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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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Kontingents ehemaliger Gurkha-Soldaten. Als deren Führungspersonal von der RUF getötet<br />

wurde und die Gurkhas sich zurückgezogen hatten, akzeptierte Strasser das Angebot von<br />

Executive Outcome (EO), einer von Südafrika aus operierenden Sicherheitsfirma. 220 Die<br />

Privatisierung der Gewalt war damit auch von staatlicher Seite voll in Gang gesetzt<br />

worden. 221 Zusammen mit der Civil Defense Forces (CDF), einer ebenfalls privaten<br />

Kampftruppe unter Führung sogenannter Kamajors, konnte EO bis Ende 1995 die<br />

Diamantenfelder in den östlichen Provinzen zurückerobern. 222 Währenddessen hatte<br />

Brigadier Julius Maada Bio in einem Palastcoup den Vorsitz des NPRC übernommen und<br />

auf Druck der internationalen Staatengemeinschaft Wahlen abgehalten. 223 Doch auch<br />

nachdem Ahmed Tejan Kabbah, Vorsitzender der wiedererstarkten SLPP, 1996 zum<br />

Präsidenten gewählt worden war, kam es zu keiner Verbesserung der Gesamtsituation.<br />

Weder gelang es die innenpolitischen Probleme zu lösen 224 , noch den Krieg mit der RUF zu<br />

beenden. Ein tragfähiger Waffenstillstand konnte erst mit dem Lomé-Abkommen von 1999<br />

erreicht werden. Die kriegerischen Auseinandersetzungen hielten dennoch bis 2002 an. 225<br />

3.1.4. Fazit<br />

Die <strong>vergleichende</strong> Untersuchung beider Staaten hat im Hinblick auf die Erfüllung ihrer<br />

Sicherheitsfunktion zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Während der<br />

tanzanische Staat seine Sicherheitsfunktion, trotz Defiziten bei der Kontrolle der<br />

Außengrenzen erfüllen konnte, hat der sierra-leonische Staat bei dieser Staatsfunktion auf<br />

allen Ebenen versagt.<br />

Zunächst kann festgehalten werden, dass es Sierra Leone, im Gegensatz zu Tanzania, nicht<br />

gelungen ist, einen funktionsfähigen Sicherheitsapparat aufzubauen. Zwar hatten beide<br />

Staaten zunächst die Sicherheitsstrukturen der britischen Kolonialmacht übernommen und<br />

auch die Afrikanisierung der Offiziersränge war Mitte der 1960er Jahre nahezu vollständig<br />

abgeschlossen. Jedoch gelang es in Sierra Leone nicht, die Sicherheitskräfte der staatlichen<br />

Kontrolle zu unterstellen. Dies lag vor allem daran, dass das Militär seit der Machtübernahme<br />

Albert Margais nach ethnischen Gesichtspunkten rekrutiert wurde und somit zwischen die<br />

220 Vgl. Richards: The Political Economy of Internal Conflict in Sierra Leone, 2003, S. 16. Zur Finanzierung und<br />

Funktionsweise von Executive Outcome siehe: Reno, William: Privatizing War in Sierra Leone, in: Current<br />

history, Bd. 96, Heft 610/1997, S. 227-230.<br />

221 „Als Alternative erstarkten private Akteure, die wie im Fall der RUF illegitime Gewalt zur Durchsetzung ihrer<br />

Interessen anwandten.“ Junkert: Auf den Spuren der Kriegsherren, 2003, S. 68.<br />

222 Vgl. Clapham: The Political Economy of Internal Conflict, 2003, S. 8.<br />

223 Vgl. Hirsch: Diamonds and the Struggle for Democracy, 2001, S. 116.<br />

224 Nachdem im September desselben Jahres ein erster Putschversuch des Major Johnny Paul Koroma<br />

gescheitert war, gelang es schließlich dem Armed Forces Revolutionary Council (AFRC) im Mai des<br />

darauffolgenden Jahres Kabbah zu stürzen. Da der AFRC jedoch international nicht anerkannt wurde und<br />

schließlich durch ein nigerianisches Kontingent der ECOMOG vertrieben wurde, übernahm Kabbah am 10.<br />

März 1998 erneut das Präsidentenamt. Vgl. Hirsch: Diamonds and the Struggle for Democracy, 2001, S. 118<br />

ff. Da Kabbah auch heute noch Präsident Sierra Leones ist, scheint die Serie von Putschen und<br />

Putschversuchen (fürs erste) vorbei zu sein.<br />

225 Vgl. Kieh: State-building in Post-Civil War Sierra Leone, 2005, S. 166.<br />

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