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Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...

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4.1.1.2 Die Ankunft des Gottes (9. Elaphebolion)<br />

Da <strong>der</strong> Vortag <strong>der</strong> Städtischen Dionysien (9. Elaphebolion) für Sitzungen <strong>der</strong> Volksversammlung<br />

<strong>zur</strong> freien Verfügung stand, bildete auch dieser noch keinen Bestandteil<br />

des Festes. Die eigentliche Feier begann erst am Abend: Im Gedenken daran, dass Dionysos<br />

ursprünglich aus Eleutherai nach Athen gekommen war, wurde er am Vorabend<br />

des Festes alljährlich von Neuem symbolisch in die Stadt eingeholt (auf diese Weise<br />

versicherte man sich zugleich <strong>der</strong> Anwesenheit des Gottes beim Fest). Hierzu wurde das<br />

Kultbild des Gottes (eine Statue des Dionysos Eleuthereus, die das ganze Jahr über im<br />

Heiligen Bezirk des Dionysos stand) in einen kleinen Tempel nordwestlich <strong>der</strong> Stadt<br />

(auf dem Weg nach Eleutherai) gebracht und nach Einbruch <strong>der</strong> Dunkelheit unter Fackelschein<br />

von den Epheben (d.h. den in <strong>der</strong> militärischen Ausbildung befindlichen jungen<br />

Männern am Übergang von Pubertät und Erwachsenenalter) in einer feierlichen<br />

Prozession durch die Stadt zu seinem Heiligtum am Theater <strong>zur</strong>ückgeleitet. Dies war<br />

<strong>der</strong> eigentliche Festbeginn, denn in <strong>der</strong> folgenden Nacht verbreitete sich die Kunde in<br />

<strong>der</strong> Stadt, dass <strong>der</strong> Gott erschienen sei.<br />

4.1.1.3 Der erste Festtag (10. Elaphebolion)<br />

Der erste Festtag begann am frühen Morgen mit einer großen Opferprozession<br />

(griech. pompé) für Dionysos, die den kultischen Höhepunkt des Festes bildete. An dieser<br />

nahmen nicht nur alle zu den Agonen zugelassenen Akteure teil, son<strong>der</strong>n diese bot<br />

auch Frauen die seltene Gelegenheit, das Haus zu verlassen.<br />

Blume [1978] 1991, S. 20:<br />

„Der athenische Staat nahm den Tag zum Anlaß, durch möglichst große Prachtentfaltung ein Zeichen<br />

seiner Vormachtstellung in Griechenland zu setzen. Neben den Schlachttieren wurden vielerlei an<strong>der</strong>e<br />

Opfergaben mitgeführt; Jungfrauen aus den vornehmsten Familien trugen sie in goldenen Körben.<br />

Ebenso wie bei den Ländlichen Dionysien symbolisierten Phallosdarstellungen das von Dionysos erflehte<br />

Gedeihen. Das Ganze ergab ein ungemein farbenfrohes Bild: Die attischen Bürger trugen weiße<br />

Kleidung, die Metöken 83 scharlachrote; vor allem aber wetteiferten die Choregen mit den prunkvollsten<br />

Gewän<strong>der</strong>n. Wenn sie an diesem Tag in den Mittelpunkt des Interesses rückten, so war das eine<br />

Entschädigung für die beträchtlichen Ausgaben, die <strong>der</strong> Staat ihnen für die Festvorbereitungen abverlangt<br />

hatte.“<br />

An welchem Ort in <strong>der</strong> Stadt <strong>der</strong> Prozessionszug begann, ist nicht bekannt. Er endete<br />

jedenfalls im Laufe des Vormittags vor dem Tempel des Dionysos Eleuthereus, wo die<br />

mitgeführten Opfer am Altar des Festgottes dargebracht wurden.<br />

83 Eigene Anm.: Metöken (griech. métoikoi ‚Mitbewohner’), zugewan<strong>der</strong>te Fremde, die dauerhaft in<br />

einer griechischen Stadt lebten und arbeiteten, ohne <strong>der</strong>en Bürgerrecht zu besitzen.<br />

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