DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

Nach dem ersten VOLKSTHEATER-Projekt
100 Prozent Karlsruhe der Gruppe Rimini
Protokoll zu Beginn der Spielzeit, bei dem
100 Karlsruher auf der Bühne des GROS-
SEN HAUSES in einem Statistikspiel sich
selbst und die vielfältigen Facetten der
Stadt präsentierten, ist Der Gastfreund /
Die Argonauten der Versuch, sich auf einen
bestimmten Aspekt unseres Zusammenlebens
zu fokussieren. Nach welchen Regeln
werden wir als Gäste aufgenommen oder
gewähren wir anderen Gastfreundschaft?
Welche Rechte und Pflichten hat der Gast
und welche der Gastgeber? Sind nur Touristen
unsere „Gäste“ – oder auch Flüchtlinge
und Arbeitsmigranten?
Grillparzers Trilogie bearbeitet den Mythos
der Argonautensage als humanistisches
Lehrstück im Geiste des 19. Jahrhunderts
– sie beschreibt das Scheitern von Gast-
freundschaft an den gegenseitigen Vorurteilen
zweier sich fremder Kulturen:
Griechen und Kolcher können sich nicht
offen begegnen, einander einladen, weil
ihnen Angst oder Arroganz dem anderen
gegenüber im Weg stehen. Aus dem
Scheitern der Gastfreundschaft im ersten
Teil der Trilogie entspinnt sich das Drama
um Jason, Medea und das Goldene Vlies,
das ein Symbol für die ausgebrochene Gewalt
zwischen beiden Völkern, aber auch
ein Gegenstand der Begierde, des Austausches
ist. Wem gehört das Goldene Vlies?
Wofür steht es heute? Ist es unser Reichtum,
den wir mit den Gästen teilen müssten?
Ist es ein die Fremdheit überwindendes
Gut? Steht es der Gastfreundschaft im
Weg oder ermöglicht es sie? Was sind die
Vorraussetzungen, die geschaffen werden
müssen, um Gastfreundschaft möglich zu
machen? Oder muss die voraussetzungslose
Gastfreundschaft selbst das Mittel sein,
um Vorurteile und Feindlichkeit abzubauen
oder gar nicht erst aufkommen zu lassen?
Im November 2011 begann die Arbeit an
Der Gastfreund / Die Argonauten mit der
ersten Recherchephase, einer Reihe von
Veranstaltungen, die die Auseinandersetzung
mit dem Stoff und den Themenfeldern
eröffnen sollte. Der club der Gastfreunde
wurde gegründet – ein monatliches, offenes
Treffen und Forum für alle Interessierten.
Schon beim ersten club im STUDIO erschienen
rund 40 Menschen, um sich mit
Fragebögen, Würfelspielen und Gesprächen
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