DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

jASONS FlUcHT EINE GEScHIcHTE VON mEHRNOUScH zAERI <strong>DIE</strong> FlUcHT Ich bin in einem Schiff. Ich werde niemals zurückkehren können. Sierra Leone wird mich hassen, verachten, verjagen. Ich habe mich in einem Container versteckt. Ich liege. Hinter mir liegt Afrika. Unter mir Tonnen Kakaofrüchte. Über mir die Decke des Containers. Es ist finster. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt. Es ist heiß. Die Früchte entwickeln Dämpfe 24 und Hitze. Hunger. Ich muss aushalten. Der Mann, der uns auf das Schiff schmuggelte, kommt nur selten vorbei. Ich muss mir selbst helfen. Ich esse das rohe Fruchtfleisch der Kakaobohnen. Es ist süß und schleimig und macht den Mund pelzig. Wo ist mein Freund Pelias? Auch er versteckt sich in einem Container. Pelias hatte die Diamanten. Einige davon gaben wir dem Fluchthelfer. Die Reise dauert unendlich.
Ich weiß nicht, ob ich Europa jemals lebend sehen werde. Ich darf mein Versteck nicht verlassen. Ich uriniere. Auf die Kakaobohnen. Der Fluchthelfer bringt die Nachricht. Pelias hat es nicht überlebt. Ich kann nicht weinen. Ich bin abgestumpft. Zu viel Tod um mich herum seit ich entführt wurde. Ich will nur überleben. Wo sind die Diamanten? Diese verfluchten Diamanten? Der Fluchthelfer sagt, er habe die restlichen Diamanten einem anderen Fluchthelfer gegeben. Der andere Fluchthelfer wirft mich raus. Bin ich schon in Europa? Die Menschen hier sind weiß. Es ist kalt. Ich weiß nicht wohin. Ich habe kein Geld. Ein Mann kauft für mich etwas zu Essen und bringt mich zu einem Schiff. Dort gibt es viele solche Schwarze wie mich. Es ist ein Flüchtlingscamp auf Wasser. Dort gibt es weiße Beamte. Sie stellen mir Fragen. Sie nehmen meine Fingerabdrücke und durchsuchen meine Hosentaschen. Ich wohne auf diesem Schiff. Ich teile mein Zimmer mit vier anderen Schwarzen. Ich erzähle ihnen nichts von meiner Geschichte. Ich schäme mich. Ich weiß nicht, ob die weißen Männer hier Gastfreunde sind. Sie geben mir zu Essen und saubere Kleidung. Aber sie lächeln nicht. Werde ich für immer auf diesem Schiff wohnen dürfen? Dann bringt mich ein weißer Mann mit dem Zug in eine andere Stadt. Dort bekomme ich ein Zimmer in einem Flüchtlingscamp. Auch hier Gastfreunde, die nicht lächeln. Ich frage die anderen Schwarzen, wie diese Stadt heißt. Sie sagen Karlsruhe. Ich finde Gastfreunde, die mich anlächeln. Sie erklären mir, dass ich nicht hier bleiben werde. Beim Abschied geben sie mir Schokolade mit und wünschen mir alles Gute. Ein weißer Mann fährt mich mit einem Auto in eine neue Stadt. Dort gibt es einen weißen Gastfreund. Er lächelt. Die anderen Flüchtlinge in diesem Camp nennen ihn Hausmeister. In diesem Camp gibt es keine Schwarzen. Alle starren mich an. Das ist mein neues Zuhause. NAcH <strong>DER</strong> FlUcHT Der Hausmeister bringt ein junges Paar mit. Sie haben ein Baby. Sie sind Gastfreunde. Sie finden für mich eine Schule. Ich darf jeden Nachmittag mit ihnen in ihrem Haus verbringen. Aber abends muss ich zurück in das Camp. Wir sprechen alle 25
Seite 3 und 4: DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN Ein
Seite 6 und 7: KOlcHIS, WIlDE GEGEND zUm INHAlT 1.
Seite 10 und 11: lAGERFEUER UND lIEBlINGSORTE zUm PR
Seite 12 und 13: grundsätzlich mit dem Thema zu bes
Seite 14 und 15: EINE WOcHE Im APRIl DAS TRAUTE HEIm
Seite 16 und 17: Fremdheit beleuchteten. Das Compute
Seite 20 und 21: DER FRAGEN UND ANTWORTEN zUm THEmA
Seite 22 und 23: - Wenn die betreffende Person unsic
Seite 28 und 29: Englisch. Aber sie verstehen nicht,
Seite 30 und 31: DURcH DIE AUGEN DES ANDEREN zUm ST
Seite 32: Sein Kolchis ist offensichtlich mit
Seite 35 und 36: der Konfliktparteien in verschieden
Seite 38 und 39: mAREIKE mIKAT Regie Mareike Mikat s
Seite 42 und 43: ANDREAS RENKEN Video Andreas Renken
Seite 44 und 45: Vlnr., 1. Reihe: Kerstin Burst, Luk
Seite 46: BIlDNAcHWEISE S. 8-27 FRANK HüGlE

DER GASTFREUND / DIE ARGONAUTEN - Badisches Staatstheater ...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?