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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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Ausdifferenzierung der Tätigkeiten und Beschleunigung bei der Veränderung der<br />

Arbeitsgegenstände. Qualifikationen verlieren so rasch ihre Wertigkeit, wenn sie nicht<br />

fortlaufend ergänzt oder on the job trainiert werden (vgl. Miegel u.a.: 2001, 184).<br />

Die Trennung von Arbeit und Freizeit wird wieder durchlässiger (vgl. hierzu Faulstich:<br />

2000; Hildebrandt: 2004). Diese Entgrenzung vollzieht sich nicht gerichtet oder<br />

einheitlich. Zu wissen, was man im jeweiligen Lebensabschnitt will, wird für<br />

Arbeitnehmer zunehmend erste Voraussetzung für eine ausgeglichene work-lifebalance.<br />

Hinzu kommt im Zuge eines „Organisations- und Gestaltungsdrucks“, der die<br />

gesamte „alltägliche Lebensführung“ umfasst, die Notwendigkeit einer<br />

„Handlungskompetenz des Balancierens, des beständigen Reflektierens, Abwägens<br />

und Arrangierens zwischen alternativen Zeitverwendungen“ (Faulstich: 2000, 19f.).<br />

Individualisierung im Wandel der Arbeitsformen bezeichnet einerseits einen großen<br />

Forschritt weg von Ausbeutung, Abhängigkeit, Fremdbestimmung hin zu mehr<br />

Eigenverantwortung, Freiheit und Unabhängigkeit. Die Kehrseite dieser Medaille ist<br />

allerdings auch sichtbar, wo der Konkurrenzdruck größer und auf den einzelnen<br />

Mitarbeiter oder ein Team projiziert wird oder wo Risiken über vertragliche Regelungen<br />

ganz auf die Seite der Arbeitnehmer abgewälzt werden (intrapreneurs) (vgl. Kocka:<br />

2001, 13; Willke: 1998, 36). Zuviel Verantwortung wird schnell zur Last, insbesondere<br />

wo sie über längere Zeiträume nicht zugestanden und ein Stück weit verlernt wurde.<br />

Nicht jeder hat das Zeug zum „Arbeitskraftunternehmer“ (Bude: 2000, 131) oder gar<br />

„Lebensunternehmer“ (Lutz: 1998), „der seine Biographie als Patchwork denkt“<br />

(Felixberger: 2001, 1). 56<br />

2.2.3 Wertewandel: Bedeutungsverlust der Arbeit?<br />

Die Bedeutung der Arbeit wandelte sich in der Geschichte mit dem Wandel der<br />

allgemeinen Deutungsversuche menschlichen Tuns und weltlichen Seins. Sie hat bis in<br />

die Gegenwart dabei eine fundamentale Bedeutungssteigerung erfahren.<br />

Wer in längeren Zeithorizonten denkt, kommt vielleicht zu dem Ergebnis, dass<br />

beispielsweise aufgrund der fortschreitenden Reduzierung der Zeiten, die für<br />

(Erwerbs-) Arbeit aufgebracht werden, „auf Dauer [...] die Erwerbsarbeit allmählich an<br />

existentieller und lebensprägender Bedeutung für die Menschen verliert.“ (Strasser:<br />

1999a, 57). Dabei ist der Stellenwert von Arbeit heute weitgehend ungebrochen (vgl.<br />

Baethge: 1988; Drobinski: 2004; Keupp u.a.: 1999; Kraemer/Speidel: 2005, 371;<br />

Prekarisierungsprozessen um eine ‚subjektive’ Komponente zu erweitern“ (Kraemer/Speidel:<br />

2005, 375).<br />

56 Dafür sprechen beispielsweise auch Studien, die wachsenden Druck am Arbeitsplatz<br />

feststellen (vgl. Zitzelsberger: 2004) und steigende Zahlen für psychische Erkrankungen damit<br />

in Verbindung bringen (vgl. Reim: 2004, 19).<br />

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