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Walddörfer-Alstertal - CittyMedia Communicators and Publishers ...

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Immer sozial und politisch engagiert<br />

Geprägt von sozialem Engagement und<br />

demokratischen Idealen – so ließe sich<br />

das Leben der Bernerin Bethy Lübcke<br />

beschreiben. Die lebhafte Seniorin hat<br />

in ihrem Leben viel erlebt. Dies ist ihre<br />

Geschichte.<br />

Bethy Lübcke ist eine der Mitbegründerinnen<br />

des Freundeskreises Seniorenhilfe<br />

e. V. Sie kam als Dreijährige<br />

nach Berne. Ihre Mutter nahm 1919<br />

Bethy Lübcke – sie hat viel erlebt und viel bewegt.<br />

an der Gründungsversammlung der Genossenschaft<br />

Gartenstadt teil. Die Genossenschaft<br />

baute in den zwanziger<br />

Jahren die Berner Siedlung. Der Vater<br />

war neben seiner Mitgliedschaft in der<br />

Genossenschaft Sozialdemokrat und<br />

aktiver Gewerkschafter.<br />

Berne hatte damals ein völlig <strong>and</strong>eres<br />

Gepräge als heute. Die Siedlung war<br />

umgeben von Wald und Feldern. Das<br />

Haus der Lübckes hatte einen großen<br />

Garten, in dem Gemüse und Obstbäume<br />

wuchsen. Was damals eine Notwendigkeit<br />

war, denn viele einfache Leute<br />

bauten ihr Gemüse und ihr Obst selber<br />

48 Generation 60plus<br />

an. „Wenn es das Paradies gegeben<br />

hat“, sagte ihr Vater zu ihr, „dann hat<br />

es hier irgendwo gelegen.“<br />

Die NS-Zeit beendete dieses Leben abrupt.<br />

Ihr Vater hatte für politische Gefangene<br />

und ihre Familien Geld gesammelt<br />

sowie politische Schriften verteilt,<br />

und mußte dafür dreieinhalb Jahre im<br />

damaligen Zuchthaus Fuhlsbüttel einsitzen.<br />

Außerdem wurde der Vater wegen<br />

genossenschaftsschädigenden<br />

Verhaltens ausgeschlossen, obwohl er<br />

die Siedlung mit errichtet hatte. Die Familie<br />

mußte aus Berne nach Barmbek-<br />

Süd ziehen.<br />

Das empf<strong>and</strong> Bethy als eine Vertreibung<br />

aus dem Paradies; die Wohnung<br />

war klein, das Viertel eine Arme-Leute-<br />

Gegend. Für die neunjährige Bethy begann<br />

eine schwierige Zeit. Lehrer und<br />

Schulleiter waren überzeugte Nazis,<br />

und wenn ihre Mitschülerinnen von ihren<br />

Vätern erzählten, lief sie weg. Sie<br />

hatte Angst, das Schicksal ihres Vaters<br />

könnte bekannt werden.<br />

Sie setzte sich für Lilian ein, eine jüdi-<br />

sche Mitschülerin, die vom nazistisch<br />

dominierten Lehrerkollegium ausgegrenzt<br />

wurde. Lilian und ihre Familie<br />

schafften es, ins englische Birmingham<br />

zu emigieren. Bethy Lübcke versuchte<br />

nach dem Krieg vergeblich , sie ausfindig<br />

zu machen.<br />

Sie sperrte sich gegen die Mitgliedschaft<br />

in der Hitlerjugend, aber die<br />

Mutter verlangte von ihr, in die HJ zu<br />

gehen. Sie wäre sonst bestraft wor-<br />

den. Die Mutter befürchtete, sie würde<br />

Schwierigkeiten bekommen, wenn die<br />

Tochter der Jugendorganisation fern<br />

bliebe.<br />

Bei den Jungmädels f<strong>and</strong> Bethy Lübkke<br />

dann ganz unpolitisch Freundinnen<br />

und f<strong>and</strong> die Heimatabende interessant,<br />

begeisterte sich für W<strong>and</strong>erungen<br />

und gemeinsames Singen. Sie f<strong>and</strong> es<br />

schön, Teil einer Gemeinschaft zu sein.<br />

Leider waren das genau die Mittel, mit<br />

denen das Regime die Jugend einzufangen<br />

suchte.<br />

Das Weltbild bekam Brüche und Risse,<br />

als die Familie 1943 ausgebombt wur-

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