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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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genommen. 61 Während der britischen Kolonialzeit erfolgte dann die schrittweise Verbesserung<br />

des Verkehrsnetzes. Neben dem Ausbau der Nordroute bis Arusha und der Errichtung<br />

einer Nebenverbindung zur Mine von Mpanda, kam es auch zu einem weiteren Streckenneubau<br />

zwischen Tabora und Mwanza am Viktoriasee. Des weiteren wurde seit 1921 der<br />

Ausbau von Verbindungsstraßen (main roads) und Zubringerstraßen (feeder roads) vorangetrieben.<br />

Das Straßennetz konnte zwar bis 1961 von 2.650 auf 19.143 Meilen ausgebaut<br />

werden, die meisten Straßen waren jedoch in einem derart schlechten Zustand, dass sie nur<br />

während der Trockenzeit befahrbar waren. 62 Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit besaß<br />

Tanganyika zudem einen internationalen Flughafen (Dar es Salaam), ein Post- und<br />

Telekommunikationswesen und vier große Häfen (Dar es Salaam, Lindi, Mtwana, Tanga). 63<br />

In die Bildung der afrikanischen Bevölkerung wurde dagegen weniger investiert. 64 Während<br />

europäische und asiatische Schüler insgesamt zwölf Jahre Schulunterricht erhielten, bestand<br />

für afrikanische Schüler ein fragmentiertes System aus vier Jahren primary school, vier<br />

Jahren middle school, zwei Jahren junior secondary school und zwei Jahren senior<br />

secondary school. Wie die Verteilung von afrikanischen Schülern auf die einzelnen<br />

Schultypen deutlich zeigt, führte diese System dazu, dass nur eine verschwindende Zahl<br />

afrikanischer Schüler den höheren Bildungsweg einschlug. Im Jahr 1960 gab es für 431.056<br />

afrikanische Schüler lediglich 3.115 Grundschulen. Gleichzeitig besuchten jedoch nur 4.450<br />

Studenten die junior secondary school und 195 die senior secondary school. „Thus, an<br />

average of only 1 student in 97 could hope to enter secondary school and only 1 in 2210<br />

would make it to the senior secondary level.“ 65 Demgegenüber erlangte etwa die Hälfte der<br />

16.317 asiatischen und 2.097 europäischen Grundschüler einen Hochschulabschluss. Hinzu<br />

kommt, dass in ländlichen Gebieten oftmals gar keine Schulen existierten. Auch die<br />

technische Ausbildung der afrikanischen Bevölkerung wurde so stark vernachlässigt, dass<br />

zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit lediglich 400 Plätze zur Verfügung standen. 66 Noch<br />

weniger Beachtung schenkten die Kolonialmächte dem Aufbau des Gesundheitswesens.<br />

1961 gab es landesweit nur 98 Krankenhäuser, 22 ländliche Gesundheitszentren und vier<br />

Schulen zur Ausbildung von medizinischem Personal. Nur zwölf der insgesamt 403<br />

registrierten Ärzte waren afrikanischer Herkunft. 67<br />

61 Vgl. Iliffe: A Modern History of Tanganyika, 1979, S. 135 f.<br />

62 Vgl. IBRD: The Economic Development of Tanganyika, 1961, S. 273.<br />

63 Vgl. ebd., S. 287.<br />

64 “The basic lack of attention given to education for Africans before independence in Tanganyika was<br />

consistent with Britain’s apparent strategy of reducing the possibility of a mass movement for independence<br />

and keeping the country in a highly dependent position.” Kahama: Tanzania’s Economy, 1986, S. 23.<br />

65 Ebd.<br />

66 Vgl. ebd.<br />

67 Der Mangel an Einrichtungen und Personal hatte zur Folge, dass nur 30 % der schwangeren Frauen<br />

medizinisch versorgt wurden und nur jedes zehnte Kind in einem Krankenhaus geboren wurden. Vgl.<br />

Kahama.: Tanzania’s Economy, 1986, S. 24.<br />

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