Christkind von 1897 - Die Schweizerische Post

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12 Hintergrund Gelb Die Post Nr. 12/2006 www.post.ch/personalzeitung Gelbe Farbe in Gefahr? Ungewohnt weiss: So oder ähnlich sollen die Postautos im Kanton Aargau bald aussehen. Seit einem Jahrhundert gibt es Postautos und ebenso lange sind diese gelb. Im Kanton Aargau gibt es nun aber Pläne, die das Gelb der Postautos in Frage stellen – trotz langer Tradition und erfolgreicher Strategie der Post mit ihrer Hausfarbe. Text: Pascal Mathis / Bild: PostAuto Einige Dinge sind in unserem Leben eng mit einer Farbe verbunden. So steigen Staatschefs aus schwarzen Limousinen, eine Frau heiratet in unserer Kultur typischerweise in weiss und jedes Kind zeichnet rote Feuerwehrautos. In diese Reihe gesellt sich auch das Postauto, das seit seiner Einführung vor hundert Jahren eng mit der Farbe Gelb verbunden ist. Allerdings scheint die Verbindung «Postauto = gelb» nicht unumstösslich zu sein. So wurde kürzlich bekannt, dass der Kanton Aargau auf seinen Buslinien alle Fahrzeuge – und damit auch die Postautos – dominant weiss verkehren lassen will. Das Postauto wird damit im Aargau wohl seine gelbe Farbe verlieren, das gelbe Post- Auto-Logo wird noch auf der Seite und der Front der Fahrzeuge auftauchen. Die Reaktionen in der Öffentlichkeit blieben nicht aus: Bei einer Umfrage des «SonntagsBlick» stimmten 87 Prozent der Leser für den Erhalt der gelben Postautos, nur 13 Prozent konnten sich mit dem Farbwechsel anfreunden. Auch wenn diese Umfrage nicht repräsentativ war, so zeigt sie, dass in der Schweiz das Postauto eng an die Farbe Gelb geknüpft ist und umgekehrt. Der Widerstand in den Leserbriefspalten war gross: Gelbe Postautos gehörten zur Schweiz wie Schokolade, Käse oder die Uhren, hiess es ebenso, wie dass eine so lange und gut aufgebaute Marke einfach zerstört werde. Immenser Wert für die Post Diese Verankerung der Farbe Gelb in der Bevölkerung ist seit einigen Jahren übrigens «amtlich» festgeschrieben. Seit 2002 ist die Farbe beim Institut für Geistiges Eigentum (IGE) als Marke der Schweizerischen Post eingetragen. Kein anderes Unternehmen dieser Branche darf damit in der Schweiz das Post-Gelb ohne das Einverständnis der Schweizerischen Post für seinen Auftritt nutzen. Die Farbe, die im Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung untrennbar mit der Post und den Postautos verbunden ist, wurde damit offiziell als Hausfarbe anerkannt. Eine Regelung, die zuvor kein anderes Unternehmen erlangt hatte. Seit hundert Jahren verkehren die Postautos im bekannten und bewährten postgelben Kleid.
www.post.ch/personalzeitung Es ist naheliegend, dass die Bedeutung der gelben Farbe einen grossen Einfluss auf die Vermarktung unter anderem der PostAuto Schweiz AG hat. Für Dominic Hirt, Leiter Marketing-Kommunikation der Schweizerischen Post, ist klar: «Die Farbe Gelb ist neben der Silbe Post und dem symbolisierten Schweizerkreuz das zentrale Element unserer Marke und damit unseres visuellen Auftritts.» Sogar jedes ähnliche Gelb werde in der Öffentlichkeit schnell mit der Post in Verbindung gebracht, was einen immensen Wert darstelle, auch wenn man diesen nicht in Franken und Rappen berechnen könne, so Hirt. Denn mit ihrer Hausfarbe könne sich die Post auch farblich von den meisten ihrer Konkurrenten abgrenzen. Die Tatsache, dass die Farbe geschützt werden konnte, zeigt, wie eng sie in unserer Wahrnehmung mit der Post und damit auch mit dem Postauto verbunden ist. Post-Gelb verteidigen Die Farbe Gelb wird hoffentlich, trotz der oben erwähnten Ausnahme, auch in Zukunft die Positionierung und den Erfolg der ganzen Post und von PostAuto weiter unterstützen. Der Konzern wird jedenfalls weiterhin am Post-Gelb festhalten und dieses verteidigen. Und somit werden noch unzählige Kinder die Feuerwehrautos rot und die Postautos gelb zeichnen. Sollen die Postautos gelb bleiben? Stimmen Sie im Intranet ab (Frage des Monats, Seite 16) und teilen Sie uns Ihre Meinung mit per E-Mail oder per Post! Gelb war nicht immer gelb Das Post-Gelb ist hierzulande bekannt und in unseren Köpfen verankert. Allerdings wurde nicht immer genau dasselbe Gelb wie heute verwendet. So trugen die ersten Postautos eher ein Stroh-Gelb. Erst ab den 1940er-Jahren sei es in etwa beim selben Farbton geblieben, erklärt Historiker Karl Kronig die Entwicklung. Was die Farbe betrifft, gab es Anfang des 20. Jahrhunderts zudem eine Schwierigkeit zu beachten: Das Post-Gelb war nicht genau definiert, so wie es heute der Fall ist. Den Kutschenbauern und Malern wurden darum Aquarellpläne und Farbmuster übergeben, welche dann als Vorlage dienten. Das damalige Post-Gelb hat man also immer wieder von neuem «mischen» müssen. Aus diesem Grund gab es zu dieser Zeit von Postauto zu Postauto auch immer kleine Farbunterschiede, auch wenn alle gelb waren. Im Kanton Aargau wird die gelbe Farbe der Postautos in Frage gestellt, was für Aufruhr sorgt. Können Sie die Reaktionen der Bevölkerung nachvollziehen? Ja, das Post-Gelb ist neben dem Posthorn das Symbol für das Postauto und die Post allgemein. Es ist um die Farbe ein Mythos entstanden. Denn die Post, die Postkutschen und später das Postauto bedienen bereits seit über 150 Jahren zuverlässig auch die hintersten Winkel der Schweiz. Das alleine schafft aber noch nicht eine derart enge Verbindung zu der Farbe. Vielfach verbinden die Leute das Postauto mit Ferien oder anderen positiven Erlebnissen. Über all die Jahre blieb so das Gelbe tief in den Leuten drin haften. Darum hat die Farbe Gelb für viele Leute schlicht auch einen nostalgischen Wert. Zudem ist das Post-Gelb positiv besetzt; selbst wenn man vom «Gelben Riesen» spricht, wirkt dies noch sympathisch. Gelb muss aber nicht immer nur positiv wirken: Wenn es fahl ist, wirkt es kränklich; auch Neid und Eifersucht werden mit Gelb in Verbindung gebracht. Anders das Post-Gelb: Dieses hat einen grösseren Rotanteil, wirkt warm und lebendig und weckt positive Gefühle. Gelb Hintergrund 13 «Das Post-Gelb weckt positive Gefühle» Die Post Nr. 12/2006 Karl Kronig ist stellvertretender Direktor des Museums für Kommunikation in Bern und verantwortlich für die postgeschichtliche Sammlung. Der Historiker hat sich mehrfach vertieft mit der Geschichte der Post befasst. Er erläutert im Interview, weshalb die Farbe Gelb hierzulande eng mit der Post verbunden ist. Karl Kronig, stv. Direktor Museum für Kommunikation. Wieso ist die Post hierzulande überhaupt gelb? Man nimmt an, dass der Ursprung bei der deutschen Familie Thurn und Taxis liegt. Diese war 1490 als deutsche Reichspost beauftragt worden. Der deutsche Reichsadler ist zudem schwarz auf goldenem Grund. Und weil in der Heraldik Gold mit Gelb gleichgesetzt wird, nimmt man an, dass die Familie Thurn und Taxis darum die gelbe Farbe übernommen hat. Es gibt aber Leute, die sagen, die Farbe sei vom Posthorn übernommen worden. Oder vom Götterboten Merkur, dem die Farbe Gelb zugeschrieben wird. Wie kam dann das Gelb vor hundert Jahren definitiv zu den Postautos? Das fing schon vorher an: Die Postkutschen waren schon vor 1848 – dem Jahr der Gründung des Bundesstaats – mehrheitlich gelb. Also setzte die damalige Eidgenössische Post ab 1849 auch auf diese Farbe. Schon aus praktischen Gründen, da man nicht alle Fahrzeuge neu streichen musste und man auf den gelben Karossen, die auf staubigen Landstrassen unterwegs waren, nicht jedes Staubkorn sah. Später – ab 1906 – haben die Postautos dann die Farbe direkt von den Postkutschen übernommen. Die Briefkästen beispielsweise wurden aber erst viel später gelb. Bis 1939 waren sie hauptsächlich dunkelgrün. Ist die Farbe Gelb andernorts ebenso mit der Post verankert wie in der Schweiz? Ja, aber Gelb ist dennoch nicht die internationale Postfarbe. Im zentraleuropäischen Raum ist die Post eng mit der Farbe Gelb verbunden. Dieses Phänomen ist wahrscheinlich durch die Nähe zur Thurn- und Taxis’schen Reichspost zu erklären. Bereits im britischen Raum ist die Post aber rot, in Italien sind es die Briefkästen, während in Nordamerika beispielsweise ein Blau gilt. International gesehen ist dies also sehr unterschiedlich geregelt. Interview: Pascal Mathis / Bild: M. Flückiger
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