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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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1. EINLEITUNG<br />

1.1 Massenarbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und das Versagen des Sozialstaats<br />

Seit den Ölpreisschocks der 1970er Jahre ist Arbeitslosigkeit in Deutschland zu einem<br />

Massenphänomen geworden. Keiner der zwischenzeitlichen Wirtschaftsaufschwünge hat zu<br />

einer nachhaltigen Verringerung des so genannten Sockels beitragen können. Ein<br />

wachsender Anteil an Arbeitslosen nimmt am normalen Umbruch am Arbeitsmarkt nicht<br />

mehr teil. Arbeitslosigkeit verfestigt sich. Vor allem am Arbeitsmarkt entscheidet sich jedoch<br />

für den Einzelnen, ob eine Chance auf Inklusion (oder Teilhabe in und an der Gesellschaft)<br />

besteht oder ob das Risiko der Exklusion (oder sozialen Ausgrenzung) droht. Soziale<br />

Ausgrenzung ist damit zu einer zentralen Kategorie der Analyse moderner Gesellschaften<br />

geworden (vgl. Barlösius/Ludwig-Mayerhofer: 2001; Bergounioux: 2001; Böhnke: 2002;<br />

Europäische Kommission: 1994; Giddens: 1998; Giddens 2001; Kronauer: 1998; Kronauer:<br />

2002; Luhmann: 1981; Steinert (Hg): 1998). Sie wurde daher für das Verständnis von<br />

Benachteiligten in der Gesellschaft in dieser Arbeit herangezogen.<br />

So stehen die Institutionen des Wohlfahrtsstaates, die im Kontext der Sozialen Frage des 19.<br />

Jahrhunderts entstanden, Massenelend und Ausbeutung überwinden und zwei Weltkriege<br />

bewältigen halfen, vor einer neuen Herausforderung. Aber die bekannten staatlichen<br />

Inklusionsmechanismen, seien es Steuerprogression oder Sozialversicherungen, versagen<br />

oder zementieren und befördern soziale Ausgrenzung in einer zugespitzten Interpretation<br />

sogar (Castel: 2005, 93; Castellucci: 2000; Castellucci: 2001; Kronauer: 2002, 204; Pelikan:<br />

1999, 482ff.; Snower: 2006; Steinert: 2003, 4). Der Sozialstaat ist mit der Problemstellung<br />

mittlerweile im dritten Jahrzehnt überfordert. Mehr noch: Sein eigenes Überleben steht auf<br />

dem Spiel, wo einerseits zu viele vom sozialen Abstieg oder „Ausschluss“ (Exklusion)<br />

bedroht und damit auf ihn angewiesen sind und andererseits diejenigen, die seiner<br />

(scheinbar) nicht bedürfen – seien es Privatpersonen oder Unternehmen –, die in sie<br />

gesetzten Erwartungen an Solidarität immer weniger erfüllen wollen und in eine Art freiwillige<br />

Exklusion am oberen gesellschaftlichen Rand, in Steuerparadiese und spekulative<br />

Finanztransaktionen, flüchten (vgl. auch: Kaufmann: 1997, 8; 11f.). Es steht zu befürchten,<br />

dass die Triebfedern des gesellschaftlichen Wandels, die technologische Entwicklung, die<br />

Internationalisierung von Wirtschaft und Finanzmärkten, der Wertewandel<br />

(„Individualisierung“) zusammen mit den politischen Veränderungen am Ende der<br />

Systemkonkurrenz und am Beginn eines über den gesamten Kontinent vereinten Europas<br />

die gesellschaftlichen Verwerfungen eher vergrößern und die Zahl der „Verlierer“ anwachsen<br />

lassen (vgl. Hengsbach: 1999, 75). Es wird folglich schon länger eindringlich gefordert, die<br />

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