Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...
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früh zu dichten begonnen) könnte <strong>der</strong> Grund hierfür eine gewisse Unsicherheit gewesen<br />
sein; 103 da er jedoch auch später öfters auf die Einstudierung verzichtete, ist anzunehmen,<br />
dass ihm diese Aufgabe nicht beson<strong>der</strong>s lag. Auch an<strong>der</strong>e Komödiendichter verfuhren<br />
in ähnlicher Weise, doch besitzen wir nur bei Aristophanes genauere Kenntnisse.<br />
Wenn ein Dichter darauf verzichtete, selbst Regie zu führen, trat an seine Stelle ein<br />
professioneller Choreograph (Chorodidaskalos; 104 auch einfach Didaskalos 105 ), <strong>der</strong> die<br />
Einstudierung (beson<strong>der</strong>s des Chores in Tanz, Text und Gesang) übernahm.<br />
Vor allem bei den Dithyramben-Chören wurde die Einsetzung eines Chorodidaskalos<br />
bevorzugt, da die Dithyramben-Dichter, die in <strong>der</strong> Regel Nicht-Athener waren, als solche<br />
an den Festvorbereitungen nicht beteiligt waren. Stellvertretend für die jeweilige<br />
Phyle war dann <strong>der</strong> ihr zugeloste Chorege dafür verantwortlich, dass ein möglichst<br />
kompetenter Mann die Einstudierung ihres Chores übernahm.<br />
Bei <strong>der</strong> Komödie verfuhr man auch hier etwas an<strong>der</strong>s: Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass<br />
in den Didaskalien 106 zu Aristophanes stets die gleichen Namen von Chorodidaskaloi<br />
(Plur.) auftauchen, ist davon auszugehen, dass sich die Dichter ihre Regisseure selbst<br />
aussuchten und dass die Choregen nur für die Kosten aufkamen.<br />
4.1.1.6.3 Die Einstudierung<br />
Nachdem <strong>der</strong> Chorege seinen Chor zusammengestellt, einen Aulos-Spieler und gegebenenfalls<br />
einen Chorodidaskalos engagiert hatte, bestand seine nächste Pflicht darin,<br />
geeignete Räumlichkeiten für die Proben zu organisieren. Dies stellte in Anbetracht <strong>der</strong><br />
zahlreichen Chöre, die in den Monaten vor den Städtischen Dionysien in Athen einstudiert<br />
werden mussten, keine leicht zu lösende Aufgabe dar. Möglicherweise standen<br />
hierzu einige öffentliche Gebäude <strong>zur</strong> Verfügung, z.B. das Odeion des Perikles; 107<br />
seinem vorwitzigen Sklaven Xanthias in die Unterwelt hinab, um den kürzlich verstorbenen Euripides<br />
wie<strong>der</strong> auf die Erde zu holen, kehrt jedoch, nachdem dieser in einem spannenden Wettkampf dem alten<br />
Aischylos unterlegen ist, mit Aischylos an die Oberwelt <strong>zur</strong>ück.<br />
103 Vgl. Aristophanes, Ritter 512-550.<br />
104 Griech. chorodidáskalos, bestehend aus chorós + didáskalos (‚Chor-Lehrer’).<br />
105 Da seit alters her mit griech. didáskalos nicht nur <strong>der</strong> berufsmäßige Regisseur, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />
seine Stücke selbst einübende Dichter (griech. poietés) bezeichnet wurde, findet sich <strong>zur</strong> Unterscheidung<br />
vom Dichter-Didaskalos für den professionellen Regisseur auch <strong>der</strong> Begriff hypodidáskalos (‚Unter-<br />
Lehrer’, zweiter Lehrer’), s. Photios s. v. hypodidáskalos Naber.<br />
106 Didaskalien (griech. didaskalíai von didásko ‚lehren, unterweisen, unterrichten’, s. auch oben<br />
Anm. 105), inschriftliche Listen von Chor- und Dramenaufführungen mit den relevanten Informationen:<br />
Aufführungsjahr (Archon), Dichter, Titel, Fest, Chorege, Schauspieler etc. Die Daten wurden in Athen in<br />
den Archiven <strong>der</strong> spielleitenden Behörden gesammelt.<br />
107 Scholion zu Aristophanes, Wespen 1109a Koster.<br />
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