Christkind von 1897 - Die Schweizerische Post

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Porträt Leute 21
Die Post Nr. 12/2006
Vom uniformierten Beamten
bis in die Konzernleitung
Ende 2006 tritt Karl Kern nach über drei Jahrzehnten bei den PTT
und acht Jahren als Leiter Poststellen und Verkauf (PV) zurück.
Text: Erich Schmid / Bild: Severin Nowacki
Karl Kern: «Was man im Leben richtig macht, führt auch irgendwann zum Erfolg.»
«Kern ist vorwitzig», stand im ersten Zeugnis,
das Karl Kern 1963 als erst 16-jähriger uniformierter
Postbeamter in St. Gallen erhielt. Er selbst
empfand dies mehr als Bestätigung denn als Tadel.
Seinem Naturell entsprechend wollte er mitden-
Stationen einer Postkarriere
1962–1968 Lehre zum uniformierten Beamten,
anschliessend Einsatz in Zürich, St. Gallen und
Lausanne
1968–1978 Ausbildung zum Betriebssekretär
in Zürich, gefolgt von Wanderjahren und dem
Aufstieg bis zum Bürochef in Kloten
1978–1985 Dienstchef in Bülach
1985–1992 Amtsleiter in Bülach und Leiter
Postautodienst Zürich Unterland, ab 1989 Zentralpräsident
ChPTT (heute transfair)
1992–1999 Generalsekretär ChPTT, Austritt
aus der Post und Eintritt in den Verwaltungsrat
PTT (ab 1997 VR Post)
1999–2006 Leiter PV und Mitglied der Konzernleitung.
Wichtigste Meilensteine: Reduktion
von 40 auf 7 Regionen, Umbau des Poststellennetzes
und Einführung der Retailstrategie.
ken, etwas bewegen und
seine unternehmerische
Ader ausleben. 1966
schmetterte der Personalverantwortliche
der
KPD St. Gallen dem als
«besserwisserisch» angesehenen
Kern den
gewünschten Welschlandaufenthalt
mit den
Worten ab: «Kommen
Sie von diesem Gedanken
ab, aus Ihnen wird
sowieso nie etwas».
40 Jahre später kann
Karl Kern als Mitglied
der Konzernleitung auf
eine lange und erfolgreiche
Postkarriere zurückblicken.
In seiner beruflichen
Laufbahn hat er
mehr erreicht, als er sich
selbst jemals erträumt
hätte. Selbst Rückschläge
brachten ihn nie von seinem Weg ab. «Für mich
war stets klar, dass das Leben einen Plan hat; eine
Aufgabe, die man korrekt zu erfüllen hat», so Kern
zu seinem eindrücklichen Werdegang. Diese Einstellung
half ihm auch, einen bewaffneten Raubüberfall
zu verarbeiten, in den er 1976 als Bürochef
in Kloten geriet. Nebst ausgestandener Todesangst
wurde er von einem Häftling später der Mittäterschaft
bezichtigt, mehrere Monate überwacht
und erst ein Jahr später endgültig rehabilitiert.
Immerhin entschuldigte sich der damalige Bundesrat
Kurt Furgler persönlich bei ihm für die
durch Formfehler der Justiz erlittene Unbill.
Modernisierung von Poststellen und Verkauf
Als Karl Kern 1999 zum Leiter PV berufen
wurde, liessen einige der damaligen Konzernleitungsmitglieder
den Ex-Gewerkschafter ihre Vorbehalte
gegen diese Wahl spüren. Davon unbeirrt
nahm Kern die Modernisierung seines Bereichs
und die Entwicklung eines zeitgemässen Poststellennetzes
in Angriff. «Kraft hat mir die Erkenntnis
gegeben, dass das, was man im Leben richtig
macht, irgendwann zum Erfolg führt», so Kern.
Mitglieder der Konzernleitung
über Karl Kern
«Karl Kern war mit ganzem Herzen
bei der Post.»
Josef Bösch, Leiter PostMail
«Einer, der nicht bereit war,
einfach auf Godot zu warten.»
Hans-Peter Strodel, Leiter Finanzen
«Karl steht mit Herzblut für
die Sache ein.»
Michel Kunz, Leiter PostLogistics
«Mit dem Kernnetz für PostFinance
ersetzt Kern das Banknetz.
Danke Karl Kern.»
Jürg Bucher, Leiter PostFinance
«Für ihn ist «penser poste» kein
Lippenbekenntnis – er lebt es vor.»
Daniel Landolf, Leiter PostAuto Schweiz AG
«Voller Ideen, menschlich, verlässlich
- so muss die Post sein.»
Ulrich Gygi, Konzernleiter
Die unter seiner Leitung entwickelte Retailstrategie
trägt heute einen zweistelligen Millionenbetrag
zur Ergebnisverbesserung der Post bei. Stolz ist
Karl Kern auf seine Mitarbeitenden, die sämtliche
Veränderungen bei PV grossteils fantastisch mitgetragen
hätten. «Ich hätte ihnen gerne mehr
zurückgegeben.» Trotz erfolgreicher Entwicklung
macht ihm die heutige Situation auch Sorgen.
«Nachdenklich stimmt mich vor allem der Verkehrsrückgang,
aber auch, dass sich einige Politiker
und Gewerkschafter häufig auf eine Bewahrermentalität
versteifen, statt sich für eine zukunftsfähige
Post einzusetzen.»
Künftig vermehrt im Engadin anzutreffen
Und wie sieht Karl Kern seine Zukunft? Er
werde sich als Vater und Grossvater mehr seiner
Familie widmen, lesen und Musik hören. «In meiner
zweiten Heimat, dem Engadin, will ich noch
möglichst viele Bergtouren unternehmen und die
Natur geniessen.» Aus der Betrachtung der Natur
werde er wie schon in der Vergangenheit Kraft
schöpfen. Als Hobby-Astronom beabsichtigt Kern
zudem, der Engadiner Jugend eine Sternwarte einzurichten.
«Ich habe auch Pläne für ein Engagement
im Bereich Innovation, Standortmarketing
und Wirtschaftsförderung», fügt er geheimnisvoll
hinzu. Wir wünschen Karl Kern gute Gesundheit
und viel Erfolg bei der Umsetzung seiner Pläne!