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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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kommen bildeten.“ 102 Nachdem Cameron Tanganyika 1932 verlassen hatte, wurde das<br />

System der indirekten Herrschaft jedoch nach und nach verworfen. Auf Anordnung seines an<br />

Tanganyika wenig interessierten Nachfolgers, Sir Stewart Symes, sollten sich die Native<br />

Authorities fortan auf die Erfüllung einfacher Dienste innerhalb ihres Kompetenzbereichs<br />

beschränken: Native Authorities „(...) must confine themselves to ´local government’ and<br />

eschew ´matters outside the proper sphere of a local authority’.” 103 Anstatt dessen wurden<br />

kommunale Räte (Local bzw. District Councils), bestehend aus den Native Authorities und<br />

Vertretern aus dem gebildeten bürgerlichen Lager, geschaffen. Da beide Seiten jedoch<br />

wenig Interesse an einer Zusammenarbeit zeigten, scheiterte auch diese<br />

“Verwaltungsreform”. Die Schwäche der local governments wurde schließlich dann<br />

offensichtlich, als sie der Mitte der 1950er Jahre aufgekommenen Nationalbewegung nur<br />

wenig entgegenzusetzen hatte. 104<br />

Zanzibar wurde dagegen nach dem Prinzip der “dual power“ verwaltet, wobei der im Amt<br />

verbliebene osmanische Sultan als Intermediär zwischen der Bevölkerung und der britischen<br />

Kolonialverwaltung fungierte. 105 Obwohl die Sultanate einen Großteil ihrer Autonomie<br />

einbüßten, erhielten sie dennoch neue und zum Teil effektivere Machtkompetenzen, sodass<br />

die Araber ihre privilegierte Stellung gegenüber der restlichen Bevölkerung aufrecht erhalten<br />

konnten. 106<br />

In Sierra Leone wurden die Kolonie (Western Area) und das Protektorat nach unterschiedlichen<br />

Gesichtspunkten verwaltet. In der Kolonie bestand seit 1863 ein Verwaltungssystem<br />

mit Legislativ- und Exekutivrat, das zwar durch britische Kolonialbeamte dominiert wurde,<br />

aber auch zwei vom Gouverneur berufene Mitglieder der kreolischen Bourgeoisie<br />

einschloss. 107 Zwar existierten mit dem Freetown City Council, dem Sherbro Urban District<br />

Council und den verschiedenen Rural Area Councils kommunale Verwaltungsgremien (local<br />

governments), auf eine Zusammenarbeit mit Native Authorities wurde jedoch verzichtet. 108<br />

Das Protektorat wurde dagegen nach den Prinzipien der Indirect Rule verwaltet. Die lokale<br />

Verwaltung übernahmen wiederum Native Authorities in Form von Paramount Chiefs. Die<br />

Ausnutzung traditioneller Herrschaftsverhältnisse erforderte jedoch bestimmte<br />

Modifikationen:<br />

102<br />

Herzog: Geschichte Tansanias, 1986, S. 79.<br />

103<br />

Iliffe: A Modern History of Tanganyika, 1979, S. 356.<br />

104<br />

Vgl. Iliffe: A Modern History of Tanganyika, 1979, S. 484.<br />

105<br />

Vgl. Fengler: Konfliktformationen und Zukunftsperspektiven der tanzanischen Union, 1997, S. 23.<br />

106<br />

Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Sultan die Befugnis hatte, die Verwaltungsbeamten<br />

(District Officers bzw. Headmen) zu ernennen. Vgl. Newbury, Catherine M.: Colonialism, Ethnicity, and Rural<br />

Political Protest: Rwanda and Zanzibar in Comparative Perspective, in: Comparative Politics, vol. 15, no.<br />

3/1983, S. 254 ff.<br />

107<br />

Vgl. Schicho, Walter: Handbuch Afrika. Westafrika und die Inseln im Atlantik Bd. 2, Frankfurt a. M./Wien<br />

2001, S. 253.<br />

108<br />

Vgl. Alie: History of Sierra Leone, 1990, S 156 f.<br />

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