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DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

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GUTE<br />

WIlDE,<br />

BöSE<br />

WIlDE<br />

zur inszenierunG<br />

Der Ursprung des Theaters liegt im Chor.<br />

Dessen altgriechische Bedeutung „Tanzplatz,<br />

Reigen, Reigentänzer“ verweist auf<br />

die Rolle des Chores im Ritus: die Chorlieder,<br />

die zu Ehren des Gottes Dionysos bei<br />

den Dionysien gesungen wurden. Aus dem<br />

Chor ging zunächst ein solistischer Protagonist<br />

als Gegenspieler hervor; Aischylos<br />

fügte einen zweiten, Sophokles schließlich<br />

einen dritten Schauspieler hinzu – die<br />

antike Tragödie war geboren. Hier ergänzt<br />

der Chor das Geschehen durch wichtige<br />

Informationen, kommentiert und bewertet<br />

es. Er ist ein Akteur und verkörpert<br />

zugleich die Gemeinschaft, die Polis. Ein<br />

Chor bedeutet kollektives Erzählen, die<br />

Verständigung einer Gemeinschaft über<br />

sich selbst.<br />

Die Argonautentrilogie Franz Grillparzers<br />

bedient sich eines antiken Mythos’, der<br />

über Jahrhunderte nur mündlich überliefert<br />

und erst später in verschiedenen<br />

32<br />

Variationen schriftlich fixiert wurde. Im<br />

ersten Teil der Inszenierung, Der Gastfreund,<br />

wird die Erzählung der mythischen<br />

Vorgeschichte daher einem Kollektiv,<br />

dem Chor, übertragen. Die Dialoge der<br />

von Grillparzer aus dem Mythos entnommenen<br />

und bearbeiteten Figuren werden<br />

rückübersetzt in die Form des kollektiven<br />

Erzählens: Ein Volk erfindet den Ursprung<br />

seiner Geschichte.<br />

Dieses „Volk“ sind wir, d. h. die Bewohner<br />

der Stadt Karlsruhe, die vertreten durch<br />

20 ihrer Mitmenschen, auf die Theaterbühne<br />

– den Tanzplatz, die Agora – treten<br />

und diese als „ihren“ Ort deklarieren, als<br />

das Zentrum ihrer Gemeinschaft. VOLKS-<br />

THEATER heißt im ersten Teil des Abends,<br />

dass diese Bühne dem Volk gehört, von<br />

ihm besetzt wird. Grillparzers Text ist nicht<br />

episch-beschreibend, sondern dramatisch-agierend<br />

– wie in einem kollektiven<br />

Rollenspiel stellt der Chor die Haltungen

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