LÜNEBURG AKTUELL ½ KULTUR ½ KUNST ½ ... - Quadrat
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22 quadrat � wer kocht denn da?<br />
Schnellen Schrittes und bester Laune erscheint sie zum Interviewtermin,<br />
in ihren Armen Töpfe mit Selbstgekochtem, schließlich, so<br />
sagt Maria Graciela Padilla Gallardo, könne man sich selbst als<br />
Journalistin kein richtiges Urteil erlauben, wenn man nicht zumindest<br />
eine kleine Kostprobe genossen hat. Recht hat sie.<br />
Im Handumdrehen sind in der Küche des Restaurants mit dem<br />
ritterlichen Namen „Lanzelot“ die Gasfl ammen entfacht, auf dem<br />
Herd brutzelt bald landestypisches Bohnenpüree und gefüllte<br />
Hackbällchen in pikanter Soße. Seit nunmehr vier Jahren laden<br />
der Inhaber des Restaurants, Mario Luttmann, und seine Mutter<br />
zweimal jährlich zum mexikanischen Abend mit landestypischen<br />
Gerichten ein. An diesen Tagen übernimmt „Mama“, wie sie von<br />
den kundigen Gästen liebevoll genannt wird, in der Küche die Regie.<br />
Was dann auf die Teller kommt, ist ein authentisches 5-Gänge<br />
Menü, das mit den landläufi gen Vorstellungen von mexikanischer<br />
Küche in Form von Tacos & Co wenig gemein hat. „Wir Mexikaner<br />
lieben Fleisch, doch Gemüse gehört zu jedem Gericht unabdingbar<br />
dazu.“ Ein Irrglaube ist übrigens, dass man in den Vereinigten<br />
Mexikanischen Staaten ausnahmslos scharf gewürzt isst. In ihrer<br />
Heimat stehen immer verschiedene Sorten Chilisoße auf dem Tisch,<br />
mit denen man nach Bedarf das Essen nachwürzen kann, um ihm<br />
das für den eigenen Gaumen richtige Quantum Schärfe zu geben.<br />
Sucht man auf einer Landkarte von Mexiko genau die Mitte, so fi ndet<br />
man dort die Stadt Irapuato und damit die heimatlichen Wurzeln<br />
der fröhlichen Kochbegeisterten. Im Juli waren es genau 35<br />
Jahre, die Frau Padilla nun in Deutschland zuhause ist.<br />
Als älteste von sieben Geschwistern vermisste Sie in ihrer neuen<br />
Heimat lediglich das gesellige Beisammensein in großer Runde<br />
während des Essens. „Was sich in Deutschland gottlob ändert, ist,<br />
dass die Deutschen den Genuss immer mehr für sich entdecken.<br />
Das bedeutet auch, sich beim Essen angeregt zu unterhalten. In<br />
Mexiko gehört dies unbedingt dazu.“<br />
Die Begeisterung für’s Kulinarische hat in der Familie offensichtlich<br />
Tradition. Schon die Mutter hatte ein Faible für’s Kochen, die<br />
Großeltern besaßen gar ein Restaurant. „Als ich etwa 4 Jahre alt<br />
war“, resümiert Maria Graciela Padilla Gallardo, „besuchte ich<br />
meine Großmutter dort häufi g, saß dann meist auf einem Hocker<br />
an der Theke und beaufsichtigte mit erhobenem Zeigefi nger das<br />
Personal. Dafür erntete ich natürlich jede Menge Gelächter.“<br />
Was die gelernte Kauffrau am meisten am Kochen liebt, ist die<br />
Freude am Kreieren, am Bewirten und an der Gemeinschaftlichkeit.<br />
„Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass es meinen<br />
Gästen schmeckt.“ Kochen ist für sie vergleichbar mit Kunst: „Man<br />
muss ein sehr feines Gespür dafür mitbringen, welche Zutaten<br />
und Gewürze einen harmonischen Einklang ergeben, etwa so, wie<br />
es ein Künstler mit seinen Farben tut.“ So wundert es dann auch<br />
nicht, dass die attraktive Dame die Kunst zu ihrem Hobby machte.<br />
Herrlich fi ndet sie auch die Atmosphäre dieser „Sit-in’s“ im Lanzelot.<br />
Man versucht, soweit dies aufgrund der vielen Anfragen<br />
möglich ist, die Runde auf 30 Personen zu beschränken, damit<br />
der familiäre Charakter erhalten bleibt. Der Tequila wird zur Feier<br />
des Tages umsonst vor, zum und nach dem Essen serviert, und so<br />
schallt die Bitte „Mama, einen Tequila“ den gesamten Abend<br />
durch die urigen Räume der Restauration. Im vergangenen Jahr<br />
fl oh „Mama“ dann schon mal in die Küche, um nicht in Verlegenheit<br />
zu kommen, mit jedem einzelnen Gast mehrfach anstoßen zu<br />
müssen. Trinkfest ist sie zwar, doch können zu viele Gläschen des<br />
Agavenbrands auch schon mal eine gestandene Mexikanerin in die<br />
Knie zwingen. Landestypisch trinkt man in Mexiko übrigens ausschließlich<br />
den in Holzfässern gereiften, braunen Tequila, und<br />
nicht – wie man es hierzulande handhabt – mit einer Prise Zimt,<br />
sondern pur.<br />
Am 06. September steht auf Frau Padillas Speisekarte wieder etwas<br />
ganz Besonderes: Zum Einstimmen gibt es den „Coctel de Camarones“<br />
(Meeresfrüchte nach Acapulco-Art), gefolgt von der<br />
„Crema de Maiz“, einer frischen Maissuppe und den typischen gefüllte<br />
Maisfl aden, den „Quesadillas“. Den Hauptgang bildet<br />
„Carne de Cerdo en salsa sorpresa“, ein delikates Gulasch nach<br />
“Mama’s” Geheimrezept. Was es zum Nachtisch gibt, wurde uns<br />
noch nicht verraten – ein bisschen Überraschungseffekt muss<br />
sein. Zum Essen wird Bier gereicht. Hierfür greift Mario Luttmann<br />
bewusst nicht auf Importware zurück, sondern serviert guten deutschen<br />
Gerstensaft. Kein Stilbruch, denn in Mexiko − haben Sie’s<br />
gewusst? − existiert seit jeher eine ausgereifte Braukultur. Mexikanisches<br />
Bier steht unserem deutschen Pils in nichts nach, selbst<br />
kräftiges Dunkel- und Schwarzbier zählt dort seit langem zum<br />
Standard.<br />
Ich persönlich werde nun versuchen, noch einen Platz für dieses<br />
wundervolle Menü zu ergattern. Doch mal ganz unter uns: Neben<br />
besten Zutaten und ihrem feinen Gespür für die richtige Würze<br />
muss es noch zwei andere Gründe dafür geben, weshalb das Essen<br />
bei „Mama“ so unglaublich gut schmeckt: Ich vermute, es ist diese<br />
gewisse Prise Fröhlichkeit und wenigstens 1000 Gramm Leidenschaft!<br />
(nm)<br />
Mexikanischer Abend<br />
Sonntag, 06. September, 18.30 Uhr<br />
Wandfärberstraße 7<br />
21335 Lüneburg<br />
Telefon: (04131) 40 48 13<br />
Eine Voranmeldung ist unbedingt notwendig!<br />
EICHELMANN<br />
PETER<br />
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