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EU-RUNDSCHREIBEN herausge - beim DNR

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Global �<br />

Desaster in New York:<br />

UN-Waldforum gescheitert<br />

Jetzt Biodiversitätskonvention für<br />

Urwaldschutz umsetzen und ausbauen<br />

Vom 16. bis 27. Mai fand in New York die<br />

fünfte Konferenz des UN- Waldforums<br />

(UNFF) statt, um über die Zukunft der internationalen<br />

Waldpolitik zu verhandeln.<br />

Im Vorfeld hatten alle Länder deutlich<br />

gemacht, dass das UN-Waldforum in seiner<br />

jetzigen Form als Politikforum nutzlos<br />

sei. Es müsse substanzielle Veränderungen<br />

geben.<br />

Seit der Gründung des UNFF im Jahre<br />

2000 wurden viele Millionen Euro Steuergelder<br />

für nutzlose Verhandlungen und<br />

ein völlig aufgeblähtes Sekretariat mit bis<br />

zu 20 hoch bezahlten UN-Bürokraten verschwendet.<br />

Nachdem die UNFF- Verhandlungen<br />

am vorletzten Tag gescheitert<br />

sind, stehen die Forstminister vor einem<br />

Scherbenhaufen. Jetzt - 13 Jahre nach der<br />

Walderklärung vom Umweltgipfel in Rio -<br />

heißt es endlich den gewohnten Pfad zu<br />

verlassen und den Waldschutz in bestehenden<br />

Abkommen wie der Konvention<br />

über Biologische Vielfalt fest zu verankern.<br />

Geschichte des Misserfolgs<br />

Bereits bei der UN-Konferenz zu Umwelt<br />

und Entwicklung in Rio 1992 waren die<br />

Verhandlungen um eine internationale<br />

Waldkonvention an nationalen Egoismen<br />

und dem großen, rein wirtschaftlichen Interesse<br />

an der Holznutzung gescheitert.<br />

Seitdem wurde immer wieder versucht, ein<br />

rechtlich verbindliches Abkommen zu Wäldern<br />

zu erreichen. In dieser Zeit wurde<br />

ein Fläche in der Größe von Frankreich,<br />

Spanien, Schweden und Deutschland abgeholzt.<br />

Mit der Gründung eines UN- Waldforums<br />

hatte man im Jahr 2000 in letzter Sekunde<br />

ein Scheitern des Dialogs verhindert,<br />

jedoch außer den Strukturen inhaltlich<br />

nichts regeln können. Die fünf Konferenzen,<br />

organisiert von dem finnischen Sekretär<br />

Pekka Patosaari, waren besonders<br />

für die zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

sowie die indigenen Organisationen<br />

ein Affront. Die Beteiligungsmöglichkeiten<br />

wurden zusehends eingeschränkt, das Interesse<br />

an dem nutzlosen Dialog ohne erkennbaren<br />

Erfolg bei der Umsetzung in<br />

den problematischen Waldländern (USA,<br />

Kanada, Russland, Malaysia, Indonesien,<br />

Brasilien, Zentralafrika, ...) sank drama-<br />

tisch. Besonders in der in vielen Waldregionen<br />

ungelöste Menschen- und Landrechtsfrage<br />

der indigenen Völker konnte<br />

das UN-Waldforum keine Fortschritte erzielen.<br />

Hauptstreitpunkte<br />

Bei den Verhandlungen in New York ging<br />

es nun um folgende Punkte:<br />

- Können sich die Länder auf internationale,<br />

messbare Ziele in der Forstpolitik einigen?<br />

Zur Debatte stand eine Halbierung<br />

der Entwaldungsrate bis 2015.<br />

- Verpflichten sich die einzelnen Länder,<br />

messbare nationale Ziele zu entwickeln,<br />

die sich an den internationalen Zielen<br />

orientieren? Ohne eine Einbeziehung<br />

der Waldabkommen in die nationale Prioritätensetzung<br />

haben die Entwicklungshilfeprogramme<br />

und -organisationen<br />

überhaupt keine Chance unterstützend<br />

tätig zu werden.<br />

- Wird das zukünftige Abkommen rechtlich<br />

verbindlich sein?<br />

- Werden regionale Waldprozesse als Zwischenstufe<br />

zwischen nationaler und internationaler<br />

Umsetzung anerkannt?<br />

- Wird ein freiwilliger Verhaltenskodex für<br />

Waldbewirtschaftung entwickelt?<br />

Bushs Schatten: Warum sich seit<br />

Jahren nichts bewegt<br />

Während einige Regierungen (auch die<br />

deutsche) wieder sehr blauäugig optimistisch<br />

in die Verhandlungen hineingingen,<br />

war klar, dass die derzeitige global- politische<br />

Situation eine fortschrittliche Einigung<br />

unmöglicht macht. Die US- Regierung<br />

versucht seit Jahren, eine rechtliche Verbindlichkeit,<br />

die Regelung des internationalen<br />

Holzhandels sowie die Schaffung eines<br />

Walderhaltungs-Fonds zu verhindern.<br />

Die starken Schwellenländer, angeführt<br />

von Brasilien und Indien, wollen vor einem<br />

erfolgreichen Abschluss der WTO-Doha-<br />

Runde 1 keinem weiteren "Umweltabkommen"<br />

mehr zustimmen. Brasilien betrachtet<br />

sogar den illegalen Holzeinschlag und<br />

den damit verbundenen Holzhandel gar<br />

nicht erst als ein Handelsproblem. Innerhalb<br />

der <strong>EU</strong> konnten die Positionen im<br />

Vorfeld ebenfalls nicht unterschiedlicher<br />

sein.<br />

Das Verhandlungs-Desaster<br />

So war es kaum verwunderlich, dass sich<br />

im Laufe der zwei Verhandlungswochen<br />

1 Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation<br />

WTO in Doha (Katar) 2001; beschloss neue Welthandelsrunde<br />

("Doha Development Agenda")<br />

immer wieder die USA und Brasilien auf<br />

der einen Seite sowie die <strong>EU</strong>, Mexiko und<br />

einige weitere zentralamerikanische Länder<br />

auf der anderen Seite unvereinbar<br />

gegenüber saßen. Der Block der Entwicklungsländer<br />

(G77+China) brach in der<br />

zweiten Woche auseinander. Zu Beginn<br />

der zweiten Woche musste der Konferenzvorsitzende<br />

sowohl für das Abkommen als<br />

auch für die Ministererklärung einen komplett<br />

neuen Text vorlegen, da die Dokumente<br />

immer länger und uferloser wurden.<br />

Das half jedoch nur wenig.<br />

Als drei Tage vor Ende der Verhandlungen<br />

über 50 Minister anreisten (Deutschland<br />

war politisch gar nicht vertreten!),<br />

wurde ihnen das ganze Desaster bewusst.<br />

Die <strong>EU</strong>-Minister beschlossen dann vor allem<br />

auf Drängen von Deutschland, dass<br />

sie entweder ein starkes oder gar kein<br />

Abkommen haben wollen. Am vorletzten<br />

Tag wurde eine ohnehin schon beschämend<br />

dünne Ministererklärung in letzter<br />

Minute von den USA zurückgezogen. Noch<br />

am gleichen Abend brachen die USA die<br />

Verhandlungen mit der Begründung ab,<br />

man müsse sich doch nun überlegen, wie<br />

der Prozess weiter gehe. Am nächsten<br />

Tag erklärte der Konferenzvorsitzende<br />

das UN-Waldforum für gescheitert. Leider<br />

wurde dann noch ein Folgetreffen<br />

(UNFF-6) für Februar 2006 beschlossen.<br />

UN-Waldforum abschaffen!<br />

Schon im Vorfeld hatte Greenpeace ein<br />

Ende des UN-Waldforums gefordert, da<br />

eine Fortsetzung eines kostspieligen, aber<br />

unverbindlichen und nutzlosen "Talk-<br />

Shops" gegenüber den Steuerzahler/innen<br />

und vor allem der lokalen Waldbevölkerung<br />

nicht mehr zu verantworten ist.<br />

Das Scheitern von UNFF-5 ist eine Folge<br />

des derzeitigen globalen politischen Rahmens.<br />

Notwendige Regelungsbereiche wie<br />

eine internationale Regulierung des Holzhandels<br />

sowie ein auch finanzieller Anreizmechanismus<br />

für den Walderhalt wurden<br />

von den Verhandlungen gar nicht berührt.<br />

Die staatlichen Kassen der reichen<br />

Länder sind leer und die transnationalen<br />

Konzerne, allen voran der Zellstoff- und<br />

Papierindustrie, streichen riesige Gewinne<br />

ein. Der politische Wille, den Holzhandel<br />

zur Verantwortung zu ziehen, existiert<br />

zwar in einigen Ländern wie Deutschland,<br />

ist international aber nicht konsensfähig.<br />

Das Scheitern des UN-Waldforum war somit<br />

eine logische Konsequenz.<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 5

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