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Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...

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zeitweilig auf, er stellt sich in den Dienst seiner Rolle und vor allem in den Dienst des Theatergottes<br />

Dionysos.“<br />

Als aus den bedrohlichen Spontanveranstaltungen zu Ehren des orgiastischen Dionysos<br />

staatlich organisierte Feste wurden, <strong>der</strong>en bedeutendster Teil in den für den Gott<br />

veranstalteten Bühnenspielen bestand, wurde neben an<strong>der</strong>en Kultelementen auch die<br />

Maskierung (sowohl des Gesichts als auch des Körpers) in diese übernommen. Der<br />

Gebrauch <strong>der</strong> Maskierung im attischen Drama ist somit so alt wie dieses selbst, ihre<br />

Anwendung zu kultischen Zwecken jedoch wesentlich älter.<br />

Wie sah die Gesichtsmaskierung in ältester Zeit aus? Schenkt man den literarischen<br />

Zeugnissen Glauben, so standen am Anfang einfache Bemalungen, treffen<strong>der</strong>: Beschmierungen,<br />

zu <strong>der</strong>en Zweck Traubenmost und Weinhefen, 157 <strong>der</strong> grüne Saft <strong>der</strong><br />

Froschpflanze (giftig), 158 Bleiweiß (giftig) 159 und (Blei-)Mennige / Saturnrot 160 (giftig)<br />

157 ‚Traubenmost’ bezeichnet den durch Keltern (Pressen) gewonnenen, noch unvergorenen Saft <strong>der</strong><br />

Weintrauben einschließlich <strong>der</strong> in ihm enthaltenen Hefen (trübe Flüssigkeit im Gegensatz <strong>zur</strong> Klarheit des<br />

Weines). ‚Weinhefen’ sind Pilze, die <strong>zur</strong> Zeit <strong>der</strong> Weinlese bevorzugt auf <strong>der</strong> Oberfläche von Weintrauben<br />

leben. Durch das Keltern gelangen sie in den dabei auslaufenden Traubensaft (Most) und leiten dort<br />

die alkoholische Gärung ein. Sobald <strong>der</strong> Most vollständig durchgegoren ist, sterben die Hefen ab und<br />

sinken zu Boden. Die Flüssigkeit ist nun klar, und man spricht von Wein. – Scholien zu Aristophanes,<br />

Acharner 499a und b Wilson; Scholion zu Ritter 230a II und 230b Jones / Wilson; Wolken 296 f. mit<br />

Scholion vetus 296d Holwerda und Scholion recens (Thomas-Triclinius) 296c Koster; Scholia recentiora<br />

(Anonyma recentiora) 296c und d β Koster; CGF De Comoedia Graeca 2,1, S. 7,7 f.; Excerpta poetica,<br />

1. Perí komodías [im Original griechisch]. In: Anecdota Graeca e codicibus manuscriptis Bibliothecae<br />

Regiae Parisiensis, hg. von John Anthony Cramer, Oxford 1839 / ND Hildesheim 1967, Bd. 1, S. 3,16 f.;<br />

Horaz, Ars poetica 275-277: ‚Thespis soll die unbekannte Art <strong>der</strong> tragischen Muse erfunden und die<br />

Dichtungen auf Wagen herangefahren haben, die sie sangen und aufführten, an den Gesichtern mit Weinhefen<br />

beschmiert.’ S. im Gegensatz hierzu TrGF I 1 T 1 (Übersetzung: s. unten Anm. 159; 161; 171);<br />

Porphyrius zu Horaz, Ars Poetica 277; Euanthius, De fabula 1,2. In: Aeli Donati commentum Terenti, Bd.<br />

1, S. 13,11-13 Wessner (Übersetzung s. unten Anm. 170); <strong>der</strong>selbe, Excerpta de comoedia 5,9 (wie oben),<br />

S. 25,3-5 (Horaz-Zitat); Diomedes, Grammatici Latini 1, S. 487,23-29 Keil (Horaz-Zitat); Sidonius Apollinaris,<br />

Carmen 9,234-238; Suda Tau 1098 s. v. Trygodía; Scaliger, Buch 1, Kapitel 6, 11b, S. 130,18-20;<br />

Kapitel 13, 20b, S. 196,4-6.<br />

158 Aristophanes, Ritter 522-525 mit Scholion 522a Jones / Wilson; Suda My 20 s. v. Mágnes. Die<br />

griechische Pflanze Batráchion (griech. bátrachos ‚Frosch’) entspricht gemäß Plinius, Naturalis historia<br />

25,172, dem lateinischen Ranunculus (‚Fröschlein’), denn viele Arten dieser Gattung gedeihen vor allem<br />

an feuchten Standorten, wo auch Frösche bevorzugt leben, und dem deutschen ‚Hahnenfuß’ aufgrund <strong>der</strong><br />

vogelfußähnlichen Blätter. Alle Arten von Hahnenfuß-Gewächsen (insgesamt ca. 400) enthalten das für<br />

Menschen und Tiere wirksame Gift Protoanemonin. Es wird bei Verletzung <strong>der</strong> Pflanzen freigesetzt und<br />

verursacht bei Haut- o<strong>der</strong> Schleimhautkontakt Vergiftungserscheinungen, wie Rötung, Juckreiz o<strong>der</strong><br />

sogar Blasenbildung (Hahnenfuß-Dermatitis); innere Aufnahme beeinflusst das Nervensystem (es kommt<br />

zu Erbrechen, Durchfall, Schwindelanfällen, Krämpfen und Lähmungserscheinungen). Schon <strong>der</strong> ältere<br />

Plinius (Ende 23 / Anfang 24 bis 79 n. Chr.; s. auch unten Anm. 461), Naturalis historia 25,173, und<br />

Pedanios Dioskurides aus Anazarbos in Kilikien (geboren ca. 25 n. Chr.), Perí hýles iatrikés / De materia<br />

medica (‚Über Heilmittel’) 2,175, berichten über die Giftigkeit dieser Pflanze und ihre Verwendung als<br />

Heilmittel. Die inhaltliche Ähnlichkeit beruht auf <strong>der</strong> ihnen gemeinsamen Quelle, <strong>der</strong> Perí hýles iatrikés<br />

des Sextius Niger, dessen Werk jedoch nicht erhalten ist.<br />

159 TrGF I 1 T 1: ‚Und zuerst beschmierte er [= Thespis] sein Gesicht mit Bleiweiß und führte so Tragödien<br />

auf’; s. jedoch im Gegensatz hierzu die bereits genannte Angabe des Horaz, Ars poetica 275-277<br />

(Übersetzung: s. oben Anm. 157).<br />

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