Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...
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Die erste Aufgabe eines Choregen bestand darin, die Mitglie<strong>der</strong> seines Chores zusammenzustellen,<br />
einen Aulos-Spieler und gegebenenfalls einen Chorodidaskalos<br />
(‚Chorlehrer’, d.h. Einstudierer des Chores in Tanz, Text und Gesang; s. unten<br />
4.1.1.6.2) zu engagieren. Für die Auswahl <strong>der</strong> Sänger standen ihm im Falle eines Dithyramben-Chores<br />
die männlichen Mitglie<strong>der</strong> jeweils einer Phyle, im Falle eines dramatischen<br />
Chores die Gesamtheit <strong>der</strong> männlichen Bürger <strong>zur</strong> Verfügung. Jemanden im Chor<br />
aufzunehmen, <strong>der</strong> rechtlich ausgeschlossen war, war nicht erlaubt. Umgekehrt war es<br />
auch nicht gestattet, sich <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung <strong>zur</strong> Teilnahme zu entziehen. Dem, <strong>der</strong> sich<br />
dennoch weigerte, drohte eine Geldstrafe.<br />
Während <strong>der</strong> Probenmonate hatte <strong>der</strong> Chorege den Unterhalt <strong>der</strong> Choreuten, des Aulos-Spielers<br />
und gegebenenfalls des Chorodidaskalos zu tragen sowie den reibungslosen<br />
Ablauf <strong>der</strong> Proben zu sichern. Die Sänger erhielten darüber hinaus noch ein Tagesgeld<br />
als Entschädigung für ihre finanziellen Einbußen und waren bis zum Ende des Festes<br />
vom Kriegsdienst freigestellt. 96 Nach <strong>der</strong> Aufführung wurden sie abschließend noch<br />
einmal bewirtet. Erwies sich <strong>der</strong> Chorege insgesamt als großzügig, so konnte er sich auf<br />
diese Weise Sympathien verschaffen, die ihm bei einer späteren Bewerbung um ein<br />
öffentliches Amt hilfreich sein konnten. Vor allem für junge Adlige stellte die Choregie<br />
einen großen Anreiz dar, da diese das Amt dazu benutzten, um politisches Ansehen zu<br />
erwerben.<br />
Blume [1978] 1991, S. 33, Anm. 69:<br />
„[…] Nicht zufällig sind gerade die berühmtesten Staatsmänner Athens als Choregen hervorgetreten:<br />
Themistokles, Perikles, Nikias, Alkibiades.“<br />
Des Weiteren musste <strong>der</strong> Chorege die Bühnenausstattung sowie die Masken und<br />
Kostüme seines Chores finanzieren. 97 Wollte er hierbei Kosten sparen, so konnte er zu<br />
Zeiten <strong>der</strong> Mittleren und Neuen attischen Komödie zumindest die Gewän<strong>der</strong> auch über<br />
einen Kostümverleiher beziehen. 98<br />
Blume [1978] 1991, S. 33:<br />
„Die Bedeutung <strong>der</strong> äußeren Ausstattung darf nicht gering veranschlagt werden; für den Erfolg beim<br />
Publikum spielte sie gewiß eine große Rolle.“<br />
96 Demosthenes 21,15.<br />
97 Da die Dithyramben-Chöre unmaskiert auftraten, entfielen bei diesen die Kosten für die Masken.<br />
Dennoch war <strong>der</strong> finanzielle Aufwand durch die hohe Anzahl an Sängern beträchtlich: 50 Sänger pro<br />
Chor gegenüber 12, später 15 bei <strong>der</strong> Tragödie (TrGF IV T 1,4: Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> tragischen Choreuten<br />
durch Sophokles) und beim Satyrspiel (Angabe gemäß Seidensticker, wie oben Anm. 82, S. 18)<br />
sowie 24 bei <strong>der</strong> Komödie (Angabe gemäß Blume [1978] 1991, S. 35); auch insgesamt übertraf die Zahl<br />
<strong>der</strong> Dithyramben-Sänger (50 × 20 = 1000) die <strong>der</strong> dramatischen Choreuten (12 bzw. 15 × 3 + 24 × 5 =<br />
156 bzw. 165) beträchtlich.<br />
98 Pollux 7,78.<br />
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