teil eines Gesamtenergiesystems<br />

betrachten. Wir werden Infrastruktur<br />

benötigen, und wir werden kurzfristige und<br />

auch saisonale Speicher brauchen», erläuterte<br />

sie. Inzwischen gebe es rund 40 Länder, die<br />

eine H 2 -Strategie haben, teils sogar eine revidierte,<br />

doch die Schweiz sei in Europa bezüglich<br />

Wasserstoff ein weisser Fleck.<br />

«Immerhin arbeiten wir an einer Strategie.<br />

Sie soll Ende <strong>2024</strong> kommen und wird wichtig<br />

sein, um die Rahmenbedingungen für die<br />

weitere Entwicklung festzulegen», ergänzte<br />

Decurtins. Selbst wenn beim Wasserstoff die<br />

Musik ausserhalb von Europa spielen werde,<br />

brauche es die Anbindung an die Transitleitung,<br />

den sogenannten Hydrogen Backbone.<br />

«Wir müssen eine Anbindung an die Importrouten<br />

für H 2 haben», erklärte Daniela Decurtins.<br />

Man brauche aber auch eine Wasserstoffstrategie,<br />

«nicht eine losgelöste, sondern eine<br />

ins ganze Energiesystem integrierte!»<br />

Neben Hyundai bald auch Iveco und<br />

Scania mit H 2 -Antrieb<br />

Wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten<br />

für Wasserstoff heute schon sind, offenbarte<br />

danach unter anderem Nicolas Crettenand.<br />

Der Geschäftsführer von Hydrospider bot Einblicke<br />

in das bereits seit dreieinhalb Jahren<br />

bestens funktionierende H 2 -Ökosystem, für<br />

das sein Unternehmen in Niedergösgen mit<br />

einem PEM-Elektrolyseur grünes H 2 produziert<br />

und dieses in Containern zu den inzwischen<br />

17 Wasserstoff-Tankstellen schweizweit<br />

transportiert. «48 Hyundai-LKW sind in<br />

der Schweiz damit klimaneutral unterwegs.<br />

Vier Iveco mit Wasserstoffantrieb werden dazukommen,<br />

ausserdem fahren einige LKW<br />

aus dem süddeutschen Raum zu uns zum<br />

Tanken.» Bald rollen zudem die ersten vier<br />

Scania-Brennstoffzellen-LKW in die Schweiz.<br />

Seit dem Produktionsstart 2020 hat Hydrospider<br />

bereits 850 Tonnen grünen H 2 hergestellt.<br />

Damit spulten die Wasserstoff-LKW schweizweit<br />

über neun Millionen Kilometer ab und<br />

40<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2024</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>

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