SJf_Wettbewerbs_Broschüre_2007 - Die Goldene Sonne am Calanda
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Chemie / Biochemie / Medizin<br />
Estelle Hansen<br />
Neue Kantonsschule Aarau<br />
Würdigung<br />
Estelle Hansen hat sich mit viel Engagement<br />
und Fleiss an dieses sehr komplexe<br />
und anspruchsvolle Thema herangewagt.<br />
Wissenschaftlich korrekt konnte sie anhand<br />
des von ihr gewählten Beispiels zeigen,<br />
dass die Lipohilie nur bedingt und<br />
auf keinen Fall isoliert als Entscheidungsgrösse<br />
für die Vorhersage der Hirngängigkeit<br />
herangezogen werden darf. Es<br />
gelang ihr auch, die praktischen Resultate<br />
unter Berücksichtigung aktueller<br />
Forschungsresultate in einem breiteren<br />
Kontext zu bewerten und zu diskutieren.<br />
Prädikat<br />
gut<br />
Sonderanerkennung<br />
Metrohm Stiftung Herisau<br />
Experte<br />
Dr. Mathias Gempeler<br />
Pentapharm Ltd, Basel<br />
22<br />
Vergleich der Lipophilie von Domperidon und Koffein in Bezug auf die Hirngängigkeit.<br />
<strong>Die</strong> Blut-Hirn-Schranke bildet eine Barriere zwischen dem Zentralen Nervensystem und dem<br />
Blutkreislauf. Sie reguliert den Übertritt von Substanzen aus dem Blut ins Gehirn und schützt es<br />
durch ihren besonderen Aufbau (Tight Junction, Perizyten, Astrozyten, Basalmembran). Allgemein<br />
gilt, je lipophiler ein Stoff ist, umso eher kann er die Blut-Hirn-Schranke durchdringen.<br />
Um der Frage nachzugehen, ob die Lipophilie als Stoffeigenschaft ausreicht, um die Hirngängigkeit<br />
von Arzneistoffkandidaten vorauszusagen, wurden die beiden Arzneistoffe Domperidon und<br />
Koffein miteinander verglichen. Durch die eigene Bestimmung der Lipophilie mit Hilfe des<br />
Octanol-Puffer-Verteilungskoeffizienten wurden die Literaturwerte im Skript des Biopharmaziepraktikums<br />
der ETHZ überprüft. Obwohl Domperidon also tatsächlich lipophiler als Koffein ist,<br />
durchdringt es die Blut-Hirn-Schranke überraschenderweise nicht wie erwartet. Domperidon<br />
wird in der Membran der Endothelzellen der Blutkapillaren durch das Transportprotein P-Glykoprotein<br />
abgefangen, welches in der Lage ist, mehrere hundert strukturell völlig verschiedene<br />
Substanzen zu erkennen.<br />
<strong>Die</strong> Lipophilie als Stoffeigenschaft reicht also nicht aus, um die Hirngängigkeit von Arzneistoffkandidaten<br />
vorauszusagen. Der Grund liegt darin, dass der Octanol-Puffer-Verteilungskoeffizient<br />
nur ein einfaches System aus zwei Phasen, einer wässrigen und einer lipophilen, darstellt und<br />
daher dem komplexen Aufbau eines Organismus nicht gleichkommt. Er eignet sich nur dafür,<br />
den passiven Transport durch Biomembranen vorauszusagen.<br />
Um eine gute Voraussage bezüglich der Hirngängigkeit von Arzneistoffkandidaten zu erhalten,<br />
müssen also andere experimentelle Methoden zu Hilfe gezogen werden. Bei entsprechenden<br />
Versuchsanordnungen werden heute oft Zellkulturen verwendet. Der Vorteil von Zellkulturen liegt<br />
auf der Hand, es sind lebende Zellen, die einem tierischen oder menschlichen Gewebe entnommen<br />
wurden und daher, die Wahl einer geeigneten Zelllinie vorausgesetzt, auch Membranproteine<br />
wie das P-Glykoprotein enthalten. Aus demselben Grund eignen sie sich auch für die Voraussage<br />
der Hirngängigkeit unter Einbezug des aktiven Transports. Zudem können durch Zellkulturen<br />
Tierversuche minimiert werden.