Polityka i historia - Zbliżenia Interkulturowe
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Artykuły<br />
nicht auf den Weg zur Vernunft gebracht<br />
hätten, und niemand werde daran persönlich<br />
schuldig gesprochen? Und die<br />
Antwort lautet:<br />
48<br />
„Einen anderen Ausweg gibt es nicht“<br />
… Und die Menschen haben bis heute<br />
nichts gelernt. Das bedeutet, man muss<br />
es noch einmal versuchen.“ 11<br />
Und jeden kann es treffen, dass er für<br />
diesen erneuten Versuch ausgewählt wird.<br />
Zugespitzt formuliert: Dieses Dilemma<br />
des Politikers besteht nicht nur darin, den<br />
schmalen Pfad zwischen Auftrag und Eigenmächtigkeit<br />
zu finden, sondern auch<br />
in der zwangsläufigen Unzulänglichkeit<br />
seines Handelns: Er kann, da er ein<br />
Mensch ist, die Aufgabe, der Menschheit<br />
Freiheit und Glück zu schaffen, nicht<br />
wirklich lösen. Vielmehr bleibt alles<br />
Stückwerk, und er bleibt nur einer von<br />
vielen, die diese Aufgabe übernehmen,<br />
weil sie es als ihren Auftrag verstehen.<br />
Meine Damen und Herren, ich habe<br />
Sie jetzt eine ganze Weile durch die russische<br />
Geschichte gehetzt, mit einigen Abstechern<br />
in die ostmitteleuropäische Geschichte.<br />
Wenn Sie jetzt von mir hören<br />
wollen, dass mir das leid tue, warten Sie<br />
leider vergebens. Ich habe versucht, anhand<br />
von Beispielen aus der Geschichte<br />
und Kultur, respektive Literatur, des östlichen<br />
Europa einem allgemeinen historisch-politischen<br />
Problem auf die Spur zu<br />
kommen. Das kann ich weder als Extravaganz<br />
noch als Überforderung betrachten,<br />
denn mein unzählige Male wiederholtes<br />
ceterum censeo heißt: Der Ostteil<br />
Europas ist die gleichwertige und integrale<br />
Hälfte Europas. Und ich bin froh, dass<br />
diese Erkenntnis, wenn auch nur allmäh-<br />
11 Ebenda, S.85.<br />
lich und mühselig, um sich greift, auch<br />
an dieser Universität; allerdings bleibt<br />
noch sehr viel zu tun. Weiterhin habe ich<br />
bewusst an den Anfang und an das Ende<br />
der hier vorgetragenen Überlegungen Literatur<br />
gesetzt. Damit soll ausdrücklich<br />
die Literatur, ja soll die Kultur im Ganzen<br />
als wesentlicher Faktor der Geschichtswissenschaft,<br />
auch der politischen<br />
Geschichte, markiert werden. Damit<br />
integriert sich das Fach Osteuropäische<br />
Geschichte in die Entwicklung unserer<br />
Philosophischen Fakultät und in die<br />
Entwicklung der Geisteswissenschaften<br />
insgesamt.<br />
Die Frage, die hier, unbehelligt von<br />
irgendwelchen mehr oder minder kurzatmigen<br />
bildungspolitischen Aktionen,<br />
immer wieder neu gestellt werden muss,<br />
heißt: Was steckt wirklich hinter den äußeren<br />
Erscheinungen? Was und wo sind<br />
die treibenden Kräfte unseres Menschenlebens?<br />
Und was unser heutiges Thema betrifft:<br />
Sollte ich etwa Mitleid mit den Politikern<br />
gepredigt haben? Das wäre ein<br />
großes Missverständnis. Es geht darum,<br />
ihr Handeln in den Motiven und Zielsetzungen<br />
zu erkennen und einzuordnen.<br />
Das kleine Glück, das ist hier die Ermöglichung<br />
von Herrschaft, die Herstellung<br />
von Ordnung – das ist der Ort, auf<br />
den der Großinquisitor zielte, der Ort, an<br />
dem sich die Machtgier der Regierenden<br />
mit dem Bedürfnis der Regierten nach<br />
Ordnung und Orientierung trifft, wo der<br />
Rahmen für den gesicherten Alltag der<br />
Menschen gezimmert werden soll.<br />
Von hier aus kann die Politik auch eines<br />
russischen Präsidenten Vladimir<br />
Putin verständlicher werden: Ihm obliegt<br />
die Organisation einer funktionierenden