INKLUSION UND ARBEITSMARKT. SCHAFFEN ... - tuprints
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hergebrachten Konzepte sinnvoll ergänzt werden können, weil sie geradezu auf<br />
wohlfahrtsstaatlich entwickelte Demokratien zugeschnitten ist. 31 Damit wird zweitens<br />
die Perspektive auf die Abhängigkeiten der verschiedenen Dimensionen untereinander<br />
und hiermit drittens gleichzeitig auf mögliche Dynamiken im Zeitverlauf gelenkt. Die<br />
Betonung der Dynamik schärft wiederum viertens den Blick auf die Betroffenen als<br />
Handelnde, während die Zuschreibung eines per se als stabil angenommenen<br />
Zustands sie eher in der Opferrolle gesehen hat. Damit erhält Vobruba zufolge auch<br />
die Politik eine andere Rolle: „It implies a switch from vicarious politics to<br />
empowerment. The political aim is no longer to look after the (supposed) interests of<br />
disadvantaged people, but to enhance their own resources for action (2003: 26, für<br />
diesen Absatz: 25f.). Schließlich besticht insbesondere die Prägnanz des<br />
Giddensschen Ansatzes durch die Zusammenschau der Exklusionstendenzen am<br />
oberen und unteren Rand der Gesellschaft. Mit diesem Blickwinkel kann nämlich nicht<br />
nur das kooperative Handeln in sozialen Netzwerken in einen größeren,<br />
gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt werden. Dieses zwei Seiten einer Medaille<br />
umfassende Verständnis von Exklusion hilft vielmehr zusätzlich bei der Auswahl der zu<br />
untersuchenden Netzwerkaktivitäten. Mit diesem Verständnis geraten nämlich gerade<br />
diejenigen Netzwerkaktivitäten ins Blickfeld, in denen freiwilliges, soziales Engagement<br />
von gesellschaftlich Begünstigteren zum Tragen kommt. Der Giddenssche Ansatz<br />
provoziert letztlich die Frage, ob im Umkehrschluss zum Kausalzusammenhang<br />
zwischen der Exklusion am oberen und unteren Ende der Gesellschaft ein positives<br />
und in diesem Fall mehr oder weniger direktes, nicht sozialstaatlich vermitteltes<br />
Engagement von „Besserstehenden“ zu neuen Perspektiven für die Benachteiligten<br />
einer Gesellschaft führen kann.<br />
Die im Titel so bezeichneten „Benachteiligten“ werden somit in einem ersten Schritt als<br />
von Exklusion Bedrohte oder Betroffene näher gefasst. Dabei sei hier noch einmal der<br />
Hinweis wiederholt, dass aufgrund des zentralen Fokus´ auf dem Arbeitsmarkt hierbei<br />
31 Empirische Befunde zu subjektiven Einschätzungen der von materieller Armut Betroffenen<br />
geben zudem Aufschluss darüber, dass Armut nicht notwendig mit sozialer Ausgrenzung<br />
einhergeht (vgl. Böhnke: 2001, 23). Böhnke: „Obviously there is a significant difference between<br />
being poor and being socially excluded [...] both on the conceptual as well as on the empirical<br />
level (ebd.: 23; 28).“ Dem entsprechen unterschiedliche Determinanten, die für soziale<br />
Ausgrenzung und Armut angeführt werden (vgl. ebd.: 24ff.). Es ist hier nicht der Raum, die<br />
Debatte um Unterscheidung oder Konvergenz der Begriffe Exklusion und Armut<br />
nachzuzeichnen. Böhnke 2001 und 2002 enthalten tabellarische Übersichten zu grundlegenden<br />
Annahmen, Bezugsrahmen, Merkmalen, Bezug zu Dimensionen sozialer Ungleichheit und<br />
Indikatoren beider Konzepte. In der Forschungspraxis ist allerdings tatsächlich eine Tendenz<br />
zur Angleichung der Forschungsstränge feststellbar. So finden sich neben statischen und allein<br />
einkommensbasierten Szenarien (vgl. Hauser: 1999; Neumann: 1999) zunehmend in der<br />
Lebenslagen-, der dynamischen Armutsforschung und der Erforschung relativer Deprivation<br />
Konzepte und Untersuchungsdesigns, die denen zu sozialer Ausgrenzung nahe kommen (vgl.<br />
Böhnke: 2001, 10; 2002, 31f.; Palentien u.a.: 1999).<br />
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