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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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Beschäftigungsaufbau in Deutschland kam zum Erliegen, das Arbeitsvolumen sank<br />

(minus 0.8 Prozent). Im Jahresdurchschnitt konnten zwar etwas weniger Arbeitslose<br />

gezählt werden als im Vorjahr (vgl. Autorengemeinschaft: 2002), die Entwicklung<br />

verschlechterte sich allerdings im Jahresverlauf deutlich und setzte sich im Jahr 2002<br />

mit einem Minus beim Arbeitsvolumen von 1.1 Prozent und wieder über 4 Millionen<br />

Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt entsprechend fort (vgl. Autorengemeinschaft:<br />

2003). Im Jahr 2003 entschleunigte sich der Beschäftigungsabbau zum Jahresende<br />

hin, dennoch nahm die Zahl der Erwerbstätigen insgesamt noch um 1.1 Prozent ab,<br />

ebenso das Arbeitsvolumen (minus 0.9 Prozent). Im Jahresdurchschnitt waren über<br />

300.000 Menschen mehr arbeitslos als noch ein Jahr zuvor (vgl. Bach u.a.: 2004, 1). 62<br />

Ein vollständigeres Bild der Arbeitslosigkeit erhält man mit einem Blick auf die so<br />

genannte Stille Reserve, beziehungsweise die verdeckte Arbeitslosigkeit 63 , in die auch<br />

62 Kritiker dieser Arbeitslosenstatistik teilen den Bestand der Arbeitslosen grob in drei etwa<br />

gleich große Gruppen auf. Danach gäbe es ein unproblematisches Segment, das ohne<br />

unterstützende Maßnahmen wieder in Arbeit gelangt, ein zweites, das auf Qualifizierungs- und<br />

Vermittlungsbemühungen Dritter angewiesen, und ein weiteres, das für solcherlei<br />

Interventionen gar nicht mehr ansprechbar ist und den „Sockel“ der Arbeitslosen bildet. Diese<br />

Analyse wird mit der politischen Forderung verknüpft, sich von Seiten der Arbeitsmarktpolitik auf<br />

das zweite Drittel zu konzentrieren. Die dritte Gruppe sollte als Fall der Sozialpolitik deklariert<br />

und sowohl aus der Alimentierung als auch der Förderung der Arbeitsmarktpolitik entlassen<br />

werden (vgl. Beise: 2001; Miegel u.a.: 2001, 26f.; 122ff.; 142). Dieser vorgestellten Dreiteilung<br />

haftet wiederum der Vorwurf an, die Probleme zu verniedlichen. Die für eine effektive und<br />

effiziente Konstruktion der Vermittlungsprozesse unabdingbare Analyse der gemeldeten<br />

Arbeitslosenbestände sollte keinesfalls dafür herhalten, die Problematik der Arbeitslosigkeit in<br />

Deutschland verkleinert darzustellen. Dies begründet sich nicht nur aus dem je einzelnen, oft<br />

schwer wiegenden Schicksal von Arbeitslosigkeit Betroffener und ihrer Familien, sondern wird<br />

zudem in den folgenden Absätzen deutlich, wo der Blick auf das tatsächliche Ausmaß an<br />

Unterbeschäftigung gelenkt wird. In der Geschäftspolitik der Bundesagentur hat die<br />

vorangestellte Diskussion ihren Niederschlag gefunden. So werden nach einem vorgelagerten<br />

profiling 62 (Standortbestimmung), vier „Kundengruppen“ unterschieden: Marktkunden,<br />

Beratungskunden (Aktivieren), Beratungskunden (Fördern) und Betreuungskunden (vgl.<br />

Mosley: 2006, 31). Unter profiling versteht man eine detaillierte Beschreibung der<br />

vermittlungshemmenden und vermittlungsfördernden beruflichen und persönlichen Merkmale<br />

von Arbeitssuchenden mit dem Zielen einer Risikoabschätzung und Chancenprognose, einer<br />

zielgerichteteren Vermittlungstätigkeit, Betreuung und/oder Weiterqualifizierung, sowie einer<br />

Kontingentierung von Leistungen. In der Praxis besteht kundenabhängig eine Unterscheidung<br />

zwischen Kurzprofiling (Eingangscheck) und Tiefenprofiling (Assessment) (vgl. Rudolph: 2002,<br />

32; 2003, 2ff. und Anhang). Zu den Vermittlungshemmnissen zählen laut Aussagen von<br />

Arbeitsvermittlern: (Schwere, chronische) Krankheiten, Suchtverhalten, Sprachprobleme,<br />

alleiniges Sorgerecht für Kleinkinder oder Betreuungspflichten für Angehörige, Alter, niedrige<br />

Qualifikation oder Schulbildung, zu spezifische Ausbildung, fehlender Führerschein, kein Auto<br />

zu besitzen, Obdachlosigkeit, Mängel im Auftreten, Motivationsmängel, Straffälligkeit, zu<br />

niedriges Einkommen aus potentieller Erwerbstätigkeit.<br />

63 Zur verdeckten Arbeitslosigkeit können gezählt werden: Kurzarbeit, unfreiwillige Teilzeitarbeit,<br />

Schlechtwettergeld, Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

und weitere Felder der aktiven Arbeitsmarktpolitik, Personen im Vorruhestand,<br />

heimkehrende ausländische Arbeitnehmer (exportierte Arbeitslosigkeit), nicht gemeldete<br />

Arbeitssuchende (die beispielsweise keine Ansprüche auf Unterstützungsleistungen haben)<br />

oder solche, welche die Arbeitssuche aufgegeben haben aber bei hohem Beschäftigungsstand<br />

normalerweise eine Beschäftigung aufnehmen würden und zum Beispiel ihren Schul- oder<br />

Hochschulabschluss hinauszögern, vom Arbeitspotential her nicht ausgelastete,<br />

beziehungsweise unter ihrer Qualifikation Beschäftigte, Arbeitslose, die sich mangels Chancen<br />

am Arbeitsmarkt dem Bildungssystem oder der Familie zuwenden. Die Stille Reserve<br />

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