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Staatskonsolidierung vs. Staatszerfall. Eine vergleichende ...

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Aufgrund der in 3.1.1. dargestellten strukturellen Schwäche des Sicherheitsapparates war<br />

Sierra Leone bereits vor dem Bürgerkrieg kaum in der Lage seine Außengrenzen zu sichern.<br />

Das lag vor allem daran, dass ein Großteil der in die Grenzgebiete zu Liberia versetzten<br />

Soldaten und Polizisten in den illegalen Diamantenhandel involviert war, anstatt diesen zu<br />

bekämpfen und die Grenze zu kontrollieren:<br />

„Policing the border (...) became a significant new source of revenue for the army and<br />

other state employees (...). Indeed, smugglers even paid army officers to ride in their<br />

vehicles to ensure safe passage for smuggled goods.“ 181<br />

Das Unvermögen der sierra-leonischen Armee, der Republic of Sierra Leone Military Force<br />

(RSLMF), die Grenze zu Liberia zu sichern, wurde mehr als deutlich, nachdem es Ende<br />

1990, also bereits vor der Invasion der RUF 1991, zu gewaltsamen Grenzüberschreitungen<br />

seitens der von Charles Taylor unterstützten National Patriotic Front of Liberia (NPFL)<br />

gekommen war. „There had been a number of cross-border attacks by the NFPL rebels into<br />

Sierra Leone before Sankoh’s threats.” 182 So überquerten am 18. Dezember 1990 ungefähr<br />

100 NPFL-Rebellen die Grenze zu Sierra Leone und plünderten das Dorf Kissy-Tongay.<br />

Berichten zufolge soll es noch im selben Monat zu weiteren Angriffen auf Dörfer des<br />

Kailahun-Distrikts gekommen sein. Von einem Einschreiten der sierra-leonischen Armee ist<br />

dagegen nichts bekannt. 183 Als die RUF, bestehend aus NPFL-Rebellen, Söldnern aus<br />

Burkina Faso und in Liberia ausgebildeten Sierra Leonern, schließlich am 23. März 1991 mit<br />

gerade einmal 100 Mann mehrere Dörfer des Grenzdistriktes überfiel, sah sich die RSLMF<br />

nicht imstande die RUF zu attackieren, bevor diese sich wieder hinter die liberianische<br />

Grenze zurückziehen konnte. 184 Die Taktik der RUF war einfach, aber effektiv. Immer wieder<br />

startete sie Überraschungsangriffe auf sierra-leonisches Territorium, um anschließend<br />

wieder in den unwegsamen Wäldern des Grenzgebietes unterzutauchen. Dort bildeten die<br />

Kader ihre Kämpfer aus und schufen geheime Pfade, über die sie ihre Einheiten durch das<br />

ganze Land vernetzten. 185<br />

Als es der RUF schließlich 1992 gelang, bis in den Kono-Distrikt vorzudringen und damit<br />

eines der diamantenreichsten Gebiete Sierra Leones zu besetzen, war ein erneuter Rückzug<br />

nicht mehr erforderlich; zumal der Diamantenexport nach Liberia den Nachschub von Waffen<br />

ermöglichte und so die Fortsetzung des Krieges erlaubte. 186 „The rebels controlled diamond<br />

mining, exporting both agricultural products and diamonds to Liberia in exchange for arms<br />

181<br />

Keen: Greedy Elites, 2003, S. 74.<br />

182<br />

Gberie, Lansana: A Dirty War in West Africa. The RUF and the Destruction of Sierra Leone, London 2005,<br />

S. 59.<br />

183<br />

Vgl. Musa, Sorie/ John Lansana Musa: The Invasion of Sierra Leone. A Chronicle of a Nation Under Siege,<br />

Sierra Leone Institute for Policy Studies, Washington 1993, S. 21.<br />

184<br />

Vgl. Gberie: A Dirty War in West Africa, 2005, S. 59.<br />

185<br />

Vgl. Richards, Paul: The Political Economy of Internal Conflict in Sierra Leone, Netherlands Institute of<br />

International Relations, ‘Clingendael’ Conflict Research Unit, Den Haag 2003, S. 15.<br />

186<br />

Vgl. Hirsch: Diamonds and the Struggle for Democracy, 2001, S. 36.<br />

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