DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

Englisch. Aber sie verstehen nicht, warum
ich tagsüber müde bin und mir in der Schule
keine Mühe gebe. Sie wollen mir helfen.
Sie sagen, ich muss mich anpassen. Aber
ich bin müde. Dann kommt die Anhörung.
Weiße Beamte fragen mich, warum ich
hierher gekommen bin. Ich sage nichts.
Sie sagen, dass sie mich eines Tages
zurück schicken müssen, wenn ich nichts
sage. Ich weiß, dass ich mir an diesem Tag
das Leben nehmen werde. In dieser Nacht
kommen die Geister wieder. Es sind die
Leichen, die ich am Wegesrand gesehen
und liegen gelassen habe. Es sind diejenigen,
die mein Freund Pelias töten oder
verstümmeln musste. Auch Pelias besucht
mich nachts. Aber er ist auch böse.
Es scheint, als ob er fragte, warum ich
noch lebe und er nicht. Ich will doch nur
leben. Ich will ein normales Leben wie
die weißen Kinder in meiner Schule. Ich
versuche es mit Voodoo. Meine Pflegefamilie
versteht das nicht. In diesem Land
gibt es keinen Voodoo. Eine andere gute
Gastfreundin sagt mir, wie Voodoo in
diesem Land funktioniert. Hier braucht
man nur Wasser dafür. Sie sagt, ich soll
ein Schälchen Wasser neben mein Bett
26
stellen. Wenn die Geister kommen, soll ich
mein Gesicht damit benetzen. Ich habe es
probiert und die Geister verschwanden.
Nur für ein paar Nächte. Hier funktioniert
der Voodoo aus meinem Land nicht.
Ich muss auf der Hut sein. Ich komme in
ein neues Heim mit vielen anderen Kindern
ohne Eltern. Aber ich bin erneut auf der
Flucht. Die Geister haben mich auch hier
gefunden. Schon in der ersten Nacht.
Sie haben viele Fragen. Ihr Münder bewegen
sich. Aber ich höre sie nicht. Ab und
zu entweicht ihren Mündern ein Zischen
oder Flüstern. Ich weiß nicht, was sie von
mir wollen. Ich muss mich wehren. Ich beschaffe
mir eine Pistole. Jetzt können sie
kommen. Ich werde sie erschießen. Eine
Flucht ist sinnlos. Es gibt jetzt nur den
Kampf für mich.
VOR DER FlUcHT
Vor der Flucht war überall der Tod. Doch
davor war das Leben. Ich lebte in einem
Dorf. Mein Vater war Reisbauer. Ich spielte
in jeder freien Minute Fußball. Doch
dann kamen die Rebellen. Sie trieben
die Männer auf den Dorfplatz und zückten
ihre Macheten und Bajonette. Dann