129 Politikwissenschaft - DVPW
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Ein immer wichtiger werdendes Dauerthema bleiben die neuen Studiengänge.<br />
Deren flächendeckende Einführung in einem europäisch definierten<br />
Hochschulraum steht nach der Bologna-Folgekonferenz in Berlin im September<br />
dieses Jahres nun noch zeitnäher als zuvor auf der Tagesordnung.<br />
Die <strong>DVPW</strong> hat bereits wichtige Beiträge geleistet, um curriculare Essentials<br />
zu definieren, die die Identität und unverzichtbaren Qualitätsstandards unseres<br />
Faches auch unter veränderten Anforderungen an politikwissenschaftliche<br />
Studiengänge bewahren sollen. Probleme stellen sich zuhauf. Nicht wenige<br />
davon ergeben sich daraus, dass das universitäre Angebot und die öffentliche<br />
und private Nachfrage auf dem Markt für die neuen Studiengänge<br />
noch immer nicht miteinander synchronisiert sind. So erfreulich es auf der<br />
einen Seite ist, dass im Rahmen der Novellierung der Bundeslaufbahnverordnung<br />
eine neue Fachrichtungslaufbahn „Gesellschafts- und sozialwissenschaftlicher<br />
Dienst“ auf den Weg gebracht wurde, so sehr gewinnt man auf<br />
der anderen Seite den Eindruck, dass wir ausgerechnet mit der an uns vehement<br />
herangetragenen Aufforderung, praxisorientierte BA-AbsolventInnen<br />
auszubilden, auf einen Arbeitsmarkt stoßen, auf dem das Feld für die Nachfrage<br />
nach diesem Angebot noch nicht bestellt ist. Nirgendwo kommt dies<br />
deutlicher zum Ausdruck als in der Undurchlässigkeit der Laufbahndifferenzierung<br />
im Öffentlichen Dienst. Dort wird BA-AbsolventInnen mit dem Argument<br />
der Zugang zum höheren Dienst verwehrt, sie seien zu praxisorientiert<br />
ausgebildet! Eine größere Durchlässigkeit der Laufbahnen erscheint mir<br />
überfällig. Von der nochmaligen Überprüfung der auch auf den internationalen<br />
Raum ausstrahlenden Selbst-Entwertung des deutschen BA-Abschlusses<br />
hierzulande ganz abgesehen...<br />
Die Defizite setzen sich im internationalen Raum fort. Sie bestehen nach wie<br />
vor im Bereich der europäischen Standardisierung, der europaweiten Anerkennung<br />
von Studienleistungen und –abschlüssen, ohne die eine Verbesserung<br />
der Mobilität und der Berufschancen der AbsolventInnen ein leeres<br />
Postulat bleiben wird. Vor uns liegen flankierende Konsultationen in den bestehenden<br />
europäischen Netzwerken, vor allem epsnet und der European<br />
Conference of National Associations, um Qualitätskorridore zu definieren,<br />
die die gegenseitige Anerkennung und damit die Mobilität der Studierenden<br />
erleichtern sollen. Es muss - bei aller berechtigten Sorge um die Erhaltung<br />
von Vielfalt - zu einer europaweiten fachlich-inhaltlichen Abstimmung zumindest<br />
über Kernbereiche kommen, aber auch über Fragen der Qualitätsstandards<br />
und deren Sicherung etwa im Rahmen geeigneter Evaluations- und<br />
Akkreditierungsverfahren. Eine große, für den „trainierten Außenpolitiker“<br />
natürlich besonders spannende Herausforderung!<br />
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Herbst 2003<br />
Nr. <strong>129</strong>