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Download - Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und ...

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Für eine Willkommens- <strong>und</strong><br />

Anerkennungskultur<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

liebe Leserin, lieber Leser,<br />

mit dieser Ausgabe des Magazins<br />

„Treffpunkt“ geht eine Ära zu Ende.<br />

Wir verabschieden uns von Ihnen als<br />

Leserschaft des „Treffpunkt“ <strong>und</strong> danken<br />

<strong>für</strong> Ihre langjährige Treue. Danken<br />

möchten wir auch den zahlreichen<br />

Autorinnen <strong>und</strong> Autoren <strong>für</strong> ihre Beiträge.<br />

Mit einer speziellen Treffpunkt-<br />

Retroperspektive in dieser Ausgabe<br />

würdigen wir noch einmal mehr als<br />

20 Jahre Erscheinungszeit inklusive<br />

einem Rückblick auf das „making-of“<br />

des Magazins. Wir alle schätzten an<br />

diesem – deutschlandweit auf große<br />

Resonanz gestoßenen – Magazin die<br />

inhaltliche Vielfalt der Beiträge sowie<br />

den offenen <strong>und</strong> stets fairen Umgang<br />

bei der Diskussion auch kontroverser<br />

Themen. Diese haben stets die aktuelle<br />

integrationspolitische Lage aufgegriffen.<br />

Informationen zum Thema <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Migration erhalten Sie künftig<br />

mehrmals im Jahr per E-Mail-Newsletter.<br />

„GO_INtegration“ heißt das<br />

Medium, mit dem wir Sie zukünftig<br />

aktuell über Themen, Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Veranstaltungen informieren<br />

wollen.<br />

Mit dem Beitrag „25 Jahre Beauftragte<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>“ fächern<br />

wir das Thema Rückblick noch einmal<br />

von der politischen Seite auf <strong>und</strong> zeigen,<br />

welche Themen bereits von der<br />

Ausländerbeauftragten Helga Gerigk<br />

ab 1987 <strong>und</strong> von der Beauftragten des<br />

Landes <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

Maria Weber, ab 1998 bearbeitet wurden.<br />

Das <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Integration</strong> <strong>und</strong><br />

der Beauftragte <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> stehen seit über eineinhalb<br />

Jahren <strong>für</strong> eine neue Willkommens-<br />

<strong>und</strong> Anerkennungskultur in Rheinland-<br />

Pfalz. Ein Schwerpunkt ist dabei<br />

die Entwicklung einer humanitären<br />

Flüchtlings- <strong>und</strong> Asylpolitik. Das<br />

Thema „Flüchtlinge“ wurde deshalb<br />

Irene Alt<br />

Ministerin <strong>für</strong> <strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>,<br />

<strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Frauen des Landes<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Miguel Vicente<br />

Beauftragter der Landesregierung<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

1/2012<br />

als neues Handlungsfeld dem aktuell<br />

in der Überarbeitung befi ndlichen Landesintegrationskonzept<br />

hinzugefügt.<br />

Zu den Neuerungen der Landesregierung<br />

zählt auch die Einrichtung des<br />

„R<strong>und</strong>en Tischs Islam“ <strong>und</strong> nicht zu<br />

vergessen, die Zusammenfassung<br />

des ausländerrechtlichen mit dem<br />

integrationspolitischen Bereich zur<br />

Abteilung „<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Migration“.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude<br />

beim Lesen des „Treffpunkt“.<br />

1


2<br />

1/2012<br />

Inhalt<br />

Das <strong>Integration</strong>sministerium<br />

stellt sich vor<br />

25 Jahre Landesbeauftragte<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

Treffpunkt-Retrospektive<br />

<strong>Integration</strong> in Rheinland-Pfalz<br />

Weitere Themen<br />

<strong>Integration</strong> steht im Mittelpunkt: Irene Alt ist die erste rheinland-pfälzische<br />

Ministerin, deren Haus „<strong>Integration</strong>“ im Namen führt.............................................<br />

Eine neue Herausforderung: Prof. Dr. Karin Weiss leitet seit Jahresbeginn die<br />

Abteilung <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Migration.............................................................................<br />

Die Abteilung <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Migration auf einem Foto vereint...............................<br />

Im neuen Rahmen aktiv: Der neue Landesbeauftragte Miguel Vicente fühlt<br />

sich in das <strong>Ministerium</strong> gut integriert............................................................................<br />

Auf Basis eines konsequenten Entwurfs. <strong>Integration</strong>sarbeit von 1987 bis 2012.<br />

Von Mechthild Gerigk-Koch (Mitarbeit: Gabriele Blessing-Zwiebelberg)...............<br />

Ansichten einer Zeitschrift: Der „Treffpunkt“ durchlief in den 20 Jahren seines<br />

Bestehens immer wieder eine Auffrischung.................................................................<br />

Treffpunkt-Titelbilder aus 20 Jahren.............................................................................. 20<br />

50 Jahre Abkommen mit der Türkei: Festveranstaltung in der Staatskanzlei.......... 23<br />

Der neue Landesbeirat <strong>für</strong> <strong>Integration</strong> konstituierte sich......................................... 25<br />

Leistung der Migranten anerkennen: Professor Franz Hamburger ist in Pension<br />

gegangen – Porträt eines engagierten Mitstreiters in der <strong>Integration</strong>sdebatte....<br />

INBI-<strong>Integration</strong>spreis geht an Prof. Dr. Franz Hamburger...................................... 31<br />

Gemeinsam <strong>für</strong> mehr Vielfalt: INBI will Interesse <strong>Jugend</strong>licher mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> an einer Laufbahn bei der Polizei stärken..........................<br />

Facettenreich wie Blumen: Ein Mentoringbericht von der Buga. Von MdB<br />

Bätzing-Lichtenthäler <strong>und</strong> Natalja Kreuter.................................................................<br />

Sprachbildungsmodell der Zukunft: Anfang August 2012 trat der „Rahmenplan<br />

Herkunftssprachlicher Unterricht“ in Kraft....................................................................<br />

Besser informieren: Beim „3. Kommunalen Gipfel“ stand die Förderung der<br />

Einbürgerungsquote im Mittelpunkt...............................................................................<br />

Neue „Lebenswege“: Das Online-Migrationsmuseum ging bei der Mainzer<br />

Museumsnacht nach außen <strong>und</strong> erweitert sein Angebot <strong>für</strong> <strong>Jugend</strong>liche...........<br />

Impressum........................................................................................................................... 40<br />

3<br />

6<br />

8<br />

9<br />

11<br />

18<br />

28<br />

32<br />

33<br />

35<br />

38<br />

39


Guido Steinacker<br />

Spannender Job: Ministerin Irene Alt prägt die <strong>Integration</strong>spolitik des Landes<br />

<strong>Integration</strong> im Mittelpunkt<br />

Erstmals in der Geschichte von Rheinland-Pfalz führt Irene Alt seit<br />

gut einem Jahr ein <strong>Ministerium</strong>, bei dem die <strong>Integration</strong> die führende<br />

Rolle spielt – nicht nur dem Namen nach<br />

Dieses <strong>Ministerium</strong> ist schon durch<br />

seinen Namen etwas Besonders: Erstmals<br />

in der Geschichte des B<strong>und</strong>eslandes<br />

Rheinland-Pfalz ist der Aufgabenbereich<br />

der <strong>Integration</strong> im Namen<br />

eines <strong>Ministerium</strong>s aufgeführt – <strong>und</strong><br />

das auch noch an erster Stelle.<br />

„Bei den Koalitionsverhandlungen<br />

haben SPD <strong>und</strong> Grüne beide gesagt,<br />

dass sie die <strong>Integration</strong>spolitik in den<br />

Mittelpunkt stellen <strong>und</strong> stärken wollen“,<br />

erläutert die grüne <strong>Integration</strong>sministerin<br />

Irene Alt die Entstehungsgeschichte<br />

dieser Entscheidung. Nun<br />

war es beim Versuch, aus den fünf Bereichen<br />

des <strong>Ministerium</strong>s ein wenigstens<br />

einigermaßen sprechbares Kürzel<br />

zu produzieren, durchaus angebracht<br />

den Vokal „I“ an erster Stelle hinter<br />

dem Konsonanten „M“ zu bringen.<br />

Aber das war nicht die Überlegung der<br />

1/2012<br />

Koalition, versichert die Ministerin.<br />

„<strong>Integration</strong> sollte am Anfang stehen,<br />

um die Bedeutung des Themas klar zu<br />

machen.“<br />

Die Umstrukturierungen, vor allem<br />

der Aufbau einer eigenen Abteilung<br />

<strong>für</strong> den Bereich <strong>Integration</strong>, passen zu<br />

diesem Anspruch, betont Alt. „Durch<br />

die neue Abteilung stärken wir die <strong>Integration</strong>spolitik<br />

insgesamt.“<br />

Für sie persönlich wird damit – ob an<br />

erster Stelle aufgeführt oder nicht –<br />

auch ein über zwanzig Jahre von ihr<br />

ehrenamtlich bearbeitetes Thema zur<br />

berufl ichen Aufgabe: die Flüchtlingspolitik.<br />

Im Arbeitskreis Asyl <strong>und</strong> diversen<br />

Verbänden hatte Alt schon lange<br />

<strong>für</strong> eine humanitäre Flüchtlingspolitik<br />

gekämpft. Nun sieht sie die Chance,<br />

<strong>für</strong> diese Ziele auf jener Seite zu arbeiten,<br />

die <strong>für</strong> die NGOs bisher „die<br />

andere“ Seite war.<br />

Damit ist auch ein Schwerpunktthema<br />

<strong>für</strong> Alts erste Jahre in der Landesregierung<br />

genannt. Die Akteure in der<br />

Asyl- <strong>und</strong> Flüchtlingshilfe in Rheinland-Pfalz<br />

sind Alt bestens bekannt.<br />

Den Ansprechpartner/innen <strong>für</strong> die<br />

<strong>Integration</strong>sarbeit in den rheinlandpfälzischen<br />

Kommunen hat sie im<br />

ersten Amtsjahr zahlreiche Besuche<br />

abgestattet. „Ich bin viel im Land unterwegs<br />

<strong>und</strong> nehme gerne Termine<br />

der <strong>Integration</strong>sbeiräte wahr, es kommen<br />

viele Einladungen“, berichtet die<br />

Ministerin.<br />

<strong>Integration</strong>skonzepte sorgen <strong>für</strong><br />

stabile Strukturen<br />

Bei ihren Gesprächen mit Landräten<br />

<strong>und</strong> Bürgermeistern wirbt Alt <strong>für</strong> das<br />

Aufstellen kommunaler <strong>Integration</strong>skonzepte.<br />

„Hier<strong>für</strong> gibt es Mittel im<br />

Landeshaushalt, mit denen kostenlose<br />

Beratung <strong>und</strong> Begleitung <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

von <strong>Integration</strong>skonzepten<br />

fi nanziert werden können“, verweist<br />

3


Guido Steinacker<br />

4<br />

1/2012<br />

die Ministerin auf abrufbare fi nanzielle<br />

Unterstützung <strong>für</strong> das, wo<strong>für</strong> sie im<br />

Lande wirbt.<br />

Naturgemäß sind auch die Problemlagen<br />

bei der <strong>Integration</strong> zugewanderter<br />

Menschen in Rheinland-Pfalz<br />

von Region zu Region unterschiedlich.<br />

Deshalb können auch nur auf die regionale<br />

<strong>und</strong> lokale Situation reagierende<br />

Konzepte gezielt eingreifen. „Durch<br />

kommunale <strong>Integration</strong>skonzepte<br />

wird eine gr<strong>und</strong>sätzliche Struktur geschaffen,<br />

die von den Räten verabschiedet<br />

wird.“<br />

Dies hält Alt <strong>für</strong> wichtig, um nicht<br />

nur an aktuellen Problemen, sondern<br />

nachhaltig arbeiten zu können. „Eine<br />

geschaffene Struktur verschwindet<br />

so nicht gleich wieder, wenn Akteure<br />

aufhören.“<br />

Im Aufgabengebiet der Bekämpfung<br />

des Rechtsextremismus darf sich<br />

Rheinland-Pfalz weiterhin als nur gemäßigt<br />

von der Szene herausgefordert<br />

sehen. „Es ist hier ein vergleichsweise<br />

wenig ausgeprägtes Thema, wir<br />

stehen gut da“, kann Alt vermelden.<br />

Wachsamkeit bleibt eine Aufgabe,<br />

<strong>und</strong> da<strong>für</strong> ist die Zusammenarbeit mit<br />

dem Innenministerium maßgebend.<br />

Beide Häuser initiieren <strong>und</strong> führen gemeinsame<br />

Präventionsprojekte durch,<br />

„wir ziehen da an einem Strang“, sieht<br />

Alt ihr <strong>Ministerium</strong> mit dem von Innenminister<br />

Roger Lewentz (SPD) auf<br />

einer Linie. Die schon länger existierenden<br />

Angebote an Rechtsextreme<br />

zum Ausstieg <strong>und</strong> Neuanfang hält<br />

Alt <strong>für</strong> eine geeignete Basis, auf der<br />

auch ihr <strong>Ministerium</strong> aufbauen will.<br />

„,(R)AUSwege‘ <strong>und</strong> ,Rückwege‘ sind<br />

gut laufende Projekte“, betont Alt.<br />

Irene Alt mit Behrouz Asadi <strong>und</strong> der früheren Landesbeauftragten Maria Weber<br />

Auch das Landesintegrationskonzept<br />

aus dem Jahr 2007, das offi ziell im<br />

vergangenen Jahr auslief, bietet weiter<br />

eine gute Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Arbeit<br />

im neuen <strong>Integration</strong>sministerium. So<br />

sieht das nicht nur die Landesregierung.<br />

„Wir haben uns die Ergebnisse mit<br />

allen Beteiligten im Landesbeirat angeschaut,<br />

waren uns einig, das Thema<br />

Interkulturelle Öffnung als neuen<br />

Schwerpunkt herauszunehmen“,<br />

schildert die Ministerin. „Nun sind wir<br />

dabei, dies mit Leben zu füllen.“<br />

Ein anderes Klima schaffen<br />

Mit der Aufgabe, die interkulturelle<br />

Kompetenz in den Behörden des Landes<br />

zu schulen, „fangen wir bei uns<br />

an“, betont Alt. Ziel ist nicht nur, das<br />

Wissen der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der Landesregierung über andere<br />

Kulturen zu erhöhen. Es soll auch<br />

in Institutionen wie <strong>Jugend</strong>ämtern<br />

<strong>und</strong> Ausländerbehörden spürbar ein<br />

anderes Klima gegenüber Migranten<br />

entstehen. „Zum einen geht es darum,<br />

dass die Neuen in unserer Gesellschaft<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich willkommen geheißen<br />

werden“, erläutert Alt. „Zum anderen<br />

wollen wir denen, die schon da sind,<br />

deutlicher als bisher sagen: Wir sind<br />

froh darüber, dass Sie da sind.“<br />

Diese neue Willkommens- <strong>und</strong> Anerkennungskultur<br />

soll nachhaltig in der<br />

Gesellschaft verwurzelt werden, „in<br />

den Köpfen der Menschen soll sich etwas<br />

ändern“. Eine höhere Quote von<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

der Landesregierung mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

soll da<strong>für</strong> sorgen, „dass<br />

die Menschen sich wiederfi nden“.<br />

Als Zielvorgabe <strong>für</strong> das eigene Haus<br />

hat Alt sich eine Quote von 20 Prozent<br />

gesetzt. Eine Abfrage im <strong>Ministerium</strong><br />

auf freiwilliger Basis ergab,<br />

dass zirka zehn Prozent der Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

angeben. Da die<br />

Erhöhung der Quote nur auf dem Wege<br />

der Fluktuation denkbar ist, ist die<br />

Verdopplung auf 20 Prozent ein ehrgeiziges<br />

Ziel, das es dennoch anzugehen<br />

gilt.<br />

Eigenes Pilotprojekt „Anonymisiertes<br />

Bewerbungsverfahren“<br />

Aus naheliegenden Gründen führt Alts<br />

<strong>Ministerium</strong> daher das Pilotprojekt<br />

„Anonymisiertes Bewerbungsverfahren“<br />

durch, durch das neben anderen<br />

potenziell benachteiligten Bewerber-


gruppen auch Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

steigende Chancen bei der<br />

Jobsuche erhalten können. „Wir suchen<br />

noch kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

aus der freien Wirtschaft <strong>und</strong><br />

würden uns auch über Kommunen<br />

freuen, denn wir als <strong>Ministerium</strong> allein<br />

sind zu klein <strong>für</strong> das Pilotprojekt.“<br />

Interesse bek<strong>und</strong>et haben bereits das<br />

Umweltministerium <strong>und</strong> zwei Wohlfahrtsverbände,<br />

eine Bildungseinrichtung<br />

sowie ein Landkreis.<br />

Zu den Neuerungen der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

in der neuen Landesregierung<br />

zählt die Einrichtung des „R<strong>und</strong>en<br />

Tischs Islam“, der sich am 27. März<br />

2012 konstituierte. Eingeladen zum<br />

ersten Treffen waren Vertreter muslimischer<br />

Organisationen <strong>und</strong> Verbände<br />

mit landespolitischer Bedeutung.<br />

Es kamen 21 konfessionelle <strong>und</strong><br />

nichtkonfessionelle Organisationen<br />

zusammen. Sie sollen sich unter dem<br />

Vorsitz des Landesbeauftragten Miguel<br />

Vicente mehrmals im Jahr treffen.<br />

„Der Tisch soll zeigen, dass wir die<br />

muslimischen Menschen mit ihrem<br />

Glauben <strong>und</strong> Vertretern in den Verbänden<br />

ernst nehmen“, betont Alt.<br />

Schon die Tatsache, dass hierdurch<br />

eine Gesprächsr<strong>und</strong>e in ruhiger Atmosphäre<br />

entstanden ist, „ist ein Wert<br />

an sich“. Bedeutende Themen wie<br />

der islamische Religionsunterricht in<br />

Schulen wurden von den Teilnehmern<br />

in die Diskussion eingebracht. Die<br />

Haltung der Landesregierung dazu ist<br />

bekanntermaßen positiv.<br />

Der Islam: Gleichstellung ist wichtiges<br />

Ziel<br />

Allerdings weist Alt auf die nicht weg<br />

zu diskutierenden Hürden hin, einen<br />

Islamunterricht in vergleichbaren<br />

Strukturen wie jenen der beiden großen<br />

christlichen Konfessionen einzurichten.<br />

„Das ist rechtlich nicht so<br />

einfach umzusetzen, da wir dazu eine<br />

1/2012<br />

Offi zielle Begegnungen gehören dazu: Bei der Feier 50 Jahre Türkei-Abkommen<br />

anerkannte islamische Religionsgemeinschaft<br />

als Ansprechpartner brauchen“,<br />

erläutert Alt. Das angelaufene<br />

Modellprojekt ist ein Weg um in dieser<br />

Richtung etwas auszuprobieren. „Unser<br />

Ziel ist es dabei, eine landesweite<br />

Regelung <strong>für</strong> einen regulären islamischen<br />

Religionsunterricht zu fi nden.“<br />

Das zuständige Bildungsministerium<br />

führt mit den islamischen Verbänden<br />

in Rheinland-Pfalz bereits Gespräche<br />

dazu.<br />

Auch mit der Ausländergesetzgebung<br />

des B<strong>und</strong>es ist ein rheinland-pfälzisches<br />

<strong>Ministerium</strong>, das eine Willkommenskultur<br />

schaffen will, stets<br />

konfrontiert. Die Eingliederung der<br />

ausländerrechtlichen Belange in ihr<br />

<strong>Ministerium</strong> gebe der Landesregierung<br />

aber auch die Chance, aus dem<br />

Land heraus auf dieses b<strong>und</strong>espolitische<br />

Thema einzuwirken, sagt die Ministerin.<br />

„Die Residenzpfl icht <strong>für</strong> Asylbewerber<br />

haben wir in Rheinland-Pfalz abgeschafft<br />

<strong>und</strong> wir tragen dies auch in<br />

den B<strong>und</strong> hinein“, kündigt Alt an. Ähnlich<br />

ist es mit dem Anliegen der neuen<br />

Landesregierung, in der Staatsangehörigkeitsfrage<br />

die Optionspfl icht<br />

<strong>für</strong> volljährig werdende Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten abzuschaffen.<br />

Kernthema der rheinland-pfälzischen<br />

Grünen ist seit Jahren die Abschaffung<br />

der Abschiebehaft. Die Schließung der<br />

Landesunterkunft <strong>für</strong> Ausreisepfl ichtige<br />

in Trier (LufA) setzte 2011 schon<br />

kurze Zeit nach der Regierungsbildung<br />

eine zentrale Forderung der Parteifre<strong>und</strong>e<br />

Alts um. Das verbesserte auch<br />

die Situation in der benachbarten<br />

Aufnahmeeinrichtung <strong>für</strong> Asylbegehrende.<br />

Gerade angesichts der derzeit wieder<br />

ansteigenden Anzahl Asylbegehrender<br />

will Alt sicherstellen, dass die Menschen<br />

spätestens drei Monate nach<br />

der Ankunft in Rheinland-Pfalz in eine<br />

Kommune umziehen dürfen. Nicht<br />

zuletzt, damit die <strong>Kinder</strong> dort Kitas<br />

<strong>und</strong> Schulen besuchen können.<br />

Die Auswahl der Unterkünfte <strong>für</strong> die<br />

zugeteilten Flüchtlinge ist Sache der<br />

Kommunen. Hier kann Alt nur appellieren,<br />

nicht die Fehler früherer<br />

Jahrzehnte zu wiederholen <strong>und</strong> große<br />

Sammelunterkünfte einzurichten<br />

sondern dezentral zu verteilen.<br />

Guido Steinacker<br />

5<br />

Guido Steinacker


6<br />

1/2012<br />

Eine neue<br />

Heraus-<br />

forderung<br />

Von der Landesbeauftragten<br />

zur Abteilungschefi n in Rheinland-Pfalz:<br />

Prof. Dr. Karin Weiss<br />

wechselte zum 1. Januar aus<br />

Potsdam nach Mainz<br />

Es gibt berufl iche Laufbahnen, die<br />

Ergebnis einer zielgerichteten Lebensplanung<br />

sind. Bei Prof. Dr. Karin<br />

Weiss ist dagegen immer wieder die<br />

Lust auf neue Wege auffällig. Auch<br />

der Wechsel vom Posten der brandenburgischen<br />

<strong>Integration</strong>sbeauftragten<br />

ins rheinland-pfälzische <strong>Integration</strong>sministerium<br />

zum Jahresbeginn ist<br />

Ausdruck des Mutes der gebürtigen<br />

Berlinerin, nach fünf Jahren auch einmal<br />

einen recht sicheren Job <strong>für</strong> etwas<br />

Neues aufzugeben.<br />

„Die Chance bot sich, warum nicht<br />

noch einmal etwas Neues beginnen?“,<br />

erläutert die Leiterin der Abteilung <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Migration im <strong>Ministerium</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>,<br />

<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Frauen ihre Überlegungen<br />

in die Führung einer ministeriellen<br />

Fachabteilung zu wechseln. Überzeugend<br />

fand sie die von der Koalition<br />

geschaffene neue Struktur der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

durch die Zusammenfassung<br />

der ausländerrechtlichen mit<br />

der <strong>Integration</strong>sstruktur.<br />

„Das gab es zuvor nur in Schleswig-<br />

Holstein, dort aber im Justizministerium<br />

angesiedelt“, erläutert Weiss.<br />

Die ordnungspolitische Ausrichtung<br />

des <strong>Ministerium</strong>s im Hohen Norden<br />

<strong>und</strong> die sozialpolitische in Rheinland-<br />

Frisch angekommen in Mainz: Prof. Dr. Karin Weiss in ihrem Büro im <strong>Ministerium</strong><br />

Pfalz, da ist ihr die hiesige Linie doch<br />

näher. „Das ist so spannend <strong>und</strong> herausfordernd,<br />

dass ich daran mitwirken<br />

wollte.“<br />

Aufgaben verschieden gelagert<br />

Eine gänzlich Unbekannte ist die Stadt<br />

Mainz <strong>für</strong> Weiss nicht. Ein Jahr bevor<br />

sie die Chance zum Wechsel von der<br />

Havel an den Rhein ergriff, war sie als<br />

Vertreterin des Landes Brandenburg<br />

in der Landeshauptstadt. Damals lud<br />

die <strong>für</strong> die <strong>Integration</strong>spolitik zuständige<br />

Ministerin Malu Dreyer (SPD) als<br />

Vorsitzende der Konferenz der <strong>für</strong> <strong>Integration</strong><br />

zuständigen Ministerinnen<br />

<strong>und</strong> Minister (IntMK) ein. Dass sie so<br />

bald, auch noch in berufl icher Angelegenheit,<br />

nach Rheinland-Pfalz zurückkehren<br />

<strong>und</strong> gar bleiben würde, war da<br />

noch nicht abzusehen.<br />

Die Aufgaben- <strong>und</strong> Problemfelder<br />

<strong>für</strong> die <strong>Integration</strong>spolitik sind in den<br />

beiden B<strong>und</strong>esländern deutlich verschieden<br />

gelagert. „Die Herausforderung<br />

ist hier eine andere.“ So ist in<br />

Brandenburg der Fachkräftemangel<br />

schon deutlich stärker ausgeprägt als<br />

in Rheinland-Pfalz. Dies ist nicht zuletzt<br />

das lange nachwirkende Ergebnis<br />

der Abwanderung von r<strong>und</strong> einer halben<br />

Million Menschen aus dem B<strong>und</strong>esland<br />

seit der Wiedervereinigung,<br />

die zumeist jung <strong>und</strong> gut ausgebildet,<br />

aber perspektivarm der Heimat den<br />

Rücken in Richtung westliche B<strong>und</strong>esländer<br />

kehrten. „Es ist eine Mangelsituation,<br />

wie sie in den westdeutschen<br />

Ländern erst später zu erwarten ist.<br />

Auch sind die Rahmenbedingungen<br />

andere“, sagt Weiss. Das hatte auch<br />

auf die Zielrichtung der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

in Brandenburg Auswirkungen.<br />

Fachkräftemangel wird ein Thema<br />

Die zwei Aspekte des <strong>Integration</strong>sprozesses<br />

– zum einen die humanitäre<br />

Seite, „die immer da ist“, zum anderen<br />

die arbeitsmarktpolitische – dürften<br />

auch in dieser Situation nicht gegeneinander<br />

stehen. „Das eine kann nicht<br />

auf Kosten des anderen gehen.“ Dennoch,<br />

auch aus der demographischen<br />

Entwicklung heraus: „Die Zuwanderung<br />

wird unter dem Aspekt des Fachkräftemangels<br />

in Deutschland neu<br />

diskutiert werden“, sagt Weiss.<br />

Guido Steinacker


Auch <strong>für</strong> sie selbst verändert sich<br />

durch die neue Aufgabe Vieles. In<br />

Potsdam war sie als Beauftragte stärker<br />

im konzeptionellen Bereich gefordert,<br />

vergleichbar mit der Struktur, in<br />

der Maria Weber in Rheinland-Pfalz<br />

bis zur Neubildung der Landesregierung<br />

als Landesbeauftragte arbeitete.<br />

Nun sieht sie sich als Leiterin einer<br />

Fachabteilung eines <strong>Ministerium</strong>s<br />

mehr in der Entwicklung von Handlungsstrategien<br />

gefragt sowie bei deren<br />

Umsetzung. Zum Beispiel bei einer<br />

<strong>Integration</strong>sdebatte, die einerseits die<br />

Öffnung des Arbeitsmarktes <strong>für</strong> eine<br />

verstärkte Zuwanderung anmahnt,<br />

aber gleichzeitig ganze Gruppen unter<br />

Vorbehalte stellt. „Aufgabe wird es<br />

dann <strong>für</strong> die Politik sein, eine Versachlichung<br />

dieser Debatte zu erreichen –<br />

das ist dann auch ein Beitrag zur <strong>Integration</strong>“,<br />

erwartet Weiss.<br />

<strong>Integration</strong>spolitik als Querschnittsaufgabe<br />

<strong>und</strong> Vernetzung<br />

Eine weitere Aufgabe <strong>für</strong> Weiss ist es,<br />

die <strong>Integration</strong>sfragen betreffende<br />

Arbeit in anderen Ministerien mit der<br />

des eigenen Hauses zu vernetzen. Mit<br />

ihrer Abteilung verfolgt sie schließlich<br />

eine „Querschnittsaufgabe par<br />

excellence“, wie die Sozialpädagogik-<br />

Professorin betont. Besonders die Bereiche<br />

Arbeit, Bildung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

sind zwar in anderen Ministerien angesiedelt,<br />

<strong>für</strong> eine gute <strong>Integration</strong>spolitik<br />

aber trotzdem zentrale Themen.<br />

„Auch diese Bereiche sollen mit<br />

der Strategie unseres <strong>Ministerium</strong>s<br />

verb<strong>und</strong>en werden.“<br />

Gleiches gilt natürlich <strong>für</strong> die anderen<br />

Abteilungen des eigenen Hauses <strong>und</strong><br />

Akteure vor Ort. Diese Anstrengungen<br />

sieht Weiss nach einem Jahr auf einem<br />

guten Weg. Sie verweist darauf, dass<br />

sie nicht in ein Strukturvakuum hineingekommen<br />

sei. Anknüpfungspunkte<br />

wie der Landesbeirat <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong>, den sie ebenfalls be-<br />

Stationen im Leben von Prof. Dr. Karin Weiss<br />

- Aufgewachsen in Berlin<br />

- 1971 Pädagogik-Studium an der FU<br />

Berlin, Schwerpunkt Sozialpädagogik<br />

- Sozialarbeiterin beim DPW <strong>und</strong> mit<br />

straffällig gewordenen <strong>Jugend</strong>lichen<br />

- 1985 Studium an der Uni Tel Aviv<br />

mit Abschluss Promotion (1992)<br />

- 1987 Freie Mitarbeit am Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Jugend</strong>forschung Haifa<br />

- 1991 Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der FU Berlin<br />

- seit 1993 Professorin an der FH<br />

Potsdam <strong>für</strong> Sozialpädagogik<br />

- 2007 <strong>Integration</strong>sbeauftragte<br />

gleitet, <strong>und</strong> die <strong>Integration</strong>sbeiräte in<br />

den Kommunen bestehen schließlich<br />

schon länger.<br />

Die Zusammenlegung der Bereiche<br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Ausländerrecht als<br />

bedeutendste strukturelle Veränderung<br />

der Zuwanderungspolitik sieht<br />

sie als große Aufgabe. „Dazu ist das<br />

gemeinsame Dach <strong>für</strong> diese beiden<br />

Bereiche wichtig.“ Allerdings sei auch<br />

klar, dass dieser Schritt alleine keinen<br />

Rechtsrahmen verändert.<br />

Öffnung kann Schule machen<br />

Als mittelfristiges Ziel aus dem Katalog<br />

der Koalitionsvereinbarung benennt<br />

Weiss die Neukonzeption der<br />

Abschiebungspraxis <strong>und</strong> die interkulturelle<br />

Öffnung der Landesregierung<br />

<strong>für</strong> sie als vorrangig. Und sie ist optimistisch,<br />

dass Rheinland-Pfalz hier<br />

etwas vorleben kann, das in anderen<br />

B<strong>und</strong>esländern Nachahmer fi nden<br />

wird. „Wenn wir das gut hinbekommen,<br />

wird es Schule machen“, ist<br />

Weiss überzeugt.<br />

Die <strong>Integration</strong>sthematik „begleitet<br />

mich schon lange“, sagt Karin Weiss.<br />

Berufl ich ist sie nicht erst seit 2007,<br />

mit Beginn der Arbeit als branden-<br />

1/2012<br />

burgische Landesbeauftragte <strong>für</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

in dem Bereich tätig. „Nach<br />

meinem Studium war meine erste berufl<br />

iche Tätigkeit die Beratungsarbeit<br />

<strong>für</strong> Aussiedler.“ Im Berliner Notaufnahmelager<br />

Marienfelde war sie aktiv,<br />

als die ersten Aussiedler aus Polen <strong>und</strong><br />

Rumänien in dem 1953 ursprünglich<br />

<strong>für</strong> DDR-Flüchtlinge eingerichteten<br />

Lager ankamen.<br />

Nachdem Weiss 1993 an der FH Potsdam<br />

ihre Professur im Fach Sozialpädagogik<br />

antrat, führte sie bald schon<br />

Forschungsprojekte zur Zuwanderung<br />

in den neuen B<strong>und</strong>esländern durch,<br />

begleitete Projekte <strong>und</strong> Evaluationen.<br />

Nach 14 Jahren als praktizierende Professorin<br />

folgte dann der Sprung in die<br />

Politik, wobei die Berlinerin berufl ich<br />

da<strong>für</strong> in Potsdam blieb.<br />

„Es war die richtige Entscheidung“,<br />

sagt sie rückblickend. Natürlich nutzt<br />

die wissenschaftliche Erfahrung ihr bis<br />

heute. „Diese Doppelseitigkeit empfi<br />

nde ich als sehr produktiv.“ Nämlich<br />

als die immer geforderte Verbindung<br />

von Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

Guido Steinacker<br />

7


Guido Steinacker<br />

1/2012<br />

Die gesamte Abteilung auf einem Bild<br />

Mit der Regierungsumbildung am 18.<br />

Mai 2011 ging auch ein neues <strong>Ministerium</strong><br />

an den Start: Das <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong><br />

<strong>und</strong> Frauen mit Ministerin Irene Alt<br />

<strong>und</strong> Staatssekretärin Margit Gottstein<br />

an der Spitze. Von Anfang an stand die<br />

<strong>Integration</strong>spolitik als ein wichtiger<br />

Schwerpunkt im Fokus der neuen Landesregierung.<br />

Die neue Ausrichtung kam auch mit<br />

der Schaffung einer neuen Abteilung<br />

zum Ausdruck: Durch die Zusammenfassung<br />

der ausländerrechtlichen <strong>und</strong><br />

der integrationspolitischen Bereiche<br />

entstand die Fachabteilung <strong>für</strong> <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Migration. Der integrationspolitische<br />

Bereich, unter anderem<br />

mit den Aufgabenschwerpunkten<br />

„Landesintegrationskonzept, Förde-<br />

8<br />

rung von <strong>Integration</strong>sprojekten, Publikationen<br />

<strong>und</strong> migrationsspezifi scher<br />

Öffentlichkeitsarbeit, <strong>Integration</strong>smonitoring<br />

sowie die Geschäftsstelle<br />

des Landesbeirates <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong>“ kam aus dem Stab der<br />

ehemaligen Beauftragten <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong>, Maria Weber.<br />

Der ordnungspolitische Bereich hat<br />

die Fachzuständigkeit <strong>für</strong> Ausländer-<br />

<strong>und</strong> Asylrecht, Migrantenaufnahme,<br />

Einbürgerung <strong>und</strong> wechselte aus dem<br />

damaligen <strong>Ministerium</strong> des Innern<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> Sport ins MIFKJF. Somit ist der<br />

ordnungspolitische Bereich in einem<br />

gesellschaftspolitischen Ressort angesiedelt.<br />

Das ist b<strong>und</strong>esweit einmalig<br />

<strong>und</strong> erlaubt die enge Verknüpfung<br />

integrationspolitischer mit ausländerrechtlichen<br />

Fragen.<br />

Das Miteinander macht sich konkret<br />

im Arbeitsalltag bemerkbar: Der Bereich<br />

Flüchtlinge ist als neues Handlungsfeld<br />

zum Landesintegrationskonzept<br />

hinzugekommen <strong>und</strong> wird<br />

zukünftig in der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

eine gewichtige Rolle spielen.<br />

Das Thema „Interkulturelle Öffnung“<br />

wird durch Schulungen, Weiter- <strong>und</strong><br />

Fortbildungen auch in die Ausländerbehörden<br />

hineingetragen werden. Als<br />

eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme<br />

im Sinne der neuen <strong>Integration</strong>spolitik<br />

sei der 3. Kommunale Gipfel<br />

am 19. September 2012 genannt,<br />

der das Thema „Einbürgerung“ in den<br />

Kontext der neuen rheinland-pfälzischen<br />

Willkommens- <strong>und</strong> Anerkennungskultur<br />

rückte.


Im neuen<br />

Rahmen<br />

aktiv<br />

In der veränderten Struktur des<br />

Beauftragtenbüros fühlt sich<br />

der neue Landesbeauftragte<br />

Miguel Vicente gut in das <strong>Ministerium</strong><br />

integriert<br />

Trotz der gr<strong>und</strong>legenden Umstrukturierung<br />

der <strong>Integration</strong>spolitik in der<br />

rheinland-pfälzischen Landesregierung<br />

ist die Funktion des Beauftragten<br />

der Landesregierung <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> erhalten geblieben.<br />

Der Rahmen der Stelle hat sich allerdings<br />

stark verändert.<br />

Gewechselt hat in der neuen Konstellation<br />

im neu gebildeten <strong>Ministerium</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong><br />

<strong>und</strong> Frauen die Person des Beauftragten.<br />

Als Nachfolger der bisherigen, im<br />

Sozialministerium von Malu Dreyer<br />

angesiedelten Beauftragten Maria<br />

Weber trat Miguel Vicente gleichzeitig<br />

mit der neuen Landesregierung am<br />

18. Mai 2011 den Job an. Er ist nicht<br />

Bestandteil der Abteilung <strong>Integration</strong>,<br />

sondern organisatorisch Staatssekretärin<br />

Margit Gottstein zugeordnet.<br />

Vicente ist als Landesbeauftragter<br />

eine nahe liegende Personalie, muss<br />

jeder zugeben, der die „<strong>Integration</strong>sszene“<br />

in Rheinland-Pfalz kennt.<br />

Niemand im Lande hat wohl einen<br />

so großen Überblick <strong>und</strong> so stark vernetzte<br />

Kontakte zu den Initiativen <strong>und</strong><br />

Gremien in Rheinland-Pfalz wie der<br />

bisherige Geschäftsführer der Arbeits-<br />

Miguel Vicente mit seiner Mitarbeiterin Carolina Orphanidou<br />

gemeinschaft der <strong>Integration</strong>sbeiräte<br />

in Rheinland-Pfalz (AGARP).<br />

„Die AGARP versteht sich als NGO“,<br />

erläutert Vicente, warum er den<br />

Wechsel trotz der inhaltlichen Konstanz<br />

durchaus als großen Schritt <strong>für</strong><br />

sich selbst sieht. „Sie ist institutionell<br />

gefördert, aber unabhängig.“ Das ist<br />

eine Autonomie in der inhaltlichen<br />

Arbeit <strong>und</strong> Positionierung.<br />

Kein Problem mit der Einbindung<br />

„Das heißt ja nicht, dass die AGARP<br />

a priori Oppositionspositionen einnehmen<br />

muss“, ergänzt Vicente. Und<br />

so hat er die Organisation, deren Geschäftsführer<br />

er seit 1998 war, als<br />

kooperativ mit der Landesregierung<br />

erlebt. Mag sein, dass das bei einer anderen<br />

<strong>Integration</strong>spolitik der Landesregierung<br />

anders ausgesehen hätte.<br />

„In keiner Weise“ habe er ein Problem<br />

damit, die große Unabhängigkeit in<br />

der AGARP mit der Einbindung als politischer<br />

Beamter in den Regierungsapparat<br />

zu tauschen. „Ich habe vielleicht<br />

weniger Autonomie, da<strong>für</strong> aber<br />

mehr Gestaltungsmöglichkeiten.“ Der<br />

politische Rahmen ist gesetzt – durch<br />

1/2012<br />

die integrationspolitischen Inhalte der<br />

rot-grünen Koalitionsvereinbarung.<br />

Als langjähriger Mainzer SPD-Kommunalpolitiker<br />

wird Vicente unweigerlich<br />

als roter Farbklecks im grünen<br />

<strong>Ministerium</strong> angesehen. Es mag manche<br />

verw<strong>und</strong>ern, wieso Bündnis 90/<br />

Die Grünen sich darauf einließen. Weil<br />

er von den Grünen eben nicht als einer<br />

von der anderen Seite wahrgenommen<br />

werde, ist sich Vicente sicher.<br />

„Wir haben als Landesregierung ein<br />

Projekt, das über die Koalitionsvereinbarung<br />

klar formulierte Ziele setzt“,<br />

erläutert der Landesbeauftragte. Da<br />

geht bisher kein Papier zwischen den<br />

roten Vicente <strong>und</strong> das grüne Haus. „Es<br />

gab noch nie in einem Koalitionsvertrag<br />

eine so umfassende integrationspolitische<br />

Zielsetzung.“<br />

Strukturelle <strong>Integration</strong> betonen<br />

Auch bei der Prioritätensetzung, die<br />

zu Beginn der Umsetzung der Koalitionspläne<br />

zu leisten war, sieht Vicente<br />

keine Differenzen mit der Hausspitze.<br />

„Ich bin der Überzeugung, wir müssen<br />

der strukturellen <strong>Integration</strong> mehr<br />

Gewicht geben“, sagt der Beauftragte.<br />

Damit ist die interkulturelle Öffnung<br />

9


Guido Steinacker<br />

10<br />

1/2012<br />

der Gesellschaft gemeint, die öffentlichen<br />

Behörden des Landes sollen als<br />

Arbeitgeber dabei vorangehen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt, den Vicente<br />

ganz oben auf der Agenda stehen<br />

hat, ist auch die Frage des Umgangs<br />

mit dem Islam <strong>und</strong> Muslimen in unserer<br />

Gesellschaft „nach der Debatte<br />

um Sarrazin <strong>und</strong> Co“. Dabei sieht er<br />

es als vordringlich an, die <strong>Integration</strong><br />

des Islam über die Anerkennung als<br />

Religionsgemeinschaft zu fördern, so<br />

dass eine tatsächliche Gleichstellung<br />

erreicht wird. Um diese Themen voranzubringen,<br />

hat der Beauftragte den<br />

„R<strong>und</strong>en Tisch Islam“ einberufen.<br />

Gegensteuern will Vicente auch dem<br />

Vorurteil, dass der Islam gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht demokratiefähig sei, „das ist ein<br />

Bild, das sich bei den Menschen immer<br />

mehr verfestigt“. Seine spezifi sche<br />

Rolle als Landesbeauftragter kommt<br />

ihm dabei entgegen. „Es ist eine<br />

meiner originären Aufgaben vor Ort<br />

zu sein, ich habe eine Brückenfunktion<br />

zwischen Bürgern <strong>und</strong> Regierung.“ Da<br />

kommt ihm die vorige Aufgabe in der<br />

AGARP entgegen, aus der die dazu<br />

notwendigen Kontakte in die einzelnen<br />

Kommunen <strong>und</strong> zu den Handelnden in<br />

der <strong>Integration</strong>sarbeit herrühren. Auch<br />

bei den eher ministeriell bearbeiteten<br />

Themen – wie der Abschaffung der<br />

Residenzpfl icht <strong>für</strong> Asylbewerber –<br />

„kommt der Beauftragte als Erklärer<br />

ins Spiel“.<br />

Keinen eigenen Stab mehr<br />

Deshalb ist Vicente auch bei den<br />

Abteilungsleiter-Besprechungen <strong>und</strong><br />

strategischen Gesprächen im <strong>Ministerium</strong><br />

eingeb<strong>und</strong>en. Das funktioniere<br />

bisher sehr gut, „es gibt keine Anzeichen<br />

einer rot-grünen Separierung.“<br />

Lange im Einsatz <strong>für</strong> Migranten: Miguel Vicente im Mainzer AGARP-Geschäftsführerbüro (2002)<br />

Anders als seine Vorgängerinnen Helga<br />

Gerigk <strong>und</strong> Maria Weber verfügt<br />

Vicente in der neuen Struktur der<br />

Beauftragtenstelle nicht mehr über<br />

einen eigenen Stab im vergleichbaren<br />

Umfang. Zugeordnet sind ihm die<br />

Sachbearbeitern Carolina Orphanidou<br />

sowie Sekretärin Birgit Vogel. Sie ist<br />

die letzte Verbliebene des „alten“ Be-<br />

auftragtenstabes. Die begrenzte Mitarbeiterzahl<br />

ist <strong>für</strong> Vicente deshalb<br />

kein Problem, hat sogar seine Vorteile.<br />

„Ich kann <strong>für</strong> den fachlichen Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> insbesondere rechtliche<br />

Einschätzungen auf die Mitarbeiter<br />

der Abteilung zurückgreifen – <strong>und</strong> bin<br />

selbst von der Mitarbeiterführung befreit.“<br />

Hinein ins Land statt den Chef<br />

im Hause geben – besonders mit dieser<br />

Folge der Umstrukturierung der<br />

<strong>Integration</strong>sarbeit in der Landesregierung<br />

kann Vicente sich sehr gut arrangieren.<br />

Zwei Themen will der Landesbeauftragte<br />

persönlich in der Legislaturperiode<br />

einbringen: „Die Unterstützung<br />

der Beiräte in<br />

den Kommunen liegt<br />

mir am Herzen, weil<br />

ich überzeugt von der<br />

Bedeutung dieser Gremienarbeit<br />

bin“, sagt<br />

Vicente.<br />

Das andere Thema<br />

ist die Fortentwicklung<br />

der kommunalen<br />

<strong>Integration</strong>spolitik.<br />

„Es spielt eine wichtige<br />

Rolle, was in den<br />

Kommunen passiert,<br />

sie müssen in ihrer<br />

guten Arbeit unterstützt<br />

werden“, betont<br />

Vicente. Dazu dienen<br />

die bislang schon zur<br />

Verfügung stehenden<br />

Beratungsprogramme<br />

<strong>und</strong> -projekte. Über<br />

diese werden etwa Berater<br />

fi nanziert, die sich vor Ort ein<br />

Bild der Strukturen der Migrationsarbeit<br />

machen <strong>und</strong> gemeinsam mit den<br />

Akteuren vor Ort nachhaltig wirkende<br />

<strong>Integration</strong>skonzepte entwickeln.<br />

Guido Steinacker


1/2012<br />

Drei Personen, 25 Jahre <strong>Integration</strong>sbeauftragte der Landesregierung: Helga Gerigk, Maria Weber, Miguel Vicente (v.l.)<br />

Auf Basis eines konsequenten Entwurfs<br />

Pionierarbeit leisten – Wegweiser erarbeiten – friedliches Zusammenleben gestalten: Politische Wegmarken<br />

der <strong>Integration</strong>sarbeit von 1987 bis 2012. Von Mechthild Gerigk-Koch<br />

Seit nunmehr 25 Jahren wird die <strong>Integration</strong>sarbeit der rheinland-pfälzischen Landesregierung entscheidend<br />

durch eine Beauftragtenstelle <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> gestaltet. Ausgangslage <strong>und</strong><br />

Aufgabenstellung im Jahr 1987 <strong>und</strong> die Entwicklungen bis in die Gegenwart schildert dieser Bericht.<br />

Im Spätherbst 1987: Die Landesregierung<br />

Rheinland-Pfalz richtet das Amt<br />

der Ausländerbeauftragten im Sozialministerium<br />

ein. Der Auftrag lautet:<br />

Kümmern um die Belange der ausländischen<br />

Menschen in Rheinland-Pfalz.<br />

Von Beginn an steht die Gestaltung<br />

des friedlichen Zusammenlebens als<br />

Normalität im Miteinander von Einheimischen<br />

<strong>und</strong> Zugewanderten im<br />

Vordergr<strong>und</strong> – mithin also die Aufgabe:<br />

Wie bringt man Menschen zueinander,<br />

die sich vordergründig fremd<br />

sind, die Vorbehalte <strong>und</strong> gegenseitige<br />

Vorurteile haben? Das ist wesentlich<br />

die Bearbeitung oder Aufarbeitung<br />

von kulturellen Selbstverständlichkeiten<br />

nach dem Motto: Hier wir, dort<br />

die. Aber das sollte anders werden.<br />

Nur wie? Was ist <strong>Integration</strong> in diesem<br />

Sinne?<br />

Die Ausländerbeauftragte sollte Konzepte<br />

entwickeln, die die Lebenslage<br />

der Einwanderer verbessern helfen<br />

könnten. Dazu gehörten zunächst<br />

Bestandsaufnahmen <strong>und</strong> die Feststellung<br />

des Ist-Zustands, bevor man an<br />

die Zukunftsplanung gehen konnte.<br />

Auskunft darüber gaben die Betroffenen<br />

selbst, ihre ersten Interessenvertretungen<br />

<strong>und</strong> die Vereine, die sich<br />

gebildet <strong>und</strong> gefestigt hatten.<br />

Dazu gehörte es auch, sich mit den<br />

Erwartungshaltungen der Zugewanderten<br />

– damals noch Ausländer –<br />

auseinander zu setzen, auch mit ihrer<br />

Konkurrenz untereinander <strong>und</strong> der<br />

Frage: Wie kann im Konfl iktfall vermittelt<br />

werden? Zu dieser Zeit galt<br />

noch das Ausländergesetz von 1965.<br />

11


Archiv<br />

12<br />

1/2012<br />

Helga Gerigk wirbt <strong>für</strong> die Beiratswahl 1994<br />

Es steckte den gesetzlichen Rahmen<br />

ab, der durch Ermessensentscheidungen<br />

auszulegen war. Hohe Flexibilität<br />

in der Entscheidung führte aber auch<br />

zu Fragen <strong>und</strong> Rückfragen: Wieso in<br />

diesem Fall so <strong>und</strong> im nächsten völlig<br />

anders? Die Ausländerbeauftragte<br />

beriet Petentinnen <strong>und</strong> Petenten, die<br />

Entscheidungen von Behörden nicht<br />

verstehen konnten <strong>und</strong> erfuhr auf<br />

diese Weise zugleich, wo der Schuh<br />

drückte, wo Erklärungsbedarf bestand<br />

<strong>und</strong> wo auch konkreter Hilfebedarf.<br />

Sie brachte sich in die Diskussion um<br />

ein neues Ausländergesetz ein, das die<br />

zum Ausländerrecht entwickelte umfangreiche<br />

Rechtsprechung in Rechtsnormen<br />

umsetzte <strong>und</strong> damit transparent<br />

machte.<br />

1990 entschied das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht,<br />

dass nach Artikel 20<br />

des Gr<strong>und</strong>gesetzes ein Wahlrecht<br />

nur deutschen Staatsangehörigen<br />

zusteht. Diese Entscheidung wurde<br />

von vielen als enttäuschendempf<strong>und</strong>en.<br />

Bis heute wird<br />

politisch kontrovers<br />

darüber diskutiert,<br />

durch eine Verfassungsänderung<br />

das<br />

kommunale Wahlrecht<br />

<strong>für</strong> dauerhaft<br />

in Deutschland lebendeAusländerinnen<br />

<strong>und</strong> Ausländer<br />

zu ermöglichen.<br />

Bisher steht dieses<br />

Wahlrecht lediglich<br />

EU-Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürgern zu.<br />

Ende 1989 wechselte<br />

die Ausländerbeauftragte<br />

mit ihrem<br />

kleinen Stab vom<br />

Sozialministerium<br />

in die Staatskanzlei.<br />

Es hatte sich bereits<br />

zu diesem Zeitpunkt<br />

die Sicht durchgesetzt, dass Ausländerpolitik<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich eine Querschnittsaufgabe<br />

ist. Alle Ressorts sind<br />

Ansprechpartner <strong>und</strong> Akteure in diesem<br />

Feld, mal mehr, mal weniger. Die<br />

Anbindung an die Staatskanzlei sollte<br />

dieses Gefüge deutlich machen <strong>und</strong><br />

tragen. Und in diesem Zuge entstand<br />

ein wichtiger Projektgedanke: Ausländerrecht<br />

<strong>und</strong> dann? <strong>Integration</strong> ist<br />

mehr als die verlässliche Regelung von<br />

Einreise <strong>und</strong> Aufenthalt. <strong>Integration</strong><br />

verändert die ganze Gesellschaft. Daraus<br />

entwickelte sich die Fragestellung:<br />

Wo wollen wir hin? Und die nächsten<br />

gleich mit: Wer muss dazu wann was<br />

genau lernen? Interkulturelles Lernen<br />

als neue <strong>und</strong> zusätzliche Herausforderung<br />

<strong>und</strong> als eine Lösung?<br />

Erstes Ausländergesetz 1990<br />

Doch das Recht hatte zunächst Vorrang.<br />

1990 war es soweit: Das neue<br />

Ausländergesetz trat in Kraft. Erst-<br />

mals wurden unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auch Rechtsansprüche<br />

auf Aufenthaltstitel im Gesetz festgelegt.<br />

Die Anfragen <strong>und</strong> die Bitten um<br />

Unterstützung in Einzelfällen setzten<br />

sich fort; die Beauftragte wurde zu einer<br />

Ombudsstelle <strong>für</strong> Betroffene <strong>und</strong><br />

Beraterinnen bzw. Berater.<br />

Die Ausländerbeauftragte nutzte die<br />

Erfahrungen, um gemeinsam mit<br />

dem <strong>Ministerium</strong> des Innern <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

Sport ein Konzept zu erarbeiten, das<br />

sowohl die bessere Vermittlung der<br />

ausländerrechtlichen Sachverhalte<br />

durch Ausländerbehördenmitarbeiter<br />

ermöglichte als auch die Behördenmitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> -mitarbeiter als<br />

Zielgruppe <strong>für</strong> ein Lernen darüber hinaus<br />

ansprechen sollte. Dies war der<br />

Beginn der noch heute andauernden<br />

Aktivitäten im Fortbildungsbereich.<br />

Im Rahmen einer dreitägigen Fachtagung<br />

„Interkulturelles Lernen“<br />

diskutierten namhafte Experten im<br />

Herbst 1990 in der Sparkassenakademie<br />

Schloss Waldthausen über die<br />

Anforderungen einer modernen Einwanderungsgesellschaft:<br />

Wie soll das<br />

Bildungssystem reagieren, wie die<br />

<strong>Jugend</strong>arbeit <strong>und</strong> wie die Gemeinwesenarbeit?<br />

Bis heute hat sich an diesen<br />

Fragen nicht viel verändert. Die<br />

Ausländerbeauftragte hat mit dieser<br />

Tagung Pionierarbeit geleistet. Und<br />

sie hat die Konsequenzen aus den Ergebnissen<br />

gezogen.<br />

Eine erste war: Fortbildung in gemeinsamem<br />

Angebot durch Innenministerium<br />

<strong>und</strong> Staatskanzlei. Ab 1991<br />

bis in die Mitte der 90er-Jahre liefen<br />

diese Seminare mit gutem Erfolg.<br />

Dann kam ein wichtiger <strong>und</strong> richtiger<br />

Perspektivenwechsel: Nicht mehr<br />

nur die Ausländerbehörden sollten<br />

Zielgruppe von Fortbildungen zum Erwerb<br />

interkultureller Kompetenz sein,<br />

sondern alle Behörden als wichtige<br />

Scharniere in der Begegnung zwischen


Staat, Gesellschaft <strong>und</strong> Individuum.<br />

In weiteren Pilotprojekten wurde getestet,<br />

wie der konzeptionelle Ansatz<br />

<strong>für</strong> eine bedarfsgerechte Qualifi kation<br />

der Fachkräfte in den Behörden weiterzuentwickeln<br />

war.<br />

Eine weitere Konsequenz: Es bedarf<br />

des regelmäßigen Austausches <strong>und</strong><br />

der Transparenz der Prozesse <strong>und</strong> Entscheidungen.<br />

Ein regelmäßiges Medium<br />

musste geschaffen werden. Die<br />

Idee zum Magazin „Treffpunkt“ war<br />

geboren <strong>und</strong> 1992 ging er an den Start.<br />

Fortan war dies die Plattform <strong>für</strong> kontroverse<br />

Beiträge <strong>und</strong> Diskussionen,<br />

<strong>für</strong> aktuelle Mitteilungen ebenso wie<br />

<strong>für</strong> die gr<strong>und</strong>sätzliche Positionierung<br />

<strong>und</strong> das Magazin war immer offen <strong>für</strong><br />

Beiträge von Akteurinnen <strong>und</strong> Akteuren<br />

im Feld.<br />

Und es kam mehr: 1993 veröffentlichte<br />

die Ausländerbeauftragte den<br />

ersten großen Ausländerbericht „Wir<br />

leben in Rheinland-Pfalz“, der die Bereiche<br />

Wirtschaft, Bildung, Zusammenleben<br />

abdeckte <strong>und</strong> erstmals<br />

umfangreiche statistische Daten <strong>und</strong><br />

Zahlen enthielt. Daraus wurde einer<br />

der ersten Renner bei den Veröffentlichungen<br />

der Ausländerbeauftragten:<br />

das statistische Heft, das bis 2004 jedes<br />

Jahr erschien.<br />

Die Erfahrungen aus der über die Jahre<br />

erfolgten Vielzahl der Beratungen<br />

von Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer,<br />

von interessierten Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürgern, von Multiplikatorinnen <strong>und</strong><br />

Multiplikatoren waren Anlass <strong>für</strong> eine<br />

Reihe unterschiedlicher Informationsfaltblätter<br />

<strong>und</strong> Broschüren, insbesondere<br />

zu rechtlichen Themen.<br />

Hierzu gehörten Informationen zum<br />

europäischen Freizügigkeitsrecht, zur<br />

Aufenthaltsverfestigung von Drittstaatern<br />

aber auch zur Situation von<br />

Flüchtlingen <strong>und</strong> Asylsuchenden. Eine<br />

der wichtigsten Publikation ist die<br />

Broschüre zur Einbürgerung, die regel-<br />

mäßig über die geltenden Voraussetzungen<br />

zur Einbürgerung informiert<br />

<strong>und</strong> bis heute immer wieder aktualisiert<br />

aufgelegt wird.<br />

Erfolgreiche Broschüre<br />

Ein weiteres Flaggschiff war die Broschüre<br />

„Vorurteile“. In insgesamt vier<br />

Aufl agen wurden die gängigsten zehn<br />

Vorurteile gegenüber Ausländerinnen<br />

<strong>und</strong> Ausländern aufgegriffen <strong>und</strong> mit<br />

Daten <strong>und</strong> Zahlen widerlegt. Keine<br />

Broschüre der Ausländerbeauftragten<br />

wurde mehr nachgefragt, in höherer<br />

Zahl gedruckt <strong>und</strong> häufi ger eingesetzt<br />

als diese.<br />

Ihre Reichweite war enorm: Schulen,<br />

Polizei, B<strong>und</strong>eswehr, Ausbildungsbetriebe,<br />

Ministerien, etc. Und ein<br />

schönes Obendrauf: Anfragen aus den<br />

anderen B<strong>und</strong>esländern, wo man entdeckt<br />

hatte, dass die Beauftragte des<br />

Landes Rheinland-Pfalz gründliche Pionierarbeit<br />

leistete <strong>und</strong> eine Spürnase<br />

<strong>für</strong> neue <strong>und</strong> aktuelle Themen hatte.<br />

In der Flüchtlingspolitik wurde 1993<br />

der so genannte Asylkompromiss<br />

beschlossen. Die seit Anfang der<br />

1/2012<br />

90er-Jahre stark angestiegenen Zahlen<br />

von Asylsuchenden hatten die<br />

aufnehmenden Kommunen vor hohe<br />

Herausforderungen gestellt. Außerdem<br />

waren der gestiegene Zuzug<br />

von Spätausgesiedelten <strong>und</strong> ihrer<br />

ausländischen <strong>Familie</strong>nangehörigen,<br />

von Kontingentfl üchtlingen sowie der<br />

Bürgerkriegsfl üchtlinge aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien zu bewältigen.<br />

Die Ausländerbeauftragte reagierte<br />

mit Beratungs- <strong>und</strong> Gesprächsange-<br />

Referierte beim I-Forum 2000: Faruk Sen (Zentrum <strong>für</strong> Türkeistudien, 2.v.r.)<br />

boten <strong>und</strong> entwickelte Projekte, fi -<br />

nanzierte sie <strong>und</strong> ließ sie evaluieren.<br />

Auch in den anderen Politikfeldern änderte<br />

sich viel: das Bildungsressort reagierte<br />

mit zusätzlichen Programmen<br />

<strong>und</strong> baute die Fortbildungsangebote<br />

aus, im Arbeitsmarktbereich erhielten<br />

neue Projekte mit der Zielgruppe der<br />

Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer eine<br />

Chance <strong>und</strong> wurden nachhaltig installiert.<br />

Die Beauftragte des Landes begann,<br />

Aufträge <strong>für</strong> Studien <strong>und</strong> Expertisen<br />

zu erteilen, sie veranstaltete weitere<br />

Fachtagungen, wenn auch nicht mehr<br />

dreitägig, <strong>und</strong> sie schob gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Veränderungsprozesse an. So zum<br />

13<br />

Archiv


Guido Steinacker<br />

14<br />

1/2012<br />

Beispiel die Wahl der Ausländerbeiräte<br />

1994 auf der Gr<strong>und</strong>lage der geänderten<br />

Kommunalverfassung.<br />

Die Begleitung dieser Prozesse durch<br />

Wirkungsforschung war dabei zunehmend<br />

ein Thema. Es sollte nicht<br />

einfach probiert, sondern möglichst<br />

gezielt gestaltet werden <strong>und</strong> dazu war<br />

wissenschaftlicher Sachverstand notwendig:<br />

die Universitäten Koblenz-<br />

Landau, Mainz <strong>und</strong> Trier wurden mit<br />

ihren Instituten <strong>für</strong> interkulturelle Bildung,<br />

Sozialpädagogik <strong>und</strong> Soziologie<br />

zu wichtigen Kooperationspartnern.<br />

Einwanderung als Tatsache<br />

Die in der Zwischenzeit gewonnen<br />

Erfahrungen wurden investiert in die<br />

Zusammenarbeit mit den Ressorts der<br />

Landesregierung <strong>und</strong> mit den Nichtregierungsorganisationen<br />

als aktive<br />

Mitgestaltende. Die Beteiligung der<br />

Ausländerbeauftragten bei allen die<br />

Belange der Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer<br />

betreffenden Angelegenheiten<br />

wurde mehr <strong>und</strong> mehr zum Normalfall<br />

<strong>und</strong> die Sicht auf die Aufgaben <strong>und</strong><br />

Herausforderungen veränderte sich:<br />

Es war gelungen, die Wahrnehmung,<br />

Landesbeauftragte Maria Weber mit britischen Gästen des RLP-Tages (2000)<br />

Arbeitskräftezuwanderung sei – im<br />

Sinne der Rückkehrillusion auf beiden<br />

Seiten – nur vorübergehend, abzulösen<br />

durch die Anerkennung von Einwanderung<br />

als historischer Tatsache<br />

<strong>und</strong> als unumkehrbarem Prozess.<br />

Doch noch immer beherrschte die<br />

Frage lediglich nach der Anpassung<br />

der Zugewanderten an die hiesigen<br />

Systeme die b<strong>und</strong>esweite Debatte.<br />

Mit der Erweiterung der Fortbildungsprojekte<br />

auf die Polizei <strong>und</strong> das Finanzwesen<br />

<strong>und</strong> auf die breite Palette<br />

der kommunalen Behörden konnte<br />

der Fokus verschoben werden von der<br />

interkulturellen Kompetenz als Qualifi<br />

kation der einzelnen Fachkraft hin<br />

zum Prozess der interkulturellen Öffnung<br />

als Organisationsentwicklungsaufgabe<br />

<strong>für</strong> ganze Institutionen. Die<br />

Internationale Experten <strong>und</strong> Bürgerbeauftragter Ullrich Galle (M.) nahmen am Antidiskriminierungsforum teil (2002)<br />

Archiv


Guido Steinacker<br />

Erkenntnisse aus diesen vielfältigen<br />

Prozessen in der Zusammenarbeit, der<br />

Auswertung der Ergebnisse, der Veröffentlichung<br />

von Studien <strong>und</strong> Expertisen<br />

<strong>und</strong> die Diskussion darüber, was<br />

dies an Konsequenzen <strong>für</strong> den Umbau<br />

der Aufnahmegesellschaft zur Folge<br />

haben müsse, führte schließlich zur<br />

Defi nition der integrationspolitischen<br />

Leitsätze.<br />

Alle sollen am Tisch sitzen<br />

Die zweite Landesbeauftragte, seit<br />

1998 im Amt, baute auf diesem Fun-<br />

aller Beteiligten eingefangen <strong>und</strong><br />

dokumentiert, eine offene <strong>und</strong> klare<br />

Auseinandersetzung gefördert.<br />

Als neues Medium kam 2001 die<br />

Homepage der Ausländerbeauftragten<br />

hinzu. Hier können seither aktuelle<br />

Meldungen <strong>und</strong> Informationen<br />

gestreut <strong>und</strong> im Sinne von Dienstleistungen<br />

auch Materialien vorgehalten<br />

werden.<br />

B<strong>und</strong>espolitisch erfolgte (endlich)<br />

ein Paradigmenwechsel: Das Staatsangehörigkeitsrecht<br />

wurde zum 1.<br />

Kurt Beck (vor Beiratswahl 2004): Mit der Beauftragten zusammen RIFI gegründet<br />

dament auf. Die Festlegung der Leitsätze<br />

konnte nicht genügen. Wer sich<br />

darauf verständigen will, dass Einwanderung<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> die ganze Gesellschaft<br />

verändern <strong>und</strong> wer diesen<br />

Prozess gestalten will, braucht dazu<br />

Partner. <strong>Integration</strong> geht alle an <strong>und</strong><br />

daher sollen auch alle mit am Tisch<br />

sitzen. Was war zu tun? Welche Instrumente<br />

<strong>und</strong> welche Arbeitsformen<br />

wurden gebraucht? Die Antwort: <strong>Integration</strong>sforen<br />

<strong>und</strong> Fachtagungen<br />

wurden konzipiert <strong>und</strong> veranstaltet,<br />

die Meinungen <strong>und</strong> Wortmeldungen<br />

Januar 2000 reformiert <strong>und</strong> das eingeschränkte<br />

„jus soli“ <strong>für</strong> im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

geborene <strong>Kinder</strong> ausländischer<br />

Eltern eingeführt. Die Zuwanderungskommission<br />

legte 2001 ihren Bericht<br />

vor, indem sie festschrieb, dass<br />

Deutschland längst ein Einwanderungsland<br />

ist. Im gleichen Jahr wurde<br />

der Entwurf eines Zuwanderungsgesetzes<br />

vorgelegt.<br />

Erstmals wurden die <strong>Integration</strong> von<br />

Zugewanderten <strong>und</strong> das Angebot<br />

staatlicher <strong>Integration</strong>skurse in ein<br />

1/2012<br />

B<strong>und</strong>esgesetz aufgenommen. Die<br />

Beauftragte brachte sich mit ihren<br />

Erfahrungen in den Gesetzgebungs-<br />

<strong>und</strong> Vermittlungsprozess ein, bis nach<br />

einer kontroversen <strong>und</strong> nicht immer<br />

sachlichen Debatte das Gesetz in einer<br />

Kompromissfassung zum 1. Januar<br />

2005 in Kraft trat.<br />

Die darin enthaltene Ermächtigung<br />

zur Einrichtung einer Härtefallkommission<br />

wurde in Rheinland-Pfalz umgesetzt;<br />

die Beauftragte war von Anfang<br />

beratendes Mitglied <strong>und</strong> nutzte<br />

die Möglichkeit Anträge in Härtefällen<br />

zu stellen; seit 2011 verfügt der Beauftragte<br />

über das volle Stimmrecht.<br />

Die Beauftragte ging 2002 den nächsten<br />

wichtigen Schritt. Sie hob zusammen<br />

mit dem Ministerpräsidenten<br />

Kurt Beck die Rheinland-Pfälzische<br />

Initiative <strong>für</strong> <strong>Integration</strong> (RIFI) aus der<br />

Taufe. In vier Jahren wurden in vielen<br />

verschiedenen Arbeitsgruppen Empfehlungspapiere<br />

erarbeitet, die noch<br />

heute wegweisend sind.<br />

Sie sicherten die Beteiligung der maßgeblichen<br />

gesellschaftlichen Gruppen<br />

<strong>und</strong> nutzen ihre Expertise. Sie<br />

ermöglichten es, Kompromisse in der<br />

Beurteilung der Prozesse <strong>und</strong> der Zwischenergebnisse<br />

auszuhandeln, ohne<br />

einseitig zu sein. Am wichtigsten aber<br />

war: Sie schufen eine Vertrauensbasis<br />

in der Zusammenarbeit zwischen der<br />

Regierungsseite <strong>und</strong> den Nichtregierungsorganisationen.<br />

<strong>Integration</strong>sbericht eingeführt<br />

Ab 2005 wurden die Zuwanderungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sberichte der Landesregierung<br />

veröffentlicht. Darin erstattet<br />

die Landesregierung Bericht über<br />

die ergriffenen Maßnahmen <strong>und</strong> ihre<br />

Resultate, ergänzt um die Darstellung<br />

der Entwicklung im Recht <strong>und</strong> durch<br />

die jeweiligen aktuellen Zahlen <strong>und</strong><br />

Daten. Dabei geht es nicht nur um<br />

15


Guido Steinacker<br />

16<br />

1/2012<br />

Rechenschaft, sondern auch <strong>und</strong> vor<br />

allem um Transparenz.<br />

Als im Sommer 2006 nach der Regierungsbildung<br />

aus der Ausländerbeauftragten<br />

die Beauftragte der Landesregierung<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

wurde erhielt sie nun die Befugnis, sich<br />

<strong>für</strong> die Belange aller Migrantinnen<br />

<strong>und</strong> Migranten wie der Spätausgesiedelten<br />

einzusetzen, die aber eigentlich<br />

schon zuvor immer mitgedacht worden<br />

waren. Es erfolgte die Umressortierung<br />

in das <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> Arbeit,<br />

Soziales, <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, kurz<br />

darauf dann erweitert zum <strong>Ministerium</strong><br />

<strong>für</strong> Arbeit, Soziales, Ges<strong>und</strong>heit,<br />

<strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Frauen.<br />

Von Ausländer- zu <strong>Integration</strong>sbeiräten: Malu Dreyer <strong>und</strong> Maria Weber (2009)<br />

Nun war die Zeit reif, die Gr<strong>und</strong>satzarbeit<br />

an einem rheinland-pfälzischen<br />

Landesintegrationskonzept aufzunehmen.<br />

Ziel war es, die vielen wertvollen<br />

Beiträge aller Beteiligten zu einem<br />

Konzept zu verbinden, das den Basiskonsens<br />

<strong>für</strong> die weitere programmatische<br />

Planung der Regierungspolitik<br />

darstellen sollte.<br />

Das Landesintegrationskonzept wurde<br />

im Entwurf im Landesbeirat beraten,<br />

der die Rheinland-Pfälzische Initiative<br />

<strong>für</strong> <strong>Integration</strong> fortführte <strong>und</strong> seither<br />

die Ministerin berät (2006 bis 2011<br />

Malu Dreyer, seit 2011 Irene Alt).<br />

Das Landesintegrationskonzept wurde<br />

vom Ministerrat als Leitlinie der<br />

<strong>Integration</strong>spolitik <strong>für</strong> die 15. Wahlperiode<br />

beschlossen <strong>und</strong> anschließend<br />

umgesetzt. In insgesamt acht<br />

Handlungsfeldern arbeiteten viele<br />

beteiligte Organisationen, Institutionen<br />

<strong>und</strong> Einzelpersonen mit den<br />

Ressorts der Landesregierung zusammen.<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Unterarbeitsgruppen<br />

entwickelten Zielvereinbarungen,<br />

verabschiedeten Selbstverpfl ichtungen,<br />

entwarfen Projekte, Programme<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> beteiligten sich<br />

partnerschaftlich an ihrer Umsetzung.<br />

Der neu geschaffene Kommunale<br />

Gipfel, der Preis <strong>für</strong> vorbildliches interkulturelles<br />

Miteinander, der Umbau<br />

der kommunalen Ausländerbeiräte<br />

zu Beiräten <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong>, die Einbürgerungskampagne,<br />

die vielfältigen Fortbildungs-<br />

<strong>und</strong> Multiplikatorenveranstaltungen<br />

sind einzelne, aber wesentliche Beispiele<br />

da<strong>für</strong>.<br />

Das Landesintegrationskonzept war<br />

zugleich die Basis da<strong>für</strong>, dass das<br />

Land Rheinland-Pfalz sich erfolgreich<br />

auch an der Kooperation zwischen<br />

dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Ländern beteiligen<br />

konnte: 2006 rief die B<strong>und</strong>eskanzlerin<br />

zum ersten Nationalen <strong>Integration</strong>sgipfel,<br />

dem ein Nationaler<br />

<strong>Integration</strong>splan folgte. Dieser sollte<br />

fortgeschrieben werden <strong>und</strong> auch hier<br />

arbeitete Rheinland-Pfalz mit <strong>und</strong> präsentierte<br />

seine Ergebnisse.<br />

Zwischenzeitlich hatte sich die <strong>Integration</strong>sministerkonferenz<br />

konstituiert,<br />

nach Nordrhein-Westfalen übernahm<br />

Rheinland-Pfalz 2010 bis 2011 den<br />

Vorsitz <strong>und</strong> gab ihn kürzlich weiter an<br />

das Saarland; die Geschäftsführung<br />

oblag der Beauftragten.<br />

Die <strong>Integration</strong>sministerkonferenz<br />

installierte länderoffene Arbeitsgruppen<br />

zu verschiedenen Themen: das<br />

länderübergreifende <strong>Integration</strong>smonitoring<br />

ist in diesem Zusammenhang<br />

entstanden, <strong>und</strong> weitere Arbeitsgruppen<br />

befassen sich mit den <strong>Integration</strong>skursen,<br />

der Erhöhung des Anteils<br />

von Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten im<br />

öffentlichen Dienst, mit Fragen des<br />

Antisemitismus <strong>und</strong> Rassismus bei Zugewanderten<br />

<strong>und</strong> vielem mehr.<br />

Parallel dazu erarbeitete die Enquete-<br />

Kommission „<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Migration<br />

in Rheinland-Pfalz“ im Landtag<br />

in der 15. Wahlperiode umfangreiche<br />

Empfehlungen, die Ende 2010 verabschiedet<br />

<strong>und</strong> veröffentlicht wurden.<br />

Über alle diese Zwischenschritte <strong>und</strong><br />

ihre Ergebnisse wurde fortlaufend im<br />

Magazin Treffpunkt berichtet.<br />

Mittlerweile ist der Nationale Aktionsplan<br />

<strong>Integration</strong> fertiggestellt, in<br />

dem sich die Länder durch einen eigenen<br />

Länderbeitrag beteiligten, bis<br />

September 2011 koordiniert durch die<br />

Beauftragte. Im Rückblick kann nun<br />

festgehalten werden: Die Pionierarbeit<br />

der ersten Ausländerbeauftragten hat<br />

die Voraussetzungen geschaffen <strong>und</strong><br />

die Weichen <strong>für</strong> den erfolgreichen In-


tegrationsprozess in Rheinland-Pfalz<br />

gestellt.<br />

In konsequenter <strong>und</strong> geduldiger Abfolge<br />

einzelner Schritte, die aufeinander<br />

aufbauend immer mehr Beteiligte<br />

in die Diskussionsprozesse hinein nahmen,<br />

setzte die zweite Beauftragte<br />

diesen Weg fort <strong>und</strong> entwickelte ihn<br />

weiter. Als 2009 in der Staatskanzlei<br />

die Festveranstaltung „60 Jahre Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> in Rheinland-<br />

Pfalz“ stattfand, wurde dies einmal<br />

mehr deutlich.<br />

Kooperation zwischen Recht <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong><br />

Heute sind die Rahmenbedingungen<br />

erneut verändert: Rheinland-Pfalz hat<br />

eine neue Landesregierung <strong>und</strong> entwirft<br />

seine zukünftige <strong>Integration</strong>spolitik<br />

konsequent in der Zusammenarbeit<br />

zwischen ordnungspolitischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitischen Aufgaben.<br />

Rechtlicher Rahmen <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>spolitik<br />

stehen nicht in einem<br />

Konkurrenzverhältnis, sondern bilden<br />

zusammen das F<strong>und</strong>ament <strong>für</strong> die <strong>Integration</strong>sarbeit.<br />

Die Anforderungen<br />

aus der Praxis bleiben bestehen <strong>und</strong><br />

verändern sich weiter, die Zusammenarbeit<br />

mit B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern wird<br />

fortgesetzt <strong>und</strong> neue Arbeitsformen<br />

<strong>und</strong> Instrumente müssen da<strong>für</strong> entwickelt<br />

werden.<br />

Heute ist es Konsens, dass <strong>Integration</strong><br />

eine Daueraufgabe ist. Wer hier<br />

mitgestalten will – <strong>und</strong> in Rheinland-<br />

Pfalz sind das außerordentlich viele<br />

Menschen, das ist ein Glücksfall <strong>für</strong><br />

das Land – der muss realistische Ziele<br />

haben, Wege dahin fi nden <strong>und</strong> auch<br />

Rückschläge aushalten können. Wenn<br />

Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit,<br />

ihrer Hautfarbe oder anderer<br />

persönlicher Merkmale angegriffen<br />

<strong>und</strong> ausgegrenzt werden, heißt es:<br />

Aufstehen <strong>und</strong> Eintreten <strong>für</strong> die Menschenrechte!<br />

Neue Akteure, neue Strukturen: Ministerin Irene Alt mit Miguel Vicente<br />

Aufnahmegesellschaft muss sich<br />

weiter verändern<br />

Das Landesintegrationskonzept wird<br />

daher in bewährter Weise – <strong>und</strong> das<br />

heißt vor allem partnerschaftlich –<br />

weiterentwickelt. Der neue Schwerpunkt<br />

<strong>für</strong> die 16. Wahlperiode wird<br />

die interkulturelle Öffnung sein. Der<br />

Auftrag lautet: Die Aufnahmegesellschaft<br />

muss sich weiter verändern,<br />

sich anpassen <strong>und</strong> besser aufstellen<br />

<strong>und</strong> das ist politisch zu gestalten <strong>und</strong><br />

zu steuern.<br />

Das heißt nicht, dass Zugewanderte<br />

nicht auch vor Pfl ichten <strong>und</strong> Aufgaben<br />

stehen, sondern im Gegenteil, das<br />

heißt ausdrücklich: jeder leiste seinen<br />

Teil <strong>und</strong> trage zum Ganzen bei. Dies<br />

bringt auch der Leitantrag der 6. <strong>Integration</strong>sministerkonferenz<br />

klar zum<br />

Ausdruck: „<strong>Integration</strong> – im Interesse<br />

aller! Chancen erkennen – Kompetenzen<br />

nutzen – Teilhabe fördern“.<br />

Er wurde unter Federführung von<br />

Rheinland-Pfalz erarbeitet <strong>und</strong> im<br />

Februar 2011 von allen <strong>Integration</strong>sministerinnen<br />

<strong>und</strong> -ministern, -senatorinnen<br />

<strong>und</strong> -senatoren in Mainz ein-<br />

1/2012<br />

stimmig verabschiedet. Hinter diesen<br />

Gr<strong>und</strong>satz gibt es kein Zurück.<br />

Im Jahr 2012 wird das Amt der bzw.<br />

des Beauftragten 25 Jahre alt. Drei<br />

Amtsinhaberinnen bzw. Amtsinhaber<br />

hat Rheinland-Pfalz: Helga Gerigk<br />

(1987 bis 1997), Maria Weber (1998<br />

bis 2011) <strong>und</strong> seit 2011 Miguel Vicente.<br />

Der bisherige Stab der Ausländer-<br />

bzw. <strong>Integration</strong>sbeauftragten ist<br />

aufgegangen in der Abteilung <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Migration im <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong><br />

<strong>und</strong> Frauen.<br />

Der neue Beauftragte <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> wird die Tätigkeit in<br />

Zusammenarbeit mit der neuen Abteilung<br />

fortsetzen.<br />

Mitarbeit: Gabriele Blessing-Zwiebelberg.<br />

Die Autorinnen gehörten bis Mai<br />

2011 beide dem Stab der Landesbeauftragten<br />

an.<br />

17<br />

Guido Steinacker


18<br />

1/2012<br />

Ansichten<br />

einer<br />

Zeitschrift<br />

Der Treffpunkt hat in den 20<br />

Jahren seines Bestehens sein<br />

Gesicht immer wieder gewandelt.<br />

Ein Einblick in die Veränderungen<br />

einer Publikation<br />

Fünf Jahre nach der Installation einer<br />

Landesbeauftragten <strong>für</strong> Ausländerfragen<br />

bei der rheinland-pfälzischen<br />

Staatskanzlei erhielt die erste Ausländerbeauftragte<br />

Helga Gerigk ihre<br />

eigene Publikation. Der „Treffpunkt“<br />

wurde 1992 aus der Taufe gehoben<br />

Schon ab 1993 glich das Layout dem einer Zeitschrift<br />

Schreibmaschinencharme, aber PC-Arbeit: Einer der ersten „Treffpunkt“ (1992)<br />

<strong>und</strong> bildete seither zwei Jahrzehnte<br />

lang mit seinen Schwerpunktthemen<br />

die aktuellen integrationspolitischen<br />

Themen <strong>und</strong> Diskussionen ab, aber<br />

natürlich ebenso die<br />

landespolitischen<br />

Aktivitäten im Bereich<br />

Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong>. Hinzu<br />

kamen Berichte aus<br />

den Kommunen, also<br />

zur <strong>Integration</strong>spraxis<br />

vor Ort, sowie ergänzende<br />

Informationen,<br />

etwa zu Projekten,<br />

Publikationen <strong>und</strong> Seminarangeboten.<br />

Die Zielsetzung mit<br />

dieser Landespublikation<br />

war es nie, die<br />

breite Öffentlichkeit<br />

zu erreichen. Statt<br />

Kioske wurden die<br />

drei (ab 2008 zwei)<br />

„Treffpunkt“-Ausgaben<br />

pro Jahr kostenlos<br />

an Wohlfahrtsverbände,<br />

Sozialpartner,<br />

Kirchen, Medien <strong>und</strong><br />

Politik, vor allem aber an die an der<br />

Migrations- <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

beteiligten Multiplikatorinnen <strong>und</strong><br />

Multiplikatoren in Rheinland-Pfalz<br />

verschickt, darüber hinaus an einen<br />

ausgesuchten Leserkreis im B<strong>und</strong>esgebiet.<br />

Die Aufl age erreichte 2000<br />

Exemplare.<br />

Dr. Stefan Zakrzewski, bis zu seiner<br />

Pensionierung im vergangenen Jahr<br />

im Büro der Landesbeauftragten <strong>für</strong><br />

die inhaltliche Gestaltung der Zeitschrift<br />

verantwortlich, ist überzeugt,<br />

dass der Treffpunkt „in seinen über 20<br />

Jahren zu den gelesenen Zeitschriften<br />

gehörte“. Das ist zum einen der zielgerichteten<br />

Verteilung an die „Klientel“<br />

der Multiplikatorinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />

zuzuschreiben, zum anderen<br />

aber auch der doch erstaunlichen Liste<br />

prominenter Experten, die <strong>für</strong> kleine<br />

Anerkennungshonorare oder gar ohne<br />

Bezahlung bereit waren, Leitartikel zu<br />

den Schwerpunktthemen des Treffpunkt<br />

zu verfassen (siehe Blaukasten).<br />

Je länger der Treffpunkt auf dem<br />

„Markt“ war, desto einfacher wurde<br />

es <strong>für</strong> Zakrzewski die prominenten


Im Jahr 1995 herrschten „dichtere“ Verhältnisse auf den Treffpunkt-Seiten<br />

Beiträge anzuwerben. „Oft wussten<br />

die Experten, auch wenn sie nicht aus<br />

Rheinland-Pfalz kamen, dass es den<br />

Treffpunkt gibt, wenn ich sie kontaktierte“,<br />

berichtet Zakrzewski. Welche<br />

Themen den jeweiligen Schwerpunkt<br />

bildeten, wurde mit dem gesamten<br />

Team des Mitarbeiterstabes der <strong>Integration</strong>sbeauftragten<br />

festgelegt, <strong>und</strong><br />

das orientierte sich natürlich an den<br />

aktuellen integrationspolitischen Themen,<br />

mit denen die Landesregierung<br />

sich gerade befasste.<br />

In den späteren Jahren kamen Serien<br />

hinzu, so nach der EU-Erweiterung<br />

2004 eine Reihe, die die <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

in den neuen Mitgliedsstaaten<br />

vorstellte. Auch die größten Nationengruppen<br />

in der rheinland-pfälzischen<br />

Bevölkerung wurden mit ihren<br />

Köpfen <strong>und</strong> Aktivitäten porträtiert,<br />

ebenso beispielhafte Projekte in den<br />

rheinland-pfälzischen Landkreisen sowie<br />

die damaligen Ausländerbeiräte<br />

der Kreise.<br />

mit dem Land Hessen beim Treffpunkt<br />

(1996 bis 1999). Sie scheiterte nach<br />

dem Regierungswechsel in Wiesbaden<br />

an den sich immer schwieriger gestaltenden<br />

Absprachen mit dem östlichen<br />

Nachbarb<strong>und</strong>esland. Aber auch die<br />

ausgesprochen integrationsfeindliche<br />

Eine spannende, letztlich aber nur relativ<br />

kurze Phase war die Kooperation 1999 änderten sich Schriftbild <strong>und</strong> Ordnung im Treffpunkt-Layout<br />

1/2012<br />

Kampagne, mit der sich die CDU 1999<br />

die Mehrheit im Landtag sicherte <strong>und</strong><br />

Roland Koch zum Ministerpräsidenten<br />

machte, stand einer weiteren Annäherung<br />

natürlich im Weg.<br />

Die Zusammenarbeit über den Rhein<br />

hinweg ermöglichte immerhin eine<br />

bessere fi nanzielle Basis der Produktion,<br />

es war nun auch etwas Geld da um<br />

Texte durch freie Mitarbeiter zuliefern<br />

zu lassen <strong>und</strong> die Produktion der Zeitschrift<br />

nach außen zu vergeben. Dies<br />

übernahmen seither zwei Mainzer<br />

Journalisten: zunächst ab 1996 Peter<br />

Herbert Eisenhuth, ihm folgte 2005<br />

Guido Steinacker. Außentermine besonders<br />

<strong>für</strong> die Serien gehörten dazu.<br />

Der nördlichste aller Treffpunkt-Termine,<br />

das weiß Eisenhuth heute noch<br />

sicher, führte seinerzeit nach Kassel.<br />

Die technische Seite der Produktion<br />

des „Treffpunkt“ sei nur kurz erwähnt.<br />

Denn Anfang der Neunzigerjahre war<br />

es – man glaubt es heute kaum noch<br />

– keineswegs üblich, dass die Mitarbeiterbüros<br />

in den Ministerien mit PC<br />

ausgestattet waren.<br />

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1/2012


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1/2012<br />

„Es gab eine Insellösung“, berichtet<br />

Zakrzewski. Sprich, einen Büroraum, in<br />

dem alle Computeraufgaben erledigt<br />

wurden. Obwohl es nach heutigen<br />

Ansprüchen nicht danach aussieht,<br />

war schon der erste Treffpunkt am PC<br />

erstellt, allerdings nur die Texte selbst.<br />

„Für das Layout wurden anfangs die<br />

Druckfahnen von Hand geschnitten<br />

<strong>und</strong> geklebt“, erläutert Zakrzewski.<br />

Im Rückblick interessant zu sehen ist<br />

auch der stete Wandel, den der Treffpunkt<br />

in Sachen Aufmachung <strong>und</strong> Design<br />

erlebte. Im Schriftbild wirkten die<br />

ersten Ausgaben noch recht – sagen<br />

wir, umweht von einem anstehenden<br />

Lernprozess. „Wir hatten mit Zeitung<br />

machen wenig Erfahrung <strong>und</strong> haben<br />

dann nach <strong>und</strong> nach dazugelernt“,<br />

schildert Zakrzewski. Garamond, Frutiger<br />

<strong>und</strong> seit 2010 Bliss heißen die<br />

Schriftarten, in denen die Texte im<br />

Treffpunkt gesetzt wurden. Erst seit<br />

2010 erscheinen auch auf allen Innenseiten<br />

die Fotos in Farbe. Aber auch<br />

hier brachte der technische Fortschritt<br />

über die Jahre immer wieder Verbesserungen.<br />

Die Bildqualität der ersten<br />

Ausgaben jedenfalls war vom Druckbild<br />

gesehen doch eher bescheiden.<br />

Immer ein wichtiges Thema war auch<br />

das Umschlagdesign. Der erste Umschlag<br />

<strong>und</strong> das Layout stammen vom<br />

1997 verstorbenen Koblenzer Grafi ker<br />

Detlef Heider. Bald nach dem Beginn<br />

der Kooperation mit Hessen wurde<br />

an der FH Mainz ein Wettbewerb <strong>für</strong><br />

eine Neugestaltung ausgeschrieben,<br />

den Silke Groß gewann. Die Umrisse<br />

der beiden B<strong>und</strong>esländer bildeten<br />

sich durch Textzeilen, die das Wort<br />

„Treffpunkt“ in verschiedene Sprachen<br />

übersetzten. Groß musste 1999<br />

ein wenig umbauen, seither war nur<br />

noch der rheinland-pfälzische Umriss<br />

gefragt.<br />

Ende 2006 entwarf Harald Vatter-<br />

Balzar, der schon seit vielen Jahren an<br />

Dr.Zakrzewski war „Mr. Treffpunkt“<br />

der Entwicklung des Designs beteiligt<br />

war, den neuen, mit leichten Variationen<br />

bis heute verwendeten Umschlag<br />

mit dem Blauton als beherrschende<br />

Farbe. Zakrzewski bedauert, dass mit<br />

der vorliegenden Ausgabe 2012 die<br />

Ära des „Treffpunkt“ endet. „Es war eine<br />

Zeitschrift mit Stempel <strong>und</strong> Marke,<br />

sie hat die rheinland-pfälzische <strong>Integration</strong>spolitik<br />

mit voran gebracht“, ist<br />

der Koblenzer überzeugt.<br />

Autor/innen im<br />

Für den „Treffpunkt“ haben unter<br />

anderem geschrieben: Ministerpräsident<br />

Beck, die Minister Brüderle,<br />

Caesar, Galle, Gerster, Goll<br />

(B-W), Mertin, Zöllner, Staatssekretär<br />

Rüter, Staatssekretärin<br />

Sonntag-Wolgast, Prof. Rita Süssmuth,<br />

Bodo Hombach, Paul Spiegel,<br />

Kardinal Lehmann, Bischof<br />

Voß (Münster), die Professoren<br />

Graf (Uni Osnabrück), Hamburger<br />

(Uni Mainz), Herget (Uni Mainz),<br />

Jaroszewski (Uni Danzig), Müller<br />

(Uni Mainz), Oberndörfer (Uni<br />

Freiburg), Reich (Uni Koblenz-<br />

Landau), Rittner (Sporthochschule<br />

Köln), Schakfeh (Uni Wien),<br />

Steinbach (Orient-Institut Hamburg),<br />

Meier-Braun (SWR), Klaus<br />

Bade, Pfeiffer, Polens Botschafter<br />

Janusz Reiter, die Generalkonsuln<br />

von Frankreich, der Türkei, Italien,<br />

USA, Griechenland, Österreich<br />

<strong>und</strong> Russland, Wladimir Kaminer,<br />

Dr. Malte Herweg (FAZ), Heribert<br />

Prantl, Marten Rolff (beide Süddeutsche<br />

Zeitung).<br />

Mit der Ausgabe 1-2010 begann das Farbzeitalter im Innenleben des Treffpunkt


Guido Steinacker<br />

Der neue Generalkonsul Aslan Alper Yüksel war Gast der Feier in Mainz<br />

50 Jahre türkische<br />

Zuwanderung gefeiert<br />

In einer Feierst<strong>und</strong>e erinnerten Zeitzeugen an die Jahre der Zuwanderung<br />

aus der Türkei, diskutierten aber auch die heutige Situation<br />

von türkischen Mirgantinnen <strong>und</strong> Migranten in Rheinland-Pfalz.<br />

50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen<br />

Deutschland <strong>und</strong> der Türkei, das<br />

bedeutete auch <strong>für</strong> Rheinland-Pfalz im<br />

Jahr 2011 fünf Jahrzehnte der Zuwanderung<br />

türkischer Arbeitskräfte. Die<br />

Erfahrungen der ersten Arbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeiter der 60er-Jahre mit ihrer<br />

neuen, zweiten Heimat waren andere<br />

als die ihrer nachfolgenden Generationen<br />

<strong>und</strong> der Zuwanderer der späteren<br />

Jahrzehnte. Doch ein Großteil<br />

von ihnen blieb – anders als zunächst<br />

gedacht – nicht nur <strong>für</strong> ein paar Jahre,<br />

sondern <strong>für</strong> immer. Dies zeigt,<br />

dass sich ihre schwere Entscheidung<br />

zur Emigration lohnte. Aber auch die<br />

Deutschen haben allen Gr<strong>und</strong>, diese<br />

50 Jahre, mehr als sie es in der Vergangenheit<br />

taten, als Erfolgsgeschichte zu<br />

betrachten.<br />

Der Anlass des Jubiläums des Abkommens<br />

war <strong>für</strong> die rheinland-pfälzische<br />

Landesregierung daher allemal Gr<strong>und</strong><br />

genug, zu einer Festveranstaltung in<br />

Galip Yilmabaşar (2.v.l.) erläutert Ministerin Irene Alt seine Ausstellung<br />

1/2012<br />

die Staatskanzlei zu laden, bei der am<br />

31. Oktober 2011 eine gelungene Mischung<br />

an Erfahrungsberichten, Musik<br />

<strong>und</strong> Ansprachen geboten wurde. Bewusst<br />

gab es anschließend genügend<br />

Zeit im Foyer zum Gespräch.<br />

Der erste Programmpunkt musste<br />

entfallen: Ministerpräsident Kurt Beck<br />

wollte die Gäste eigentlich persönlich<br />

begrüßen <strong>und</strong> die Veranstaltung eröffnen,<br />

musste aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen aber passen. Und doch war<br />

Beck präsent: Im Laufe des Mittags<br />

wurde auf Leinwand seine Videobotschaft<br />

an die Festgäste eingespielt,<br />

in der der Ministerpräsident die Leistungen<br />

der türkischen Zuwanderer in<br />

der deutschen Gesellschaft hervorhob<br />

<strong>und</strong> den Akteuren der <strong>Integration</strong>sarbeit<br />

<strong>für</strong> ihren Einsatz dankte.<br />

„Mit dem heutigen Festakt wollen wir<br />

auch die Leistungen der ersten Gastarbeitergeneration<br />

würdigen“, betonte<br />

ebenso <strong>Integration</strong>sministerin<br />

Irene Alt, die anstelle Becks die ersten<br />

Grußworte der Veranstaltung übermittelte.<br />

Sie bezeichnete die bilateralen<br />

Anwerbeabkommen der 50er- <strong>und</strong><br />

60er-Jahre als „Gr<strong>und</strong>steine <strong>für</strong> die<br />

heutige kulturell vielfältige Gesellschaft<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland“.<br />

Die heute etwa 20 Prozent der<br />

Bevölkerung im B<strong>und</strong>esgebiet, die<br />

Guido Steinacker<br />

23


Guido Steinacker<br />

24<br />

1/2012<br />

einen sogenannten Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

besäßen, seien längst zum Bestandteil<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik geworden<br />

„Sie haben Deutschland bunter<br />

<strong>und</strong> vielfältiger gemacht.“<br />

Der Reichtum, den die Zuwanderer<br />

Deutschland brachten, sei „ein Schatz,<br />

den wir hüten sollten“. Er könne die<br />

Zukunft sichern, „die wir gemeinsam<br />

gestalten wollen“. Mit einem „Iyi ki<br />

geldiniz!“ („Wie schön, dass Sie gekommen<br />

sind“) beendete Alt ihre Ansprache.<br />

Am Rednerpult folgte der türkische<br />

Generalkonsul in Mainz, Aslan Alper<br />

Yüksel. Er hob in seinem Grußwort die<br />

guten deutsch-türkischen Beziehungen<br />

der Gegenwart hervor <strong>und</strong> brachte<br />

seinen Wunsch zum Ausdruck, dass<br />

das gegenseitige aufeinander Zugehen<br />

in der Zukunft noch stärker das<br />

Verhältnis zwischen Deutschen <strong>und</strong><br />

seinen Landsleuten bestimmt als derzeit.<br />

Moderiert wurde die Veranstaltung<br />

von Neşe Akgül vom Institut <strong>für</strong> Sozialpädagogische<br />

Forschung Mainz.<br />

Sie hatte vor allem die Aufgabe eine<br />

Podiumsr<strong>und</strong>e zu leiten, in der die Geschichte<br />

der türkischen Immigration<br />

von den Anfängen bis heute erzählt<br />

wurde. Zu hören war eine bunte <strong>und</strong><br />

wohl recht repräsentative Mischung<br />

In der Staatskanzlei standen die Gäste der Feierst<strong>und</strong>e noch lange zusammen<br />

an Erfahrungsberichten: zum einen<br />

aus persönlichen Erlebnissen aus der<br />

Anfangszeit der türkischen Zuwanderung,<br />

wie sie vor allem der Seniorchef<br />

des Metallbetriebes Heger-Gus aus<br />

Enkenbach-Alsenborn, der Unternehmer<br />

<strong>und</strong> Anwerbepionier Hans-Jakob<br />

Heger <strong>und</strong> Ismet Koyun, Chef von<br />

KOBIL Systems, zu schildern wussten.<br />

Zum anderen berichteten Handan Kekec<br />

<strong>und</strong> Hüseyin Ayvaz von den Gefühlslagen<br />

<strong>und</strong> Einstellungen zum Leben<br />

in Deutschland, wie sie besonders<br />

die nachfolgende Generation der heute<br />

jungen Erwachsenen mit türkischen<br />

Wurzeln haben.<br />

Aufgelockert wurde die Veranstaltung<br />

durch Livestücke der Band „ClaZZ“ aus<br />

Kandel. Im Erdgeschoss hatte der Diplom-Designer<br />

Galip Yilmabaşar seine<br />

Ausstellung „Unsichtbare Türken – Erfolgreich<br />

in Europa“ aufgebaut, die er<br />

Ministerin Alt <strong>und</strong> Generalkonsul Yüksel<br />

erläuterte.<br />

Die mehrsprachigen Plakatständer,<br />

die als dokumentarisches Fotoalbum<br />

gelten dürfen, sind als Wanderausstellung<br />

konzipiert <strong>und</strong> wurden vom<br />

<strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>,<br />

<strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Frauen gefördert.<br />

Sie war zuvor schon in der B<strong>und</strong>eshauptstadt<br />

zu sehen <strong>und</strong> wurde am<br />

Jahresbeginn 2012 im B<strong>und</strong>espräsidialamt<br />

präsentiert.<br />

Erinnerungen <strong>und</strong> Meinungen: Podiumsteilnehmer (v.l.) H.-J. Heger, A. Akyildiz, H. Kekec, H. Ayvaz, I. Koyun, N. Akgül<br />

Guido Steinacker


Viel Interesse, viele Namen: Im neuen rheinland-pfälzischen <strong>Integration</strong>sbeirat ist die Beteiligung wieder breit angelegt<br />

Aktiv an den Entwicklungen mitwirken<br />

Der neue Landesbeirat <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> nahm im vergangenen Herbst seine Arbeit auf<br />

Mit Beginn der 16. Legislaturperiode<br />

trat auch der Landesbeirat <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> neu zusammen,<br />

der personell allerdings große Kontinuität<br />

aufweist. Bei der Konstituierung<br />

des Rates im Wappensaal des Landtages<br />

begrüßte <strong>Integration</strong>sministerin<br />

Irene Alt Ende September 2011 das<br />

Gremium, in dem Repräsentanten von<br />

Migranten- <strong>und</strong> Nichtregierungsorganisationen,<br />

Kirchen, Wohlfahrtsverbänden,<br />

aus der Wissenschaft,<br />

Kommunalpolitik <strong>und</strong> aus dem Sozialbereich<br />

sowie den verschiedenen Ressorts<br />

der Landesregierung regelmäßig<br />

zusammentreffen.<br />

Dem Gremium gehören 53 Mitglieder<br />

sowie der Landesintegrationsbeauftragte<br />

Miguel Vicente an, als ständiger<br />

Gast ist zudem das B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong><br />

Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge, über ihre<br />

Trierer Regionalstellenleiterin Christa<br />

Welter, vertreten. Den Vorsitz bei den<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nichtöffentlichen Beiratssitzungen<br />

hat Ministerin Alt inne.<br />

Die Aufgabe des Beirates wird es weiterhin<br />

sein, die Landesregierung auf<br />

ihrem Weg zu einer weiteren Verbesserung<br />

der <strong>Integration</strong> zugewanderter<br />

Bürger zu unterstützen, indem er<br />

beratend mitwirkt. Alt verwies auf die<br />

engagierte Mitarbeit des Landesbeirates<br />

in diesem Sinne in der Vergangenheit,<br />

so in den Jahren 2006 <strong>und</strong> 2007<br />

bei der Erarbeitung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

des Landesintegrationskonzeptes.<br />

„Sie haben aber auch andere wichtige<br />

Themen, wie die Einbürgerungskampagne,<br />

die Bürgerrechtsarbeit der Sinti<br />

1/2012<br />

<strong>und</strong> Roma, die Umsetzung des Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetzes<br />

begleitet“, hob die Ministerin weiterhin<br />

beispielhaft hervor <strong>und</strong> dankte<br />

dem Gremium da<strong>für</strong>.<br />

Die gleichberechtigte Teilhabe der<br />

nach Rheinland-Pfalz zugewanderten<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>und</strong> ihrer <strong>Familie</strong>n<br />

sei ein wichtiges Ziel der neuen<br />

rheinland-pfälzischen <strong>Integration</strong>spolitik.<br />

„Wir wollen daher, dass sie an der<br />

Entwicklung von <strong>Integration</strong>smaßnahmen,<br />

die landesweite Bedeutung<br />

haben, über ihre Organisationen <strong>und</strong><br />

Verbände aktiv mitwirken“, umschrieb<br />

Alt die Zielvorgabe.<br />

Migrationsverbände <strong>und</strong> Zugewanderte<br />

sollten gemeinsam mit Einheimischen<br />

die Maßnahmen, Projekte<br />

25<br />

Guido Steinacker


Guido Steinacker<br />

26<br />

1/2012<br />

<strong>und</strong> Konzepte, die der <strong>Integration</strong> im<br />

Land Rheinland-Pfalz dienen, entwickeln.<br />

Zusammen sollen sie ihre Erfahrungen<br />

einbringen, ihre Anliegen<br />

vortragen <strong>und</strong> gemeinsam über geeignete<br />

Strategien diskutieren. Der<br />

Landesbeirat <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> Inte-<br />

gration übernehme hierbei eine wichtige<br />

Rolle. „Denn hier werden viele<br />

Themen, Konzepte <strong>und</strong> Vorhaben beraten,<br />

die Auswirkungen <strong>für</strong> die <strong>Integration</strong>spolitik<br />

im ganzen Land haben“,<br />

betonte Alt. Unmittelbar vor der Konzepterstellung<br />

oder der Umsetzung<br />

Guido Steinacker Ministerin Alt führte mit Staatsseketärin Gottstein durch die Sitzung<br />

könne der Fach- <strong>und</strong> Sachverstand<br />

der Beiratsmitglieder einfl ießen. „Entscheidend<br />

ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass im Landesbeirat die <strong>für</strong> die<br />

<strong>Integration</strong>spolitik relevanten Gruppen<br />

vertreten sind“, sagte Alt.<br />

Das <strong>Ministerium</strong> erhofft sich Unterstützung<br />

bei den Schwerpunktthemen,<br />

die sich die Ministerin <strong>für</strong> ihre<br />

erste Amtsperiode gesetzt hat. Das ist<br />

insbesondere das Schaffen einer Willkommens-<br />

<strong>und</strong> Anerkennungskultur,<br />

„die alle Menschen <strong>und</strong> ihre <strong>Familie</strong>n,<br />

unabhängig davon, woher sie gekommen<br />

sind <strong>und</strong> in wievielter Generation<br />

sie hier leben, dort abholt, wo sie stehen“,<br />

defi nierte Alt.<br />

Von den knapp 750.000 Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> in Rheinland-Pfalz<br />

sei r<strong>und</strong> ein Drittel hier geboren<br />

<strong>und</strong> fühle sich als Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger unseres Landes. „Damit<br />

alle Menschen gerne in Rheinland-<br />

Pfalz leben, wollen wir aktiv daran ar-<br />

Eine bunte Gruppe: Der komplette Landesbeirat <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> stellte sich zum gemeinsamen Foto auf


eiten, eine Willkommens- <strong>und</strong> Anerkennungskultur<br />

in Rheinland-Pfalz zu<br />

entwickeln, zu etablieren <strong>und</strong> in den<br />

Köpfen zu verankern“, erläuterte sie.<br />

Die Landesregierung wolle bei der<br />

<strong>Integration</strong> nichts dem Zufall überlassen,<br />

betonte Alt. „Damit die kulturelle<br />

Vielfalt der Menschen, die zu uns<br />

kommen, unser Zusammenleben, unseren<br />

Alltag, unsere Gesellschaft <strong>und</strong><br />

unsere Wirtschaft bereichern, brauchen<br />

wir durchdachte <strong>und</strong> praxisnahe<br />

Konzepte, die zugleich fl exibel angepasst<br />

werden können.“<br />

Diese Konzepte sollten von möglichst<br />

vielen mitentwickelt, mitbestimmt<br />

<strong>und</strong> mitgetragen werden, wie dies in<br />

den neu gewählten Beiräten <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> geschehe, wo<br />

nunmehr Zugewanderte <strong>und</strong> Einheimische<br />

zusammenarbeiten könnten<br />

<strong>und</strong> über ein Netzwerk verfügten.<br />

Alt unterrichtete den Beirat über die<br />

Aktivitäten ihres <strong>Ministerium</strong>s seit der<br />

Regierungsbildung, so die Schließung<br />

der Landesunterkunft <strong>für</strong> Ausreisepfl<br />

ichtige in Trier zum 30. Juni 2011<br />

<strong>und</strong> die Konstituierung des „R<strong>und</strong>en<br />

Tisch Ingelheim“ im August 2011. Dieses<br />

Gremium soll „die Bedingungen<br />

der Abschiebehaft <strong>und</strong> deren Vollzug<br />

in der Ingelheimer Gewahrsamseinrichtung<br />

überprüfen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

aufzeigen, wie die Unterbringung<br />

Ausreisepfl ichtiger verbessert werden<br />

kann“.<br />

In der Flüchtlingspolitik werde die Landesregierung<br />

sich deshalb gemeinsam<br />

mit anderen B<strong>und</strong>esländern <strong>für</strong> die<br />

Abschaffung der Residenzpfl icht <strong>für</strong><br />

Asylbewerberinnen <strong>und</strong> Asylbewerber<br />

einsetzen <strong>und</strong> eine entsprechende Initiative<br />

im B<strong>und</strong>esrat einbringen. „Wir<br />

brauchen im Flüchtlingsrecht bei den<br />

Aufnahmebedingungen mehr Liberalität<br />

<strong>und</strong> mehr Humanität.“<br />

Zahlreiche Nachfragen <strong>und</strong> Redebei-<br />

1/2012<br />

Zahlreiche Debattenbeiträge (hier von Prof. Otto Filtzinger) waren zu hören<br />

träge der Beiratsmitglieder belegten<br />

nach den Vortrag der Ministerin das<br />

große Engagement, mit dem die Beiratsmitglieder<br />

die vergangene Amtszeit<br />

des Beirates refl ektierten.<br />

Nach diesen Einstiegsbeiträgen steht<br />

zu erwarten, dass die Vertreterinnen<br />

<strong>und</strong> Vertreter der Mitgliedsorganisationen<br />

<strong>und</strong> -gruppen mit genauen<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> Ideen zu den anstehenden<br />

Themen an den Zusam-<br />

menkünften in den kommenden Jahren<br />

bis 2016 teilnehmen werden. Und<br />

das ist schließlich genau das, was sich<br />

die Landesregierung von diesem beratenden<br />

Gremium erhofft.<br />

Im Landesbeirat treffen langjährige Kollegen der <strong>Integration</strong>sarbeit zusammen<br />

27<br />

Guido Steinacker<br />

Guido Steinacker


28<br />

1/2012<br />

Leistung der<br />

Migranten<br />

anerkennen<br />

Prof. Franz Hamburger befasst<br />

sich seit ersten Studientagen<br />

mit der <strong>Integration</strong>spolitik in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Rheinland-<br />

Pfalz <strong>und</strong> war vielfacher Treffpunkt-Autor.<br />

Ein Porträt anlässlich<br />

seiner Pensionierung.<br />

Die Schilderung der aktuellen Diskussionen,<br />

die zur <strong>Integration</strong>spolitik<br />

geführt werden, gehörte in über<br />

20 Jahren „Treffpunkt“ stets zu den<br />

Schwerpunkten der jeweiligen Ausgaben.<br />

Die Aufarbeitung dieser Themen<br />

lebte dabei immer sehr stark davon,<br />

dass neben den Beiträgen der politischen<br />

Akteure auch die Wissenschaft<br />

zu Wort kam <strong>und</strong> dabei häufi g einen<br />

etwas anderen Blickwinkel anbot.<br />

Mit einer ganzen Reihe Beiträge <strong>für</strong><br />

den „Treffpunkt“ hat sich Professor<br />

Franz Hamburger in diese Diskussionen<br />

eingebracht – erst in der vorigen<br />

Ausgabe 2011 war sein jüngster Beitrag<br />

zu lesen, in dem Hamburger sich<br />

durch eine kritische Einstellung zum<br />

Instrument des <strong>Integration</strong>smonitoring<br />

hervorhob.<br />

Im vergangenen Herbst ist der Pädagoge<br />

aus dem Lehrbetrieb der Uni<br />

Mainz ausgeschieden. Der Neu-Pensionär<br />

schließt damit aber noch lange<br />

nicht seine Beschäftigung mit der<br />

<strong>Integration</strong>sthematik ab, die ihn in<br />

seiner wissenschaftlichen Laufbahn<br />

stets intensiv begleitete. Ein verlässliches<br />

Zeichen da<strong>für</strong>: Auch dem neu<br />

gebildeten Landesbeirat <strong>für</strong> Migration<br />

Forscher zu einem Herzensthema: Prof. Hamburger kämpft <strong>für</strong> die <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> gehört Hamburger<br />

wieder an. Dennoch ist der berufl iche<br />

Schnitt des gebürtigen Pfälzers ein<br />

Anlass <strong>für</strong> den „Treffpunkt“, auf seine<br />

langjährige Beschäftigung mit dem<br />

Themenbereich Migration/<strong>Integration</strong><br />

einzugehen. Dem Treffpunkt schildert<br />

Hamburger, wie er die Entwicklung<br />

der <strong>Integration</strong>spolitk in den vergangenen<br />

Jahrzehnten erlebte.<br />

Alles begann im Jahre 1973, vom Rhein<br />

hatte es Hamburger an den Neckar<br />

verschlagen. Als Pädagogikassistent in<br />

Heidelberg war er mit einem Projekt<br />

der Hausaufgabenbetreuung von damals<br />

so genannten „Gastarbeiterkindern“<br />

befasst. In jener Zeit, Anfang der<br />

Siebzigerjahre, wurde die Bildungssituation,<br />

sprich die Defi zite vieler<br />

Zuwanderer in diesem Bereich, von<br />

der Politik zum ersten Mal überhaupt<br />

aufgegriffen. Die Sprachförderung von<br />

Kita-<strong>Kinder</strong>n, 1971 erstmals vom Europarat<br />

thematisiert <strong>und</strong> beschlossen,<br />

„ist das, was bis heute immer wiederholt<br />

wird“, sagt Hamburger. Nicht zu<br />

Unrecht: „Die frühe Sprachförderung<br />

ist das Beste <strong>für</strong> die Bildung.“<br />

Aus seiner Sicht sind seit jenen Jahren<br />

kaum entscheidende Neuerungen<br />

hinzugekommen, „nur die Taten<br />

machen den Unterschied“. Und da<br />

sieht er in Rheinland-Pfalz „eine recht<br />

hohe Förderlinie“, die vorschulische<br />

Erziehung habe seit dem Regierungswechsel<br />

1991 einen Schub bekommen.<br />

Bis in die Achtzigerjahre sei die<br />

<strong>Integration</strong> in allen B<strong>und</strong>esländern<br />

Guido Steinacker


als Randthema <strong>und</strong> vorübergehendes<br />

Problem behandelt worden. „Dabei<br />

gab es in mehreren Ludwigshafener<br />

Gr<strong>und</strong>schulen schon Anfang der Achtzigerjahre<br />

Klassen mit 60 Prozent Zuwandererkinder“,<br />

betont Hamburger.<br />

Die Landespolitik reagierte auf diese<br />

neue Entwicklung in jenen Jahren sehr<br />

unbeholfen. „Türkische Lehrer ohne<br />

Deutschkenntnisse wurden auf Vorklässler<br />

zu deren Schulvorbereitung<br />

losgelassen“, schildert Hamburger. Es<br />

fehlte der Politik zu jener Zeit nicht<br />

nur, jedoch auch der Einfl uss wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse. Das erklärt<br />

sich zum Teil aus einem Mangel an<br />

publizistischer Präsenz der Pädagogen<br />

zur <strong>Integration</strong>. „Die AGG-Materialien<br />

waren 15 Jahre lang die einzige Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Ausländerarbeit“, schildert<br />

Hamburger. Ab 1982 kamen die VIA-<br />

Materialien hinzu, die ihren Ursprung<br />

ebenso in den Katholischen Hochschulgemeinden<br />

hatten, sich heute<br />

allerdings daraus gelöst haben.<br />

Ein weiteres Projekt, an dem sich<br />

Hamburger mit Kollegen wie Dieter<br />

Filsinger <strong>und</strong> Dieter Neubert beteiligte<br />

<strong>und</strong> das er zeitweise leitete, hieß<br />

„<strong>Kinder</strong> ausländischer Arbeitnehmer<br />

in Ludwigshafen“ (KAAL). Es wurde<br />

ab 1979 von der Bosch-Stiftung fi nanziert.<br />

Hier erschienen in drei Jahren<br />

zahlreiche, weit über das den Namen<br />

gebende Projekt hinausreichende Beiträge.<br />

Und das durchaus mit Wirkung. Stabsstellen<br />

bei Oberbürgermeistern <strong>und</strong><br />

die ersten rheinland-pfälzischen Ausländerbeiräte<br />

entstanden in jenen<br />

Jahren. „Es war der Versuch, kommunale<br />

Steuerungsstrategien zu entwickeln“,<br />

erläutert Hamburger. Mit anderen<br />

Vorschlägen drang das Projekt<br />

weniger durch. So entstand die Idee,<br />

Wohlfahrtsverbände, Kammern <strong>und</strong><br />

ähnliche Akteure an einen Tisch zu<br />

bringen, damit sie Themen wie die El-<br />

ternberatung <strong>und</strong> integrative Projekte<br />

gemeinsam steuern. „Das ist bis heute<br />

nicht erreicht, weil die Institutionen<br />

da<strong>für</strong> einen Teil ihrer Autonomie aufgeben<br />

müssten.“<br />

Mit einem bis heute unbefriedigenden<br />

nebeneinander Herumwurschteln<br />

als Folge, kritisiert Hamburger.<br />

„Es gibt ein zersplittertes Angebot,<br />

jeder macht, wo<strong>für</strong> er gerade Geld bekommt<br />

– <strong>und</strong> ohne Rücksicht darauf,<br />

ob es schon mehrerer solcher Projekte<br />

in der Stadt gibt.“ Den KAAL-Ansatz<br />

verteidigt er bis heute, „Verbände <strong>und</strong><br />

Institutionen nur zu unterstützen,<br />

wenn sie sich koordinieren <strong>und</strong> nichts<br />

auf die Grüne Wiese setzen“.<br />

Hamburger sitzt im neuen Landesbeirat<br />

Ohne vereinbarte Strukturen keine<br />

Nachhaltigkeit. Das zeigte sich <strong>für</strong><br />

Hamburger später nach den Brandanschlägen<br />

von Rostock-Lichtenhagen<br />

(1992). „Danach entstanden viele<br />

Gruppen, die etwas versuchten – aber<br />

wenn die erste Generation der Engagierten<br />

müde wird, geht das wieder<br />

verloren.“<br />

Im Ludwigshafen wurde eine vom<br />

KAAL-Projekt eingeforderte Koordinationsstelle<br />

15 Jahre später eingerich-<br />

Guido Steinacker<br />

1/2012<br />

tet – ein nachträglicher Erfolg. Während<br />

die Wohlfahrtverbände schon<br />

zur KAAL-Zeit in der Migrantenarbeit<br />

sehr viele Aktivitäten entwickelten,<br />

begann dies bei den Kammern erst in<br />

jüngerer Zeit – notgedrungen, durch<br />

den sich abzeichnenden, weiteren Anstieg<br />

des Nachwuchsmangels. Die Arbeitsagenturen,<br />

kritisiert Hamburger,<br />

begnügten sich mit zentral gesteuerten<br />

Projekten anstatt gezielt lokale<br />

Situationen aufzugreifen.<br />

Wie stark sich Schulen der Förderung<br />

der Deutschkenntnisse von Zuwandererkindern<br />

widmen, hängt im Wesentlichen<br />

vom Engagement der Schulleitungen<br />

ab, nicht vom objektiven<br />

Bedarf vor Ort. „In den Achtziger- <strong>und</strong><br />

Neunzigerjahren hatten die Schulen<br />

durchaus viele Mittel zur Verfügung.<br />

Bei den <strong>Kinder</strong>n kam davon aber wenig<br />

an“, sagt Hamburger.<br />

Zwei, vielleicht erst einmal überraschend<br />

klingende Positionen, <strong>für</strong> ihn<br />

aber die Lehre aus der KAAL-Zeit, vertritt<br />

Hamburger heute in zentralen<br />

Punkten der <strong>Integration</strong>sdebatte. So<br />

übt er Kritik am Festhalten an einer<br />

interkulturellen Pädagogik, ebenso an<br />

der <strong>Integration</strong>sdebatte selbst. „Die<br />

interkulturelle Pädagogik war einmal<br />

hilfreich, heute braucht man sie nicht<br />

mehr“, ist Hamburger überzeugt.<br />

Der Begriff „<strong>Integration</strong>“ ist <strong>für</strong> ihn<br />

zum anderen lediglich noch „ein gesellschaftspolitisches<br />

Schlagwort<br />

<strong>für</strong> Einheimische“. Beides gelte es zu<br />

überdenken <strong>und</strong> eine neue Orientierung<br />

zu fi nden. „Wie diese Begriffe<br />

benutzt werden, das übersieht die<br />

Anpassungsleistung der Migranten.<br />

,<strong>Integration</strong>‘ wird verlangt <strong>und</strong> gefordert,<br />

obwohl sie die Migranten im Migrations-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsprozess immer<br />

schon erbringen“, sagt Hamburger.<br />

<strong>Integration</strong>sprozesse fi nden in einer<br />

Gesellschaft an allen Ecken <strong>und</strong> Enden<br />

statt, „bei den Einheimischen genau-<br />

29


30<br />

1/2012<br />

so, etwa bei Arbeitslosen <strong>und</strong> anderen<br />

Minderheiten“.<br />

In allen diesen <strong>Integration</strong>sprozessen<br />

seien dieselben Abläufe gefragt: „Die<br />

Personen, die neu in die Gesellschaft<br />

kommen, sollen Leistung einbringen,<br />

<strong>und</strong> es sollten von der Gesellschaft<br />

Leistungen <strong>für</strong> sie erbracht werden.“<br />

In der ausländerpolitischen Debatte<br />

werde aber vor allem in zwei Kategorien<br />

unterteilt: „Die Integrierten <strong>und</strong><br />

die noch zu Integrierenden.“<br />

Ein positives Beispiel in der Migrationspolitik<br />

in Deutschland sei der Umgang<br />

mit den Spätaussiedlern am Anfang<br />

der Neunzigerjahre, „das wurde<br />

vorbildlich gemacht, mit einem klaren<br />

Konzept wie den Sprachkursen“, meint<br />

Hamburger. Die Probleme mit dieser<br />

Zuwanderergruppe kamen später, „als<br />

die <strong>Jugend</strong>lichen merkten, dass sie als<br />

Russen gesehen werden“.<br />

Der Staat muss hinschauen, in welchem<br />

Fall die an sich selbstständig<br />

laufenden <strong>Integration</strong>sprozesse nicht<br />

funktionieren <strong>und</strong> dann mit gezielten<br />

Hilfen eingreifen. Dazu muss die Verwaltung<br />

viel fl exibler werden als derzeit,<br />

erläutert Hamburger am Beispiel<br />

der Sprachförderung in den Schulen.<br />

„Eine Schule muss Ressourcen parat<br />

haben, wenn beispielsweise während<br />

eines Schuljahres ein Kind ohne genügend<br />

Sprachkenntnisse in eine Klasse<br />

kommt“, fordert Hamburger.<br />

Allerdings will er hieraus keinen Sonderfall<br />

einer Unterstützungsleistung<br />

<strong>für</strong> Migranten konstruieren. Muss ein<br />

Kind speziell gefördert werden – egal<br />

aus welchem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> in welchem<br />

Bereich – sollte es einer Schule möglich<br />

sein, sich über eine entsprechende<br />

fi nanzielle Ressource die Leistung der<br />

Fachkräfte einzukaufen, fi ndet Hamburger.<br />

Deshalb werden Themen wie<br />

die Sprachförderung von Schülern <strong>für</strong><br />

ihn letztlich unter dem falschen Eti-<br />

33 Jahre Uni-Professor: Hamburger<br />

kett diskutiert. „Es sind keine Migrantenprobleme,<br />

sondern soziale – denn<br />

das öffentliche Geld soll dahin, wo es<br />

kein privates gibt.“ Angesichts des hohen<br />

Anteils von <strong>Kinder</strong>n in Ballungszentren<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

von r<strong>und</strong> 50 Prozent (etwa 64 Prozent<br />

in Frankfurt) befi nde sich die Gesellschaft<br />

in einem Veränderungsprozess,<br />

bei dem es nicht angebracht sei, immer<br />

<strong>und</strong> immer wieder den Erwerb<br />

der deutschen Sprache als wichtigstes<br />

Instrument zur <strong>Integration</strong> hervorzuheben.<br />

„Das bedeutet nämlich nur,<br />

dass 80 Prozent der Bevölkerung glauben<br />

nichts tun zu brauchen.“<br />

Die berufl ichen Stationen<br />

Geboren 1946, aufgewachsen in<br />

Wörth am Rhein<br />

1966 – 1972 Studium der Soziologie,<br />

Pädagogik <strong>und</strong> Philosophie in<br />

Heidelberg <strong>und</strong> Köln<br />

1972 – 1978 Wiss. Assistent am<br />

Erziehungswissenschaftlichen Seminar<br />

der Universität<br />

Heidelberg<br />

1975 Promotion in Erziehungswissenschaft<br />

an der Universität<br />

Heidelberg<br />

1978-2011 Professor <strong>für</strong> Erziehungswissenschaft<br />

mit dem<br />

Schwerpunkt Sozialpädagogik an<br />

der Universität Mainz<br />

Hamburger war in seiner wissenschaftlichen<br />

Laufbahn mehrfach an<br />

dem Punkt, sich von der <strong>Integration</strong>sthematik<br />

zurückzuziehen, gibt er zu.<br />

Besonders in der Anfangszeit in den<br />

Siebzigerjahren. „Man wurde immer<br />

wieder mit öffentlichen Parolen ohne<br />

Bereitschaft der praktischen Umsetzung<br />

konfrontiert“, erläutert er. Die<br />

von Gewerkschaften <strong>und</strong> Verbänden<br />

getragene politische Bewegung gegen<br />

die Ausländergesetzgebung des damaligen<br />

Innenminister Friedrich Zimmermann<br />

(CSU) machte das Thema<br />

aber wieder deutlich spannender, „es<br />

wurde um die Frage gekämpft, wer ist<br />

das deutsche Volk?“, erinnert sich der<br />

Pädagogikprofessor.<br />

Die Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts<br />

dauerte dann bis ins<br />

Jahr 2000. Die damals erreichte Öffnung<br />

bei der Einbürgerung „darf man<br />

nicht kleinreden“, sagt der Pädagoge.<br />

Die Praxis der Behörden scheine bis<br />

heute aber sehr unterschiedlich zu<br />

sein. Die langwierigen Debatten darüber,<br />

wer nun zum deutschen Volk<br />

gehöre <strong>und</strong> wer nicht, seien ärgerlich.<br />

„Allerdings ist das in einem Land, in<br />

dem 200 Jahre lang ein völkisches<br />

Staatsverständnis herrschte, auch<br />

kein W<strong>und</strong>er.“<br />

Und so blieb Hamburger in all den<br />

Jahren doch am Ball, vertiefte sich<br />

nach dem Antritt der Mainzer Professur<br />

über Studien wissenschaftlich in<br />

das Verhältnis der Deutschen zu ihren<br />

Zuwanderern. Sein erstes Projekt, das<br />

er zusammen mit Otto Wolter, heute<br />

Vorstandskollege beim Institut <strong>für</strong><br />

Sozialpädagogische Forschung Mainz,<br />

durchführte, war eine qualitative Studie<br />

über die Kriminalität der zweiten<br />

Migrantengeneration, Auftraggeber<br />

war das B<strong>und</strong>eskriminalamt.<br />

Die Studie wies nach, dass es vor allem<br />

die Erfahrung des Ausgeschlossenseins<br />

aus der Gesellschaft war,


die straffällig gewordene jugendliche<br />

Zuwanderer neben die Spur brachte.<br />

Auch zur Kriminalitätsberichterstattung<br />

über Sinti <strong>und</strong> Roma in den Medien,<br />

diesmal ein DFG-Projekt, forschte<br />

Hamburger. Noch heute ist er dieser<br />

Minderheit verb<strong>und</strong>en, ist Mitglied im<br />

Kuratorium <strong>für</strong> das Kultur- <strong>und</strong> Dokumentationszentrum<br />

Deutscher Sinti<br />

<strong>und</strong> Roma in Heidelberg.<br />

Wer sich in Rheinland-Pfalz <strong>für</strong> die<br />

Weiterentwicklung der <strong>Integration</strong>spolitik<br />

engagierte, hatte gute Chancen<br />

von Hamburger durch Expertenwissen<br />

Nach über 30 Jahren im Lehrbetrieb<br />

der Universität Mainz hat Prof. Dr.<br />

Franz Hamburger nach Ablauf des<br />

Sommersemesters 2011 seinen Abschied<br />

vom Institut <strong>für</strong> Erziehungswissenschaften<br />

gegeben. Zu diesem<br />

Anlass hielt der renommierte Fachwissenschaftler,<br />

der vor allem in<br />

den Bereichen Migration, Sozialpädagogik<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>hilfe lehrte <strong>und</strong><br />

forschte, am 16. September 2011<br />

eine Abschiedsvorlesung <strong>und</strong> wurde<br />

in der anschließenden Feierst<strong>und</strong>e,<br />

bei der zahlreiche prominente Gäste<br />

wie <strong>Integration</strong>sministerin Irene Alt,<br />

Sozialministerin Malu Dreyer <strong>und</strong><br />

Bildungsministerin Doris Ahnen anwesend<br />

waren, gewürdigt.<br />

Prof. Dr. Franz Hamburger war seit<br />

1978 Professor <strong>für</strong> Sozialpädagogik<br />

an der Universität Mainz, mischte<br />

sich in dieser Zeit immer wieder in<br />

die <strong>Integration</strong>sdebatte ein <strong>und</strong> befl<br />

ügelte mit seinen wissenschaftlichen<br />

<strong>und</strong> praktischen Beiträgen die<br />

Entwicklung in den Bereichen Migration,<br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> Benachteiligtenförderung.<br />

So war er an der Gründung<br />

des Ausländerbeirats der Stadt<br />

Mainz sowie des Initiativausschusses<br />

<strong>für</strong> Migrationspolitik in Rheinland-<br />

er über Studien ein internationales<br />

<strong>Jugend</strong>zentrum in Ludwigshafen wissenschaftlich,<br />

im Auftrag der ersten<br />

rheinland-pfälzischen Ausländerbeauftragten,<br />

Helga Gerigk, entstanden<br />

Studien zur <strong>Jugend</strong>arbeit <strong>und</strong> zur<br />

Wohnsituation.<br />

In den Neunzigerjahren wurde dann<br />

Hamburgers <strong>Integration</strong> in die <strong>Integration</strong>spolitik<br />

immer enger. Neben<br />

der Mitarbeit im Migrationsbeirat, gehörte<br />

er dem Landesjugendausschuss<br />

<strong>und</strong> bei der Reform der damaligen<br />

INBI-<strong>Integration</strong>spreis geht an Prof. Dr. Franz Hamburger<br />

INBI unterstützt zu werden. So begleitete<br />

Pfalz beteiligt. Daneben war <strong>und</strong> ist<br />

er in zahlreichen Ausschüssen <strong>und</strong><br />

Beiräten aktiv, darunter im Landesbeirat<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> in der Enquetekommission des<br />

rheinland-pfälzischen Landtags.<br />

Das „Institut zur Förderung von Bildung<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> (INBI)“ ist<br />

selbst seit Jahren in der Förderung<br />

der (berufl ichen) Bildung sozial Benachteiligter<br />

aktiv <strong>und</strong> engagiert<br />

sich intensiv in der <strong>Integration</strong>s- <strong>und</strong><br />

Bildungspolitik auf Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene.<br />

In diesem Rahmen <strong>und</strong><br />

bei der Zusammenarbeit in den ver-<br />

1/2012<br />

Ausländerbeiräte der vorbereitenden<br />

Expertenr<strong>und</strong>e an. Kuratorien,<br />

Beiräte <strong>und</strong> Jurys – da bleibt <strong>für</strong> den<br />

„Rentner“ Hamburger auch nach dem<br />

Ausscheiden aus den Gremien, denen<br />

er künftig nicht mehr angehören wird,<br />

noch die eine oder andere Aufgabe zu<br />

erfüllen.<br />

Es muss zudem nicht immer um Migranten<br />

gehen, damit Hamburger sich<br />

einbringt, wie seine Mitgliedschaft<br />

im Beirat des Zentrums <strong>für</strong> selbstbestimmtes<br />

Leben Mainz beweist.<br />

Guido Steinacker<br />

schiedenen Gremien entstand eine<br />

große Wertschätzung <strong>für</strong> das Engagement<br />

von Prof. Hamburger. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> hat sich das Institut<br />

entschlossen, zum ersten Mal einen<br />

<strong>Integration</strong>spreis zu verleihen <strong>und</strong><br />

diesen, im Rahmen der offi ziellen<br />

Feierst<strong>und</strong>e, an Prof. Hamburger zu<br />

vergeben. Damit soll der Dank <strong>und</strong><br />

die Anerkennung <strong>für</strong> seine außerordentlichen<br />

Verdienste <strong>und</strong> sein unermüdliches<br />

Engagement in den Bereichen<br />

Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>, das<br />

vielen Fachleuten aus Theorie <strong>und</strong><br />

Praxis als Vorbild dient, ausgedrückt<br />

werden.<br />

31


MIFKJF<br />

32<br />

1/2012<br />

Kooperieren <strong>für</strong> mehr Vielfalt bei der Polizei: Peimaneh Nemazi-Lofi nk, Karl-Heinz Weber, Irene Alt, Miguel Vicente (v.l.)<br />

Gemeinsam <strong>für</strong> mehr<br />

Vielfalt in der Polizei<br />

Kooperation gestartet: INBI will das Interesse <strong>Jugend</strong>licher mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

an einer Laufbahn bei der Polizei stärken<br />

Das <strong>Integration</strong>sministerium Rheinland<br />

Pfalz, das Polizeipräsidium Mainz<br />

<strong>und</strong> das Institut zur Förderung von<br />

Bildung <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> (INBI) haben<br />

einen Kooperationsvertrag <strong>für</strong> das<br />

XENOS-Projekt „Vielfalt in der Polizei<br />

(ViP)“ unterzeichnet.<br />

„Der Kooperationsvertrag ist ein<br />

wichtiger Schritt in unserem Streben<br />

nach einer gleichberechtigen Teilhabe<br />

von Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

in allen Lebensbereichen,<br />

auch im Berufsleben. Hier geht es<br />

ganz konkret um die interkulturelle<br />

Öffnung des öffentlichen Dienstes in<br />

Rheinland-Pfalz, denn hier sind Menschen<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong> gemessen<br />

an ihrem Anteil an der Bevölkerung<br />

noch unterrepräsentiert. Das<br />

wollen wir ändern!“, erklärte <strong>Integration</strong>sministerin<br />

Irene Alt.<br />

Am Beispiel des Polizeipräsidiums<br />

Mainz soll mit dem Projekt ein Baustein<br />

zur Umsetzung des <strong>Integration</strong>skonzeptes<br />

geleistet <strong>und</strong> das<br />

Polizeipräsidium Mainz weiter bei<br />

den selbstgesteckten Zielen der interkulturellen<br />

Öffnung unterstützt<br />

werden. Ferner setzen sich die Kooperationspartner<br />

<strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Verankerung der Projektergebnisse<br />

ein. Konkret möchte INBI als projektverantwortliches<br />

Institut in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium<br />

mehr <strong>Jugend</strong>liche mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

dazu motivieren<br />

<strong>und</strong> unterstützen, sich <strong>für</strong> den Polizeidienst<br />

zu bewerben. Hier ist vor allem<br />

die Einbeziehung von Schulen, Eltern<br />

<strong>und</strong> Migrantenvereinen geplant.<br />

„Gerade in der öffentlichen Verwaltung<br />

muss sich das Personal den Herausforderungen<br />

der demografi schen<br />

Entwicklung stellen – hier gibt es noch<br />

viel zu tun. Ein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

darf nicht als Nachteil, sondern sollte<br />

immer als Bereicherung <strong>und</strong> Chance<br />

gesehen werden“, so Institutsleiterin<br />

Peimaneh Nemazi-Lofi nk von INBI.<br />

Um ihre Chancen auf eine erfolgreiche<br />

Bewerbung zu erhöhen, werden<br />

potenzielle Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

von INBI zielgerecht auf die Ausbildungsanforderungen<br />

bei der Polizei<br />

vorbereitet.


Zusätzlich wird eine weitere Sensibilisierung<br />

<strong>für</strong> interkulturelle Vielfalt in<br />

der Rekrutierungs- <strong>und</strong> Einstellungspraxis<br />

beim Polizeipräsidium Mainz<br />

angestrebt. Dazu Polizeipräsident<br />

Karl-Heinz Weber: „Ich freue mich,<br />

unsere bisherigen Anstrengungen bei<br />

der interkulturellen Öffnung der Polizei<br />

mit diesem konkreten Projekt <strong>für</strong><br />

eine verbesserte Nachwuchsgewinnung<br />

fortsetzen zu können“.<br />

Das Bekenntnis zur Förderung der interkulturellen<br />

Vielfalt in der öffentlichen<br />

Verwaltung von Politik <strong>und</strong> Po-<br />

Facetten-<br />

reich wie<br />

Blumen<br />

Mentoring auf der Buga: MdB<br />

Sabine Bätzing-Lichtenthäler<br />

war mit Natalja Kreuter in Koblenz<br />

unterwegs<br />

Auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz,<br />

in der fl oristischen Ausstellung,<br />

ist das Zitat von Peter Joseph Leneé an<br />

der Wand gebracht: „Nichts gedeiht<br />

ohne Pfl ege; <strong>und</strong> die vortreffl ichsten<br />

Dinge verlieren durch unzweckmäßige<br />

Behandlung ihren Wert.“<br />

Sabine Bätzing-Lichtenthäler, B<strong>und</strong>estagsabgeordnete<br />

<strong>für</strong> die Landkreise<br />

Neuwied <strong>und</strong> Altenkirchen,<br />

<strong>und</strong> Natalja Kreuter, Mitglied des<br />

Beirates Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong><br />

in Mayen-Koblenz <strong>und</strong> Mitglied der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Beiräte <strong>für</strong><br />

Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> Rheinland-<br />

lizei ist gleichzeitig auch ein wichtiges<br />

Zeichen an alle Mitbürger/innen, denn<br />

der alltägliche Kontakt mit der Polizei<br />

darf nicht an kulturellen <strong>und</strong> sprachlichen<br />

Barrieren scheitern.<br />

„Es ist von größter Bedeutung, dass<br />

die Kerninstitutionen des Staates, wie<br />

die Polizei, sich <strong>für</strong> alle gesellschaftliche<br />

Gruppen öffnen“, so der <strong>Integration</strong>sbeauftragte<br />

des Landes, Miguel<br />

Vicente. „Das Thema Interkulturelle<br />

Kompetenz steht in Rheinland-Pfalz<br />

bereits verpfl ichtend auf dem Lehrplan<br />

der Polizeiausbildung. Dass sich<br />

Natalja Kreuter (links) <strong>und</strong> MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler auf der Buga<br />

Pfalz (AGARP), haben im Rahmen des<br />

AGARP-Mentoring-Programms – eine<br />

Kooperation zwischen dem <strong>Ministerium</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Integration</strong>, <strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>,<br />

<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Frauen, dem Beauftragten<br />

der Landesregierung <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> des Landes Rheinland-<br />

Pfalz <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Migration<br />

<strong>und</strong> Flüchtlinge (BAMF) – einen<br />

ergebnisreichen Ausfl ug mit interkulturellem<br />

Erfahrungsaustausch auf die<br />

Buga in Koblenz unternommen.<br />

1/2012<br />

das Mainzer Präsidium nun auch der<br />

Interkulturellen Öffnung verschreibt<br />

<strong>und</strong> sie in die Praxis umsetzen will, ist<br />

eine konsequente Weiterentwicklung,<br />

die mich ganz besonders freut.“<br />

Das Projekt wird im Rahmen des B<strong>und</strong>esprogramms<br />

„XENOS – <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Vielfalt“ gefördert aus Mitteln des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong><br />

Soziales <strong>und</strong> des Europäischen Sozialfonds.<br />

Die Kofi nanzierung erfolgt aus<br />

Mitteln des <strong>Ministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

<strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Frauen<br />

sowie des Polizeipräsidiums Mainz.<br />

„Oft wird über die Begriffl ichkeit ‚Interkulturalität‘<br />

gesprochen, dem der<br />

Begriff ,Kultur’ innewohnt. Die Kultur<br />

selbst aber beschränkt sich nicht<br />

auf Regeln, Werte, Normen, Verhaltensmuster,<br />

ethische Gruppen, Geschlecht,<br />

Rasse, physische Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten, sondern beinhaltet<br />

auch andere Dimensionen wie Sozialisation,<br />

Zugehörigkeitsgefühl, Deutungsmuster,<br />

Orientierungssystem,<br />

Artikulationsformen, Lebenslagen, Fa-<br />

33<br />

Privat


34<br />

1/2012<br />

milienstand, Religion“, sagte Kreuter.<br />

Sie stelle demnach ein sehr dynamisches<br />

Diskursfeld dar <strong>und</strong> sie ist dem<br />

beständigen Wandel – im Sinne der<br />

Philosophie von Heraklit „alles fl ießt“<br />

– <strong>und</strong> einem Aushandlungsprozess<br />

unterworfen. „Jeder von uns nimmt,<br />

bewusst oder unbewusst, an diesem<br />

Prozess teil <strong>und</strong> befi ndet sich oft zwischen<br />

verschiedenen kulturellen Orientierungen.<br />

Menschen sind sozusagen<br />

fortlaufend kulturschaffend tätig,<br />

indem sie entweder geltende Normen<br />

<strong>und</strong> Regeln durch ihre Einhaltung immer<br />

wieder bestätigen, modifi zieren,<br />

verwerfen oder sie sogar durch andere<br />

ersetzen“, erläutert Kreuter.<br />

„Ich bin in Moskau aufgewachsen.<br />

Meine ganze <strong>Familie</strong> wohnt in dieser<br />

facettenreichen, dynamischen Stadt.<br />

Jedes Jahr, wenn ich in meine zweite<br />

Heimat fahre, stelle ich fest, dass gewisse<br />

Dinge <strong>und</strong> Menschen sich schon<br />

wieder etwas verändert haben.“<br />

Bätzing-Lichtenthäler muss ihren Alltag<br />

in der nicht weniger dynamischen<br />

Stadt Berlin meistern. Sie bestätigt<br />

auch, dass die interkulturelle Arbeit<br />

an Pluralität <strong>und</strong> Komplexität zunimmt<br />

<strong>und</strong> nicht ausschließlich auf<br />

die Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

reduziert sei. Vielmehr zielt diese<br />

Arbeit auf uns alle ab <strong>und</strong> umfasst<br />

verschiedene Lebensformen, Alter,<br />

Unterschiede des Geschlechtes, Religion,<br />

sozial- <strong>und</strong> ökonomische Situation,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Betriebe.<br />

Europa <strong>und</strong> die Demografi e<br />

als Faktoren<br />

„Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Internalisierung<br />

der Wirtschaft <strong>und</strong> der<br />

Märkte, dem europäischen <strong>Integration</strong>sprozess,<br />

der demografi schen<br />

Herausforderung in unserem Lande<br />

<strong>und</strong> der damit einhergehenden<br />

gesellschaftlichen Vielfalt ist geboten,<br />

die Etablierung einer ‚interkulturellen<br />

Orientierung‘ als Querschnittsaufgabe<br />

in allen Bereichen zu verstehen. Wer<br />

nicht in der Lage sein wird, mit fremden<br />

Sprachen <strong>und</strong> Kulturen umzugehen,<br />

wird zunehmend abgehängt“, sagt<br />

die B<strong>und</strong>estagsabgeordnete. Zurzeit<br />

werde sehr intensiv <strong>und</strong> auf allen<br />

Ebenen über den Begriff <strong>und</strong> die<br />

Konnotation von „Interkultureller<br />

Öffnung“ gesprochen, was eine<br />

Geschlossenheit annehmen<br />

lässt. Geschlossenheit geht,<br />

wie bekannt ist, bewusst oder<br />

unbewusst, mit Abgrenzungs- oder<br />

Ausgrenzungsmechanismen einher.<br />

Öffnung als kreativer Prozess<br />

„Die Interkulturelle Öffnung sollte<br />

vielleicht eher verstanden werden als<br />

eine bewusst ausgewählte Strategie,<br />

die mit den Erkenntnissen über Migrationsprozesse,<br />

<strong>Integration</strong>sfragen,<br />

Einsicht in die Notwendigkeit der<br />

produktiven Gestaltung kultureller<br />

Pluralität, Qualifi kationen, Fertigkeiten,<br />

interkulturelle Handlungskompetenzen,<br />

Instrumentarium <strong>für</strong> das<br />

kulturelle Miteinander verknüpft ist.<br />

Sie könnte vielleicht aber auch als ein<br />

kreativer Prozess verstanden werden,<br />

der (selbst-)refl exive Lern- <strong>und</strong> Veränderungsprozesse<br />

von <strong>und</strong> zwischen<br />

unterschiedlichen Menschen, Lebensstilen,<br />

Organisationsformen ermöglicht<br />

<strong>und</strong> begleitet <strong>und</strong> mögliche Barriere<br />

<strong>und</strong> Abgrenzungsmechanismen<br />

abzubauen hilft; der kulturell geprägte<br />

Interpretationsmuster, Stereotypendenken,<br />

Fremdheitsängste bewusst<br />

macht; der aus dem sich mit der Zeit<br />

eingestellten Beharren auf Wissens-<br />

<strong>und</strong> Handlungsroutinen auszusteigen<br />

hilft; der gegenseitige Anerkennung<br />

ermöglicht <strong>und</strong> der kulturelle Vielfalt<br />

als eine Chance <strong>und</strong> eine Bereicherung<br />

zu begreifen lässt“, schildert Kreuter.<br />

Bisweilen werden die Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> noch unter einem<br />

Defi zitansatz als problematisch<br />

gesehen. Bei intensivem Austausch<br />

waren beide Frauen sich einig, dass<br />

man nur dann interkulturelle Synergie<br />

erreichen könne, wenn man den<br />

größeren Wert an erster Stelle am<br />

Ressourcenpool (Kernkompetenzen,<br />

Erfahrungen, Fertigkeiten, Hintergründe,<br />

Arbeitsweisen, Persönlichkeitsmerkmale,<br />

Sprachkompetenzen,<br />

etc.) legen würde, wenn man die Menschen<br />

mit dem Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

mehr in das alltägliche Leben einbeziehen<br />

könnte – die landesüblichen<br />

Gepfl ogenheiten, Werte, Netzwerke<br />

spielen auch nicht eine untergeordnete<br />

Rolle dabei – wenn man sie entsprechend<br />

ihrer Stärken unterstützen<br />

könnte, ohne sich dabei nur auf pure<br />

Vermittlung allerlei Kompetenzen<br />

durch die Qualifi zierung, Aus-, Fort-,<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung zu beschränken.<br />

All dies wäre eine der Führungsaufgabe<br />

in allen Bereichen, die im idealen<br />

Fall in der „Top-down“-Richtung ablaufen<br />

sollte.<br />

Ein Mensch an der Seite<br />

Noch ein paar Worte zum Mentoring-<br />

Programm selbst: „Ich würde es wirklich<br />

jedem wünschen – einem Deutschen,<br />

der im Ausland seiner Arbeit<br />

nachgeht, oder einem Menschen mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong>, der hierzulande<br />

mit seiner Arbeit zu kämpfen hat<br />

– auf seinem berufl ichen, aber auch<br />

auf seinem privaten Wege einen Menschen<br />

an der Seite zu haben, der als<br />

ein(e) Mentorin/ein Mentor fungieren<br />

könnte, der/dem man ab <strong>und</strong> zu über<br />

die Schulter schauen <strong>und</strong> die/den man<br />

um Rat fragen könnte. Das gemeinsame<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Erleben, eine<br />

gelungene Kommunikation mit einer<br />

Portion interkultureller Sensibilität<br />

ist eine Bereicherung…“, sagt Natalja<br />

Kreuter.<br />

Natalja Kreuter


Sprachbildung – Ein<br />

Modell der Zukunft<br />

Seit August 2012 gibt der „Rahmenplan Herkunftssprache“ den<br />

Schulen in Rheinland-Pfalz ein Werkzeug <strong>für</strong> muttersprachlichen<br />

Unterricht an die Hand. Von Burkhard Hecker <strong>und</strong> Hans H. Reich<br />

<strong>Integration</strong> der Sprachen<br />

Die Koexistenz der Sprachen ist ein<br />

Stück gelebte <strong>Integration</strong> in Rheinland-Pfalz.<br />

Auch wenn keine Statistik<br />

darüber geführt wird – es sind gewiss<br />

weit mehr als h<strong>und</strong>ert verschiedene<br />

Sprachen, die im Land von mehr oder<br />

minder großen Gruppen gesprochen<br />

werden. Nicht alle, aber doch ein gewichtiger<br />

Teil von ihnen hat auch an<br />

den Schulen einen Platz. Der „RahmenplanHerkunftssprachenunterricht“<br />

setzt jetzt ein neues positives<br />

Signal <strong>für</strong> die Anerkennung <strong>und</strong> Förderung<br />

der Mehrsprachigkeit.<br />

Herkunftssprachlicher Unterricht wird<br />

in Rheinland-Pfalz derzeit in 17 verschiedenen<br />

Sprachen erteilt: Türkisch,<br />

Italienisch, Portugiesisch, Arabisch,<br />

Griechisch, Albanisch, Kroatisch <strong>und</strong><br />

Serbisch, Bosnisch, Russisch, Spanisch,<br />

Marokkanisch, Tunesisch, Farsi,<br />

Polnisch, Chinesisch, Iranisch. Neben<br />

der Diversifi zierung des Fremdsprachenunterrichts<br />

stellt der Herkunftssprachliche<br />

Unterricht das zweite<br />

große Sprachenpotenzial im Bildungswesen<br />

des Landes dar.<br />

Die Landesregierung hat sich denn<br />

auch vom Beginn der Einwanderung<br />

1/2012<br />

an da<strong>für</strong> entschieden, diesen Unterricht<br />

in eigener Verantwortung anzubieten<br />

<strong>und</strong> zu gestalten. Zur Stärkung<br />

<strong>und</strong> Sicherung seiner Qualität hat<br />

das <strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> Bildung, Wissenschaft,<br />

<strong>Jugend</strong> <strong>und</strong> Kultur im Jahr<br />

2008 eine Projektgruppe „Weiterentwicklung<br />

des Muttersprachlichen Unterrichts“<br />

einberufen <strong>und</strong> das Pädagogische<br />

Zentrum (jetzt integriert in das<br />

Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz)<br />

mit der Koordinierung der<br />

Lehrplanarbeit betraut. Der Projektgruppe<br />

gehörten Lehrkräfte, die diesen<br />

Unterricht erteilen, Vertreter aus<br />

den Projekten FörMig <strong>und</strong> FaMoS sowie<br />

Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter aus<br />

den Schulabteilungen der Aufsichts-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsdirektion an.<br />

Damit sollte von vorneherein sichergestellt<br />

werden, dass die berufl iche<br />

Praxis, die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> die staatliche Schulaufsicht beteiligt<br />

sind <strong>und</strong> bei der späteren Implementierung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung des<br />

Rahmenplans in der pädagogischen<br />

Praxis aus gr<strong>und</strong>legender Kenntnis<br />

Viele Herkunftsländer: In 17 Sprachen wird in rheinland-pfälzischen Schulen muttersprachlicher Unterricht erteilt<br />

35<br />

MIFKJF (Fotolia)


picture alliance<br />

1/2012<br />

heraus beraten, fortbilden <strong>und</strong> evaluieren<br />

können.<br />

Der Auftrag der Gruppe umfasst<br />

• die Erstellung eines Rahmenplans <strong>für</strong><br />

die Klassen 1 bis 10<br />

• die Entwicklung von Best-Practice-<br />

Beispielen<br />

• die Planung <strong>und</strong> Durchführung von<br />

Fachtagungen, Implementierungsveranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Fortbildungsmaßnahmen.<br />

Der „Rahmenplan Herkunftssprachenunterricht“<br />

ist zum 1. August 2012 in<br />

Kraft getreten. Seine Erarbeitung orientierte<br />

sich am Gemeinsamen europäischen<br />

Referenzrahmen <strong>für</strong> Sprachen<br />

<strong>und</strong> an den Bildungsstandards<br />

<strong>für</strong> die erste Fremdsprache sowie den<br />

rheinland-pfälzischen Vorgaben <strong>für</strong><br />

verständnisse auszuschließen – die<br />

Forderung des Schulgesetzes, dass<br />

alle Schulen „einen Beitrag zur <strong>Integration</strong><br />

von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“ zu leisten<br />

haben. Der Herkunftssprachliche Unterricht<br />

dient nicht einer sprachlichen<br />

oder kulturellen Eigenbrötelei, sondern<br />

einer zeitgenössischen sprachlichen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Allgemeinbildung.<br />

Prägnant ist dies schon in<br />

der Verwaltungsvorschrift von 2006<br />

ausgedrückt: „Der muttersprachliche<br />

Unterricht oder der Unterricht in der<br />

Herkunftssprachen unterstützt die<br />

schulische <strong>und</strong> soziale <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> fördert die sprachliche <strong>und</strong> kulturelle<br />

Persönlichkeitsbildung. Er ist Bestandteil<br />

der interkulturellen Bildung<br />

<strong>und</strong> Erziehung“.<br />

Kompetenzen in der Herkunftssprache defi niert: türkischsprachiger Unterricht<br />

die Integrierte Fremdsprachenarbeit<br />

(Gr<strong>und</strong>schule) <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Unterricht<br />

des Deutschen als Zweitsprache. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lage bildete die Verwaltungsvorschrift<br />

zum „Unterricht von Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />

von 2006.<br />

Kernaussagen des Rahmenplans<br />

Der Rahmenplan ist dem allgemeinen<br />

Bildungsauftrag der Schulen verpfl ichtet.<br />

Dazu gehört auch – dies sei an<br />

erster Stelle festgehalten, um Miss-<br />

36<br />

Besonderes Augenmerk legt der Rahmenplan<br />

auf das eigenverantwortliche<br />

Lernen. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

sollen in ihrer Verantwortung <strong>für</strong> das<br />

eigene wie <strong>für</strong> das gemeinsame Lernen<br />

gestärkt werden. Der Herkunftssprachenunterricht<br />

orientiert sich<br />

daher nicht an sprachlichen Mustern<br />

oder Vorbildern, sondern fördert das<br />

selbständige Erarbeiten von Fähigkeiten,<br />

das Verfassen persönlicher <strong>und</strong><br />

gruppenspezifi scher Texte, die Artikulation<br />

subjektiven Textverstehens <strong>und</strong><br />

die Refl exion der Lernprozesse.<br />

Der Rahmenplan betont das Ziel der<br />

Mehrsprachenkompetenz, die vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> des zusammenwachsenden<br />

Europas von zukunftsweisender<br />

Bedeutung ist. Das sich<br />

abzeichnende Sprachbildungsmodell<br />

der Zukunft erweitert den herkömmlichen<br />

Fächerkanon <strong>und</strong> zielt auf einen<br />

zunehmend autonomen Umgang der<br />

Lernenden mit der sie umgebenden<br />

Vielfalt der Sprachen. Es geht dabei<br />

immer auch darum, den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

über den Erwerb sprachlicher<br />

Kompetenzen Zugänge zur Kultur ihres<br />

Herkunftslandes, zu Literatur <strong>und</strong><br />

Wissenschaft, Geschichte <strong>und</strong> Geographie<br />

ihrer Herkunftsgesellschaft<br />

zu eröffnen <strong>und</strong> ihnen so die Orientierung<br />

in ihrer modernen Welt zu erleichtern.<br />

Der Rahmenplan ist kompetenzorientiert.<br />

Sein Kernstück ist ein Orientierungsrahmen,<br />

der die erwarteten<br />

Kompetenzen in den Herkunftssprachen<br />

am Ende der Gr<strong>und</strong>schule, der<br />

Orientierungsstufe, der neunten Klasse<br />

(Hauptschulabschluss) <strong>und</strong> der<br />

Klasse 10 (mittlerer Abschluss) im<br />

Einzelnen beschreibt. Diese basieren<br />

auf den mündlichen Sprachkompetenzen<br />

des Hörens, Verstehens <strong>und</strong><br />

Sprechens <strong>und</strong> erweitern sich in die<br />

Kompetenzen, die mit dem Schriftspracherwerb<br />

einhergehen, also dem<br />

Lesen, dem Umgang mit Texten einschließlich<br />

der Medien (auch neuer<br />

Medien).<br />

Insbesondere letztere sind ja geeignet,<br />

Sprache im Rahmen authentischer<br />

Sprachbegegnungen erwerben<br />

zu können, wenn auch vorwiegend<br />

rezeptiv. Dem Texte-Verfassen – der<br />

Aktivierung produktiver schriftsprachlicher<br />

Kompetenzen – kommt<br />

darum eine wichtige Bedeutung zu,<br />

die in Ansätzen in der Primarstufe,<br />

dann verstärkt in der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

erfolgt. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die


Privat<br />

in einer zwei- oder mehrsprachigen<br />

Umgebung aufwachsen, entwickeln<br />

eine besondere Fähigkeit, sich mit<br />

sprachlichen Phänomenen auseinanderzusetzen,<br />

die zum Beispiel durch<br />

den Vergleich unterschiedlicher oder<br />

sehr ähnlicher sprachlicher Regelhaftigkeiten<br />

erkannt werden können. Ein<br />

solcher Unterricht fördert die Sprachbewusstheit.<br />

Schritte zur Normalisierung<br />

Der Herkunftssprachenunterricht in<br />

Rheinland-Pfalz erhält damit eine<br />

tragfähige curriculare Gr<strong>und</strong>lage. Damit<br />

ist der Weg geöffnet zu einer Normalität,<br />

an deren Ende man sich die<br />

volle Anerkennung als Schulfach <strong>und</strong><br />

die Einbeziehung in ein Gesamtsprachencurriculum<br />

wünschen möchte.<br />

Zur Normalität würde dann auch<br />

gehören, dass die im Herkunftssprachenunterricht<br />

erworbenen Kompetenzen<br />

in Leistungsfeststellungen<br />

erfasst, in Bezug auf das erreichte Anforderungsniveau<br />

beschrieben <strong>und</strong> auf<br />

dem Zeugnis zu einer Beurteilung zusammengefasst<br />

werden. Die jetzigen<br />

Regelungen sind etwas „schamhaft“<br />

– es wird weniger aussagekräftig die<br />

Teilnahme am Herkunftssprachenunterricht<br />

quittiert. Da ist mehr vorstellbar,<br />

zum Beispiel, dass <strong>für</strong> alle Schü-<br />

Autor Burkhard Hecker<br />

Autor Hans H. Reich<br />

lerinnen <strong>und</strong> Schüler – beginnend mit<br />

der Gr<strong>und</strong>schule – ein Sprachenportfolio<br />

geführt wird, in dem die Kompetenzen<br />

sowohl in Deutsch wie in der<br />

Herkunftssprache, in den schulisch<br />

unterrichteten Fremdsprachen wie in<br />

außerschulisch erworbenen Sprachen<br />

dokumentiert werden.<br />

Ein weiterer Schritt wäre die Einführung<br />

einer „Fachkonferenz Sprachen“.<br />

Analog dem Sprachenportfolio treffen<br />

in einer solchen Fachkonferenz „Sprachen“<br />

alle im Lernbereich tätigen<br />

Lehrkräfte (je nach Schulform: Lehrkräfte<br />

<strong>für</strong> Deutsch, Integrierte Fremdsprachenarbeit,<br />

Herkunftssprachen,<br />

Fremdsprachen, bilingualen Unterricht)<br />

zusammen, um sich gegenseitig<br />

über Unterrichtsinhalte, Methoden<br />

<strong>und</strong> Terminologien zu informieren,<br />

sich über Kompetenzerwartungen<br />

<strong>und</strong> Standards der Feststellung <strong>und</strong><br />

Bewertung sprachlicher Leistungen zu<br />

verständigen, Projekte zu verabreden<br />

<strong>und</strong> sich über die Mehrsprachigkeitsprofi<br />

le der einzelnen Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler auszutauschen.<br />

Letzteres würde namentlich auch die<br />

Möglichkeiten individueller Förderung,<br />

die zu Recht stärker in den Fokus<br />

der allgemeindidaktischen wie<br />

der sprachdidaktischen Diskussion<br />

Privat<br />

1/2012<br />

geraten sind, in beträchtlicher Weise<br />

erhöhen. Der Rahmenplan Herkunftssprachenunterricht<br />

mit seiner hohen<br />

Affi nität zu den Bildungsstandards<br />

anderer Sprachfächer dürfte dabei besonders<br />

hilfreich sein. Ein neues Verständnis<br />

von Kooperation – vielleicht<br />

auch von Teamentwicklung – wird<br />

sich wohl Raum verschaffen müssen,<br />

zum Vorteil aller – also der Lehrkräfte<br />

wie der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler. Auf<br />

die (erweiterte) Schulleitung kommt<br />

sicherlich eine stärker initiierende<br />

<strong>und</strong> koordinierende Aufgabe zu. Aber<br />

schulische Entwicklung ist nun einmal<br />

ohne Überwindung von Widerständen<br />

<strong>und</strong> ohne besondere Innovationsbereitschaft<br />

nicht zu haben.<br />

Implementation des Rahmenplans<br />

<strong>und</strong> Fortbildungsangebote<br />

Nachdem der Rahmenplan seine endgültige<br />

Form gef<strong>und</strong>en hatte, haben<br />

drei Implementierungsveranstaltungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en, auf denen die <strong>für</strong><br />

den Herkunftssprachenunterricht allgemein<br />

verbindlichen Gr<strong>und</strong>züge des<br />

Rahmenplans vertieft <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Unterrichtspraxis<br />

nutzbar gemacht wurden.<br />

Diese Veranstaltungen dienten<br />

auch der Ermittlung von spezifi schen<br />

Teilnehmerinteressen, die dann in Zukunft<br />

in Regionalen Arbeitsgemeinschaften,<br />

welche die Implementation<br />

weiter vorantreiben sollen, aufzugreifen<br />

sein werden.<br />

Die Schulaufsicht <strong>und</strong> das Pädagogische<br />

Landesinstitut werden diese<br />

Arbeiten unterstützen. Erfreulich ist,<br />

dass sich dieses Angebot bei den Lehrkräften<br />

des Herkunftssprachlichen<br />

Unterrichts einer sehr zufriedenstellenden<br />

Nachfrage erfreuen kann.<br />

Burkhard Hecker ist Mitarbeiter<br />

des Pädagogischen Landesinstituts,<br />

Prof. Hans. H. Reich Emeritus der<br />

Universität Koblenz-Landau.<br />

37


Guido Steinacker<br />

38<br />

1/2012<br />

Besser<br />

informieren<br />

Beim 3. Kommunalen Gipfel in<br />

Mainz stand das Thema Einbürgerung<br />

im Mittelpunkt<br />

Dem demokratischen Verständnis<br />

nach „hat unsere Staatsform nur dann<br />

eine Zukunft, wenn alle Einwohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Einwohner eine Mitgestaltungsmöglichkeit<br />

haben“, ist die Überzeugung<br />

von <strong>Integration</strong>sministerin<br />

Irene Alt. Das ist der Hintergr<strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

die Bemühungen der Landesregierung<br />

um eine erhöhte Einbürgerungsquote<br />

unter den Rheinland-Pfälzerinnen<br />

<strong>und</strong> Rheinland-Pfälzer ohne deutsche<br />

Staatsbürgerschaft. Denn „möglich<br />

wird die umfassende politische Partizipation<br />

erst mit der Einbürgerung“,<br />

erläuterte die Ministerin im September<br />

beim 3. Kommunalen Gipfel im<br />

Festsaal der Mainzer Staatskanzlei.<br />

Bei der Veranstaltung im Rahmen des<br />

<strong>Integration</strong>sforums wurden die Gäste<br />

auch von Innenminister Roger Lewentz<br />

begrüßt. Über das Thema des Forums<br />

„Einbürgerung“ referierte der Politikwissenschaftler<br />

Professor Dietrich<br />

Thränhardt. Einen einfachen Zugang<br />

bei den kommunalen Behörden zu Infos<br />

über Einbürgerung, insbesondere<br />

Den fünf ausgezeichneten Gruppen überreichte Ministerin Alt (Mitte) die Preise<br />

Thema der Gesprächsr<strong>und</strong>e auf dem Podium war die Förderung der Einbürgerung<br />

im Internet, eine zügigere Bearbeitung<br />

der Einbürgerungsanträge durch gut<br />

geschultes Personal in den Behörden<br />

sowie die Informationsweitergabe an<br />

Schulen <strong>und</strong> Vereine empfi ehlt der<br />

Forscher, um eine höhere Einbürgerungsquote<br />

zu erreichen. Nicht zuletzt<br />

gehöre auch eine „Wertschätzung unserer<br />

Staatsbürgerschaft, unseres Bürgerrechts“<br />

dazu, die in Deutschland<br />

nur gering ausgeprägt sei.<br />

Die Teilnehmenden einer Gesprächsr<strong>und</strong>e<br />

unter der Moderation des Landesbeauftragten<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

Miguel Vicente, diskutierten<br />

über die Praxis <strong>und</strong> Erfahrung in den<br />

Kommunen zur Einbürgerung. Neben<br />

der Ministerin <strong>und</strong> Prof. Thränhardt<br />

äußerten sich dazu der Koblenzer<br />

Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim<br />

Hofmann-Göttig, die Wormser Beauftragte<br />

<strong>für</strong> Migration <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

Sabine Müller, die Fachbereichsleiterin<br />

Sprachen <strong>und</strong> <strong>Integration</strong> an der<br />

VHS Neuwied, Ursula Jungblut, sowie<br />

Referent Prof. Dietrich Thränhardt<br />

der Sozialwissenschaftler <strong>und</strong> Gründer<br />

der Bildungseinrichtung „Integraplus“<br />

aus Ludwigshafen, Murat Gencaslan.<br />

Anschließend wurde der „Preis <strong>für</strong> ein<br />

vorbildliches interkulturelles Miteinander“<br />

verliehen. Der Preis würdigt<br />

das Engagement <strong>für</strong> das Miteinander<br />

der Kulturen in Rheinland-Pfalz. Gute<br />

Beispiele sollen von einer breiteren<br />

Öffentlichkeit wahrgenommen werden.<br />

49 Projekte, Konzepte <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

standen der Jury zur Auswahl.<br />

Sieger wurde der Internationale B<strong>und</strong><br />

Pirmasens mit dem Projekt „Colorful<br />

– Für Fremdenfre<strong>und</strong>lichkeit“, gefolgt<br />

vom Multikulturellen Zentrum Trier.<br />

Die Frankenthaler Kooperation zwischen<br />

dem Beirat <strong>für</strong> Migration <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> dem Schulelternbeirat<br />

des Albert-Einstein-Gymnasiums<br />

teilte sich den dritten Platz mit dem<br />

Mainzer Netzwerk <strong>für</strong> Demokratie<br />

<strong>und</strong> Toleranz. Den Sonderpreis der<br />

Jury erhielt der Fußballverein FV Türkgücü<br />

Germersheim.<br />

Guido Steinacker<br />

Guido Steinacker


Guido Steinacker<br />

Neue Lebenswege<br />

Das Online-Migrationsmuseum „Lebenswege“ präsentierte sich<br />

bei der Mainzer Museumsnacht mit einer öffentlichen Veranstaltung.<br />

Neue Angebote gibt es <strong>für</strong> Schüler <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche.<br />

Zumeist funktioniert das mit dem<br />

World Wide Web so: Ereignisse aus<br />

dem „realen“ Leben werden in der<br />

virtuellen Welt des Internets in einer<br />

dem Medium gerecht werdenden<br />

Form berichtet <strong>und</strong> dargestellt.<br />

„Lebenswege“, das seit 2009 existierende<br />

Online-Museum des Landes<br />

Rheinland-Pfalz, wählte nun zur öffentlichen<br />

Darstellung seiner Idee <strong>und</strong><br />

Inhalte den umgekehrten Weg.<br />

Silva Burrini <strong>und</strong> Hasan Özdemir berichteten Moderatorin Neşe Akgül (r.)<br />

Es brachte seine virtuelle Welt mit seinen<br />

Geschichten von Menschen, die<br />

einst nach Rheinland-Pfalz zugewandert<br />

sind, in das reale Leben zurück.<br />

Anlass war die Mainzer Nacht der Mu-<br />

seen im Juni. Im Landesmuseum stellte<br />

Moderatorin Neşe Akgül bei einer einstündigen<br />

Podiumsr<strong>und</strong>e Menschen<br />

vor, deren Lebensgeschichte auch im<br />

Online-Museum www.lebenswege.<br />

rlp.de eine Rolle spielen. Die Gäste<br />

schilderten zum Thema „Chancen interkultureller<br />

Vielfalt“ ihre Erfahrungen<br />

mit der Migration <strong>und</strong> wie sie ein<br />

Leben in interkultureller Vielfalt erleben.<br />

„So wie eine Gemäldegalerie zum<br />

Verweilen <strong>und</strong> zur Auseinandersetzung<br />

mit Bildern einlädt, tut dies das<br />

Museum ‚Lebenswege‘, indem es seine<br />

Exponate, nämlich die Lebensgeschichten<br />

von Zeitzeugen, diskutiert“,<br />

1/2012<br />

erklärte <strong>Integration</strong>sministerin Irene<br />

Alt. Wie sie bei der Begrüßung erläuterte,<br />

sollte die Podiumsr<strong>und</strong>e nur der<br />

Einstieg in eine Reihe Außentermine<br />

des Online-Museums sein, die unter<br />

dem Konzept „Lebenswege vor Ort“<br />

steht. „Wir wollen künftig in Schulen<br />

gehen <strong>und</strong> das Online-Museum bei<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> Festen, die mit<br />

dem Thema <strong>Integration</strong> zu tun haben,<br />

vorstellen“, schilderte die Ministerin<br />

die Pläne.<br />

Neşe Akgül präsentierte auf dem<br />

Podium Menschen mit ganz unterschiedlichen<br />

Erfahrungen mit ihrer<br />

Auswanderung nach Deutschland, die<br />

diese auch <strong>für</strong> www.lebenswege.rlp.<br />

de geschildert haben. Die ehemalige<br />

Caritas-Sozialarbeiterin Silva Burrini<br />

etwa kam eigentlich nur zu einem<br />

Sprachkurs nach Deutschland. „Aus<br />

diesen sechs Monaten ist ein Leben<br />

geworden“, schilderte sie.<br />

Die M<strong>und</strong>enheimerin Aloisia Leto hat<br />

sich als Inhaberin einer Modelschule<br />

in Mannheim einen Namen gemacht.<br />

Ihre Eltern schilderten den Weg des<br />

Ankommens einer sizilianischen <strong>Familie</strong><br />

in Ludwigshafen.<br />

Der Schriftsteller <strong>und</strong> Lyriker Hasan<br />

Özdemir kehrte Ende der 70er-Jahre<br />

wegen der damals schwierigen politischen<br />

Lage der Türkei den Rücken.<br />

Er wechselte in seiner schriftstellerischen<br />

Arbeit zwischenzeitlich die<br />

Sprache <strong>und</strong> veröffentlicht nun auch<br />

Lebenswege von Migranten aus erster Hand gab es zum Auftakt der Mainzer Museumsnacht im Landesmuseum zu hören<br />

39<br />

Guido Steinacker


40<br />

1/2012<br />

in deutsch. Wohl fühlte er sich vom<br />

ersten Moment an in der neuen Stadt.<br />

Am selben Abend erweiterte das<br />

Online-Museum durch die Freischaltung<br />

des neuen Menüpunkts „<strong>Jugend</strong>-<br />

Raum“ sein Angebot. Dieser Bereich<br />

bildet die breite Palette der medialen<br />

Möglichkeiten ab, mit der Inhalte zur<br />

<strong>Integration</strong> vermittelt werden können<br />

– in einer Form, wie sie <strong>Jugend</strong>liche<br />

heute nutzen <strong>und</strong> erwarten.<br />

Dokumentiert in Bildern <strong>und</strong> Audiodateien<br />

ist dort auch ein Schulprojekt,<br />

das sich dem Thema <strong>Integration</strong> über<br />

den Fußball nähert. Manch aktueller<br />

oder früherer Spieler der deutschen<br />

Fußballnationalmannschaft hat seine<br />

Wurzeln in einem anderen Land. Viele<br />

von ihnen standen einst vor derselben<br />

Frage wie der Star des Comics „Lisa<br />

<strong>und</strong> Luiz – das Fußballw<strong>und</strong>er“. Denn<br />

als Luiz, Talent mit brasilianischen<br />

Wurzeln, vor dem Sprung in die Nationalmannschaftslaufbahn<br />

steht, muss<br />

er sich entscheiden: Deutschland oder<br />

Brasilien?<br />

Wie die Geschichte ausgeht, steht<br />

noch nicht endgültig fest, denn die 16<br />

Seiten, die es im Internet auf www.<br />

lebenswege.rlp.de nachzulesen gibt,<br />

sind als Fortsetzungsgeschichte konzipiert<br />

<strong>und</strong> enden mit Luiz‘ Entscheidung,<br />

seine Herzensangelegenheit<br />

Brasilien, das Land seiner Eltern, seinem<br />

Geburtsland vorzuziehen.<br />

„Lisa <strong>und</strong> Luiz“ thematisiert das <strong>Kinder</strong>recht<br />

auf Chancengleichheit <strong>und</strong><br />

<strong>Integration</strong>. Die Geschichte wurde<br />

vom Journalisten Bardo Faust <strong>und</strong><br />

dem Zeichner Klaus Wilinski <strong>und</strong> damit<br />

von Profi s in Sachen Wort <strong>und</strong> Bild<br />

gestaltet. Inhaltlich erarbeiteten sie<br />

das Werk aber zusammen mit zwölf<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern der Integrierten<br />

Gesamtschule Nieder-Olm in<br />

Workshops.<br />

In einer Zeichen- <strong>und</strong> Schreibwerkstatt<br />

der Kunstlehrerin Ellen Löchner<br />

konnten die Schüler ihre eigenen Ideen<br />

einbringen, den Figuren Aussehen<br />

<strong>und</strong> Charaktere zuteilen, auch die<br />

zeichnerische Entwicklung eines solchen<br />

Werkes erfahren. Ebenso setzten<br />

sich die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus<br />

siebten <strong>und</strong> achten Klassen natürlich<br />

Luiz‘ Fre<strong>und</strong>e müssen lernen: es ist okay, wenn er <strong>für</strong> Brasilien spielt<br />

intensiv mit den Textinhalten auseinander.<br />

Wenn sich <strong>Jugend</strong>liche mit<br />

ernsten Themen beschäftigen, die in<br />

einem Comic verarbeitet sind <strong>und</strong> dies<br />

nicht mit dem erhobenen Zeigefi nger<br />

geschieht, erzielt dies „eine nachhaltigere,<br />

weil selber erdachte Wirkung“,<br />

sind Faust <strong>und</strong> Wilinski überzeugt. Die<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler haben jede<br />

Mengen Ideen <strong>für</strong> eine Fortsetzung<br />

des Projekts geäußert, noch ist aber<br />

unklar, ob es dazu kommen wird.<br />

Das Projekt wurde mit Unterstützung<br />

der rheinland-pfälzischen Ministerien<br />

<strong>für</strong> <strong>Integration</strong> <strong>und</strong> <strong>für</strong> Bildung entwickelt.<br />

Auch die Entstehungsgeschichte<br />

des Comics dokumentiert www.<br />

lebenswege.rlp.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

<strong>Familie</strong>, <strong>Kinder</strong>, <strong>Jugend</strong> <strong>und</strong><br />

Frauen Rheinland-Pfalz<br />

Referat <strong>für</strong> Reden <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kaiser-Friedrich-Straße 5a<br />

55116 Mainz<br />

E-Mail: poststelle@mifkjf.rlp.de<br />

Internet: www.mifkjf.rlp.de<br />

Redaktion:<br />

Katharina Drach<br />

Marius Wendling<br />

Guido Steinacker<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Postfach 3170, 55021 Mainz<br />

Umschlagentwurf: Harald<br />

Vatter-Balzar AGD, Mainz<br />

Herstellung: Schwalm Druckerei<br />

GmbH, Mainz<br />

ISSN 1868-0275<br />

Gedruckt auf umweltfre<strong>und</strong>lichem<br />

Papier.

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