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Inhaltsverzeichnis/Table des matières - Dr. Dieter Winkler Verlag

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Anno 1790 und 1792, als die Kaiser Joseph II. und Leopold<br />

II. starben. Stimmen deutscher Aufklärer im Spannungsfeld<br />

von Josephinismus und Jakobinismus<br />

ALAIN RUIZ<br />

Nach den bereits seit Mitte der 1960er Jahre erschienenen bahnbrechenden Studien<br />

von Ernst Wangermann zum österreichischen Jakobinismus haben einige<br />

andere wichtige Untersuchungen aufgezeigt, wie aus Josephinern und Leopoldinern<br />

sich die meisten Männer rekrutierten, denen als „Jakobinern“ 1794 in Wien<br />

der Prozess gemacht wurde. In<strong>des</strong>sen bleibt es eine fesselnde Aufgabe, an einzelnen<br />

Beispielen zu verfolgen, wie unter dem Eindruck der Französischen Revolution<br />

in den aufgeklärt-progressiven Kreisen Deutschlands ein Differenzierungsprozess<br />

einsetzte, in <strong>des</strong>sen Verlauf eine Minderheit – diejenigen, die es<br />

wirklich verdienen, als „Jakobiner“ bezeichnet zu werden – die Radikalisierung<br />

der französischen Freiheitsbewegung bejahte, während die Mehrheit – diejenigen,<br />

auf die der Name „Girondisten“ besser passt –, besagte Entwicklung verurteilte.<br />

Diese Scheidung der in der frühesten Phase der Revolution von 1789 im<br />

großen und ganzen noch homogenen Familie der Anhänger <strong>des</strong> aufgeklärten Absolutismus<br />

josephinischer Prägung im deutschen Sprachraum vollzog sich nicht<br />

auf einmal, sondern je nach Gruppen bzw. Individuen mit mehr oder weniger<br />

langen Zeitabständen und Abweichungen. Dabei zeichnen sich als Marksteine in<br />

dieser Entwicklung deutlich zwei Zeitpunkte ab, die dem Tod Kaiser Josephs II.<br />

am 20. Februar 1790 und dem seines Bruders und Nachfolgers Kaiser Leopold<br />

II. am 1. März 1792 entsprechen. Zwei Ereignisse, die vor dem Hintergrund der<br />

fortschreitenden Revolution in Frankreich Gelegenheitsschriften aller Art hervorriefen,<br />

aus deren Fülle hier einige herausgegriffen seien, die für Josephiner, Leopoldiner<br />

und deutsche Jakobiner bzw. Girondisten charakteristische Übereinstimmungen<br />

und Divergenzen zeigen. Zuerst sei von Trauerreden und einer Elegie<br />

auf Josephs II. Tod aus der Feder von Eulogius Schneider und von den beiden<br />

Kaiserkantaten <strong>des</strong> jungen Ludwig van Beethoven die Rede, dann von Gelegenheitsschriften,<br />

die dem Andenken Leopolds gewidmet waren.<br />

Der Franziskanermönch Eulogius Schneider stellt paradigmatisch den Fall eines<br />

Aufklärers dar, der aus einem überzeugten Josephiner zum glühenden Jakobiner<br />

wurde. Von seinem Josephinismus zeugen die Hoffnungen, die er nach der päpstlichen<br />

Aufhebung <strong>des</strong> Jesuiten-ordens 1773 an die Maßnahmen knüpfte, durch<br />

die Joseph II. 1780 seinen Kampf gegen die geistlichen Orden und das Kloster-

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