SJf_Wettbewerbs_Broschüre_2007 - Die Goldene Sonne am Calanda
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Biologie / Umwelt<br />
Manuela Krüger<br />
3053 Münchenbuchsee<br />
1989<br />
Gymnasium Hofwil Münchenbuchsee<br />
Würdigung<br />
Der Einfluss von verschiedenen Faktoren<br />
(Musik, Farben, Licht etc.) auf die Entwicklung<br />
einer Stabschreckenart ist auf<br />
kreative Art untersucht worden. Manuela<br />
Krüger hat eine abgerundete Arbeit mit<br />
differenzierter Fragestellung eingereicht.<br />
Neben einem guten Versuchsansatz und<br />
einer gewissenhaft protokollierten Durchführung<br />
hat sie eine gute textliche, grafische<br />
und bildliche Darstellung abgegeben.<br />
Aus der sehr gut dokumentierten<br />
Arbeit der jungen Forscherin geht hervor,<br />
dass sie sich intensiv mit dem Thema<br />
auseinandergesetzt hat.<br />
Prädikat<br />
Sehr gut<br />
Experte<br />
Michel Brancucci<br />
Naturhistorisches Musem Basel<br />
16<br />
Beeinflussung der Stabschrecke Carausius morosus während ihrer Entwicklung<br />
durch verschiedene Umweltfaktoren<br />
<strong>Die</strong> Indische Stabschrecke Carausius morosus gehört in der Klasse der Insekten zu den Phasmiden<br />
und hier zur Gattung der Carausius. Ihr Lebensraum umfasst vorwiegend die Tropen und<br />
Subtropen. Das perfekt an den Lebensraum angepasste Aussenskelett umgibt den Körper in<br />
Form von verhärteten Chitinplatten, welche durch elastische Membranen beweglich miteinander<br />
verbunden sind. Während der Entwicklung vom Ei zur erwachsenen Stabschrecke häuten sich<br />
die geschlüpften Tiere in regelmässigen Zeitabständen. D<strong>am</strong>it wird das Wachstum der Tiere ermöglicht.<br />
Der zu eng gewordene Chitinpanzer wird abgestossen und vollständig durch einen<br />
grösseren ersetzt. <strong>Die</strong> Carausius morosus werden bis 7,5 cm lang und sind flügellose Landtiere,<br />
die sich von Pflanzenblättern ernähren. <strong>Die</strong>se nachtaktiven Tarnkünstler verbringen ihr Leben vor<br />
allem mit Fressen und pflanzen sich ungeschlechtlich fort.<br />
In meiner Arbeit ging ich der Frage nach, welche Umweltfaktoren die Stabschrecke Carausius<br />
morosus während der Entwicklung vom Ei zum adulten Tier beeinflussen. Neben den Umweltfaktoren<br />
interessierte mich auch, wie viel Zeit die Schrecken für ihre Entwicklung zur Imago benötigen.<br />
In diesem Zus<strong>am</strong>menhang konnte ich auf meine langjährigen Erfahrungen mit Stabschrecken<br />
zurückgreifen. Es stand somit nichts im Wege, die obigen Fragestellungen zu untersuchen<br />
und die Versuche zu starten.<br />
Schon während der Weihnachtsferien begann ich von etwa dreissig gesunden Muttertieren Eier<br />
zu s<strong>am</strong>meln, welche ich datierte, um sie anschliessend im selbst hergerichteten Brutkasten<br />
sorgs<strong>am</strong> zum Schlüpfen zu bringen. Am 20.2.06 k<strong>am</strong> der Tag, an welchem die erste Nymphe<br />
schlüpfte. In den weiteren Tagen krabbelten meist 10 und mehr Tiere pro Tag im Brutkasten umher.<br />
Ich bestückte die vorbereiteten Terrarien nach und nach mit je 10 Tieren: vorerst das Kontrollterrarium,<br />
dann das gelbe, blaue, rote und das grüne, das Mini, dasjenige mit Efeufutter, jenes<br />
mit Himbeer- und jenes mit Eukalyptusduft, dasjenige mit klassischer Musik und jenes mit<br />
Hardrockmusik und natürlich auch dasjenige ohne Beleuchtung und jenes mit Dauerlicht und<br />
schlussendlich eines mit Nymphen einer braunen Mutter. Ich notierte von nun an alle Auffälligkeiten<br />
und erstellte für jedes Terrarium ein Beobachtungsprotokoll, wog und fotografierte die<br />
Schrecken alle 14 Tage; dabei sorgte ich immer für genügend Nahrung. <strong>Die</strong> Fütterungs- und<br />
Messprozedur dauerte jeweils gegen 4 Stunden, und oft war es eine Geduldsprobe, da sich die<br />
Tiere für meine Fotos nicht auf Kommando stillhalten wollten.<br />
<strong>Die</strong> gewonnenen Daten wertete ich anschliessend zum Teil mittels Grafiken aus. Dabei stellte<br />
sich heraus, dass sich die Schrecken unterschiedlich entwickeln.<br />
Von Bedeutung sind Lichtfarbe, Terrariengrösse, Futterpflanzen, Duft, Beleuchtungsdauer, Musik<br />
und Temperatur. Zu beachten sind sicherlich auch die von mir nicht überprüfbare, genetische<br />
Veranlagung, das Stressverhalten bei den Kontrollen und ein individuell ausgebildeter Instinkt.<br />
<strong>Die</strong> Temperatur und die Feuchtigkeit habe ich jedoch im Rahmen meiner Möglichkeiten konstant<br />
gehalten.<br />
Des Weiteren habe ich erkannt, dass sich die Entwicklung der Schrecken vereinfacht mit einer<br />
Exponentialkurve darstellen lässt. Anfänglich entwickeln sich die Nymphen langs<strong>am</strong>, später nehmen<br />
sie mit zunehmendem Alter exponentiell an Gewicht zu, bis sie sich nach etwa 6 Häutungen<br />
zur Imago entwickelt haben. Hier flacht die Kurve des Diagr<strong>am</strong>ms ab, da die Schrecken nach<br />
der letzten Häutung nicht mehr grösser werden können; die Kurve verläuft während der Imagozeit<br />
demzufolge nur noch mit kleinsten positiven und negativen Steigungen.<br />
Allgemein kann gesagt werden, dass die Farbe und die Wachstumsgeschwindigkeit der Stabschrecken<br />
durch Lichtfarbe, Terrariengrösse, Futterpflanze, Duft, Beleuchtungsdauer, Musik und<br />
Temperatur beeinflusst werden.<br />
Langs<strong>am</strong>er entwickelten sich die Stabschrecken durch die Beeinflussung mit Eukalyptus- und<br />
Himbeerduft, durch dauernde Beleuchtung und bei Beschallung mit Musik. Dabei ist zu bemerken,<br />
dass die Tiere im Terrarium mit Hardrockmusik im Gegensatz zum Terrarium mit klassischer<br />
Musik nicht zur Imago reiften. Auch beim Terrarium mit geringeren Temperaturen entwickelten<br />
sich die Stabschrecken nur sehr langs<strong>am</strong>.<br />
Eine dunklere Färbung wiesen die Stabschrecken während der Entwicklung im Terrarium mit geringerer<br />
Temperatur auf. Ausgesprochen dunkel färbten sich diejenigen Tiere, die immer im Dunkeln<br />
lebten. Bei rotem und blauem Licht färbte sich ebenfalls je ein Tier dunkler.<br />
Untergewichtig wurden die Stabschrecken im zu kleinen Terrarium und übergewichtig diejenigen,<br />
welche immer im Dunkeln lebten. <strong>Die</strong> Stabschrecken, die ich mit Efeu fütterte, zeigten im<br />
Laufe der Entwicklung eine gräuliche Verfärbung und eine Zeichnung mit Punkten.