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Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...

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auf diese Weise dramatische Handlungen im eigentlichen Sinne, denn von nun an waren<br />

dramatische Dialoge ohne Einbeziehung des Chores bzw. Koryphaios (s. oben Anm.<br />

94) möglich (Stärkung <strong>der</strong> Rhesis durch Reduzierung <strong>der</strong> Chorpartien).<br />

Sophokles 127 erhöhte die Zahl <strong>der</strong> Sprecher bzw. Schauspieler schließlich auf drei<br />

(Tritagonist). 128 Diese Aufführungspraxis blieb verbindlich, um Chancengleichheit in<br />

den tragischen Agonen zu gewährleisten. 129 Da sich jedoch bei <strong>der</strong> Aufteilung des Textes<br />

auf drei Sprecher mitunter Schwierigkeiten ergaben, konnte bisweilen ein vierter<br />

Schauspieler hinzugenommen werden, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> stumm blieb o<strong>der</strong> aber nur wenige<br />

Worte sprach (die Besoldung dieser zusätzlich eingeführten Person übernahm <strong>der</strong> Chorege,<br />

die <strong>der</strong> drei regulären Schauspieler <strong>der</strong> Staat). 130<br />

Blume [1978] 1991, S. 83:<br />

„Sobald aber ein Vierter zugegen ist, bleibt dieser stumm o<strong>der</strong> beschränkt sich auf wenige Worte, d. h.<br />

es handelt sich bei ihm um eine zusätzlich eingeführte Person, ein sogenanntes Parachoregema. Mit<br />

<strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Regel, daß nicht mehr als 3 Personen zugleich sprechen dürfen, [Anm. 258: »Nec<br />

quarta loqui persona laboret«, 131 Horaz, Ars Poetica 192; vgl. Cicero ad Atticum 13, 19 (= 29), 3 ]<br />

hängt es zusammen, daß bisweilen selbst wichtige Figuren über eine o<strong>der</strong> mehrere Szenen hin<br />

schweigen, ohne daß dies aus dramatischen Gründen notwendig wäre. Es geschieht vielmehr, weil <strong>der</strong><br />

betreffende Schauspieler für eine an<strong>der</strong>e Figur benötigt wird; in <strong>der</strong> Zwischenzeit wird die Rolle, die<br />

er bisher verkörperte, durch eine stumme Person besetzt.“<br />

und Tanz ebenso zugute wie die Erfahrung in <strong>der</strong> Praxis.“ S. denselben (2002), Art. Theater (wie oben<br />

S. 31), Sp. 270.<br />

127<br />

Sophokles, attischer Tragiker; geboren 497/496 v. Chr. in Athen, gestorben 406 v. Chr., wohl nicht<br />

lange nach den Städtischen Dionysien, an denen er den ersten Preis errang. Erhalten sind 7 Tragödien<br />

(von insgesamt 113 bis 130 Stücken): 1) Aias; 2) Trachinierinnen; 3) Antigone; 4) König Oedipus;<br />

5) Elektra; 6) Philoktetes; 7) Oedipus auf Kolonos.<br />

128<br />

Tritagonist, griech. tritagonistés (‚Dritter im Wettstreit’; <strong>der</strong> dritte Schauspieler in einer tragischen<br />

Tetralogie). Einführung des dritten Schauspielers durch Sophokles: TrGF IV T 1,4; T 2; T 95; T 97; vgl.<br />

jedoch TrGF III T 1,15 = TrGF IV T 98, wo als Erfin<strong>der</strong> des dritten Schauspielers alternativ Sophokles<br />

und Aischylos genannt werden, und TrGF III T 101 = TrGF IV T 96, wo Aischylos <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong> des dritten<br />

Schauspielers ist. S. auch Blume, Horst-Dieter: Art. Tritagonistes. In: DNP 12,1, 2002, Sp. 832.<br />

129<br />

Scholion vetus zu Aischylos, Choephoren 899 Smith; Scholion zu Euripides, Phoenizierinnen 93<br />

Schwartz; Aristides, Rómes enkómion 216, S. 351 Dindorf; Horaz, Ars poetica 192 mit Porphyrius <strong>zur</strong><br />

Stelle. Von einer Ausnahme in <strong>der</strong> Tragödie weiß Pollux 4,110 zu berichten. – Auch für das Satyrspiel<br />

scheint die Drei-Schauspieler-Regel gegolten zu haben; das einzige vollständig erhaltene Stück dieser<br />

Gattung, <strong>der</strong> Kyklops des Euripides, erfor<strong>der</strong>t tatsächlich drei Schauspieler, s. Blume [1978] 1991, S. 84;<br />

Seidensticker (wie oben Anm. 82) S. 24 f. Für die griechische Komödie hingegen nicht; Blume [1978]<br />

1991, S. 84 f. nimmt für sämtliche Phasen <strong>der</strong>selben (Alte, Mittlere und Neue Komödie) eine Zahl von<br />

fünf bis sieben Schauspielern an; <strong>der</strong>selbe (2002), Art. Theater (wie oben S. 31), Sp. 270, ähnlich auch<br />

<strong>der</strong>selbe: Art. Hypokrites. In: DNP 5, 1998 (Sp. 810-812) 810 für die Alte Komödie vier (nur Aristophanes’<br />

Acharner benötigen fünf) und für die Neue drei.<br />

130<br />

S. Blume [1978] 1991, S. 78, Anm. 238.<br />

131<br />

Eigene Anm.: nec quarta loqui persona laboret (‚und nicht soll sich eine vierte Person zu sprechen<br />

bemühen’).<br />

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