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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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Bei jeder der drei Funktionen gibt es eine Reihe von Indikatoren, anhand deren sich der<br />

Grad an Erosion von Staatlichkeit messen lässt. Dabei wird einerseits auf quantitative Daten<br />

(z.B. Human Development Index, Bertelsmann Transformation Index, World Bank Governance<br />

Indicator), andererseits auf fallspezifische, qualitative Aussagen zurückgegriffen. Da<br />

die “Messung“ der zentralen Staatsfunktionen hier in erster Linie der Typologisierung der<br />

gewählten Fallstudien dient, konzentriert sich die vorliegende Arbeit stärker auf die<br />

Auswertung qualitativer Aussagen, wodurch der prozessuale Charakter und die Komplexität<br />

von <strong>Staatszerfall</strong>sprozessen stärker in die Analyse mit einbezogen werden können.<br />

Um die Vielzahl an Faktoren zu unterscheiden, unterteilt die States at Risk – Studie diese in<br />

Struktur-, Prozess- und Auslösefaktoren. Strukturfaktoren (auch root causes oder<br />

background factors genannt) sind jene Bedingungen, die sich aus den natürlichen<br />

Begebenheiten und langfristig wirksamen politischen, kulturellen oder sozio-ökonomischen<br />

Strukturmerkmalen (z.B. koloniales Erbe, multiethnische Bevölkerung) ergeben.<br />

Prozessfaktoren (auch aggravating factors oder accelerators genannt) sind jene<br />

Bedingungen, die innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens die Erosion von Staatlichkeit<br />

in Gang setzen und vorantreiben. Im Unterschied zu den Strukturfaktoren liegt hier die<br />

Betonung stärker auf dem Verhalten der Akteure (insbesondere der Eliten) selbst: Wie<br />

reagieren sie auf interne und externe Krisen, wie verarbeiten sie diese? Beispiele für<br />

Prozessfaktoren sind die politische Instrumentalisierung von sozialer Unzufriedenheit, die<br />

Politisierung und Polarisierung von ethnisch-kulturellen Differenzen, die Zunahme von<br />

politischem Extremismus, von Repression, Misswirtschaft, Korruption, die wachsende<br />

Privatisierung von Gewalt, aber auch die Reaktion bzw. Nichtreaktion auf regionale<br />

Wirtschaftskrisen. Auslösefaktoren (auch triggering factors genannt) sind jene Ereignisse,<br />

die innerhalb weniger Tage oder Wochen einen abrupten Wandel auslösen. Sie können<br />

zwar das Ergebnis längerfristiger Entwicklungen sein, entfalten aber eine eigene katalytische<br />

Wirkung. Darunter fallen etwa Militärinterventionen von außen, Militärputsche und<br />

Revolutionen, der Ausbruch eines Bürgerkriegs, massive Unterdrückungsmaßnahmen (wie<br />

z.B. Massaker an der Opposition), soziale Unruhen, Flüchtlingsströme und Hungersnöte.<br />

1.5. Methodik und Vorgehensweise<br />

Die Vorgehensweise dieser Arbeit ergibt sich größtenteils aus der zuvor dargestellten<br />

konzeptionellen Grundlage (States at Risk – Studie), jedoch auch aus den Prämissen der<br />

hier angewandten <strong>vergleichende</strong>n Methode. Ein Vergleich ist demnach nur dann möglich,<br />

wenn ein gewisses Maß an Konkordanz bzw. Kontexthomogenität in der unabhängigen<br />

Variablen, und gleichzeitig starke Differenz in der abhängigen Variablen vorhanden ist. 16<br />

16 Vgl. Basedau, Matthias: Erfolgsbedingungen von Demokratie im subsaharischen Afrika. Ein systematischer<br />

Vergleich ausgewählter Länder, Opladen 2003, S. 24 f.<br />

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