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Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...

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(Fabulae 167,3; 179,3) soll diesem und nicht den nysäischen Nymphen <strong>der</strong> Gott in die<br />

Obhut übergeben worden sein und daher den Namen Dionysus (gräzisiert: Dionysos)<br />

‚von Zeus dem Nysus übergeben’ tragen. Auf die Etymologie des griechischen Mythographen<br />

Pherekydes wird hier nicht eingegangen, da es sich dabei um ein zweifelhaftes<br />

Fragment handelt (Pherekydes FGrHist 3 F 178).<br />

3.4 Der dionysische Thiasos 24<br />

Die antiken Bild- und Schriftzeugnisse dokumentieren den Gott häufig in Gesellschaft<br />

von lärmenden, meist trunkenen Wesen, von denen die wichtigsten im Folgenden<br />

vorgestellt werden sollen.<br />

3.4.1 Satyrn und Silen<br />

Die Satyrn und <strong>der</strong> Silen 25 bilden ausgelassene und unheimliche Natur- und Walddämonen,<br />

die den Nymphen (s. unten 3.4.2) verwandt sind. Sie stellen Mischwesen dar,<br />

d.h. anthropomorphe Gestalten, die mit theriomorphen Extremitäten ausgestattet sind<br />

(die archaische Bildkunst 26 zeigt sie häufig mit Pferdeattributen, dann, in Anlehnung an<br />

das Reittier des Dionysos, meist mit Eselsmerkmalen; erst in hellenistischer Zeit finden<br />

sich die Züge des Ziegenbocks 27 ): spitze Ohren, kurze Hörner, zwei Tierbeine und Hufe<br />

sowie ein kräftiger Pferdeschwanz. Des Weiteren: eine Stülp- / Stupsnase, recht lange<br />

struppige und ungepflegte Haare („tierhafte[n] Mähnen von üppigem, strähnigem<br />

Haar“), 28 die eine mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägte Stirnglatze umkränzen, ein zotteligzauseliger<br />

Vollbart, wulstige Lippen, Nacktheit, stets männlich und immer sexuell erregt<br />

(daher in <strong>der</strong> Regel ithyphallische 29 Darstellung). 30 Ihr Zuhause ist die freie Natur<br />

24<br />

Griech. thíasos, jede Schar (sowohl mythologischer als auch historischer Natur), die zu Ehren eines<br />

Gottes Opfer, Gesänge, Tänze und Aufzüge begeht; ein Zusammenschluss von Personen <strong>zur</strong> Verehrung<br />

eines Gottes. In vorhellenistischer Zeit (s. unten Anm. 26) finden thíasoi vor allem im Kontext des<br />

Dionysos-Kultes und an<strong>der</strong>er ekstatischer Kulte Erwähnung. Ob es sich bei diesen thíasoi um ständige<br />

Kultvereine handelte o<strong>der</strong> aber um Zusammenschlüsse, die nur für die Dauer eines Rituals Bestand hatten,<br />

geht aus den überwiegend literarischen Quellen nicht immer hervor. In <strong>der</strong> Mythologie wird <strong>der</strong><br />

Begriff thíasos auch allgemein <strong>zur</strong> Bezeichnung eines göttlichen Gefolges gebraucht. S. hierzu auch Elm,<br />

Dorothee: Art. Thiasos. In: DNP 12,1, 2002, Sp. 463.<br />

25<br />

Griech. sátyros, Plur. sátyroi; lat. satur, Plur. saturi o<strong>der</strong> satyrus, Plur. satyri bzw. griech.<br />

s(e)ilenós, lat. silenus o<strong>der</strong> silanus. Die Etymologie dieser Begriffe ist bislang ungeklärt.<br />

26<br />

Archaische Zeit (ca. 700 bis ca. 500 v. Chr.), klassische Zeit (ca. 500 bis ca. 336 v. Chr.), Hellenismus<br />

(ca. 336 bis ca. 27 v. Chr), Kaiserzeit (ab ca. 27 v. Chr.).<br />

27<br />

Dionysios von Halikarnassos, Antiquitates Romanae 7,72,10; Diodor 1,88,3.<br />

28<br />

Kachler (2003) S. 10.<br />

29<br />

Der Ithyphallos (griech. ithýs ‚gerade’; phallós ‚männliches Glied’) bezeichnet das aufgerichtete<br />

männliche Glied, vor allem das aus rotem Le<strong>der</strong> nachgebildete. Gemeinsam mit dem Thyrsosstab (s. unten<br />

Anm. 42) bildet er ein Fruchtbarkeitssymbol des mit Dionysos verbundenen Kultes (s. unten 3.5). Im<br />

Gegensatz zu seinem Gefolge, den Satyrn und dem Silen, wird <strong>der</strong> Gott nie ithyphallisch dargestellt.<br />

30<br />

Satyrn und Silen sind in <strong>der</strong> Vasenmalerei des 6. Jh. v. Chr. kaum voneinan<strong>der</strong> zu unterscheiden.<br />

Die Differenzierung zwischen beiden hinsichtlich Alter und äußerer Erscheinung entwickelte sich erst<br />

unter dem Einfluss des Satyrspiels (s. unten Anm 82) und zeigt sich auf attischen Vasen ab ca. 450 v.<br />

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