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LÜNEBURG AKTUELL ½ KULTUR ½ KUNST ½ ... - Quadrat

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20 quadrat � zurückgeblättert<br />

Ein Stück Bardowick<br />

in Hamburgs City<br />

Über viele Jahrhunderte hat Bardowick dieses Haus in Hamburg besessen, um seinen Schiffern<br />

und Gemüsehändlern dort Unterkunft und ein Stück Heimat zu geben.<br />

Gelangweilt steht Christoph Columbus auf seinem<br />

Sockel an der Kornhausbrücke und dreht dem Stolz<br />

Hamburgs, der Speicherstadt, seinen Rücken zu.<br />

Stattdessen schaut der auf eine knapp 100 Meter<br />

lange Straße, die den Namen Zippelhaus trägt. Viele<br />

mag das verwundern – die Bardowicker nicht. Schließlich<br />

schaut der große Entdecker auf ein Stück große<br />

Bardowicker Geschichte: Mehr als 300 Jahre besaßen<br />

sie diesen Straßenzug, der gewissermaßen die Botschaft<br />

oder das Konsulat des Ilmenau-Fleckens in der<br />

Hansestadt war – ein Stück Bardowick, in dem seine<br />

Gemüsebauern und Schiffer eine Heimat hatten.<br />

Längst vergangen – aber nicht vergessen. Vergessen<br />

nicht vor allem von Herbert Werner, einem<br />

Bardowicker Schiffer-Urgestein. Im ersten Stock<br />

seines Hauses unweit der Ilmenau, der Lebensader<br />

und Ursprung der Bardowicker Schifffahrt,<br />

trug er in Jahrzehnten ein wahres Museum über die<br />

glorreiche Bardowicker Vergangenheit zusammen.<br />

„Es wird jetzt so viel von der Krise geredet“, sagt<br />

Werner, „und davon, dass in jeder Krise eine Chance<br />

steckt. Für Bardowick trifft das wirklich zu.<br />

Aber dazu muss ich in der Geschichte ein bisschen<br />

ausholen …“ Es geht zurück in die Zeit Heinrich<br />

des Löwen, dem „Vater“ der Bardowicker Krise: Im<br />

Jahre 1176 war Kaiser Friedrich auf einem Feld-<br />

links – Das alte Zippelhaus, wie es die Bardowicker<br />

von der Stadt Hamburg mieteten.<br />

rechts – Er kennt die Bardowicker Geschichte und<br />

ist selbst ein Stück derselben: Schiffer und langjähriger<br />

Vorsitzender der Bardowicker Schiffergilde<br />

Herbert Werner. Die Bilder an der Wand, die an<br />

vergangene Zeiten erinnern, hat er alle selbst gemalt.<br />

Dazu vervollständigt er ständig sein Archiv<br />

zur Bardowicker Geschichte.<br />

zug in Oberitalien gegen die Langobarden und forderte<br />

Truppen von Heinrich dem Löwen. Doch der<br />

verweigerte jede Hilfe. Deswegen entzog ihm Barbarossa<br />

neben Bayern auch das Herzogtum Sachsen.<br />

Nur die Hausgüter Braunschweig und Lüneburg<br />

ließ er dem Welfenherzog und ächtete ihn.<br />

Auf dem Weg ins Exil nach England zu seinem Vetter<br />

Richard Löwenherz wollte Heinrich in Bardowick<br />

Nachtquartier nehmen, aber die Bardowicker ließen<br />

ihn nicht durchs Tor. Der Sage nach sollen ihm einige<br />

von der Mauer aus das nackte Hinterteil gezeigt<br />

haben. Das sollte der Herzog nicht vergessen.<br />

Als Barbarossa zu einem Kreuzzug aufgebrochen<br />

war, kam Heinrich aus dem Exil zurück und belagerte<br />

Bardowick. Nach zwei Tagen stürmten seine<br />

Truppen die Stadt und machten sie dem Erdboden<br />

gleich – nur die Kirchen und Kapellen blieben verschont.<br />

Dieser schwärzeste Tag in der Bardowicker<br />

Geschichte war der 26. Oktober 1189.<br />

FOTOS: CHRISTOPH BRUKNER

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