EU-RUNDSCHREIBEN herausge - beim DNR
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Editorial �<br />
Europa lebt von Aktionen und<br />
Visionen!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die <strong>EU</strong> steckt in einer Krise - und das<br />
nicht nur, weil die Staats- und Regierungschefs<br />
der Mitgliedstaaten sich nicht<br />
über die Finanzen einigen können. Nicht<br />
eine der lang erwarteten thematischen<br />
Strategien aus dem 6. Umweltaktionsprogramm<br />
soll noch vor der Sommerpause<br />
veröffentlicht werden. Es wird verschoben<br />
und vertröstet: sie könnten noch vor Ende<br />
dieses Jahres kommen - oder eben auch<br />
nicht. Die pro-industrielle Ausrichtung von<br />
Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />
soll mit dazu geführt haben, dass<br />
Umweltpolitik mehr und mehr ausgebremst<br />
wird. <strong>EU</strong>- Umweltkommissar Stavros<br />
Dimas sieht das erste große Projekt<br />
seiner Amtszeit in Gefahr und ist Berichten<br />
zufolge "sehr unglücklich", dass die<br />
Luftqualitätsstrategie nicht wie versprochen<br />
Ende Juni veröffentlicht werden<br />
konnte.<br />
"Sehr unglücklich" zu sein und von einer<br />
"tiefen Krise" zu reden - das reicht nicht,<br />
um fortschreitendes Artensterben, den<br />
Anstieg der Treibhausgase, die Verschmutzung<br />
unserer Lebensgrundlagen<br />
und soziale und ökologische Ungerechtigkeiten<br />
zu bekämpfen. Die ablehnenden<br />
Referenden zur <strong>EU</strong>-Verfassung mögen die<br />
<strong>EU</strong>- Politikerinnen und Politiker verunsichert<br />
haben, und eine Denkpause hat<br />
noch niemandem geschadet. Das darf aber<br />
nicht heißen, dass plötzlich alles auf<br />
Eis gelegt wird.<br />
Schließlich bedeutet eine Veröffentlichung<br />
der thematischen Strategien zu Luft, Ressourcennutzung,<br />
Pestiziden, städtischer<br />
Umwelt, Abfall, Boden und Meeresumwelt<br />
ja auch noch lange nicht, dass auf europäischer,<br />
nationaler und lokaler Ebene sofort<br />
gehandelt würde. Die Umsetzung verläuft<br />
danach ebenso schleppend. Das ist<br />
nicht nur schlecht für die Umwelt - sogar<br />
die Wirtschaft beschwert sich schon, dass<br />
bestimmte <strong>EU</strong>- Vorschriften so lange brauchen.<br />
So klagt die Europäische Föderation<br />
der Autoindustrie über den bisher ausgebliebenen<br />
Vorschlag zur Euro-5-Norm,<br />
weil die Ingenieure so immer weniger Zeit<br />
haben, die nötigen technischen Anpassungen<br />
zu entwickeln. Zeit ist Geld in Wirtschaftskreisen.<br />
Zeitverlust bedeutet aber<br />
auch und in erster Linie Verlust an Lebensqualität<br />
für die Bevölkerung in Euro-<br />
pa, die sich mehrheitlich für starke Umweltgesetze<br />
ausgesprochen hat!<br />
Es gibt keine einfachen Antworten auf die<br />
Krise in der Europäischen Union. Die in<br />
der "Zivilgesellschaftlichen Koordinierungsgruppe"<br />
(Civil Society Contact<br />
Group) organisierten Nichtregierungsorganisationen<br />
aus umwelt-, kultur-, sozial-,<br />
frauen-, menschenrechts- und entwicklungspolitischen<br />
Zusammenhängen erheben<br />
aber zumindest zwei Forderungen.<br />
Die Europäische Union muss Visionen<br />
sichtbar machen und sich für die Ziviligesellschaft<br />
öffnen.<br />
Männer, Frauen und die Jugend in Europa<br />
können nur motiviert werden an eine gemeinsame<br />
Sache zu glauben, wenn die<br />
<strong>EU</strong>-Elite glaubhaft fundamentale Werte<br />
und Grundrechte sichert. Die Prinzipien<br />
der Nachhaltigen Entwicklung dürfen nicht<br />
geschwächt und für kurzfristige Gewinnmaximierung<br />
geopfert werden. Die <strong>EU</strong>-<br />
Bürgerinnen und -Bürger müssen spüren,<br />
dass die <strong>EU</strong> es ernst meint mit ihren politischen<br />
Statements, dass <strong>EU</strong>-Politik und<br />
deren Finanzierung zu positiven wirtschaftlichen,<br />
sozialen und ökologischen<br />
Ergebnissen führen wird.<br />
Die <strong>EU</strong> muss transparenter und demokratischer<br />
werden. Viele Europäer/innen sind<br />
besorgt, dass die Machtabgabe nationaler<br />
Entscheidungsgewalt an ein gemeinsames<br />
Europa zu einem Verlust an politischer<br />
Mitbestimmung und Möglichkeiten zur<br />
Kontrolle führt. Deshalb muss partizipative<br />
Demokratie in Europa zur Realität werden.<br />
Auch das Europäische Parlament braucht<br />
mehr Rechte. Besonders der Europäische<br />
Rat der Staats- und Regierungschefs<br />
muss seine Entscheidungsfindung und die<br />
aller untergeordneter Stellen transparenter<br />
machen. Leere Gesten reichen nicht.<br />
Die Krise der <strong>EU</strong> - sie birgt auch Chancen.<br />
Wir als gesellschaftliche Kraft müssen sie<br />
für eine nachhaltige Wende nutzen - nicht<br />
nur auf europäischer Ebene!<br />
Viel Vergnügen und Tatkraft für Ihre alltägliche<br />
Arbeit, bei der die Lektüre des<br />
<strong>EU</strong>-Rundschreibens hoffentlich hilfreich<br />
ist!<br />
Juliane Grüning<br />
<strong>DNR</strong>-<strong>EU</strong>-Koordination<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 3