Vom Maskenkult zur Theatermaske - Hochschulschriftenserver der ...
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Blume [1978] 1991, S. 40 f.:<br />
„Von einer Komödie | wollten die einen unterhalten, ja amüsiert werden, an<strong>der</strong>e suchten anspruchsvollere,<br />
‚intellektuellere’ Kost, und auf dem Gebiet <strong>der</strong> Tragödie schieden sich wohl zu allen Zeiten<br />
Traditionalisten und Neuerer.“<br />
Dennoch wird nicht davon auszugehen sein, dass die Preisrichter gegen den offenkundigen<br />
Beifall <strong>der</strong> Masse entschieden haben. Die Bestimmung <strong>der</strong> Preisrichter erfolgte<br />
erst unmittelbar vor bzw. während <strong>der</strong> jeweiligen Agone und unterlag einem bewusst<br />
komplizierten Losverfahren, um jegliche Art von Bestechung und Beeinflussung auszuschließen.<br />
Zunächst wählte <strong>der</strong> von Kleisthenes 508/507 v. Chr. geschaffene Rat <strong>der</strong><br />
Fünfhun<strong>der</strong>t (bestehend aus jeweils 50 Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> 10 Phylen) aus je<strong>der</strong> Phyle mehrere<br />
Kandidaten, und zwar geson<strong>der</strong>t für die verschiedenen Agone. 110 Die Namen <strong>der</strong><br />
Kandidaten wurden auf Täfelchen geschrieben und diese in zehn sorgfältig versiegelten<br />
Urnen auf <strong>der</strong> Akropolis verwahrt. Erst unmittelbar vor bzw. während des jeweiligen<br />
Agons, wenn das gesamte Publikum bereits im Theater versammelt war, fand die<br />
eigentliche Wahl statt (bei eintägigen Agonen – Dithyrambos; Komödie in Friedenszeiten<br />
– zu Beginn des jeweiligen Wettkampftages, beim dreitägigen Tragödien-Agon und<br />
beim Komödien-Agon in Kriegszeiten zu Beginn des jeweils letzten Wettkampftages).<br />
Nun wurde je<strong>der</strong> <strong>der</strong> zehn Urnen je ein Kandidat entnommen, und die auf diese Weise<br />
zu Preisrichtern Bestimmten legten einen öffentlichen Eid ab, nach bestem Wissen und<br />
Gewissen ihr Urteil zu fällen. Sobald sie anschließend ihre Ehrenplätze eingenommen<br />
hatten, konnten die Darbietungen beginnen. Nach dem Ende <strong>der</strong>selben schrieben die<br />
Preisrichter die Namen ihrer Favoriten <strong>der</strong> Reihe nach auf ihr Täfelchen und gaben dieses<br />
sodann in eine Urne. Zur Ermittlung <strong>der</strong> Sieger wurden von den insgesamt zehn<br />
Täfelchen fünf gezogen (die übrigen blieben unberücksichtigt), so dass niemand voraussagen<br />
konnte, wessen Stimme am Ende gewertet würde.<br />
4.1.1.7 Ehrungen und Weihgeschenke<br />
Sobald das Fest gekommen war, wurde <strong>der</strong> Chorege, <strong>der</strong> während <strong>der</strong> monatelangen<br />
Vorbereitungen die Sorge für die Organisation und Finanzierung <strong>der</strong> Aufführungen getragen<br />
hatte, durch verschiedene Ehrungen und Anerkennungen entschädigt. Schon<br />
beim Proagon nahm er eine prominente Stellung ein, und bei <strong>der</strong> den ersten Festtag einleitenden<br />
Opferprozession hatte er die Gelegenheit, durch die Wahl eines prachtvollen<br />
Gewandes die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken.<br />
Das oberste Ziel des Choregen bestand darin, dem ihm anvertrauten Chor zum Sieg<br />
zu verhelfen. Was im Falle eines solchen Sieges geschah, wissen wir am besten von den<br />
Dithyramben-Chören: Der Chorege eines siegreichen Dithyrambos bildete nicht nur den<br />
110 Seltsamerweise hatten die Choregen bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Kanditaten ein Mitspracherecht, wodurch<br />
die Gefahr bestand, dass sie ihnen wohlgesonnene Personen bevorzugten, s. Blume [1978] 1991, S. 41.<br />
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