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Der Abend zu Geristein - Dillum

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S<br />

28<br />

Johann Rudolf Wyß, der Jüngere<br />

<strong>Der</strong> <strong>Abend</strong> <strong>zu</strong> <strong>Geristein</strong><br />

chon einmal haben die Leser der Alpenrosen uns in die Umgebung<br />

Berns, an den sogenannten Bantiger - dem Schweizer<br />

ein Hubel, dem Niederländer ein Berg – begleitet, wo die<br />

Felswohnungen des Lindentals für den romantischen Sinn so ansprechend<br />

sind. (Alpenrosen für 1812, Seiten 200 ff.). Diesmal laden<br />

wir <strong>zu</strong> einem Gange nach den Ruinen Gerenstein und ihren ländlichen<br />

Umgebungen ein, da jüngst ein Freund uns davon unterhaltenden<br />

Bericht erteilt und Herr Lory, der Vater, das niedlichste Bild hin<strong>zu</strong>gefügt<br />

hat.<br />

Neulich – erzählt mein etwas humoristischer Freund – unternahm ich<br />

meine Jahresrunde <strong>zu</strong> den Ruinen und Altertümern des näheren<br />

Stadtgebiets unseres lieben Berns, um den Pflichten meines selbstgeschaffenen<br />

Amtes als Ober-Geheim-Konservator aller historischen<br />

Merkwürdigkeiten und Sagen in meinem Bereich Genüge <strong>zu</strong> tun.<br />

Ägerten, Bubenberg, die Hochburg <strong>zu</strong> Belp und andere mehr waren<br />

abgetan, und in angemessenem, allerbestem Zustande fortschreitender<br />

Verwitterung befunden worden. Jetzt kam die Reihe <strong>zu</strong> Gerenstein.<br />

Und da mir die Lage dieses Nestes immer als besonders<br />

romantisch vorgekommen ist, nahm ich <strong>zu</strong>r Gemütsergöt<strong>zu</strong>ng diesmal<br />

Freund Samuel den Enthusiasten, und Freund Adelbert, den<br />

Erzprosaiker mit, um zwischen diesen zwei Endpunkten eines heißen<br />

Äquators und eines kalten Nordpols behaglich in gemäßigter<br />

Zone <strong>zu</strong> pilgern.<br />

<strong>Der</strong> Berg wurde bald nach Tisch angetreten, um nicht eilen <strong>zu</strong> müssen,<br />

da wir den Bantiger selbst <strong>zu</strong> übersteigen und mit dem bekannten,<br />

lieblich einsamen Fußpfade von oben herunter in das Gerenstein-Tälchen<br />

<strong>zu</strong> fallen uns vorgenommen. Ich schweige von dem<br />

langen Schattengange der herrlichen zwei Baumreihen, die fast am<br />

Stadttore selbst beginnend, mit kaum merklicher Unterbrechung bis<br />

<strong>zu</strong>m Siechenhause fortlaufen, und <strong>zu</strong> den vielen täglich genossenen,<br />

kaum einmal anerkannten Wohltaten vorsorgender Standmagistrate<br />

gehören. Samuel – in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, -<br />

hatte billig <strong>zu</strong> wenig, Adelbert ein wenig <strong>zu</strong> viel bei seinem Mittagessen<br />

verweilt. Und so kam es von selbst, daß Samuel, auf den Flügeln<br />

antiquarischer Vergeisterung, stets zehn Schritte vor mir, Adelbert<br />

in den Bleischuhen pflichtschuldigen Mitwanderns, zehn Schritte

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