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Böcher, Michael / Töller, Annette - DVPW

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Schließlich haben jüngst Massey und Huitema in einem Beitrag über die Entstehung des Politikfeldes<br />

Klimaanpassungspolitik folgende Definition vorgestellt:<br />

4<br />

„… we may define a policy field as a unit of governing within the socio-political system of a<br />

country where there exist three pillars […]: Substantive authority, institutional order, and<br />

substantive expertise“ (Massey/Huitema 2012: 8).<br />

Anknüpfend an diese Elemente definieren wir hier ein Politikfeld als eine spezifische auf Dauer<br />

angelegte Konstellation sich aufeinander beziehender Probleme, Akteure, Institutionen und<br />

Maßnahmen. Während wir also normalerweise in der Politikfeldanalyse die Maßnahmen (policies) als<br />

abhängige Variable im Visier haben und ihr Zustandekommen anhand von Problemstrukturen,<br />

Akteuren und Institutionen erklären (siehe <strong>Böcher</strong>/<strong>Töller</strong> 2012), geraten, wenn wir den Wandel von<br />

ganzen Politikfeldern betrachten, beide, die Policy und die für ihr Zustandekommen relevanten<br />

Faktoren, in unseren Untersuchungsfokus.<br />

Die Analyse langfristigen Wandels ganzer Politikfelder ist bislang kaum Gegenstand von<br />

Untersuchungen gewesen. Arbeiten, die Entwicklungsprozesse ergebnisoffen betrachten (also keine<br />

bestimmte Art der Entwicklung erwarten), sind die eingangs angesprochenen Studien von Döhler und<br />

Manow zum deutschen Gesundheitssystem (Döhler/Manow 1995, die allerdings vom Gesundheits-<br />

sektor sprechen) und die Untersuchung von Trampusch zur Transformation des Politikfeldes<br />

Sozialpolitik (Trampusch 2009). Mit einer bestimmten Art von Entwicklung befasst sich zum einen<br />

der eher kursorisch angelegte Beitrag von Jacob und Jörgens zum „Erwachsenwerden“ der<br />

Umweltpolitik (Jacob/Jörgens 2011) sowie – jenseits eines konkreten Politikfeldes – der Beitrag<br />

Noweskis zu „ausreifenden Politikfeldern“ (Noweski 2011), der „Perspektiven einer Theorie“ (so der<br />

Untertitel) allenfalls andeutet.<br />

Der vorliegende Beitrag betrachtet das Politikfeld „Umweltpolitik“ aus einer solchen längerfristigen<br />

Perspektive. In einem ersten Schritt (2.) wird die (überschaubare) Diskussion zu solchen langfristigen<br />

Veränderungs- bzw. Reifungsprozessen rezipiert. Zudem werden auch in der Umweltpolitikforschung<br />

zumindest latent vorhandene Entwicklungsideen identifiziert. In Kap. 3 wird dann anhand der<br />

aufgezeigten vier Bestandteile des Politikfeldes: Probleme, Akteure, Institutionen und Maßnahmen<br />

betrachtet, inwiefern „Reifung“ ein Konzept ist, das die in diesen Bestandteilen identifizierbaren<br />

langfristigen Entwicklungen im Politikfeld Umweltpolitik erfassen kann.<br />

Für uns manifestiert sich eine langfristige Veränderung des Politikfeldes Umweltpolitik als<br />

Veränderung seiner Bestandteile. Auch wenn politikwissenschaftliche Forschung im Allgemeinen<br />

danach strebt, Phänomene nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu erklären (Reiter/<strong>Töller</strong> 2012), so<br />

erscheint uns angesichts der Neuartigkeit des Ansatzes, die langfristige Veränderung eines ganzen<br />

Politikfeldes zu betrachten, zunächst die präzise Beschreibung dieser Veränderung als ein wichtiger<br />

wissenschaftlicher Schritt. Der Beitrag versteht sich daher als Anwendungstest für die Brauchbarkeit<br />

des Konzepts einer „Reifung von Politikfeldern“, weshalb diese abschließend eingeschätzt werden soll<br />

(4.).

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