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Download - Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und ...

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Archiv<br />

12<br />

1/2012<br />

Helga Gerigk wirbt <strong>für</strong> die Beiratswahl 1994<br />

Es steckte den gesetzlichen Rahmen<br />

ab, der durch Ermessensentscheidungen<br />

auszulegen war. Hohe Flexibilität<br />

in der Entscheidung führte aber auch<br />

zu Fragen <strong>und</strong> Rückfragen: Wieso in<br />

diesem Fall so <strong>und</strong> im nächsten völlig<br />

anders? Die Ausländerbeauftragte<br />

beriet Petentinnen <strong>und</strong> Petenten, die<br />

Entscheidungen von Behörden nicht<br />

verstehen konnten <strong>und</strong> erfuhr auf<br />

diese Weise zugleich, wo der Schuh<br />

drückte, wo Erklärungsbedarf bestand<br />

<strong>und</strong> wo auch konkreter Hilfebedarf.<br />

Sie brachte sich in die Diskussion um<br />

ein neues Ausländergesetz ein, das die<br />

zum Ausländerrecht entwickelte umfangreiche<br />

Rechtsprechung in Rechtsnormen<br />

umsetzte <strong>und</strong> damit transparent<br />

machte.<br />

1990 entschied das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht,<br />

dass nach Artikel 20<br />

des Gr<strong>und</strong>gesetzes ein Wahlrecht<br />

nur deutschen Staatsangehörigen<br />

zusteht. Diese Entscheidung wurde<br />

von vielen als enttäuschendempf<strong>und</strong>en.<br />

Bis heute wird<br />

politisch kontrovers<br />

darüber diskutiert,<br />

durch eine Verfassungsänderung<br />

das<br />

kommunale Wahlrecht<br />

<strong>für</strong> dauerhaft<br />

in Deutschland lebendeAusländerinnen<br />

<strong>und</strong> Ausländer<br />

zu ermöglichen.<br />

Bisher steht dieses<br />

Wahlrecht lediglich<br />

EU-Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürgern zu.<br />

Ende 1989 wechselte<br />

die Ausländerbeauftragte<br />

mit ihrem<br />

kleinen Stab vom<br />

Sozialministerium<br />

in die Staatskanzlei.<br />

Es hatte sich bereits<br />

zu diesem Zeitpunkt<br />

die Sicht durchgesetzt, dass Ausländerpolitik<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine Querschnittsaufgabe<br />

ist. Alle Ressorts sind<br />

Ansprechpartner <strong>und</strong> Akteure in diesem<br />

Feld, mal mehr, mal weniger. Die<br />

Anbindung an die Staatskanzlei sollte<br />

dieses Gefüge deutlich machen <strong>und</strong><br />

tragen. Und in diesem Zuge entstand<br />

ein wichtiger Projektgedanke: Ausländerrecht<br />

<strong>und</strong> dann? <strong>Integration</strong> ist<br />

mehr als die verlässliche Regelung von<br />

Einreise <strong>und</strong> Aufenthalt. <strong>Integration</strong><br />

verändert die ganze Gesellschaft. Daraus<br />

entwickelte sich die Fragestellung:<br />

Wo wollen wir hin? Und die nächsten<br />

gleich mit: Wer muss dazu wann was<br />

genau lernen? Interkulturelles Lernen<br />

als neue <strong>und</strong> zusätzliche Herausforderung<br />

<strong>und</strong> als eine Lösung?<br />

Erstes Ausländergesetz 1990<br />

Doch das Recht hatte zunächst Vorrang.<br />

1990 war es soweit: Das neue<br />

Ausländergesetz trat in Kraft. Erst-<br />

mals wurden unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auch Rechtsansprüche<br />

auf Aufenthaltstitel im Gesetz festgelegt.<br />

Die Anfragen <strong>und</strong> die Bitten um<br />

Unterstützung in Einzelfällen setzten<br />

sich fort; die Beauftragte wurde zu einer<br />

Ombudsstelle <strong>für</strong> Betroffene <strong>und</strong><br />

Beraterinnen bzw. Berater.<br />

Die Ausländerbeauftragte nutzte die<br />

Erfahrungen, um gemeinsam mit<br />

dem <strong>Ministerium</strong> des Innern <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

Sport ein Konzept zu erarbeiten, das<br />

sowohl die bessere Vermittlung der<br />

ausländerrechtlichen Sachverhalte<br />

durch Ausländerbehördenmitarbeiter<br />

ermöglichte als auch die Behördenmitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> -mitarbeiter als<br />

Zielgruppe <strong>für</strong> ein Lernen darüber hinaus<br />

ansprechen sollte. Dies war der<br />

Beginn der noch heute andauernden<br />

Aktivitäten im Fortbildungsbereich.<br />

Im Rahmen einer dreitägigen Fachtagung<br />

„Interkulturelles Lernen“<br />

diskutierten namhafte Experten im<br />

Herbst 1990 in der Sparkassenakademie<br />

Schloss Waldthausen über die<br />

Anforderungen einer modernen Einwanderungsgesellschaft:<br />

Wie soll das<br />

Bildungssystem reagieren, wie die<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit <strong>und</strong> wie die Gemeinwesenarbeit?<br />

Bis heute hat sich an diesen<br />

Fragen nicht viel verändert. Die<br />

Ausländerbeauftragte hat mit dieser<br />

Tagung Pionierarbeit geleistet. Und<br />

sie hat die Konsequenzen aus den Ergebnissen<br />

gezogen.<br />

Eine erste war: Fortbildung in gemeinsamem<br />

Angebot durch Innenministerium<br />

<strong>und</strong> Staatskanzlei. Ab 1991<br />

bis in die Mitte der 90er-Jahre liefen<br />

diese Seminare mit gutem Erfolg.<br />

Dann kam ein wichtiger <strong>und</strong> richtiger<br />

Perspektivenwechsel: Nicht mehr<br />

nur die Ausländerbehörden sollten<br />

Zielgruppe von Fortbildungen zum Erwerb<br />

interkultureller Kompetenz sein,<br />

sondern alle Behörden als wichtige<br />

Scharniere in der Begegnung zwischen

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