Polityka i historia - Zbliżenia Interkulturowe
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Jubileusz Güntera Grassa<br />
Sportler, Sieger im Hängen am Kreuz<br />
unter Zuhilfenahme zölliger Nägel. Und<br />
niemals zuckte er! Das ewige Licht zuckte,<br />
er aber erfüllte die Disziplin mit der<br />
höchstmöglichen Punktzahl. Die Stoppuhren<br />
tickten. Man nahm ihm die Zeit<br />
ab. Schon putzten in der Sakristei etwas<br />
schmutzige Meßdienerfinger die ihm gebührende<br />
Goldmedaille. Aber Jesus trieb<br />
seinen Sport nicht um der Ehrungen willen.<br />
Es fiel mir der Glaube ein. Ich kniete,<br />
wenn es nur irgend mein Knie erlaubte,<br />
nieder, schlug das Kreuz auf meiner<br />
Trommel und versuchte Worte wie gebenedeit<br />
oder schmerzensreich in Verbindung<br />
mit Jesse Owens und Rudolf Harbig,<br />
mit der vorjährigen Berliner Olympiade<br />
zu verbinden“ (Blechtrommel 177f.).<br />
Ebenso ist nicht nur der Anfang von Katz<br />
und Maus sportlicher Natur; später wird<br />
auch in dieser Novelle eine Engführung<br />
von Religion und Sport vollführt, denn<br />
„die Marienkapelle, eine ehemalige Turnhalle<br />
des Sportvereines Neuschottland,<br />
hatte man als Notkirche einrichten müssen,<br />
weil die Herz-Jesu-Kirche zu weit ab<br />
lag“ (Katz und Maus 18). „Das Schlagballspiel,<br />
eine verhältnismäßig junge Sportart“<br />
(Hundejahre 41), und die damit verbundenen<br />
sportlichen Aktivitäten Materns<br />
spielen in den Hundejahren eine nicht zu<br />
vernachlässigende Rolle. Der Tour de<br />
France und somit dem Radsport hat<br />
Grass vor den jüngsten Dopingskandalen<br />
ein Gedicht gewidmet: „Als die Spitzengruppe/<br />
von einem Zitronenfalter/ überholt<br />
wurde,/ gaben viele Radfahrer das<br />
Rennen auf“.<br />
Besonders intensiv interessiert und<br />
beschäftigt sich Grass jedoch mit dem<br />
Fußball, wobei er eher Zuschauer als Fußballer<br />
ist. Durch Interviews etwa mit der<br />
32<br />
Süddeutschen Zeitung verbürgt ist nämlich<br />
lediglich, dass Grass nach seinem Umzug<br />
von Berlin nach Wewelsfleth auf Drängen<br />
seines jüngsten Sohnes einmal als Linksaußen<br />
in der dortigen Altherrenmannschaft<br />
mitwirkte, die gegen die Werftmannschaft<br />
des Wewelsflether Schiffswerks<br />
spielte. Ansonsten schaut Grass offensichtlich<br />
lieber zu, erlebte allein sechs<br />
Spiele der Weltmeisterschaft 2006 in<br />
Deutschland live im Stadion. Auch das<br />
Endspiel der Frauenweltmeisterschaft<br />
2007 in China, das Deutschland gegen<br />
Brasilien gewann, verfolgte Grass interessiert<br />
im Fernsehen nach einem Auftritt<br />
an der Bremer Jacobs University. Nur<br />
unter Protest vollführte Grass 1966 eine<br />
Lesung gemeinsam mit dem Flötisten<br />
Aurčle Nicolet in Schweiz, während parallel<br />
Deutschland das WM-Endspiel gegen<br />
England verlor.<br />
Dieses Interesse für Fußball hat Auswirkungen<br />
– sowohl in zahlreichen Interviews,<br />
wenn er sich etwa im Fernsehen für<br />
den Verbleib des Trainers Volker Finke<br />
bei seinem Lieblingsfußballclub, dem<br />
derzeitigen Zweitligisten FC Freiburg,<br />
ausspricht oder anlässlich der Fußballweltmeisterschaft<br />
in Deutschland im<br />
Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung über<br />
die Trainerqualitäten von Jürgen Klinsmann<br />
räsoniert, als auch in seinem poetischen<br />
Werk. Seine Einstellung ist also<br />
offensichtlich anders als jene seiner Figur<br />
Mallenbrandt aus den Hundejahren, denn<br />
jener „galt als Experte und hatte ein Buch<br />
oder ein Kapitel in einem Buch über deutsche<br />
Schülerkampfspiele geschrieben.<br />
[…] Im Vorwort war er der Meinung, die<br />
völkische Eigenart des Schlagballspielens<br />
trete ganz besonders im Gegensatz zum<br />
allvölkischen Fußballspiel zu Tage. […]