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INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints

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Das Konzept „Exklusion“ stammt ursprünglich aus Frankreich (exclusion sociale).<br />

Bereits in den 1960er Jahren fand es Verwendung, wenngleich - im Kontext von<br />

Wachstum und angehender Vollbeschäftigung - mit einem anderen Bedeutungsgehalt.<br />

Interessant ist, dass das Phänomen im französischen Verständnis nicht Individuen<br />

zugerechnet und damit zum Randgruppenproblem wird, sondern der Fokus auf dem<br />

Verlust an vergesellschaftender Kraft der Gesellschaft liegt (vgl. Kronauer: 2002, 44;<br />

Steinert: 1998a, 71). In den Sozialwissenschaften wurde es in den 1980er Jahren aus<br />

einem modernisierungs- und systemtheoretischen Blickwinkel heraus thematisiert (vgl.<br />

Luhmann: 1981). 15 In Großbritannien konzipierte Townsend Armut erstmals Ende der<br />

1970er Jahre (1979: 31) als Ausschluss von Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft<br />

und gebrauchte in diesem Zusammenhang auch den Exklusionsbegriff. In Deutschland<br />

finden sich erste Erwähnungen in der Mitte der 1980er Jahre. Unterdessen hat das<br />

Konzept vor allem auch auf der Ebene der Europäischen Union eine große Resonanz<br />

erfahren (vgl. u.a. Barlösius/Ludwig-Mayerhofer: 2001; Bergounioux: 2001; Dangschat:<br />

1995; Europäische Kommission: 1993; Europäische Kommission: 1994; Kronauer:<br />

2002; Läufer: 1999, Sozialistische Partei Frankreichs: 1999). 16 Dabei steht es nach wie<br />

vor in Konkurrenz zu unterschiedlichen, oftmals nationalen Traditionen verhafteten<br />

Armutsdiskursen, etwa der Lebenslagen- oder der dynamischen Armutsforschung,<br />

oder wird mit diesen zu jeweils eigenen Interpretationen verknüpft. 17 Da auch die<br />

Armutsforschung zunehmend Lebenslagen statt Einkommenslagen, subjektive<br />

Einschätzungen der Betroffenen und Prozessaspekte, beziehungsweise dynamische<br />

Perspektiven integriert, kann mit Böhnke eine weitergehende Schlussfolgerung<br />

getroffen werden: „The concept of social exclusion summarises developments of recent<br />

poverty research“ (2001: 10).<br />

15 Zur Verwendung des Konzeptes bei Max Weber vgl. Burchardt u.a.: 2002, 1f..<br />

16 So gehören die Förderung des sozialen Zusammenhalts und von Inklusion als strategische<br />

Ziele zur Lissabon-Strategie der Europäischen Union (vgl. Burchardt u.a.: 2002, 1). Die<br />

Mitgliedsstaaten verfassen entsprechende Berichte zu „Nationalen Aktionsplänen zur<br />

Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ (vgl. Bundesregierung: 2001a). Zur<br />

Rezeptionsgeschichte des Begriffs vergleiche ausführlich Kronauer: 2002, 9-33.<br />

17 Hier können grundsätzlich zwei, sich prinzipiell ergänzende Richtungen unterschieden<br />

werden. Die eine, über Jahrzehnte dominante, untersucht zur Verfügung stehende Ressourcen.<br />

Hierbei stehen vor allem die Einkommensverteilung oder Daten zum Sozialhilfebezug im<br />

Vordergrund. Die zweite untersucht die Verwendung der zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

und unterscheidet nach Lebenslagen. Armut wird hier als Unterversorgung gefasst, die in<br />

unterschiedlichen Bereichen, von Bildung bis Wohnen, auftreten kann. Konzepte relativer<br />

Deprivation versuchen demgegenüber, subjektive Einschätzungen eines allgemeinen<br />

Grundbedarfs in die Messung von Unterversorgung zu integrieren. Der Ansatz der dynamischen<br />

Armutsforschung fokussiert auf biographische Analysen und trägt so zu einer bedeutsamen<br />

Ausdifferenzierung statisch angelegter Untersuchungsansätze bei. Die Bedeutung von Daten<br />

zur subjektiven Einschätzung der persönlichen Lage ist vor allem darin begründet, dass<br />

grundsätzlich Messprobleme in der Armutserfassung bestehen und insbesondere<br />

Vermögensbesitz „in der Regel nicht einbezogen“ ist (Andreß/Lipsmeier: 1995, 35ff.; vgl. auch<br />

Böhnke/Delhey: 1999a; Hauser: 1995, 3ff.; Leibfried u.a.: 1995; Ludwig u.a.: 1995, 24f.).<br />

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