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Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...

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Kult, <strong>der</strong> aus dem kleinen Ort Eleutherai (an <strong>der</strong> attisch-boiotischen Grenze) nach Athen<br />

gelangt war. Vielleicht war es Peisistratos (ca. 561-527 v. Chr. Tyrann von Athen), <strong>der</strong><br />

das Fest neu organisierte und durch die Einführung eines Tragödien-Agons 75 (zwischen<br />

535 und 532 v. Chr.) 76 bereicherte. Es folgte etwa 508/507 v. Chr. (s. oben Anm. 74) ein<br />

Dithyramben-Agon (s. unten S. 25 mit Anm. 86) und schließlich 486 v. Chr. ein Komödien-Agon.<br />

77 Das Fest dauerte in klassischer Zeit fünf Tage.<br />

Blume [1978] 1991, S. 17 f.:<br />

„Mit dem politischen Aufstieg Athens zu einer Vormacht Griechenlands gewann es [= das Fest <strong>der</strong><br />

Städtischen Dionysien] schnell an überregionaler Bedeutung, und das nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> dramatischen<br />

Aufführungen. Die Städtischen Dionysien fielen auf den Frühjahrsbeginn, wenn die Seefahrt<br />

nach den stürmischen Wintermonaten wie<strong>der</strong> eröffnet wurde. Um diese Zeit sandten die Bündnispartner<br />

Athens ihre alljährlich zu entrichtenden Abgaben, und die Stadt nützte die Gelegenheit des Festes<br />

geschickt zu nationaler Selbstdarstellung. Die Festversammlung im Theater, die gleichzeitig als<br />

Volksversammlung fungierte und in <strong>der</strong>en Mitte sich gerade jetzt zahlreiche vornehme Fremde befanden,<br />

bildete eine eindrucksvolle Kulisse für einige Staatsakte von durchaus weltlichem Charakter. So<br />

wurden im Namen des souveränen Volkes verdiente Männer mit einem Kranz ausgezeichnet, und die<br />

Söhne gefallener Bürger erhielten, wenn sie das Erwachsenenalter erreichten, eine Waffenrüstung<br />

verliehen und wurden bei dieser Gelegenheit dem versammelten Volk vorgestellt. 78 Mehr noch – wir<br />

verdanken Isokrates die bemerkenswerte Notiz, daß man die jährlichen Überschüsse aus den | staatlichen<br />

Einnahmen, körbeweise aufgeteilt in Talente, in <strong>der</strong> Orchestra vorzeigte, [Anm. 11: Verweis auf<br />

Árchon epónymos (‚eponymer Archon’; griech. epí + ónoma, frei übersetzt: ‚benennend, namensgebend’)<br />

bezeichnet wird. Vgl. auch Rhodes, Peter J.: Art. Archontes. In: DNP 1, 1996, Sp. 1026-1028 (I. Amt).<br />

75 Griech. agón (‚Wettkampf, Wettstreit, Wettbewerb’).<br />

76 Der Grieche Thespis soll zwischen 535 und 532 v. Chr. die erste Tragödie an den Städtischen Dionysien<br />

in Athen aufgeführt haben = älteste feststellbare staatliche Tragödienaufführung (TrGF I 1 T 2 =<br />

TrGF I DID D 1 A 43, S. 49; vgl. TrGF I 1 T 1). Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass er hierbei<br />

schon mit an<strong>der</strong>en Tragikern in Konkurrenz trat, so legen TrGF I 1 T 2 = TrGF I DID D 1 A 43, S. 49;<br />

T 8 (= Anthologia Palatina 7,410 Dioskurides von Nikopolis bzw. Alexandria); Horaz, Ars poetica 220<br />

mit 275-277 (= TrGF I 1 T 14) mit Porphyrius zu 220 die Durchführung eines tragischen Ur-Agons nahe.<br />

Des Weiteren gilt Thespis als Erfin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Maske aus Leinwand (TrGF I 1 T 1; Übersetzung s. unten<br />

Anm. 171). Falsch ist die Nachricht, dass Thespis und seine Schauspieler mit einer aus einem Karren<br />

gebildeten Bühne durch die Lande gezogen seien, auch wenn dieser sogenannte ‚Thespis-Karren’ seit<br />

Horaz, Ars poetica 275-277 (= TrGF I 1 T 14), für wandelnde Bühnen sprichwörtlich geworden ist (noch<br />

heute wird die Wan<strong>der</strong>bühne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wohnwagen umherziehen<strong>der</strong> Schauspieler mitunter ‚Thespis-<br />

Karren’ genannt).<br />

77 Chionides T 1; T 2 (= Aristoteles, Poetik 3,1448a,33 f.). In: PCG IV, S. 72. Das Jahr 486 v. Chr.<br />

wird in <strong>der</strong> Regel als Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Komödie in das offizielle Festprogramm <strong>der</strong> Städtischen<br />

Dionysien angesehen, s. auch Nesselrath, Heinz-Günther: Art. Chionides. In: DNP 2, 1997,<br />

Sp. 1125 f. Die Komödie wurde somit erst relativ spät, etwa fünfzig Jahre später als die Tragödie, Teil<br />

des offiziellen Festprogramms in Athen (s. auch Aristoteles, Poetik 5,1449a,38-1449b,2). – Die attische<br />

Komödie glie<strong>der</strong>t sich in drei Teilphasen: 1) Alte attische Komödie (griech. Archaía): 486 bis ca. 400 v.<br />

Chr.; 2) Mittlere attische Komödie (griech. Mése): ca. 400 bis ca. 320 v. Chr. (eigentliche / ausgereifte<br />

Mittlere Komödie: ca. 380 bis ca. 350 v. Chr.; Übergangsphase <strong>zur</strong> Neuen Komödie: ca. 350 bis ca. 320<br />

v. Chr.); 3) Neue attische Komödie (griech. Néa): ca. 320 bis ca. 250 v. Chr. Zwar geht die eigentlich<br />

bedeutende Zeit <strong>der</strong> Neuen Komödie um die Mitte des 3. Jh. v. Chr. zu Ende, doch setzt sich die Produktion<br />

von Stücken im Stil <strong>der</strong> Neuen Komödie noch bis in das 3. Jh. n. Chr. fort.<br />

78 Eigene Anm.: s. auch Witschel S. 18: „Das Theater wurde somit zu einer Bühne für die Hervorhebung<br />

beson<strong>der</strong>er Leistungen im Dienste <strong>der</strong> Polis, was alle Anwesenden zu einer Nachahmung solcher<br />

Taten anspornen sollte.“<br />

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