DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

DURcH DIE
AUGEN
DES ANDEREN
zUm STücK
Die 1819–21 entstandene Dramentrilogie
Das goldene Vlies des österreichischen
Nationaldichters Franz Grillparzer bearbeitet
einen der ältesten Mythen der
griechischen Antike, die Argonautensage.
Die älteste erhaltene schriftliche Überlieferung
des Mythos ist das Drama medea
des Euripides aus dem Jahr 431 v. Chr.,
es behandelt allerdings nur das Ende der
Geschichte – während beispielsweise in
der Argonautica des Apollonius aus dem
3. Jh. v. Chr. die gesamte Erzählung des
Argonautenzuges enthalten ist.
Mythologische Lexika listen verschiedene
Varianten der mythischen Erzählung
auf, doch der Kern der Erzählung ist die
Geschichte des Griechenhelden Jason,
der auf dem Schiff Argo mit einer Schar
großer Helden, den Argonauten, von
Griechenland nach Kolchis ans Schwarze
Meer segelt, um dort das Goldene Vlies
zurückzuholen, dass sein Vorfahr Phrixos
einst dort hinterließ. Als der König der
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Kolcher, Aietes, ihm das Vlies verweigert
und ihm unlösbare Aufgaben stellt, hilft
ihm dessen Tochter Medea, eine Zauberin,
die sich in Jason verliebt hat, das Vlies
zu erobern. Sie folgt ihm schließlich nach
Griechenland und schenkt ihm zwei Kinder.
Als Jason sich anschickt, die Tochter des
Königs von Korinth zu heiraten, um selbst
König zu werden, rächt sich Medea für
den Verrat, tötet ihre eigenen Kinder und
die Königstochter und entflieht. Die Reise
der Argonauten beinhaltet viele Elemente
der späteren Odyssee des Homer, sie ist
eine klassische Heldenreise und mit ihren
Stationen und ihrer Dramaturgie bis heute
Vorlage für viele Erzählungen in Literatur,
Theater und Film.
In Franz Grillparzers Version des Mythos
fehlt die Reise der Argonauten über das
Meer, er konzentriert sich auf die Begegnung
zwischen zwei Kulturen, den
Griechen und den Kolchern, und setzt
einen – im Mythos so nicht überlieferten