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Download - Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und ...

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34<br />

1/2012<br />

milienstand, Religion“, sagte Kreuter.<br />

Sie stelle demnach ein sehr dynamisches<br />

Diskursfeld dar <strong>und</strong> sie ist dem<br />

beständigen Wandel – im Sinne der<br />

Philosophie von Heraklit „alles fl ießt“<br />

– <strong>und</strong> einem Aushandlungsprozess<br />

unterworfen. „Jeder von uns nimmt,<br />

bewusst oder unbewusst, an diesem<br />

Prozess teil <strong>und</strong> befi ndet sich oft zwischen<br />

verschiedenen kulturellen Orientierungen.<br />

Menschen sind sozusagen<br />

fortlaufend kulturschaffend tätig,<br />

indem sie entweder geltende Normen<br />

<strong>und</strong> Regeln durch ihre Einhaltung immer<br />

wieder bestätigen, modifi zieren,<br />

verwerfen oder sie sogar durch andere<br />

ersetzen“, erläutert Kreuter.<br />

„Ich bin in Moskau aufgewachsen.<br />

Meine ganze <strong>Familie</strong> wohnt in dieser<br />

facettenreichen, dynamischen Stadt.<br />

Jedes Jahr, wenn ich in meine zweite<br />

Heimat fahre, stelle ich fest, dass gewisse<br />

Dinge <strong>und</strong> Menschen sich schon<br />

wieder etwas verändert haben.“<br />

Bätzing-Lichtenthäler muss ihren Alltag<br />

in der nicht weniger dynamischen<br />

Stadt Berlin meistern. Sie bestätigt<br />

auch, dass die interkulturelle Arbeit<br />

an Pluralität <strong>und</strong> Komplexität zunimmt<br />

<strong>und</strong> nicht ausschließlich auf<br />

die Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

reduziert sei. Vielmehr zielt diese<br />

Arbeit auf uns alle ab <strong>und</strong> umfasst<br />

verschiedene Lebensformen, Alter,<br />

Unterschiede des Geschlechtes, Religion,<br />

sozial- <strong>und</strong> ökonomische Situation,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Betriebe.<br />

Europa <strong>und</strong> die Demografi e<br />

als Faktoren<br />

„Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Internalisierung<br />

der Wirtschaft <strong>und</strong> der<br />

Märkte, dem europäischen <strong>Integration</strong>sprozess,<br />

der demografi schen<br />

Herausforderung in unserem Lande<br />

<strong>und</strong> der damit einhergehenden<br />

gesellschaftlichen Vielfalt ist geboten,<br />

die Etablierung einer ‚interkulturellen<br />

Orientierung‘ als Querschnittsaufgabe<br />

in allen Bereichen zu verstehen. Wer<br />

nicht in der Lage sein wird, mit fremden<br />

Sprachen <strong>und</strong> Kulturen umzugehen,<br />

wird zunehmend abgehängt“, sagt<br />

die B<strong>und</strong>estagsabgeordnete. Zurzeit<br />

werde sehr intensiv <strong>und</strong> auf allen<br />

Ebenen über den Begriff <strong>und</strong> die<br />

Konnotation von „Interkultureller<br />

Öffnung“ gesprochen, was eine<br />

Geschlossenheit annehmen<br />

lässt. Geschlossenheit geht,<br />

wie bekannt ist, bewusst oder<br />

unbewusst, mit Abgrenzungs- oder<br />

Ausgrenzungsmechanismen einher.<br />

Öffnung als kreativer Prozess<br />

„Die Interkulturelle Öffnung sollte<br />

vielleicht eher verstanden werden als<br />

eine bewusst ausgewählte Strategie,<br />

die mit den Erkenntnissen über Migrationsprozesse,<br />

<strong>Integration</strong>sfragen,<br />

Einsicht in die Notwendigkeit der<br />

produktiven Gestaltung kultureller<br />

Pluralität, Qualifi kationen, Fertigkeiten,<br />

interkulturelle Handlungskompetenzen,<br />

Instrumentarium <strong>für</strong> das<br />

kulturelle Miteinander verknüpft ist.<br />

Sie könnte vielleicht aber auch als ein<br />

kreativer Prozess verstanden werden,<br />

der (selbst-)refl exive Lern- <strong>und</strong> Veränderungsprozesse<br />

von <strong>und</strong> zwischen<br />

unterschiedlichen Menschen, Lebensstilen,<br />

Organisationsformen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> begleitet <strong>und</strong> mögliche Barriere<br />

<strong>und</strong> Abgrenzungsmechanismen<br />

abzubauen hilft; der kulturell geprägte<br />

Interpretationsmuster, Stereotypendenken,<br />

Fremdheitsängste bewusst<br />

macht; der aus dem sich mit der Zeit<br />

eingestellten Beharren auf Wissens-<br />

<strong>und</strong> Handlungsroutinen auszusteigen<br />

hilft; der gegenseitige Anerkennung<br />

ermöglicht <strong>und</strong> der kulturelle Vielfalt<br />

als eine Chance <strong>und</strong> eine Bereicherung<br />

zu begreifen lässt“, schildert Kreuter.<br />

Bisweilen werden die Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> noch unter einem<br />

Defi zitansatz als problematisch<br />

gesehen. Bei intensivem Austausch<br />

waren beide Frauen sich einig, dass<br />

man nur dann interkulturelle Synergie<br />

erreichen könne, wenn man den<br />

größeren Wert an erster Stelle am<br />

Ressourcenpool (Kernkompetenzen,<br />

Erfahrungen, Fertigkeiten, Hintergründe,<br />

Arbeitsweisen, Persönlichkeitsmerkmale,<br />

Sprachkompetenzen,<br />

etc.) legen würde, wenn man die Menschen<br />

mit dem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

mehr in das alltägliche Leben einbeziehen<br />

könnte – die landesüblichen<br />

Gepfl ogenheiten, Werte, Netzwerke<br />

spielen auch nicht eine untergeordnete<br />

Rolle dabei – wenn man sie entsprechend<br />

ihrer Stärken unterstützen<br />

könnte, ohne sich dabei nur auf pure<br />

Vermittlung allerlei Kompetenzen<br />

durch die Qualifi zierung, Aus-, Fort-,<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung zu beschränken.<br />

All dies wäre eine der Führungsaufgabe<br />

in allen Bereichen, die im idealen<br />

Fall in der „Top-down“-Richtung ablaufen<br />

sollte.<br />

Ein Mensch an der Seite<br />

Noch ein paar Worte zum Mentoring-<br />

Programm selbst: „Ich würde es wirklich<br />

jedem wünschen – einem Deutschen,<br />

der im Ausland seiner Arbeit<br />

nachgeht, oder einem Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, der hierzulande<br />

mit seiner Arbeit zu kämpfen hat<br />

– auf seinem berufl ichen, aber auch<br />

auf seinem privaten Wege einen Menschen<br />

an der Seite zu haben, der als<br />

ein(e) Mentorin/ein Mentor fungieren<br />

könnte, der/dem man ab <strong>und</strong> zu über<br />

die Schulter schauen <strong>und</strong> die/den man<br />

um Rat fragen könnte. Das gemeinsame<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Erleben, eine<br />

gelungene Kommunikation mit einer<br />

Portion interkultureller Sensibilität<br />

ist eine Bereicherung…“, sagt Natalja<br />

Kreuter.<br />

Natalja Kreuter

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