01/11 PDF Download - Touratech

58 »This
Man kann das Adrenalin förmlich
riechen. In Kombination mit
Testosteron, von dem es auf dieser
Veranstaltung mehr als genug
gibt, eine gefährliche Mischung!
Tomm weiß um das Wechselbad
der Hormone und appelliert im
ersten Briefi ng an die Fahrer: »Das
hier ist kein Rennen! Fahrt vorsichtig!«
»This is NOT a race!« wird
zum gefl ügelten Wort der Trophy
2010.
Wenn es bei einer Rallye
aber nicht um »Speed« geht, worum
dann? Gefragt sind Fahrkönnen,
Navigationskenntnisse, faires
Teamplay, körperliche und mentale
Fitness und die Fähigkeit, in nervenaufreibenden
Situationen einen
kühlen Kopf zu bewahren.
Die Trophy ist kein Kindergeburtstag!
Das kapiert Man(n) spätestens,
als Tomm Endurofahren
zwischen Elefanten, Giraffen, Löwen,
Nashörnern, Büffeln und
Flusspferden ankündigt. Und wenn
es hart auf hart kommt? »Wenn ihr
einem Löwen begegnet, dann reißt
den Gashahn auf!«
Das Rennen,
das kein Rennen ist
Touratech Südafrika ist Startpunkt
des Rennens, das kein Rennen
ist. Das erste Etappenziel heißt
Country Trax bei Amersfoort. Wer
dachte, dass die 300 Kilometer
Gruppenfahren auf der falschen
Straßenseite (Linksverkehr!) zu Jan
du Toits 600 Hektar großer Farm
schon die erste »SP« seien, irrte.
ADVENTURE BMW GS TROPHY 2010
»This Is NOT a
1 2011
»Überraschungsfaktor« nennt Tomm sein Prinzip, nachdem
jeder erst in letzter Minute vor Ort erfährt, worum sich die Sonderprüfung
dreht. Und die haben es in sich. Mit und ohne Bike.
Voller Körpereinsatz ist beim Traktorziehen gefragt. »Mud« bedeutet,
wie der Name vermuten lässt, richtige Drecksarbeit,
nämlich ein sitzbanktiefes Schlammloch auf einem abgesteckten
Kurs zu durchqueren. Stecken bleibt fast jeder. Gemeinsam
wird gezogen und gezerrt, bis die Maschine endlich wieder
befreit ist und das Vorderrad auf die angrenzende Böschung
gelupft werden kann.
Oder eine 800er schleppt eine zweite zwei Kilometer lang
ab, über eine Wiese, durch einen Bach, einen steilen Hügel
hin auf, durch Schotter. Stehenbleiben kostet Punkte.
Mission Ponta. »Dafür werden sie mich hassen!«, hatte
Tomm prophezeit. Teamarbeit und 30 Kilometer tief verspurter,
weicher Sand bis zum Indischen Ozean. Zwei Teams kämpfen
und schwitzen zusammen bei 35 Grad aufwärts. Die 15
Punkte gibt’s nur, wenn ALLE das Fischerdorf Ponta do Ouro erreichen.
Ausdauer und die richtige Sandfahrtechnik sind eine
Sache. Selbstfi ndung, der Kampf, ein Team zu werden, das
obendrein noch mit einem anderen kooperiert, eine andere.
Die Hinterräder von zwei 800ern am Pistenrand gegeneinander
auszutauschen, ist eine Frage der richtigen Technik. Und
der Gelassenheit.
Die Italiener haben die Lacher auf ihrer Seite, als sie sich
beim Kanu-Wettbewerb den Krokodilen gleich zweimal zum
Fraß vorwerfen. Doch die haben keinen Appetit auf zähes Motorradfahrerfl
eisch.
Die letzte Sonderprüfung »Trial« ist voller Überraschungen
und Emotionen. UK, Nordic und Südafrika haben realistische
Chancen auf den Spitzenplatz und liefern sich ein packendes
Kopf-an-Kopf-Rennen. »Es wird kommen, wie es kommen soll«,
sagen die Briten. Der Sieg ist reine Kopfsache, denn fahren
können alle gut. »Spannungsfaktor« nennt Tomm den Umstand,
dass der Parcours nicht mit dem Motorrad absolviert wird, mit
dem die Teilnehmer inzwischen eins geworden sind, sondern
mit einer 50 Kilogramm schwereren 1200er GS, die eine völlig
andere Motorcharakteristik hat. OHNE vorheriges Einfahren
durch eine acht Meter lange Rinne, über eine Wippe, längs
über knorrige Baumstämme, mit Lenkanschlag um Hindernisse
herum, über Eisenträger.