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Der Abend zu Geristein - Dillum

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Turmes gegenüber wird es an zeit- und ortgemäßen Ideen <strong>zu</strong>r Unterhaltung<br />

gewiß nicht fehlen.<br />

Ein wenig un<strong>zu</strong>frieden mit der Form, aber höchst <strong>zu</strong>frieden mit dem<br />

Inhalte dieses Vorschlags, leisteten wir, wie bei solchen Fällen <strong>zu</strong><br />

geschehen pflegt, stillschweigend aber nicht all<strong>zu</strong> hastig Folge, und<br />

sahen auch bald ein rüstiges Bauernweib mit einer beblümten –<br />

doch nur von dem Töpfer beblümten – weitbäuchigen Kachel dahertreten,<br />

während ein allerliebstes, reichlich angezogenes, elf- oder<br />

zwölfjähriges Mädchen einen vierpfündigen Laib vortrefflichen Hausbrotes,<br />

samt sturzenen [schadhaften] Löffeln und gewöhnlichen<br />

Tischmessern hintennach trug. Die Frau wußte gut genug einen<br />

Knicks <strong>zu</strong> machen, ohne die Milch in Überschwung <strong>zu</strong> bringen, und<br />

stellte die Kachel in unsere Mitte, nicht ohne sorgfältig ein Steinchen<br />

unter<strong>zu</strong>legen, wo das Geschirr ein wenig <strong>zu</strong> neigen drohte.<br />

Doch alle sechs Augen des altertümelnden Kleeblatts, um nach<br />

Adelbert <strong>zu</strong> sprechen, unterhielten sich vorerst mit dem unschuldigen,<br />

neuen und jungen Gesichte des Mädchens, das nicht ohne natürliche<br />

Grazie jetzt Brot und Messer überlieferte, wobei – ich will es<br />

nur ausbringen – der idealistische Samuel es realistisch genug ein<strong>zu</strong>richten<br />

wußte, daß er des Kindes niedliche Hand berühren konnte,<br />

was aber aus Höflichkeit von uns Kollegen unbeachtet, von dem<br />

Kinde selbst, bei voller Unbefangenheit, als gar nichts bedeutend,<br />

auch völlig ungerügt blieb.<br />

„Liebe Frau!“ begann jetzt Adelbert <strong>zu</strong> der Mutter: „Ist niemand recht<br />

Altes in diesen paar Häusern auf<strong>zu</strong>treiben, der von dem Gerensteine<br />

dort, und insonderheit von dem seltsamen Bilde am Fels im Graben<br />

uns einigen Bericht erteilte?“<br />

„O wohl freilich!“ versetzte das Weib: „Da ist Waldjaggi, der könnte<br />

genug sagen. Aber es wird ihm schier <strong>zu</strong> beschwerlich sein, <strong>zu</strong> den<br />

Herren daher <strong>zu</strong> kommen. Die Füße tragen ihn nicht mehr. Sonst<br />

könnte Peter, der Schulmeister …“<br />

„Bleibt mir vom Leibe mit Schulmeistern!“ rief hier Samuel so lautherrschend<br />

aus, daß Mutter und Töchterlein ordentlich <strong>zu</strong>sammenschraken.<br />

Er merkte sein Ungeschick, und fuhr gemäßigter fort: „Die<br />

Schulmeister sind uns halt <strong>zu</strong> gelehrt! Sie wollen es immer <strong>zu</strong> gut<br />

machen, und allerhand Kram aus Büchern daherbringen. Und Bücher<br />

haben wir gelesen, daß es ein wahrer Jammer ist. Wir mögen<br />

gern etwas Ungedrucktes von solcherlei Altertum, ich nämlich und<br />

meine Freunde; so was von Sagen, Überlieferungen, Volkshistorien<br />

…“

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